Komplimente und Konzerte

Yoongi P.o.V

"Jimin?", sanft klopfte ich gegen seine Zimmertür. Es erklang keine Antwort, mein Blick flog zu meiner schwarzen Armbanduhr. Mittlerweile hatten wir fast halb Zehn, so langsam mussten Menschen doch auch aufwachen, oder etwa nicht? Zögerlich ließ ich meinen Knöchel erneut gegen das gestrichene Holz nieder. Ich hörte dass Jimin sich im Bett herumdrehte und leise gähnte. Dann hatte ich ihn wohl gerade doch geweckt. Augenblicklich fühlte ich mich etwas schuldig. Vielleicht brauchten Menschen ja tatsächlich so viel Schlaf? Keine Ahnung, ich musste Jungkook einmal darüber fragen... "Ja? Komm rein", erklang es leise, doch ich hörte ihn so klar, als stände er neben mir. Leicht grinsend öffnete ich die Tür. Augenblicklich wehte mir der Duft von ihm entgegen. Wie Regen und Zimt.

Mein -eigentlich schon längst nicht mehr klopfendes- Herz stockte. Ich spürte, wie mein Kiefer nach unten sank und schloss den Mund schnell wieder. Meine Fingerspitzen kribbelten und pures Verlangen schoss durch mich hindurch. Ein Gefühl von Ekstase und Adrenalin überrollte mich, als mein Blick über meinen Mitbewohner glitt. Scheiße. Das war gar nicht gut. Jimin lag in einem wilden Haufen aus Kissen und Decken, welche er wohl in der Nacht von sich gestrampelt hatte. Sein Körper wurde nur durch ein langes, gelbes Shirt mit einem Aufdruck von Comic-Katzen verdeckt. Die langen, blassen Beine rieben sich schläfrig an der warmen Matratze, aufreizend wackelte dabei seine Hüfte. Mir entfloh ein heiseres Keuchen. Die Haare standen wild in jegliche Himmelsrichtungen ab und er beobachtete mich durch glasige Augen, immer noch ganz verschlafen. "Hallo", hauchte er und gähnte leicht, während er sich aufsetzte. Fast entwisch mir ein Keuchen. 

Er sah so unglaublich niedlich aus!

Ich räusperte mich kurz und ließ den Blick an ihm nach oben gleiten. Seine Schulter lugte neugierig aus dem zu großen Shirt hervor und er rieb sich kurz mit der Faust übers Gesicht um sich die Müdigkeit aus den Augen zu reiben. "Ich... Ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich wieder in die Firma muss, du musst heute nicht arbeiten, oder?", krächzte ich und schluckte einmal fest, als mein Mund einfach nicht genug Spucke produzieren wollte. Jimin schüttelte sachte den Kopf. "Nein... Sollen wir heute im Nachmittag etwas gemeinsam machen?", fragte er und stellte sich wacklig auf. Ich wollte etwas erwidern, doch als Jimin sich vor mir streckte, dabei jegliche Muskeln anspannte und mir einen Blick auf seinen nur von Unterhosen bedeckten Rücken und Hintern freigab, blieb mir die Antwort im Hals stecken. Genüsslich gab er ein langes Seufzen von sich, das mich wieder wild vor Adrenalin machte.

"Ja, klar!", gab ich schnell von mir und löste meinen feurigen Blick von dem Jungen vor mir. Reiß dich zusammen, Yoongi!, fluchte ich in Gedanken mit mir selbst und ballte meine Hände krampfhaft zu Fäusten um nicht in Versuchung zu geraten, Jimin anzufassen. "Cool, könnten wir vielleicht einkaufen gehen und dann essen oder so? Ich brauche nämlich unbedingt neue Klamotten", nuschelte er undeutlich und gähnte erneut laut. Die großen braunen Augen meines Gegenübers lagen fragend auf mir und warteten geduldig auf eine Reaktion. Mein Blick fiel gehetzt auf meine Uhr, in 10 Minuten sollte ich da sein. "Hört sich gut an, ich gehe jetzt, bis dann, Kleiner!", nervös grinsend verließ ich mit ihm sein Zimmer. 

Schnaubend wandte sich der Jüngere zu mir. "Hey!", beleidigt kreuzte er die Arme vor der Brust. "Ich bin nur ein wenig kleiner als du, Yoongi! Bild dir also bloß nicht zu viel darauf ein!" Der Protest des verärgerten Menschen entlockte mir ein leises Lachen. "Ist gut, tut mir leid. Also, ich bin gegen 2 Uhr wahrscheinlich zurück, soll ich dich abholen kommen und dann fahren wir in die Stadt?", wollte ich wissen. Jimin nickte lächelnd und legte wie beiläufig eine weiche Hand auf meinen Arm. Sofort nahm ich zischend Luft und spannte mich etwas an, als mein Vampir sich an die Oberfläche kämpfen wollte. Pure Verzweiflung und wildes Verlangen schienen aus dem Wesen in mir zu strömen. "Bis später", mein Mitbewohner legte den Kopf schief und ging nach links, in die Küche. Augenblicklich wurde mein Körper wieder kalt und stumpf. Fast wollte ich ihm nachrennen.

Seufzend schüttelte ich den Kopf und schlüpfte in meine rote Jacke, welche am Kleiderständer hing. Dabei fiel mir auf, dass Jimin immer noch nur eine einzige Lederjacke dort liegen hatte, welche halb zerrissen und wenig Wärmespendend war. Es wurde wahrscheinlich wirklich höchste Zeit, dass der Junge sich neues einkaufen würde. Ich schnürte meine schwarzen Lederschuhe und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Taehyung hatte mir heute irgendwann in der Nacht geschrieben, dass Jungkook eine neue Vision hatte. Der Wahrsager hatte erzählt, dass das Appartement in welchem das Buch lag nicht weit von hier war. Es lag etwas südlicher von Seoul, also mit dem Auto von uns zu erreichen. Jetzt sollten wir besprechen, wie wir gegen das Buch kriegen konnten. Und vor allem, versuchten wir herauszufinden, wo genau es war. Südlich von Seoul war nämlich ein wenig wage.

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Jimin P.o.V

Fröhlich vor mich hin trällernd drehte ich die Musik im Radio lauter und rührte breit grinsend die Fertigsuppe im Kochtopf um. Laut sang ich dabei das neue Lied von Brendon Urie mit und hielt den Kochlöffel vor meinen Mund, wie ein Mikrofon. "The Moment you arrived, they built you up, the sun was in your eyes...", tief nahm ich Luft, "You couldn't believe it!" Zitternd atmete ich aus und drehte mich schwungvoll um, um erneut in der Suppe zu rühren. Ich bewegte mich leicht zum Takt der Musik und sang unbeschwert weiter, wobei mich das Lied wie immer ganz sentimental und emotional werden ließ. Ich schaltete die Herdplatte aus und rieb meine Hände an meinem grauen Shirt ab, während mein Fuß im Takt zum Song gegen den Boden klopfte. Ich krallte mich an den Tisch und schloss meine Augen, während die hellen Noten sich aus meinem Hals wandten.

"You're not gonna make it!", sang ich leise und versuchte so viel Gefühl wie möglich in meine Stimme zu legen. Ich drehte mich mit immer noch genüsslich geschlossenen Augen im Kreis und fischte blindlings nach dem Schrank, in welchem das Besteck gelagert war. Laut trällernd entnahm ich einen Löffel aus der Schublade und legte ihn auf die Kücheninsel. "But nobody knows you now, when you're dying in LA!" Ich stellte mich auf Zehenspitzen und versuchte an den obersten Schrank zu langen, in welchem sich die Suppenteller aufhielten. "And nobody owes you now, when you're dying in LA!" Ich versuchte vergebens mich irgendwie am Schrank hochzuziehen, als große Hände auf einmal über mich hinweg nach den Tellern griffen. 

Schreiend wisch ich nach hinten, prallte dabei gegen einen muskulösen Körper. Lachend hielt mich ein kalter Arm an sich gedrückt, als ich fast nach vorne wegkippte. "Alles okay?", kicherte mein Retter leise, hielt den muskulösen Arm dabei fest um mich geschlungen. "Oh mein Gott, Yoongi!", schrie ich entsetzt aus und wurde sofort rot, als ich daran dachte, wie ich hier gerade mein eigenes Konzert veranstaltet hatte. "Nicht ganz ein Gott, aber nahe genug dran", witzelte mein Mitbewohner und lockerte den eisernen Griff um meine schmale Hüfte. Peinlich berührt senkte ich augenblicklich den Blick und fummelte am Saum meiner Kleidung. "Ich habe dich gar nicht ankommen gehört...", murrte ich unzufrieden um meine Scham zu überspielen. 

"Kein Wunder, bei dem Konzert das du gerade vorgetragen hast", schmunzelnd fuhr sich mein Boss durchs weiße Haar und blickte mich belustigt an. Sofort wurde ich noch drei mal röter. "Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst, Jimin!", gab er ehrlich neugierig von sich und hob sanft mein Kinn, als ich ihm immer noch den Blickkontakt verweigerte. Ich schluckte schwer und versuchte mich auf alles außer meinem attraktiven Gegenüber zu konzentrieren. "I-Ich kann es auch nicht besonders gut, ich mag es halt bloß...", gab ich leise preis. "Was? Machst du Spaß? Du klingst wirklich richtig gut, Jiminnie!" Kurz stockte mein Atem, als er mich mit meinem Spitznamen ansprach. Es hörte sich so intim und vertrauensvoll an. 

"Wie auch immer, ich habe Suppe gemacht, essen wir noch hier und dann gehen wir einkaufen, ja?", plapperte ich nervös um das Thema fallen zu lassen. Yoongi jedoch griff bestimmt nach meinen Händen, was erneut einen Schauer über meinen Körper sandte und mein Herz zum stoppen brachte. Er zwang mich mit einer Hand ihm ins Gesicht zu schauen, während die andere meine beiden Hände gefangen hielt. "Das war kein Witz, Jimin. Du bist wirklich gut darin. So langsam musst du dich daran gewöhnen, Komplimente zu kriegen. Du kannst nicht immer einfach das Thema wechseln, wenn es um dich geht!" Mir stockte der Atem. Verwundert fiel mein Kiefer nach unten und ich zog die Augenbrauen zusammen.

Ich sollte mich daran gewöhnen Komplimente zu bekommen? Warum das denn? Ein gleichermaßen grauenhafter und schöner Gedanke nistete sich in meinem Kopf ein. Vielleicht hatte Yoongi ja vor, mich demnächst einmal wieder zu komplimentieren? Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte. Es könnte schwierig sein, meine Fassade von 'Ich-bin-nur-ein-Freund' aufrechtzuhalten, wenn er mir die ganze Zeit Honig ums Maul schmierte. 

Nicht dass er noch rausfand, dass ich eigentlich viel mehr als nur Freunde sein wollte...

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So, da habt ihr das nächste Kapitel, ich hoffe es hat euch wie immer gefallen und viel Spaß noch! Bis dann, eure M&M's ;)

1540 Wörter



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