Jäger & Jobangebote

Yoongi P.o.V

Mein Blick glitt prüfend über den jungen Mann vor mir. Jimin hatte ein weißes Hemd an und die unverkennbaren schwarzen Skinny Jeans, welche meine Firma erfolgreich produzierte. Sein dünner, blasser Oberkörper steckte in einem langen schwarzen Mantel, welcher wie erhofft einen deutlichen Kontrast zum Hemd bot und somit die Farben regelrecht zum strahlen brachte. Ich nickte zufrieden und grinste leicht. Mein Blick arbeitete sich langsam, Stück für Stück hoch, bis ich schließlich in die großen Augen meines Gegenübers sah. Er wurde ein wenig geschminkt, sodass die tiefen Augenringe fast nicht mehr zu sehen waren, doch trotzdem fielen sie mir auf. Allerdings gab es nur wenig, was meinen Augen entging. Seine schwarzen Haare wurden ein wenig gewellt und frisiert, darauf hatte er eine unserer neuen schwarzen Mützen auf. Die Füße steckten in etwas höheren schwarzen Lederschuhen.

"Sie sehen wundervoll aus!", gab ich ehrlich bewundernd zu und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich hörte wie der Atem des Jungen sich augenblicklich beschleunigte. "Ähm... D-Danke...", stotterte er etwas unwohl und fing erneut an, am Saum seines Hemdes zu nesteln, was er anscheinend öfters tat, wenn er nervös war. "Also, wenn sie dann bereit sind?", ich schmunzelte kaum merklich, als er tief einatmete. Hoseok, einer meiner engsten Vertrauten und zeitgleich der Fotograf stellte sich neben mich und auch er ließ den Blick inspizierend über Jimin gleiten. Dieser nickte hektisch. "Ja, es kann losgehen!"

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"Gut, schließ bitte die Augen und sehe nach oben", gab Hoseok Anweisungen und rückte die schwarze Kamera etwas weiter nach links. Jimin gehorchte stumm und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Er kniete im eisigen Schnee, hatte dabei das anbetungswürdige Gesicht in den mittlerweile schwarzen Himmel gerichtet. Mit dem blassen Gesicht und den schwarzen umrandenden Haaren, sah er aus wie ein gefallener Engel. Perfekt. Hoseok knipste fröhlich vor sich hin und bat den angehende Model manchmal irgendetwas an seiner Pose zu ändern. Ich lehnte mich zufrieden gegen einen Baum, immer noch nur in meinem dünnen Hemd bekleidet und seufzte genießerisch. Ich wusste doch, dass er sich fantastisch machen würde! Ich grinste weiterhin erfreut, als von meiner linken Seite Taehyung auf mich zu kam.

"Yoongi?", ich sah nicht zu ihm, mein Blick war starr auf Jimin fixiert. Sachte deutete ich meinem Kollegen fortzufahren. "Wir haben ein Problem, glaube ich", flüsterte er leise. Es war mehr ein Hauchen und wahrscheinlich hätte kein menschliches Ohr es überhaupt verstanden, doch ich blickte verstehend zu ihm. "Was für ein Problem?", gab ich genauso leise von mir. Der blasse Junge vor mir schielte kurz über seine Schulter, Hoseok hatte kurz aufgehört Fotos zu machen und stand wie erstarrt da. Wahrscheinlich hörte er uns zu. Tae blickte erneut vielsagend in die Richtung des Kameramanns. "Taehyung, egal was es ist, Hoseok wird es so oder so erfahren, ob durchs lauschen, oder durch mich", flüsterte ich, was den Fotografen ertappt zum zusammenzucken brachte. Sofort machte er sich wieder an die Arbeit.

"Ich glaube, sie haben unsere Spur wieder aufgenommen." Ich schüttelte bloß sanft den Kopf. "Absolut unmöglich, sie haben keine Ahnung wo wir uns aufhalten, oder wer wir sind, wir haben sie vor Jahren bereits abgehängt!" Es kam mir vor, als würde mein Partner noch eine Spur blasser werden, als er bestätigend nickte. "Ich weiß. Es ist nur, gestern ist mir aufgefallen, dass der Leader ihrer Gruppe den Standort gewechselt hat... Nach Korea." Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern, versuchte das Geschwätz Tae's als nebensächlich abzutun. "Na und? Das heißt gar nichts." "Du glaubst also, er ist rein zufällig hergekommen?", mischte sich auf einmal leise Hoseok ein, welcher immer noch mit fast fünf Metern Abstand zu uns stand und durch die Kamera blickte.

"Ja, genau das glaube ich, Hoseok. Er wird uns nicht finden.", damit war das Gespräch für mich beendet. Kalte Wut griff nach mir, doch ich atmete tief durch die Nase ein um mich zu beruhigen. Alles war gut. Wir waren seit Jahren untergetaucht, er konnte unmöglich von uns wissen. Ich nickte, wie um mir die eigenen Gedanken zu bestätigen. Wir waren sicher.

Immerhin hatten wir den letzten Vampirjäger vor über 20 Jahren schon abgehängt.

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"So, das wars dann für heute. Danke, für deine Mitarbeit!", breit grinsend wie immer streckte Hoseok sich und montierte die Kamera ab. Jimin sah erstaunt hoch. Seine Wangen waren leicht gerötet von der Kälte und ich roch die Erschöpfung welche von ihm ausging. "Schon?", verwundert klopfte er sich Schnee und Blätter von der schwarzen Hose. "Ja, es ist bald Mitternacht, wir haben ziemlich lange gebraucht, um ehrlich zu sein!", erklärte mein Kollege schmunzelnd. Jimin's Kinnlade klappte runter. "Wir haben Mitternacht?", seine Stimme klang gepresst und nur mühsam kontrolliert. Verwundert gesellte ich mich zu dem Fotografen. "Ja, ist das ein Problem für sie?", ich lächelte höflich und musterte ihn.

"Ich...", er senkte den Kopf leicht und kratzte sich am Nacken. Es sah aus, als würde er sich für irgendetwas schämen. "Meine Arbeit... Ich muss in zwei Stunden da sein." Er klang beunruhigt und sehr müde. Viel zu müde, als dass er in zwei Stunden arbeiten könnte. "Können sie sich nicht frei nehmen, Jimin? Der Weg bis zur Stadt dauert fast vierzig Minuten, sie bekommen wahrscheinlich keine Minute Schlaf!" Ich wusste, wie wichtig Schlaf für Menschen war. Das hätte ich sofort in Betracht ziehen sollen, als er zugestimmt hatte! Aber hatte er nicht gesagt Samstags hätte er Zeit? "Nein, das geht nicht...", nuschelte er deutlich beschämt und seufzte tief. Ich nickte bloß verstehend. "Na gut, ich fahre sie nach Hause, kommen sie." Jimin folgte augenblicklich meinem Befehl und hastete die wenigen Meter zu mir. 

"Und was ist mit den Kleidern?", fragte er neugierig und legte den Kopf etwas schief. Ich wollte ihm bereits antworten, er solle sich einfach wieder in dem Zelt, welches als Umkleide diente, umziehen, als ich erneut an die schäbige Jacke und den löchrigen Pullover von ihm dachte. "Behalten sie die Klamotten ruhig." Ich schmunzelte, als Jimin verblüfft den Kopf anhob. "Aber-" "Wirklich, ich habe mehr als genug dieser Kollektion, ich schenke es ihnen, sehen sie es als Entschuldigung, da sie wegen uns nun keinen Schlaf bekommen." Der Schwarzhaarige senkte erstaunt den Blick. "Ähm... Danke, Sir!"

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"Also, sie arbeiten Nachts?", ich sah fragend zu Jimin, welcher neben mir saß und verträumt aus dem Fenster schielte. "Ja, ich bin Barista von 2 bis 5 Uhr", erklärte er kraftlos und sank etwas tiefer in die weichen Polster meines neuen Wagens. Ich musste leicht grinsen, als mich sein süßer Duft streifte, welcher wohl noch einige Tage lang in meinem Auto haften würde. Es war eine Mischung aus Regen und etwas süßem, wie Zimt. Er roch nach einem warmen Herbsttag. Ich atmete erneut tief durch die Nase ein und schluckte, als er sich ein wenig bewegte und somit den Duft verstärkte. Meine Knöchel traten blass hervor, als ich krampfhaft auf die Straße blickte. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, ihn zu sich nach Hause zu fahren.

"Ich dachte, sie würden in dem Café arbeiten?", irritiert zog ich die Augenbrauen zusammen und sah zu der zusammengesunkenen Gestalt neben mir, versuchte mich dabei von dem betörenden Duft abzulenken. Ich erwischte ihn dabei, wie er die Augen schläfrig aufriss. "Ja, Montags, Mittwochs und Sonntags arbeite ich abends von 3 bis 6 Uhr im Café." "Und Sonntags, also heute, auch noch in der Bar, oder wie?" Sanft schüttelte Jimin den Kopf. "Nein, ich arbeite an jedem Wochentag außer Freitags und Samstags in der Bar, Sir." Entsetzt sah ich zu ihm und riss die braunen Augen auf. Er konnte doch unmöglich, nachts und tagsüber an den selben Tagen arbeiten! Wie schaffte er das, ohne zusammenzubrechen?! Erneut dachte ich an unsere erste Begegnung, in welcher er vor mir zusammengekippt war. 

Die Antwort war, er schaffte es gar nicht.

"Das ist nicht sehr gesund, wie kriegen sie denn überhaupt genug Schlaf?", bohrte ich besorgt nach. Jimin kratzte sich zur Antwort bloß unwohl am Genick. Das erklärte so einiges. Also schuftete sich der Junge kaputt, ohne genügend Schlaf, seinem Körper nach zu urteilen auch ohne genügend Essen und wenn ich richtig lag, noch nicht einmal dem Geld für anständige Klamotten. "Haben sie schon einmal darüber nachgedacht den Job zu wechseln?", fragte ich kritisch nach. Erneut nickte der Junge nur müde und fuhr sich mit den Fäusten über die vor Müdigkeit roten Augen. 

"Ja schon, aber dann muss ich Zeit finden für ein Bewerbungsgespräch und die fehlt mir. Dann muss ich auch noch eine Arbeit finden die in meiner Nähe liegt", zählte er auf, "Sie muss zudem nicht zu anspruchsvoll sein, denn ich habe keine weitreichende Ausbildung, außerdem sogar wenn ich so eine Arbeit finde, bin ich so erschöpft von meinen Jobs, dass ich wahrscheinlich während der Bewerbung noch einschlafe." Deprimiert senkte mein Gegenüber den Blick. Er roch nach Verzweiflung und Müdigkeit. Ich überlegte lange.

"Und wie wäre es, wenn sie für mich arbeiten?"

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Wie gefällt euch die Story so weit? Ich hoffe dieses Kapitel war nicht zu langweilig und bis später! Noch viel Spaß, eure M&M's ;)

1495 Wörter



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