XXXIX. Gott
Jimin P.o.V
Ächzend klammerte ich mich an Yoongi und versuchte ungelenk aus dem schmalen Bett zu steigen. Yoongi seufzte tief und hob mich sanft unter den Armen hoch, während Jamiro und Chamatkar mir meine Krücken reichten. "Danke", murmelte ich durch zusammengepresste Zähne und verlagerte mein gesamtes Gewicht auf mein rechtes Bein. Mein Blick fiel an mir runter. Ich hatte noch immer meine zerrissene Jeans an, doch mein linkes Knie welches rausgesprungen und leicht angeknackst war, wurde dick einbandagiert. Die Schusswunde an meiner Hüfte wurde bereits genäht und bepflastert. Yoongi reichte mir ein dünnes Hemd. "Mein armes Baby", hauchte Yoongi mitleidig, als ich schmerzvoll stöhnte, nach dem ersten Versuch mich anzuziehen. Nach einigen Versuchen und viel Hilfe, bekam ich es schließlich hin.
Er schlang helfend seine Arme unter meine Schulter, sodass ich mich gegen ihn lehnen konnte. Ich seufzte tief und machte einen weiteren Schritt nach vorne. Mit Yoongi als Hilfe ging es deutlich besser. Die Zauberer gingen vor uns den langen Gang entlang, wo wir auch einem jungen mir unbekannten Arzt entgegen kamen. Dieser sah erschrocken zu unserem Trupp. "Hey! Jimin muss sich noch ausruhen! Was habt ihr vor?", erschrocken strich er sich eine lose schwarze Haarsträhne hinters Ohr und blieb in unserem Weg stehen. Irritiert runzelte ich die Stirn. Yoongi deutete angespannt auf den Jungen. "Jimin, das ist Dr. Asklepios. Er hat dich zusammengeflickt.", erklärte mein Freund und presste sich etwas näher an mich, was ich mit einem schmerzvollen Wimmern kommentierte. Sofort lockerte sich sein Griff um meinen Körper wieder.
"Hallo!", begrüßte ich ihn zaghaft und beobachtete, wie er hastig durch einige seiner Dokumente, welcher er alle im Arm hielt, wühlte. "Aha, hier haben wir es ja", er zog ein Blatt hervor und fing an laut vorzulesen. "Park Jimin, ein leicht gebrochenes, ausgekugeltes Knie... Streifschuss... Platzwunde am Kopf...Mangel an Nahrung... Hier! Blutgruppe AB negativ. Sie haben die weltweit seltenste Blutgruppe, Sir. Deshalb konnten wir ihnen kein Blut verabreichen, da es sich nicht mit irgendeiner anderen Blutgruppe verträgt... Das bedeutet ihr Körper ist gerade noch dabei den Blutmangel zu kompensieren. Sie müssen sich sofort ausruhen, Sir!", hastig kam der Arzt auf mich zu und wollte mich zurück ins Zimmer drücken, doch Yoongis Arm schoss nach vorne und umgriff die Schulter des Mannes. Ein tiefes, vibrierendes Knurren löste sich aus seiner Kehle. "Er bleibt bei mir. Wir kommen später zurück."
Jamiro kicherte sanft, als er den erschrockenen Blick des Arztes bemerkte. "Machen sie sich nichts draus, Sir. Yoongi ist ein Vampir und wir haben seinen Geliebten gerade erst gerettet, er wird sie definitiv nicht näher an ihn lassen." Ich zuckte zusammen. Jamiro konnte diesem Mann doch nicht einfach verraten, dass Yoongi ein Vampir war! Doch zu meinem Entsetzen, schien der Arzt mit dieser Erklärung zufrieden. "Ach so... Ja dann... Aber überanstrengen sie sich nicht, Mr. Park!" Mein Mund klappte auf, während ich dem leicht verpeilten Arzt hinterher sah. Chamatkar zwinkerte mir grinsend zu. "Keine Sorge, er ist auch ein Zauberer, alles ist in Ordnung", beruhigte mich der Braunhaarige. "Oh...", gab ich bloß verstehend von mir und nickte leicht. Na dann. "Und jetzt los. Der Arzt hatte recht. Jiminnie sollte sich nicht überanstrengen", sorgenvoll musterte mich Yoongi, während er mir zärtlich über den Rücken strich. Die Zauberer nickten hastig und öffneten eine Tür, links von unserem Zimmer.
"Jimin!", ekstatisch schreiend sah mein bester Freund zu mir. "Kookie!", mein Griff um Yoongi lockerte sich, während ich einige wacklige Schritte auf den Wahrsager zu machte. Sofort schloss er mich in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meinem Haar. Ich drückte mich an ihn und atmete tief seinen Geruch ein. "Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, Jiminnie! Ich hab dich so sehr vermisst!", gab Jungkook zittrig von sich und blinzelte einige Tränen weg. Ich löste mich sanft von ihm, wobei ich das unterdrückte Knurren hinter mir hörte und nickte leicht. "Ich dich auch, Kookie", sanft wuschelte mir mein langjähriger Freund durchs Haar. Mein Blick fiel durch den Raum. Der gesamte Rat war hier. Inklusive einigen anderen, welche nicht im Rat waren. Gwydyon, Hoseok, Kookie und zu meinem Erstaunen, Namjoon. Dieser sah mich aus großen, schuldigen Augen an.
"Joonie..." Ich machte einen zögerlichen Schritt auf ihn zu. Sofort sprang mein Kollege auf und riss mich in seine Arme. Diesmal fauchte der Vampir laut genug, dass jeder es hörte. Schluchzend vergrub er sein Gesicht in meiner Schulter. "Es tut mir so leid, Jimin! So unglaublich leid!", Tränen durchnässten mein Shirt. "Er hat sie umgebracht. Meine ganze Familie", erstickt wimmerte Namjoon und klammerte sich an mich. Ich versuchte den dadurch verursachten Schmerz zu ignorieren. Verwirrt blickte ich den Jungen an. "Er hat sie nicht umgebracht, Joonie." Augenblicklich erstarrte Namjoon. Zaghaft hob sich sein Blick. "W-Was?", Tränen glänzten in seinen Augen. Obwohl ich wütend auf Joonie war, tat er mir leid. Immerhin hatten sie ihn erpresst. Er konnte nichts dafür.
"Kyungmin lebt. Sie wurde zusammen mit mir in einer Hütte gehalten.", erklärte ich sanft. Eine kalte Hand legte sich auf meine Schulter. Ich blickte nach hinten, kreuzte den Blick mit teuflisch roten Augen. Sofort ließ ich von Joonie ab. Ich konnte Yoongi das nicht länger antun. Ich wusste ja mittlerweile wie schnell Vampire eifersüchtig wurden. Namjoon sah irritiert zu mir, während Hoffnung in seinem Gesicht stand. "Wirklich?" Ich nickte leicht, und wollte ihm erklären, dass ich wusste, wo sie war, da räusperte sich jemand neben Namjoon. Calu sah zu mir hoch. "Wenn wir denn jetzt anfangen könnten?" Ich nickte verstehend. Yoongi führte mich etwas um den Tisch und zog mir dort einen Stuhl nach hinten, sodass ich mich fest an ihn geklammert hinsetzen konnte. Er ließ sich so nahe wie möglich neben mir nieder.
"Also... Ich denke, du willst jetzt wissen, was wir über dich rausbekommen haben, nicht wahr?", Hekates Blick lag auf mir. Ich nickte angespannt. Die Geisterdame lächelte beruhigend und deutete dann auf Thoth, welcher sich räusperte. "Wir haben einige Wahrsager beauftragt zu sehen, woher du kommst, da Jungkook uns verraten hat, dass du ja in einem Kinderheim groß geworden bist." Ich zuckte leicht zusammen, nickte jedoch bestätigend. Ich spürte Yoongis entsetzten Blick auf mir liegen, doch ich beachtete ihn nicht. "Und das Resultat war... Du hast keine Eltern. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinn." Verwirrt runzelte ich die Stirn und blickte zu Thoth. "Wie soll ich denn geboren worden sein ohne Eltern?" Metis löste ihren Onkel ab. "Jimin, wie viel kennst du über die ägyptische und römische Mythologie?"
Irritiert blickte ich zu Yoongi, doch dieser schien genauso überrascht wie ich. "Nicht viel... Was hat das mit mir zu tun?" Metis beugte sich leicht nach vorne. "Wir glauben, du bist ein Götterkind. Auf die Erde geschickt, um einen alles auslöschenden Krieg zu beenden.", sie sah ernst zu mir. Kurz blieb ich still. Dann fing ich an leise zu kichern. Das Kichern wurde immer lauter, bis ich aus vollem Halse lachte. "Ich soll ein Götterkind sein?!", prustete ich und schüttelte wie wild den Kopf, während immer mehr glucksende Geräusche meine Kehle verließen. Amüsiert zog ich eine Augenbraue hoch. "Lass mich raten, mein Vater ist Zeus und meine Mutter Athene!", feixte ich breit grinsend. Na klar! Natürlich war ich ein Gott! Was auch sonst?! Immer lauter prustete ich.
Metis seufzte tief und Calu löste sie ab. "Beruhige dich, Jimin. Das ist kein Witz! Du bist das Kind von Seth und Libertas. Und ich muss es ja wissen, immerhin habe ich erst vor kurzem mit Libertas gesprochen." Das Lachen blieb mir im Hals stecken und langsam fiel das Grinsen von meinem Gesicht. Sie meinten das ernst. "Du... Du hast mit einem Gott gesprochen?", brüchig schafften die Worte es über meine Lippen. Calu nickte leicht. "Ja, aber nicht so wie du meinst. Die Götter sind viel zu mächtig und zu weit weg, als dass ich mich wirklich mit ihnen unterhalten könnte... Es ist mehr so, dass ich und Hekate Kontakt aufbauen und sie etwas fragen. Meistens kriegen wir dann ungenaue, kryptische, einsilbige Antworten." Mein Mund klappte erneut auf. Dieser Junge hatte mit einer Göttin gesprochen. "U-Und was... Über was habt ihr geredet?"
"Über dich, Herzchen", liebevoll blickte Hekate zu mir. Dabei raschelte ihr langes, quietschrosa Kleid, als sie sich etwas über den Tisch beugte. "Wir haben gefragt, ob jemand von ihnen wüsste, woher du kommst, wer du bist." Die alte Dame legte den Kopf schief und deutete auf Calu. "Der junge Herr hier, hatte noch immer einen guten Draht zu den Gottheiten. Deshalb haben sie uns geantwortet!" Der Geisterjunge nickte zustimmend. "Was war die Antwort?", mischte sich nun Iris ein. Erst da wurde mir bewusst, dass auch die Elfen, die Zauberer und die Wassermenschen förmlich an ihren Lippen hingen. Anscheinend hatten die Geister ihnen auch noch nicht alles gezählt. "Die Antwort lautete 'Das Chaos schafft Freiheit'" Calu kreuzte die Amre und strich sich durch das dichte Haar.
"Was? Wo soll denn darin bitte auch nur angedeutet werden, dass Jimin ein Gotteskind ist?", entrüstete sich Katara. Obwohl sie mir nicht sehr sympathisch war, musste ich ihr zustimmen. Das klang definitiv nicht, nach dem was sie mir weiß machen wollten. Calu blickte genervt zu der Wasserfrau. "Ganz einfach. Wir fragten, wer ist Jimin? Die Antwort lautet 'Das Chaos schafft Frieden' also, ist es eine Andeutung darauf, dass Jimin das Kind des Chaosgottes Seth und der Freiheitsgöttin Libertas ist. Und er ist hier um Frieden zu schaffen." Ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke und hustete laut. "Und was bedeutet das?", erkundigte sich Yoongi nun und legte schützend eine Hand auf mein Bein. Metis grinste leicht. "Das bedeutet, Jimin hat magische Kräfte. Und das Buch wird uns höchstwahrscheinlich zeigen, wie er sie benutzen kann!" Verwundert riss ich die Augen auf. "Also bin ich ein Zauberer?"
Sofort schüttelten Gwydyon, Jamiro und Chamatkar schon fast beleidigt die Köpfe. "Nein! Wir Zauberer können auch niemanden umbringen durch bloßes Ansehen. Unsere Magie beschränkt sich darauf, mit den Elementen zu spielen. Wasser, Feuer, Erde, Luft.", erklärte Chamatkar. "Ja, du hingegen hast Lucas getötet, ohne irgendein Element zu benutzen. Deine Magie hat also im Gegensatz zu unserer, keine Grenzen. Du manipulierst nicht nur die Elemente, du kannst absolut alles zu deiner Magie benutzen!", fuhr Jamiro die Erzählung weiter. "Und sowieso, du bist kein Zwilling. Damit scheidet diese Option also schon aus", gab Gwydyon als letzter zu bedenken.
"Also... Bin ich das Kind eines Chaosgottes... Und der Freiheitsgöttin... Und soll euch jetzt mithilfe meiner Chaosmagie die Freiheit bringen?", mehr als ein wenig überfordert blickte ich um mich herum. Niemand schien mir zu widersprechen. "Dann lasst uns erneut versuchen, das Buch zu öffnen... Jimin, hier", breit grinsend überreichte mir Lotus ein rotes, altes Buch. Es hatte weder einen Titel, noch den Namen eines Autors. Das Papier war wellig und etwas an den Rändern vergilbt. Ich nahm es vorsichtig in die Hand und umgriff zögerlich den Deckel.
Das Buch öffnete sich.
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Heute ein etwas längeres Kapitel für euch! Was er wohl alles mit seiner Magie anfangen kann? Viel Spaß noch und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)
1821 Wörter
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