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Die Wochen nach dem Tag, an dem Jimin seine Zwillinge mit zur Arbeit gebracht hatte, verliefen ruhiger, als er es je für möglich gehalten hätte. Yoongi war mehr als hilfsbereit gewesen, hatte Zeit für die Kinder aufgebracht und gleichzeitig dafür gesorgt, dass alles in der Firma reibungslos lief. Jimin begann, sich in dieser neuen Situation wohler zu fühlen. Doch es gab immer noch eine unterschwellige Spannung zwischen ihnen, eine, die er nicht ganz erklären konnte, und die oft in seinen Gedanken nagte.
In den letzten Tagen war ihm aufgefallen, dass Yoongi ihn immer wieder aus den Augenwinkeln beobachtete. Es war nicht ungewöhnlich, dass Yoongi einen intensiven Blick auf seine Mitarbeiter warf – er war bekannt für seine genaue Beobachtungsgabe – aber bei Jimin war es anders. Es war, als würde Yoongi ständig nach etwas suchen, als würde er versuchen, ein Rätsel zu lösen, das er nur allzu gut kannte.
Am Mittwochmorgen, als die Sonne durch das Bürofenster strahlte, spürte Jimin das vertraute Gewicht von Yoongis Blick auf sich. Er konnte es nicht ignorieren, und es machte ihn nervös. Es war nicht das erste Mal, dass Yoongi ihn auf diese Weise anstarrte, aber heute war etwas anders. Jimin hatte das Gefühl, dass der Moment gekommen war, an dem Yoongi sich seiner Zweifel endlich stellen würde.
Jimin saß gerade an seinem Schreibtisch, als Yoongi ohne ein weiteres Wort in sein Büro trat. Die Tür schloss sich hinter ihm, und für einen Moment war es, als würde die Zeit stillstehen. Yoongi trat einen Schritt näher, sein Blick fokussiert und scharf.
„Jimin," sagte er leise, aber mit einer Klarheit, die nichts Gutes verhieß. „Wir müssen reden."
Jimin sah auf und versuchte, sich nicht von der Intensität von Yoongis Blick verunsichern zu lassen. „Was gibt es?"
Yoongi setzte sich gegenüber von ihm und legte beide Hände auf den Tisch. „Ich habe bemerkt, dass du in letzter Zeit ... anders bist. Ich weiß, dass etwas nicht stimmt." Er hielt kurz inne, bevor er weiter sprach. „Ich kann es nicht genau erklären, aber du verhältst dich so, als würdest du etwas verbergen. Etwas, das du mir nicht gesagt hast."
Jimin schluckte schwer. „Was meinst du?"
Yoongi ließ sich nicht täuschen. „Du bist in letzter Zeit oft in Gedanken, als würdest du mit etwas ringen. Und das hast du schon damals getan ... als wir zusammen waren. Und jetzt ..." Seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. „Jetzt weiß ich, dass du mir noch immer etwas verschweigst."
Jimin fühlte sich, als würde der Boden unter ihm wanken. Yoongi wusste es. Vielleicht hatte er es immer gewusst. Und trotz der Zeit, die vergangen war, spürte Jimin die Schwere dieser Enthüllung, als würde sich die ganze Vergangenheit wieder vor ihm aufbauen.
„Yoongi, du weißt, dass ich ..." begann Jimin, doch die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. Was sollte er sagen? Dass er damals schwanger war? Dass er ihm nie von der Schwangerschaft erzählt hatte? Dass er alles alleine auf die Welt gestellt hatte, um Yoongi nicht zu belasten? Die Erinnerung daran war schmerzhaft, und der Gedanke, es ihm jetzt zu gestehen, schien unmöglich.
„Du musst es mir nicht direkt sagen," sagte Yoongi ruhig, als er Jimin ansah, „aber ich kann es sehen. Ich sehe es in deinen Augen. Es geht um die Zwillinge, oder?"
Jimin erstarrte. Wie konnte er das wissen? „Was meinst du?" fragte er, obwohl er wusste, dass Yoongi nicht einfach nur vermutete.
„Ich habe die beiden bemerkt," fuhr Yoongi fort, „sie sehen dir ähnlich. Und ich habe gemerkt, dass sie manchmal mit dem gleichen Blick dich ansehen, den du damals hattest. Und dann gibt es noch diese kleinen Details, wie sie sich aufeinander verlassen, so wie du es immer getan hast ..."
Jimin spürte, wie ihm die Kehle zuschnürte. Er hatte nie darüber gesprochen. Nie hatte er Yoongi von den Zwillingen erzählt, nie hatte er ihm gesagt, dass er der Vater war. Doch jetzt konnte er nicht mehr lügen, nicht mehr verbergen, was längst zwischen ihnen stand.
„Ja," flüsterte Jimin schließlich, „sie sind deine Kinder, Yoongi. Yuna und Felix sind ... deine Kinder."
Es war, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen. Yoongi starrte ihn an, als hätte er gerade etwas Unglaubliches gehört. Doch dann, langsam, trat ein ungläubiges Lächeln auf sein Gesicht. Es war weich, fast zögerlich, aber in seinen Augen lag ein Funken Hoffnung.
„Du hast es mir nie gesagt," murmelte Yoongi, „aber du hast es immer gewusst, oder?"
Jimin nickte, die Worte fielen ihm schwer. „Ich wollte dich nicht belasten. Ich wusste, dass du damals schon genug mit dir selbst zu tun hattest, und ... und ich hatte Angst, dass du mich für das, was passiert ist, hassen würdest."
Yoongi lehnte sich zurück und schloss für einen Moment die Augen. „Hassen? Du denkst wirklich, ich könnte dich hassen, Jimin?" fragte er leise, als er zu ihm blickte. „Das war nie der Punkt. Der Punkt war, dass du mich nicht genug vertraut hast, um mir zu sagen, was passiert ist."
Jimin seufzte und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. „Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Ich wollte dich nicht belasten, nicht noch mehr in dein Leben treten."
„Du hast mich nie verloren," sagte Yoongi sanft und legte seine Hand auf Jimin's. „Ich habe immer gewusst, dass du mehr bist, als du mir zeigst. Und jetzt verstehe ich, warum du dich immer distanziert hast. Du hast es aus Liebe getan."
Jimin sah ihn mit großen Augen an. „Aus Liebe?"
Yoongi nickte. „Ja. Aus Liebe. Ich weiß jetzt, dass du nie von mir weggegangen bist, weil du mich nicht mehr liebtest, sondern weil du mir den Raum geben wolltest, den du glaubtest, den ich brauchte."
Für einen Moment war alles still. Das, was zwischen ihnen gewesen war, hatte sich verändert. Der Raum füllte sich mit einer leisen, fast greifbaren Wärme, die von Yoongi ausging. Jimin hatte nie geglaubt, dass Yoongi ihn je wieder so ansehen würde. Doch hier saß er, der Mann, den er immer noch liebte, der ihn jetzt mit einer solchen Sanftheit betrachtete, dass es ihm das Herz fast zerriss.
„Ich habe dich immer geliebt, Jimin," flüsterte Yoongi dann, „und ich liebe dich immer noch. Ich habe so lange gebraucht, um das zu verstehen. Aber jetzt weiß ich es. Ich will bei dir und den Zwillingen sein."
Jimin fühlte, wie die Worte, die er so lange zurückgehalten hatte, ihm endlich über die Lippen kamen. „Ich liebe dich auch, Yoongi. Ich habe es nie vergessen."
Yoongi stand auf und trat einen Schritt näher. „Dann lass uns zusammen sein. Lass uns gemeinsam für die Zukunft kämpfen, für die Familie, die wir jetzt haben."
„Ich habe nie etwas anderes gewollt," sagte Jimin, während seine Augen feucht wurden. „Aber wir müssen gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir müssen es schaffen."
Yoongi nickte. „Wir werden es schaffen, Jimin. Wir gehören zusammen. Immer."
In diesem Moment, während ihre Hände sich fanden und ihre Blicke sich vertieften, wussten sie, dass alles, was sie bisher durchgemacht hatten, sie nur stärker gemacht hatte. Die Vergangenheit war nicht einfach, aber sie hatten jetzt die Chance, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Und das war alles, was zählte.
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