m e r k w ü r d i g
Jimin P.o.V
Gähnend öffnete ich die hölzerne Tür, welche in die Küche führte. Ich rieb mir müde mit einem Ärmel durchs Gesicht und blieb kurz stehen um mich etwas zu strecken. Es war Sonntag, heute wollte ich etwas mit meinen Freunden unternehmen, also Kookie, Namjoon und Jin und vielleicht auch Yoongi, wenn er Lust und Zeit hatte, immerhin war auch er mittlerweile ein enger Freund. Meine Gedanken schweiften wieder zu Jin und Namjoon. Ich hatte sie schon etwas länger nicht mehr gesehen. Mit Jin hatte ich eigentlich vorgehabt ins Kino zu gehen, doch daraus war nichts geworden, da er im Café länger arbeiten musste. Also hatten wir das Treffen auf heute verschoben, mit unseren anderen Freunden zusammen. "Yoongi?", rief ich fragend, gähnend rieb ich mir über die Augen und tapste zum Kühlschrank um mir Milch heraus zu holen. Ich drehte mich um, um zu sehen, ob mein Mitbewohner irgendwo zu sehen war, doch von ihm fehlte jede Spur.
Schulterzuckend entnahm ich dem Kühlschrank die Milch und setzte sie auf der Kücheninsel ab. Dort fiel mir auf einmal ein kleiner rosa Zettel auf. Verwundert hob ich ihn hoch und las die wenigen Zeilen durch. "Ich bin zur Arbeit, Tae braucht mich, ist wichtig. Ich hoffe wir sehen uns heute Abend, dann können wir vielleicht zusammen essen gehen? Bis dann, Yoongi! P.S. Ich habe heute morgen Brötchen gekauft, sie liegen neben dem Obst, lass es dir schmecken", las ich leise vor. Augenblicklich schlich sich ein Grinsen auf mein Gesicht und ich musste zweimal kräftig einatmen um mein vor Aufregung wild klopfendes Herz zu beruhigen.
Ich wollte den kleinen Zettel mit der schön geschwungenen Schrift schon zurücklegen, als mir auf einmal etwas auffiel. Dort war etwas gezeichnet. Irritiert nahm ich den Daumen vom Zettel und runzelte die Stirn. Dort war ein verschmiertes Herz gemalt, gleich neben dem letzten Satz. "Was-", haspelnd verließ das Wort meine trockene Kehle. Ein Herz?! Für mich?! Mein Blut kochte und ich trank hastig einen großen Schlucken der Milch. Er hatte ein Herz für mich gemalt. Taten Freunde so etwas? War das für ihn nur freundlich sein? Oder steckte da mehr dahinter... Vielleicht mochte er mich ja auch?! Oder vielleicht las ich einfach wieder viel zu viel hinein...
Yoongi P.o.V
"Du musst es ihm irgendwann sagen, Yoongi!", meckerte Taehyung und kreuzte die Arme vor der Brust. Tief seufzte ich. Bei dem Gedanken an Jimin schnürte sich mir fast augenblicklich die Kehle zu. Ich wollte ihn doch nicht erschrecken! Was wenn er nachher Angst vor mir hätte? Oder er mir nicht mehr vertrauen würde? "Yoongi, so kann es wirklich nicht weiter gehen, die anderen sind uns auf der Spur, die Jäger haben uns gefunden und du weißt das, uns läuft die Zeit davon!", sprang jetzt auch Jungkook ein. "Ich weiß!", zischte ich entnervt und stützte meinen Kopf erschöpft in meinen Armen. "Also, wie wäre es noch heute? Heute Mittag gehe ich sowieso zu Jimin, dann kann ich ihm vielleicht etwas Kraft und Mut einflößen oder mehr Vertrauen in uns, ich könnte auch meinetwegen versuchen die Zukunft vorauszusehen, aber du weißt wie ungenau diese Prophezeiungen sind, wenn..." Schroff unterbrach ich meinen Vertrauten. "Nein. Du wirst seine Gefühle nicht beeinflussen. Ich möchte, dass er bei klarem Verstand ist, wenn ich ihm die Wahrheit über uns erzähle."
"Gut, ganz wie du willst, aber wir müssen uns beeilen. Vorgestern erst war da dieser Lucas, welcher seine Gefühle beeinflusst hat. Ich und Kookie sind uns sicher, dass er auch ein Hellseher war. Wer sonst hat solche Kräfte? Das heißt, dass einige der anderen magischen Kreaturen nun auch auf die Seite der Jäger gewechselt sind!" Hoseok seufzte laut, als er den Satz beendete und rieb sich über die blasse Stirn. Taehyung nickte bestätigend, während sein Blick mich fixierte. "Ich möchte es ihm noch nicht sagen... Er vertraut mir noch nicht genug.", murmelte ich leise, doch ich war mir sicher, dass die beiden Vampire mich hörten. Auch Jungkook schien mich verstanden zu haben, da er grübelnd den Kopf in den Nacken fallen ließ.
"Wann wirst du es ihm denn sonst erzählen?", hakte Tae nach und stützte den Kopf in die filigranen Hände. Schulterzuckend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und blickte zur Uhr. Erst zwölf Uhr am Mittag. Kookie würde also in zwei Stunden zu Jimin gehen. Ich spürte wie etwas heißes, wütendes in mir hervorkam, als ich daran dachte, dass Jimin heute alleine mit drei seiner Freunde sein würde. Ein Knurren bildete sich in meinem Hals und ich fühlte, wie mein Körper sich versteifte, doch ich schluckte die verrückten Gefühle runter. Irritiert kniff ich die Augen zusammen. Was war das denn gewesen? Warum war ich so wütend auf Kookie, dass er sich mit meinem Mitbewohner traf, immerhin waren sie doch beste Freunde!
Dieser Gedanke genügte, dass sich meine Zähne anfingen etwas zu verschieben. Erschrocken riss ich den Mund auf.
"Hey, alles okay?", besorgt blickte Hoseok zu mir. Ich nickte stumm und befühlte mit meiner Zunge meine Zähne, sie schienen tatsächlich etwas länger geworden zu sein. Das war mir seit Jahren nicht mehr passiert! Warum versuchte mein innerer Vampir herauszukommen? Normalerweise tat er das nur in Gefahrensituationen. Für mich jedoch bestand keine Gefahr und ich bezweifelte, dass Kookie Jimin etwas antun wollte. "Ich glaube, ich muss zu erst trinken, ehe ich Jimin alles gestehe. Irgendwie ist mein Vampir gerade gefährlich nah an der Oberfläche", gab ich leise zu und zog irritiert die Augenbrauen zusammen. "Wann hast du eigentlich zuletzt getrunken?", fragte Kookie zögerlich. Kurz überlegte ich und kratzte meinen Haarschopf. "Ähm... Vor einem Monat, glaube ich...", erschrocken sogen meine drei Freunde die Luft ein.
"Was?! Yoongi, ich weiß du bist von uns der älteste Vampir und hast am meisten Kontrolle, aber du sollst wenigstens jede Woche einmal trinken!", gab Hoseok ungläubig von sich. Der jüngste von uns war gerade mal 95 Jahre alt, Hoseok wurde im Alter von 26 gewandelt. Da er so wenig Erfahrung im Vampir sein hatte, überraschte es mich nicht, dass er so erschrocken über meine Trinkgewohnheiten war. Die ersten hundert Jahre hatte ich auch fast alle drei Tage getrunken. "Das ist nicht gesund, Yoongi! Wenn du deinen Vampir so unterdrückst, wird er irgendwann einfach aus dir herausplatzen. Du musst ihn füttern", warf nun auch Tae ein. Kookie blieb stumm. Da er der einzige hier war, welcher kein Vampir war, konnte er nicht viel zum Thema beitragen.
"Ist ja gut! Ich trinke... Nächsten Samstag, ja? Und dann am Sonntag werde ich Jimin in alles einweihen, dann bin ich ruhig und habe mich unter Kontrolle!", seufzte ich. "Glaubst du bis dahin hällst du durch?", kam es zögerlich von Kookie. Ich sah zu ihm. Augenblicklich spannte ich mich wieder an, schnell senkte ich den Blick, ehe er meine roten Augen bemerken konnte. Aus irgendeinem mir unbekannten Grund schien mein Vampir in Jungkook einen Feind oder Konkurrenten zu sehen. Seit ich darüber nachgedacht hatte, dass er heute mit Jimin allein sein sollte... Vielleicht dachte mein Vampir ja, er würde ihm etwas antun? Aber warum reagierte er dann so stark? Ich wusste doch, dass Kookie diesen Jungen mochte! Nur Sekunden nach diesem Gedanken, spürte ich meine Zähne erneut spitz werden. Ich atmete ein paar mal tief durch.
"Klar, ich halte das durch."
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Jimin P.o.V
"Hey, Yoongi!", lächelnd öffnete ich meinem Mitbewohner die Tür. Alsbald er mich erblickte, kam es mir vor, als würde sein Gesicht förmlich erstrahlen. "Jimin, hey!", gab er rau von sich. Ehe ich wusste, was gerade passierte, hatte er einen Arm um mich gelegt und kurz an sich gedrückt. Ich versteifte mich augenblicklich und riss die Augen auf. Ein warmes Gefühl überrollte mich und mein Herz sprang wild hin und her. Er ließ wieder von mir ab und ging elegant wie immer in die Wohnung. "Wie war dein Tag?", seine tiefe Stimme riss mich aus meiner Schockstarre. Er hatte mich umarmt. Yoongi hatte mich umarmt. Aber warte... Ich zog die Stirn kraus, ich hatte heute ja auch Jin, Namjoon und Kookie umarmt, das tut man halt, wenn man mit jemandem befreundet ist. Aber warum nur fühlte es sich bei Yoongi hundert mal besser an?! Man, so langsam hatte ich selbst Angst vor den Gefühlen die mein Mitbewohner in mir auslöste.
"G-Gut! Kookie und einige Freunde kamen vorbei", erzählte ich und knabberte nervös an meiner Lippe. Ich dachte zu sehen, wie Yoongi sich anspannte, als ich ihm sagte, dass Leute hier waren. "D-Das ist doch okay, oder? Ich... Sollte ich dich nächstes Mal fragen, wenn ich Freunde einlade?", stotterte ich nervös. Wollte Yoongi etwa nicht, dass ich meine Kollegen hierher einlud? Der Mann stand immer noch mit dem Rücken zu mir gedreht da und schien sich wieder leicht zu entspannen. Er drehte sich zu mir und hing seinen Mantel auf, so dass er nur in weißem V-Neck Shirt und engen schwarzen Hosen vor mir stand. Bei jedem Atemzug hob sich seine muskulöse Brust und drückte sich gegen den eng spannenden Stoff. Ich schluckte laut und riss meine Augen von ihm los, wobei ich das wissende Schmunzeln seinerseits bemerkte. Sofort wurde ich rot.
"Nein, natürlich nicht, du wohnst ja auch hier, wen immer du einladen willst, ist willkommen", hauchte er leise und lehnte gegen die Wand. Er kreuzte die Arme vor dem Brustkorb. Fast vergaß ich zu atmen, als er dabei die Muskeln seines gesamten Armes anspannte. Kam es mir nur so vor, oder war er seit gestern ein Stück muskulöser geworden? Kaum kam mir dieser Gedanke, da fielen mir noch weiter Sachen an ihm auf. Seine Augen glühten eine Spur stärker, sein Körper schien angespannt, seine Stimme schien rauer und er wirkte im großen ganzen gefährlicher. Leider tat das seiner Anziehungskraft keinen Dämpfer. Im Gegenteil.
"Also, ich dachte mir, wir könnten heute vielleicht doch lieber bestellen? Es gibt einen guten Pizzalieferdienst hier und ich möchte nicht unbedingt noch unter Leute gehen", er verstrubbelte sich das weiße Haar, welches einen leichten Ansatz von seinem natürlichen schwarzen Schopf sehen ließ. Irgendwie sah sogar dieser winzige Makel heiß an ihm aus. "Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich die Kontrolle behalte, wenn andere dich auch nur-", er stockte und versteifte sich. Irritiert blickte ich hoch. "Was?", warum sollte er keine Kontrolle mehr haben, wenn wir zusammen essen gingen? "...wenn ich mit dir alleine esse, bin ich entspannter, heute war ein stressiger Tag, ich weiß nicht ob ich die Kontrolle über meine Wut behalten kann, wenn zum Beispiel das Essen nicht gut ist oder so... Ich bin etwas gereizt heute", kam die zögernde Erklärung.
Immer noch nicht hundertprozentig überzeugt legte ich den Kopf schief, nickte jedoch kurz darauf ergeben. "Wie du willst, also... Du bestellst und ich such einen Film aus?", grinsend sah ich zu ihm hoch. Erneut beschlich mich das Gefühl, dass seine Augen flackerten. "Ja, kein Problem", er schmunzelte und fuhr mir wie bei einem Kleinkind durchs Haar, ehe er im Wohnzimmer verschwand. Ich blieb noch einen Moment stehen und dachte über meinen Mitbewohner nach.
Irgendwie war er heute merkwürdig.
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Yey, ein neues langes Kapitel! Viel Spaß noch, meine Bubbles und voten nicht vergessen! Eure M&M's ;)
1838 Wörter
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