XVII. Mehl

Yoongi P.o.V

"Ja, ja ich bin hundertprozentig sicher, dass dieser Lucas einen roten Ring anhatte", murrte ich aufgeregt, als Taehyung nun schon zum siebten Mal nachfragte, ob es nicht eine andere Farbe gewesen sein könnte. Ich war aber verdammt noch mal sicher! Und Kookie hatte vorhergesehen, dass jemand mit einem roten Ring uns zum Buch führen würde. "Wow... Das... Okay, ich sag dann Kookie und Hoseok bescheid... Ich... Fuck, das ist jetzt unerwartet, sollen wir ihn bewachen?", kam es nervös durch das Telefon zurück. Die andere Leitung blieb still, während ich bloß das leise Rauschen der Heizungen in meinem Haus hörte. Ich mochte es diese laufen zu lassen, da ich mir beim lauschen vorstellte, die Wärme zu spüren. Meine Gedankengänge wurden durch meinen besten Freund un unterbrochen. "Yoongi? Ja oder Nein?" Ich wollte antworten, als ich im Stock über mir hörte, wie Jimin sich leicht im Bett herum wälzte. Er würde wohl gleich aufwachen.

"Ja. Schick am besten Jackson oder Mark hinter ihm her, die beiden sind gut darin, vielleicht auch noch Yugyeom", gab ich zur Anweisung und rieb mir über den pochenden Schädel. Ich hatte solchen Durst... Oder eher, der Vampir hatte solchen Durst... Doch ich wollte mich nur noch einen Tag geduldigen, dann würde ich auf Jagd gehen. Kaum dachte ich daran, da verschoben sich meine Zähne schon. Seufzend schüttelte ich die weiße Haarpracht und drängte das Schattenwesen in mir zurück. Leider gelang mir das nur mit viel Mühe. "Ist gut, ich sage den Jungs bescheid, sie werden uns dann am laufenden halten." Tae klang ganz aufgeregt und erschrocken. Mark und Jackson arbeiteten beide mit uns in der Firma, sie waren einmal Vampirjäger gewesen, doch sie hatten die Seiten gewechselt, als sie herausfanden wie unmenschlich und abstoßend diese Jäger eigentlich waren. Sie waren jedoch bestens ausgebildet um für uns als Insider gegen die feindliche Seite zu Arbeiten. 

"Jetzt einmal anderes Thema, Yoongi...", kam es ernst von meinem besten Freund. Ich hörte, dass Jimin die Decke von sich warf und leise -für Menschen wahrscheinlich gar nicht auszumachen- wie er zufrieden seufzte. Ich musste mich beeilen mit dem Telefonat. "Ja? Beeile dich, Jimin ist gleich hier!", zischte ich entnervt und hielt ein gequältes Stöhnen zurück, als ich dachte, das Blut meines Mitbewohners förmlich Rauschen zu hören. Scheiße. Ich war so verdammt durstig. "Ja, um den geht es auch teilweise...", Tae senkte die Stimme, "Glaubst du, du hällst es noch bis morgen aus? Ohne zu trinken? Kookie macht sich um ehrlich zu sein etwas sorgen um Jimin." Kookie hatte sich keine Sorgen zu machen, verflucht! Ich passte auf Jimin auf! Ich und sonst niemand! Er war mein! Ich knurrte laut und fletschte die Zähne. Wehe ihm er kam meinem Jimin zu nahe! Ich würde ihm die Kehle durch- 

"Yoongi? Hey", entsetzt schnappte ich nach Luft und schloss die Augen für einen Moment. Ich spürte, dass meine Zähne wieder schrumpften und der Vampir verschwand Stück um Stück. "Ja, ich halte das durch.", gab ich leise murrend Tae zur Antwort und legte auf. Leicht grinsend drehte ich mich um, sodass ich Jimin jetzt ansah. "Hey, Jiminnie! Gut geschlafen, Kleiner?", ich drückte den Jüngeren kurz an mich und schnupperte unauffällig seinen Duft. Mein Vampir schien augenblicklich sichtlich zu entspannen. Jimin nickte bloß schläfrig und löste sich wieder sanft aus der Umarmung. Fast gleichzeitig wollte der Vampir ihn zurück ziehen und an sich pressen. Wir umarmten uns in letzter Zeit immer öfters, wie man es halt  mit guten Freunden tat. Denn das waren wir. Gute Freunde. Sonst nichts. Ich konnte fühlen wie das Wesen in mir anderer Meinung war.

"Also...", die nuschelnde Stimme meines Mitbewohners riss mich aus meinen Gedankengängen. "Können wir Pfannkuchen machen? Bitte? Wir sind ja heute alle beide zuhause, nicht? Ich kann auch nachher alles putzen!", aufgeregt trat der Kleinere einen Schritt näher an mich und sah aus großen, kugelrunden Augen hoch. Lachend fuhr ich ihm durchs abstehende Haar. "Kannst du denn Pfannkuchen machen?", hakte ich grinsend nach, da ich irgendwann bemerkt hatte, dass der Mensch die Kochskills eines Dreijährigen auf Drogen hatte. Er schmiss einfach alles in die Pfanne, verursachte dabei eine riesen Sauerei und hoffte zum Schluss einfach nur inständig, nicht an Lebensmittelvergiftung zu sterben. Ich traute ihm in der Küche nicht unbedingt über den Weg.

"Oh, bitte, Yoongi!", beleidigt zog er eine Schmolllippe und kreuzte die schmalen Arme vor dem dünnen Oberkörper. "Natürlich weiß ich wie man Pfannkuchen macht!", hochnäsig hob er das Kinn und schloss die Augen. Fuck. Wusste er eigentlich wie süß er aussah, wenn er schmollte? Seine dicken Lippen hatte er einladend nach oben gestreckt und die Augen waren geschlossen. Ich könnte mich jetzt einfach nach vorne lehnen und... Warte mal was?! Nein! Nein, könnte ich nicht! "Okay, wie wäre es damit, ich mache uns Pfannkuchen und du hilfst mir dabei, ja?", schlug ich schmunzelnd vor und nahm einen kleinen Schritt abstand, als mir sein Duft entgegenwehte und meinen Vampir rasend vor Durst machte.

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Jimin P.o.V

"Gut, jetzt gib mir bitte die Milch", konzentriert las Yoongi das Rezept vom Zettel, welches er anscheinend schon länger hatte, da es ziemlich vergilbt und alt aussah. "Aye, aye, Captain!", witzelte ich grinsend und riss den Kühlschrank auf, wobei ich fast ausrutschte, da ich keine Socken anhatte. Schnell entnahm ich die Milch und reichte sie an meinen kochenden Mitbewohner. Yoongi nickte mir dankend zu und nahm den Karton entgegen, dabei streiften sich fast unmerklich unsere Fingerspitzen. Geschäftig rührte er in der blauen Plastikschüssel und fügte langsam die kalte Milch hinzu. Neugierig stellte ich mich hinter ihn auf Zehenspitzen und versuchte einen Blick auf den Teig zu erhaschen. Kichernd rückte Yoongi etwas zur Seite, so dass er meine Sicht nicht mehr blockierte, als er meinen kläglichen Versuch über ihn zu sehen bemerkte. "Danke, Yoongi!"

Der Weißhaarige ließ erneut die Augen flink über das Papier gleiten. "So... Uns fehlt noch Mehl und Schokostückchen." Er wandte sich lächelnd nach links und senkte den Kopf leicht, um mir in die Augen zu sehen. "Kannst du die Schokolade schon raspeln und das Mehl rausnehmen bitte?", fragend streifte sein Blick meinen. Ich stockte kurz und kniff die Augenbrauen etwas zusammen. Ich hatte schon wieder das Gefühl gehabt, Yoongi hätte rote Augen. 

"Klar! Was soll ich als erstes tun?", hibbelig und erfreut, dass ich helfen konnte wippte ich auf meinen Fußballen hin und her. Yoongi überlegte keine Sekunde, ehe seine Antwort kam. "Zu erst nimmst du bitte mal alle Zutaten raus, also ein Messer um die Schokolade zu zerschneiden, dann ein Brett, die Schokolade an sich und das Mehl.", er fuhr sich kurz durch das dichte Haar, "Das Mehl muss zu erst rein." Nickend drehte ich mich von der Kücheninsel ab und blickte suchend im Raum herum. Ich riss den kleinen Snackschrank unter dem Kühlschrank auf und wie erwartet purzelten augenblicklich jede Menge ungesunder Knabbereien heraus. Kichernd sah mein Mitbewohner zu mir. "Ich bin mir fast sicher, dass noch nicht so viel Süßes in meinem Haus war, als du noch nicht hier gewohnt hast!", zwinkernd wandte er sich wieder dem Teig zu.

Summend stellte ich die Schokolade, das Mehl, das scharfe Messer und das Brett ab. "Hey! Aufpassen, dass du dir nicht weh tust", besorgt betrachtete mein Boss mich und dann das Messer. "Ach was, so doof bin ich nicht!", schnaubte ich und fuhr mir durch mein abstehendes, schwarzes Haar. Ich blickte zu Yoongi und sah an seinem breiten Rücken, wie sich seine Schultern hoben und senkten. Lachte er etwa über mich? "Was ist so lustig, Min Yoongi?", ich versuchte ernst und anklagend zu schauen, doch als der Angesprochene anfing laut zu lachen, musste ich ungewollt auch kichern. "Ach gar nichts, es ist nur... Ist dir bewusst wie Tollpatschig du bist?" Er schüttelte den Kopf und rührte weiter den Teig. "Min Yoongi, das nimmst du zurück, ich bin nicht tollpatschig!"

"Klar!", gab Yoongi gedehnt von sich und kicherte erneut leise. Entrüstet starrte ich seinen Hinterkopf an, da ich in seinem Rücken stand. Na warte... Suchend flog mein Blick durch den Raum, bis ich das Mehl erblickte. Grinsend nahm ich den Behälter zu Hand. Als ich die Tüte laut aufriss, drehte Yoongi sich fragend um. "Jiminnie, was genau...", der Rest des Satzes ging in einem ungläubigen Keuchen unter, als eine halbe Tüte Mehl durch die Luft flog und ihn im Gesicht traf. Das Getreide zierte jetzt einen schockierten Yoongi, welcher mich mit aufgerissenem Mund und aufgerissenen Augen ansah. "Hast du nicht getan...", murmelte er schockiert und drehte sich nun komplett zu mir um. Laut lachend streckte ich ihm die Zunge raus. "Hast du davon, du Idiot!"

"Komm her, du kleiner Nichtsnutz!", laut prustend machte Yoongi einen Satz nach vorne. Schreiend wollte ich ihm ausweichen, doch er bekam mich flink an der Hüfte zu packen. Ich griff nach dem Tresen, spürte dabei das Brett zu Boden gehen, als er mich hochhob und in der Luft umdrehte, so dass ich ihn jetzt ansah. "Nein, nein, lass mich los!", lachte ich laut und strampelte wie wild mit meinen Beinen, welche nutzlos um seine Hüfte hingen. "Bestrafung muss sein, Kleiner!", erwiderte Yoongi fies lachend. "Bitte nicht, ich-", mein Mitbewohner hörte mir gar nicht zu, was ich noch zu sagen hatte und fing einfach an, wie wild sein Haar zu schütteln, sodass mich das ganze Mehl das er dabei herumwirbelte traf. 

"Yoongi, hör auf, du Monster! Erbarmen! Erbarmen, bitte!", schrie ich lauthals lachend und versuchte mich aus der festen Umklammerung zu winden. Zu meiner Überraschung stoppte Yoongi. Er blickte breit grinsend zu mir, ich blickte noch breiter grinsend zurück. Immer noch saß ich dabei in seinen Armen, welche mir Halt boten. Kurze Zeit herrschte Stille, nur unterbrochen von unserem leisen Kichern. "Du hast da was", gluckste ich belustigt und deutete auf einen Mehlsprenkel von Millionen, welcher sein schönes Gesicht zierten. "Du auch!", kam es lachend zurück. Dann sagte wieder niemand etwas. Nach einer Weile versuchte ich erneut mich aus seiner festen Umarmung zu winden, doch mein Boss hielt mich fest. Verwirrt -aber immer noch grinsend- blickte ich zu ihm, wobei ich den Kopf ungewohnt senken musste, da er mich ja oben hielt. "Wirst du mich auch noch runter lassen?"

Sein Blick fixierte mein Gesicht. Immer noch lächelte er, doch das Grinsen verblasste stetig, sein Griff wurde fester. Verwundert runzelte ich die Stirn und legte den Kopf etwas schief. "Yoongi? Alles in-" Kalte Lippen trafen auf meine. Ich keuchte erschrocken, doch wisch nicht zurück. Im Gegenteil. Feuer pulsierte durch meinen Körper, ich bewegte meinen Mund automatisch mit seinem. Meine weichen Hände vergruben sich in seinem weißen Haar, meine Füße verschränkte ich hinter seinem Rücken. Ein Feuerwerk an Gefühlen explodierte in meinem Magen. Mein Kopf war benebelt, als wäre ich auf Drogen und ich blendete alles aus. Alles, außer dem festen Griff um meinen Körper, der sich hebenden Brust an meiner und den ausgehungerten, wilden Lippen, welche sich leidenschaftlich an meine pressten. Yoongi stöhnte laut und fing an leicht an meiner Lippe zu knabbern. Ich seufzte langgezogen und versuchte mich vergeblich noch näher an mein Gegenüber zu pressen.

Mein Mitbewohner schien meine Bitte zu verstehen, da er mich umherwirbelte, wobei sein feuriger Mund meinen keine Sekunde verließ, und auf die Kücheninsel setzte, so dass ich ihn noch näher ziehen konnte. "Yoongi...", stöhnte ich leise und vereinte unsere Münder erneut. Seine kalten, weichen Lippen trafen erneut auf meine, schickten elektrisierende Pulse durch meinen Körper und stillten nur schwächlich meinen Hunger nach mehr. Nach Yoongi.

Dieser knurrte besitzerfgreifend und auch eine seiner Hände fand den Weg in mein Haar. Er zog spielerisch an den Strähnen, während seine Zunge zwischen meine prallen Lippen hervorschnellte. Hibbelig stöhnte ich und griff mit einer Hand auf den Tresen, um nicht umzufallen. Etwas kaltes bohrte sich in meine Handfläche. 

"Au!", sofort ließ Yoongi von mir ab. Sein lodernder Blick glitt dabei immer noch erregend über meinen Körper. "Was ist?", kam es rau von meinem Mitbewohner. Schulterzuckend hob ich meine Hand und inspizierte diese. Dickflüssiges Blut rann an meinen Fingern hinunter, tropfte auf den Tresen und meine Kleidung. Ich hatte ins Messer gegriffen. "Oh. So viel zu meiner Tollpatschigkeit.", scherzte ich leicht grinsend und besah das Küchengeschirr welches verschmierte rote Schlieren aufwies.

Yoongi ließ von mir ab. Seine Hände fielen von mir herunter, als hätte er sich verbrannt. Sein fiebriger Blick war starr auf meine Wunde fixiert. "Yoongi?", besorgt sprang ich von der Kücheninsel, als sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wisch und er gequält keuchte. "Alles okay?", vorsichtig machte ich einen Schritt auf ihn zu, doch er wisch augenblicklich nach rechts auf. "Es...", er sah nervös zu meiner Hand, dann wieder in mein Gesicht. "Ich...", bildete ich mir das nur ein, oder schienen seine Zähne länger? "Es tut mir leid!" Panisch schnellte sein Blick umher.

Dann rannte er davon.

Ich hielt meine Hand und starrte sprachlos auf die Eingangstür. Er war davongerannt. Yoongi hatte mich zurück gelassen. Hatte er... Bereute er den Kuss etwa?

Tränen traten in meine Augen. Nein... Oder? Aber warum sonst sollte er davon gelaufen sein? Ich spürte, wie Tränen meine Wangen hinunter liefen und dabei Mehl von meinem Gesicht spülten. Zittrig fischte ich mit meiner unversehrten Hand nach meiner Hosentasche. Ich schluchzte unterdrückt, als ich endlich das Handy im Griff hatte. Schnell tippte ich die Nummer ein. Es klingelte dreimal.

"Jeon Jungkook, mit wem spreche ich?"

Zitternd atmete ich ein. "Kookie? Komm so schnell du kannst, bitte." Damit fiel das Telefon aus meiner zitternden Hand und schlug auf dem Boden auf. Ich schluchzte lauter, presste eine Hand vor den Mund und kniff die Augen zusammen.

Was hatte ich falsch gemacht um das zu verdienen?

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Ein super-mega-duper langes Kapitel! Viel Spaß noch, eure M&M's ;)

2262 Wörter

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