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Irgendwann bleibe ich stehen und ein Knoten bildet sich in meinem Magen, als ich seine Hand loslasse und mich vorsichtig in seine Richtung drehe, um ihn anzusehen. Auch er sieht mich direkt an, scheint selbst nicht wirklich zu wissen, was er sagen soll.
Eine unangenehme Stille legt sich zwischen uns, während ich innerlich mit mir kämpfe und innerlich schlage ich mir immer wieder gegen den Kopf. Ich hätte mir wenigstens Sätze zusammenlegen sollen, die ich vielleicht sagen könnte, anstatt jetzt wie versteinert hier zu stehen und zu schweigen.
"Du hast... deine Haare geschnitten und gefärbt", durchbricht er schließlich die Stille, nach einer scheinbaren Ewigkeit. "Steht dir", fügt er hinzu. Ich ziehe scharf die Luft ein und vergesse für einen Moment zu atmen. Die Hitze steigt mir regelrecht in den Kopf, und ich werde rot. Daher drehe ich mich schnell von ihm weg, damit er es nicht sehen kann, und murmele ein leises: "Danke", hinterher.
Und dann ist es wieder still.

Nachdem ich tief durchgeatmet und versucht habe, mein rasendes Herz zu beruhigen, geschieht das genaue Gegenteil – ich muss weinen. Tränen laufen meine Wangen hinunter, und ich kann es einfach nicht stoppen. Diese Situation überfordert mich, obwohl wir nur hier stehen und nichts sagen! Ich beiße so fest auf meine Lippen, dass ich das Blut schmecken kann. Ich hasse diese Situation, diesen Moment, diese Gefühle - ich hasse einfach alles.
"Komm zu mir zurück", durchbricht er erneut die Stille. Geschockt über seine Worte drehe ich mich zu ihm um und sehe ihn an, als hätte ich mich verhört.
"Wirst du es mir erzählen?", frage ich ihn nach kurzem Zögern. Ich hätte so gerne Ja gesagt, wollte ihn selbst wieder in den Arm nehmen.
"Ich", beginnt er, sieht sich in der Gegend um, bis sein Blick schließlich an mir kleben bleibt. "Was hält dich davon ab?", flüstere ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Ein Schatten legt sich über sein Gesicht, und er schweigt einen Moment, als würde er abwägen, wie viel Wahrheit ich ertragen kann.
"Weil ich Angst habe", gesteht er schließlich, und sein Blick, voller Angst, trifft mich. "Angst davor, dass du mich anders sehen wirst, dass du mich endgültig verlässt." Seine Verletzlichkeit verletzt mich.
"Wirst du zu mir zurückkommen, wenn ich es dir erzähle?", fragt er mich, seinen Blick nicht abwendend. "Obwohl ich glaube, dass du mich dann erst recht verlassen wirst", fügt er hinzu und wendet dann seinen Blick ab.
Ich kralle meine Hände in mein Oberteil, als müsste ich etwas festhalten, und starre weiter auf ihn. Ich wollte die Wahrheit wissen, von Anfang an, aber plötzlich überkommt mich eine Angst, die mir sagt, dass es vielleicht besser wäre, es nicht zu erfahren.
Doch wieder einmal reagiert mein Körper schneller als mein Verstand, und mein Mund spricht aus, was meine Gedanken noch nicht einmal dachten: "Hast du jemanden umgebracht?"

Als ich die Worte ausspreche, schlage ich mir innerlich vor Schock den Kopf gegen die Wand. Ich bin selbst schockiert über die Worte, die ich gerade aussprach. Mikey, der immer noch zur Seite starrt, spannt sich an, ballt die Fäuste und zittert vor Anspannung.
Ein leises: "Ja", bringt er leise hervor. Die Antwort kommt kaum hörbar, fast erstickt. "Habe ich", beendet er seinen Satz kühl. Dann hebt er den Blick, durchdringt mich mit einer Intensität, dass ich für einen Moment den Atem anhalte. Obwohl ich aufgehört habe zu weinen, spüre ich plötzlich den Drang, es erneut zu tun.
Jede Faser meines Körpers rät mir, wegzulaufen und zu verschwinden, dass er gefährlich ist. Mein Kopf malt sich plötzlich unzählige Situationen aus, wo er die Chance gehabt hätte, mich zu töten. Ein eiskalter Schauer durchzieht mein Blut, mein Herz scheint fast aus meinem Inneren zu springen, als würde es selbst davonrennen wollen.

Dennoch stehe ich da, versteinert und sehe ihn an – will das eigentlich nicht denken.
"Erzähl es mir", fordere ich mit zitternder Stimme, doch gleichzeitig habe ich Angst vor der Antwort.
"Komm mit", sagt er, ergreift meine Hand, und ich zucke zusammen und werde dieses Mal von ihm mitgezogen. Es ist schmerzhaft, seine Hand zu halten, mein gesamter Körper schreit danach, ihn nicht zu berühren, einfach wegzurennen. Doch ich bin wie gelähmt, will die Wahrheit wissen, kann mir nicht vorstellen, dass die Person, in die ich mich verliebt habe, so grausam sein kann. In meinem Kopf herrscht Chaos, und mein Verstand kämpft gegen mein Herz an.

Er führt mich zurück zum Club, aber anstatt hineinzugehen, steuert er den Parkplatz an und bleibt vor seinem Motorrad stehen. Er lässt meine Hand erst los, als er sich auf sein Motorrad setzt und mir deutet, dass ich mich hinter ihn setzen soll.
Ich zögere, bleibe wie verwurzelt stehen und sehe ihn unsicher an. Ein schwaches Lächeln gleitet über sein Gesicht, scheint meine Unsicherheit zu bemerken. "Ich werde dir nichts tun. Versprochen", versichert er mir. Ich will ihm glauben - ihm vertrauen und gleichzeitig habe ich Angst. Trotzdem setze ich mich hinter ihn. Sobald ich mich festhalte, startet er das Motorrad und fährt los.

Ich weiß nicht, wie lange wir gefahren sind, geschweige denn, wo wir hier sind. Irgendwann hält er an und fährt an den Straßenrand. Als das Motorrad stillsteht und es nicht so aussieht, als würde er weiterfahren, steige ich ab, und er tut dasselbe. Er lehnt sich gegen das Geländer am Straßenrand und starrt in die Dunkelheit. Wir befinden uns auf einer Landstraße mit Abhängen an den Seiten. Ich bleibe etwas unbeholfen vor dem Motorrad stehen und betrachte Mikeys Rücken.
"Ich hatte einen älteren Bruder", beginnt er irgendwann. Ein Seufzen entweicht ihm, als er sich zu mir umdreht, immer noch am Geländer gelehnt und mich ansieht. "Er war in jeder erdenklichen Hinsicht mein Vorbild, aber er war auch ein riesiger Idiot", schließt er seinen Satz. Er legt den Kopf in den Nacken und starrt in den Himmel, scheint in Gedanken versunken. "Du hattest?", frage ich vorsichtig, obwohl sein Satz bereits alles sagt.
"Er ist tot", sagt er erstaunlich trocken, blickt mich jedoch weiterhin nicht an. "Eines Tages bin ich bei meinem Bruder auf seinem Motorrad mitgefahren. Mein jüngeres Ich hielt es wohl für ziemlich lustig, meinen Bruder ins Lenkrad zu greifen und es nach links zu ziehen. Dadurch verlor mein Bruder die Kontrolle, und wir prallten auf der Gegenfahrbahn in ein Auto. Ich habe überlebt, er nicht", erzählt er und sieht mich nun direkt an. "Ich habe ihn umgebracht", flüstert er. "Genau hier, wo wir geradestehen", fügt er hinzu. 

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Ahja ich möchte mich nur mal eben bedanken bei euch für 90K views und 5,5k likes ?!?!?! ich schwöre, ich habe es glaub schon einmal erwähnt aaaaaber... ES MACHT MICH SO GLÜCKLICH !? 
Es ist absolut  keine Verständlichkeit für mich!! 

Alle die bis hier her gelesen haben und es noch immer aktiv verfolgen, ich danke danke euch meeeega und hab euch lieb eh!! ehrlich!!! ♥♥♥

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