LXII. Gefühle

Yoongi P.o.V

"Danke, Tae!", ich starrte leblos vor mich hin, während mein bester Freund mir die Wasserflasche reichte. "Kein Problem!", er sah zu mir und ich senkte augenblicklich den Blick um das pure Mitleid in seinen Augen nicht zu sehen. Ich atmete einmal tief durch, als mein Körper wie von selbst vergaß einzuatmen. Taehyung gluckste leicht. "Ja, das passiert mir auch immer noch... Ein Mensch zu sein ist schon gewöhnungsbedürftig, nicht?" Ich blickte hoch in das leicht lächelnde Gesicht meines besten Freundes. Funkelnde braune Augen sahen mir entgegen, seine Haut war leicht gebräunt und die Wangen hoben sich leicht rosig von dem Gesicht ab. Er sah gar nicht mehr so aus, wie als er noch ein Vampir war. Nicht mehr so leblos. Er sah menschlich aus. 

"Ja. Ich vergesse immer wieder zu atmen!", stimmte ich leise zu, verschwieg dabei geflissentlich, dass mir manchmal die Trauer einfach den Hals zuschnürte und es nicht nur am Mensch sein lag. Doch leider schien mein Freund mich auch so zu verstehen. Kurz darauf landete seine weiche Hand auf meinem Rücken und er seufzte leise. "Das wird schon wieder, wir werden uns daran gewöhnen müssen." Wir wussten beide, dass Tae nicht vom Atmen sprach. Doch wie sollte ich mit dem Loch in meinem Herzen leben, dass die Gestalt eines wunderschönen Gottes hatte? Seit Jiminnie nicht mehr bei uns war, was nun genau drei Wochen und zwei Tage her ist, hatte ich immer öfters das Gefühl, die unbändige Trauer würde mich eines Tages verschlingen. Vielleicht hatte sie es schon.

"Yoongi?", Kookies Kopf tauchte im Türrahmen auf, ich sah bloß leicht nach oben. Mir entwisch augenblicklich etwas Luft. "Gott sei Dank!", murmelte ich unter meinem Atem, ehe ich mich auf die schwachen, menschlichen Beine hievte und zügig zu dem Wahrsager schritt. "Jungkook! Hallo!", ich umarmte hastig den Wahrsager, doch entgegen meiner Erwartungen beeinflusste er meine Gefühle nicht. Verwirrt löste ich mich von ihm und blickte aus energielosen, müden Augen zu ihm. "Was-?", Tae stand zögernd auf. "Wir haben uns unterhalten...", er kratzte sich unwohl am Genick und biss sich auf die untere Lippe. Fast augenblicklich spürte ich mein Herz förmlich schreien vor Sehnsucht. Das Bild von einem nervösen Jimin schoss mir durch den Kopf, wie er immer vor Nervosität anfing seine Lippen zu beißen. Ich schluckte trocken und sah gespannt zu meinen Freunden.

"Wir denken nicht, dass ich deine Gefühle weiterhin beeinflussen sollte, Yoongi!", nuschelte der Schwarzhaarige und legte leicht den Kopf schief. Mir stockte der Atem und ich stieß die angehaltene Luft zischend aus. "Warum?", ich räusperte mich leicht, als meine Stimme bei diesem einen Wort schon fast versagte. Jungkook blickte aus großen, traurigen Augen zu mir. "Irgendwann musst du dich mit deinen Gefühlen auseinander setzen, Yoongi! Ich kann dir nicht den Rest von deinem Leben nur falsche Glücksgefühle einflößen!" Ich schüttelte entsetzt den Kopf und setzte mich wieder hin, als ich anfing zu zittern. "W-Was aber... Du..." Wie sollte ich ohne meine falschen Gefühle auch nur einen Tag mit diesem riesen Loch in mir überleben?! 

Ich konnte doch nicht ohne Herz leben... 

Ohne meine Glücksgefühle... 

Ohne meinen Jimin.

"Es tut mir leid, Yoongi, aber du weißt selbst, es ist nicht gesund dauernd falsche Gefühle in den Körper gepumpt zu bekommen!" Tae strich sich über das abstehende Haar und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Sorry... Wenn du sonst irgendwie Hilfe brauchst, lass es uns wissen, ja? Ich muss jetzt wieder zur Arbeit!" Jungkook winkte mir leicht. Ich erwiderte die Geste nicht. Starrte bloß total vor den Kopf gestoßen in die Luft und bildete mir ein, dass Loch in meinem Herzen würde mich verschlingen. Ich würde sterben. Ich war mir so unglaublich sicher, ohne meine Glücksgefühle von Jungkook würde ich früher oder später in meiner Trauer ertrinken. "Okay." Wie mechanisch nickte ich. Ich spürte, dass sich meine Mundwinkel leicht anhoben, als ich zu ihnen sah, doch innerlich war ich bereits tot. Tae nickte leicht und legte eine Hand um Kookies Hüfte. Augenblicklich schossen mir die Tränen in die Augen und ich blickte wieder gen Boden. "Also, wir lassen dich dann alleine, ja? Bis später!" Jungkooks zarte Stimme zerrte an mir, doch ich verstand seine Wörter nicht. Erneut nickte ich leicht. "Okay." 

xxxxx

Jungkook und Tae waren heute zusammen Essen. Hoseok ging mit Metis ins Kino, die beiden schienen sich immer besser zu verstehen. Und ich saß hier. Alleine. In Jimins altem Zimmer. Tränen hatte ich schon lange keine mehr übrig. Alles was ich noch tun konnte war trocken schluchzen. Jeder war glücklich. Der Krieg war vorbei. Die Jäger hatten sich aufgelöst. Niemand war zu Schaden gekommen. Ich sollte mich freuen. Doch das tat ich nicht. Manchmal wurde meine Trauer und diese innere Leere in mir so schlimm, dass ich mir wünschte, Jimin hätte sich nie gewünscht, dass der Krieg endete. Meine Selbstsucht wollte Jimin wieder, egal was es kosten sollte. Doch mein Freund blieb verschwunden. Wahrscheinlich ging es ihm gut, bei den Göttern. Keine Ahnung. Ich konnte es ja nicht wissen, wo ich doch noch nicht einmal wusste, wo er genau war.

Ging es ihm überhaupt gut?

Wo war er angekommen?

Was sagten seine Eltern zu dem Kriegsende?

Ich hatte am Anfang, die erste Woche noch gebettelt, dass Calu doch Kontakt mit Jimin aufnehmen sollte. Hatte ihn angefleht, bedroht und beschimpft. Irgendwann hatte der Geisterjunge eingesehen, dass ich keine Ruhe geben würde, bis ich nicht mit meinem Freund reden konnte. Also hatten wir es versucht.

Ohne Erfolg.

Calu's Erklärung war, dass Jimin noch ein zu schwacher Gott war, um mit uns zu reden. Doch ich hatte die Zweifel in seinen Augen gesehen. Dann hatte er mir gesagt, dass er keinen Kontakt aufbauen konnte, da Jimin zur Zeit viel zu beschäftigt war. Mit was, wusste er nicht. Oder er erzählte es mir schlicht nicht. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Meine Pupillen brannten von dem vielen weinen und ich war so unglaublich erschöpft und doch konnte ich nicht schlafen. Zitternd hob ich das Kissen von Jimin hoch und roch daran. Nur noch sehr gering schien sein Geruch nach Zimt und Regen daran zu kleben. Ich öffnete die Augen wieder.

Etwas schimmerte golden.

Ich riss erschrocken die Augen auf und hastet leicht nach hinten auf meinem Bett. "Was zur Hölle...", aus groß aufgerissenen Augen starrte ich auf das helle Licht, welches sich mitten im Zimmer zu manifestieren schien. Doch entgegen meiner Erwartungen bekam ich keine Angst. Nur Neugierde und Glück durchzuckten meinen Körper. Wie in einem Rausch starrte ich auf den goldenen Funkenregen, welcher sich immer weiter auszubreiten schien. Helles Licht zuckte durch den Raum, gelbe Schlieren bildeten sich und goldener Schimmer umgab das ganze. Dann plötzlich erlosch das Spektakel.

Und gab den Blick auf eine keuchende, zusammengesunkene Gestalt frei.

Der Blonde hob den Blick und goldene Augen streiften mich. "Ich habe es dir versprochen! Immerhin bin ich Sohn der Götter des Chaos und der Freiheit! Mich kann man nicht einfach so im Himmel einsperren!" Er richtete sich auf und blickte breit grinsend zu mir, wobei Tränen sich in seinen Augen stauten. "Hat ganz schön lange gedauert um mächtig genug zu sein, um mich wieder komplett in einen Menschen zu verwandeln!"

Jimin. Mein kleiner Engel.

Ich sank auf die Knie und betrachtete ihn aus großen Augen. Dann entwand sich ein Schluchzen aus meiner Kehle und ich verzog das Gesicht. Er war hier. Er war zurück gekommen. Jiminnie sank vor mir nieder und zerrte mich an seinen bebenden Körper. Wie ein ertrinkender umklammerte ich meinen Engel und sog hektisch seinen Duft ein. Meine Hände glitten fiebrig über seinen Körper, während er Küsse an meinem Hals verteilte und mit mir weinte. "Wie?", hauchte ich ungläubig, während ich weiter schluchzte und ihn gegen mich presste. Jiminnie zuckte bloß leicht mit den Schultern und weinte lauthals. "Ich habe mir gewünscht ei dir zu sein! Als Mensch! Es hat so lange gebraucht, ehe ich herausfand, wie ich mein gesamtes Götterblut los werden konnte!" Er lächelte zittrig und zog ein Buch hinter seinem Rücken hervor. Es war das magische Buch. "Es hat mir alles erzählt!"

Ich drückte schluchzend meinen Engel an mich, strich über seinen Kopf, seinen Rücken, seine Hände. Einfach alles was ich zu packen bekam. Hauchzart verteilte ich Küsse über seinem Gesicht. "Bin ich verrückt? Bilde ich mir das ein?", murmelte ich leise und krallte meine Finger in sein Haar. Jimin lachte laut und schüttelte schniefend den Kopf. "Du bist nicht verrückt!" Er schmiegte sich an mich. "Ich bin hier!" Seine prallen Lippen streiften meine. "Und so leicht wirst du mich auch nicht mehr los!" 

Damit verschmolzen unsere Münder miteinander, in dem stummen Versprechen, nie wieder alleine zu sein. 

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So, das wars meine Süßen! Diese Geschichte ist hier mir offiziell beendet! Ich hoffe es hat euch wenigstens genauso viel Spaß gemacht sie zu lesen, wie mir sie zu schreiben! Man sieht sich hoffentlich mal bei einer meiner anderen Storys wieder und bis dahin ein riesen Dankeschön an jeden einzelnen von euch, der votet, kommentiert oder auch nur gelesen hat! Ich freue mich, wenn euch das Abenteuer von Yoongi und Jimin gefallen hat! Vielleicht sehe ich euch ja bei meiner neuen Story 'The other Reality - Yoonmin' wieder? Also zum letzten mal in dieser Story bitte ich euch noch einmal zu voten und viel Spaß! In Love, your M&M's ;)

Wenn du eine FanFiction von mir (Melly) geschrieben bekommen willst, folge mir auf kofi! https://ko-fi.com/thatpinkbitch

Vielen, vielen Dank!

1511 Wörter



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