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Nachdem ich frisch geduscht aus der Dusche steige, ziehe ich mir die frischen Klamotten von Kei an, die er mir leiht, da wir hier bei ihm zu Hause sind. Nur werde ich die Jogginghose und den Pullover nicht mehr zurückgeben. Ich will immerhin etwas von ihm behalten, um mich an ihn erinnern zu können, wenn er in Amerika ist. Während ich meine Haare föhne und kämme, bemerke ich, wie schnell das auf einmal geht. Mit meinen langen Haaren würde ich normalerweise mindestens zwanzig Minuten für das Föhnen benötigen.

Als ich schließlich aus dem Badezimmer trete und mich zu den anderen auf die Couch setze, fallen Keis Augen auf meine Haare. Ein stolzer Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht, begleitet von einem strahlenden Lächeln. "Für jemanden, der das noch nie zuvor gemacht hat, habe ich wirklich erstaunliche Arbeit geleistet", strahlt mein bester Freund. Er streicht sanft durch meine Haare, um nach Stellen zu suchen, die möglicherweise noch nachgefärbt werden müssen.
"Es sieht so ungewohnt aus", flüstert er, während er mich weiterhin genau betrachtet. "Wenn ich auf Frauen stehen würde, würde ich dich daten", fügt er mit einem verschmitzten Grinsen hinzu.
"Ich dich aber nicht, du bist wohl die weltweit unattraktivste Person für mich", necke ich ihn und strecke ihm frech die Zunge heraus. Mit gespielter Schockiertheit greift er sich an sein Herz und tut so, als ob er weinen würde. "Oh, mein armes Herz."

Den verbleibenden Tag und die Nacht verbringen wir zusammen. Wir wollen nicht schlafen, da es unsere letzten Stunden zusammen sind. Die vergangene Woche ist viel zu schnell vergangen, und obwohl ich anfangs wütend auf ihn war, weil er mir nicht früher von seiner Reise erzählt hat, genieße ich einfach die verbleibende Zeit.
"Ich werde dir jeden Tag schreiben und dich anrufen!", schluchze ich in seine Schulter, als wir uns am Flughafen befinden. Wir verabschieden uns bis zur letzten Sekunde, bis er schließlich hinter der Tür verschwindet. Chifuyu, der ebenfalls dabei ist, gibt ihm zum Abschied einen Kuss, und plötzlich muss ich an Mikey denken, was mich noch trauriger macht, als ich ohnehin schon bin.

[...]

Zu Hause angekommen, will ich direkt ins Badezimmer verschwinden und mich unter die Dusche stellen. Doch zu meinem Erstaunen ist mein Bruder bereits zu Hause und ergreift das Wort. Sein skeptischer Blick fixiert mich, und er fragt: "Sag mir, dass das nur eine Perücke ist."
Ein breites Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht, während ich mich ihm gegenübersetze und den Kopf schüttele. "Nein, es ist echt. Ich hatte Lust auf etwas anderes. Ich wollte nicht bis zu meinem Geburtstag warten, und außerdem wollte ich, dass Keikei es vor seiner Abreise sieht", tische ich ihm eine Notlüge auf, die mir gerade spontan in den Sinn kommt und sie klang logisch.
Sein skeptischer Blick verblasst allmählich, und seine Miene wandelt sich von Skepsis zu Belustigung. Schließlich gibt er trocken von sich: "Steht dir überhaupt nicht." Ein Seufzen entweicht seiner Kehle, als er das sagt. Augenrollend schleudere ich ihm eines der Sofakissen entgegen. "Du hast einfach keinen Geschmack!", protestiere ich mit einem Anflug von Trotz.

Während wir uns noch necken und mit den Kissen ab schmeißen, klingelt plötzlich das Handy meines Bruders, und er nimmt den Anruf genervt entgegen. "Schon wieder?", frage ich, während er ins Telefon spricht und die Stirn in Falten legt. "Was ist in letzter Zeit mit ihm los?" Seine Worte klingen frustriert. "Ja, bis gleich." Er beendet das Gespräch und legt das Handy beiseite.
Ich weiß nicht genau, ob ich nachfragen sollte, aber meine Neugier ist einfach größer, also frage ich: "Alles okay?"
Mein Bruder legt den Kopf in den Nacken und reibt sich über die Schläfen, als hätte er Kopfschmerzen. "Überhaupt nicht. Mikey ist seit ein paar Tagen auf einem komischen Trip. Er prügelt wahllos auf Leute ein, betrinkt sich in Clubs und sucht Streit mit jedem. Laut Emma kommt er tagsüber nicht aus seinem Zimmer, verschwindet in der Nacht und kommt mit Verletzungen heim. Sogar Emma und seinen Großeltern gegenüber benimmt er sich wie ein Arschloch. Vielleicht sollte ich ihm mal wieder Vernunft einprügeln", erklärt mir Kenny. Ein schwerer Kloß bildet sich in meinem Hals, und ich beginne nervös an meinem Oberteil zu zupfen.
"Weißt du... denn, warum er sich so benimmt?", wage ich vorsichtig zu fragen. Doch mein Bruder schüttelt nur den Kopf. "Keine Ahnung, aber ich hoffe, dass er nicht rückfällig wird. Das wäre ziemlich anstrengend", seufzt er und steht auf.
"Mitsuya fragte, ob ich vorbeikommen kann, da Mikey wohl gerade stresst. Wir sehn uns also später", winkt mein Bruder noch zu, verschwindet auch schon, ohne dass ich etwas erwidern kann, und kurz danach höre ich die Haustür ins Schloss fallen.

Ich bleibe auf der Couch sitzen und grübele über das Gesagte nach. Obwohl ich wissen will, wie es Mikey jetzt geht und was mit ihm los ist, überfordert mich das, was mir gerade erzählt wird, etwas. Wieder, wie so oft, steigen mir die Tränen in die Augen, wenn ich an ihn denke. Wir waren zwar nicht lange zusammen, aber jedes Mal, wenn ich an ihn denke, fühlt es sich an, als würde mein Herz in tausend Stücke zerfallen. Jedes Mal.

Bevor ich mir also auf der Couch die Augen ausheule, gehe ich ins Badezimmer, um zu duschen, so wie ich es eigentlich vorhatte. Während das warme Wasser über meinen Körper strömt, schließe ich die Augen und versuche, mich von den aufwühlenden Gedanken an Mikey abzulenken. Doch es ist schwer, seine Präsenz aus meinem Geist zu verbannen, jetzt, wo ich nicht mehr durch meinen besten Freund abgelenkt werde. Die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit, an sein Lachen, seine Worte und seine Berührungen, überfluten mich wie eine Welle. Ich kann nicht anders, als ein paar leise Tränen inmitten des Wasserschleiers zu vergießen.
Während das beruhigende Wasser der Dusche über mich rieselt, versuche ich, die Gedanken und Gefühle in mir zu beruhigen. Doch trotz der Entspannung, die das warme Wasser mit sich bringt, kann ich Mikey nicht aus dem Kopf bekommen. Die Bilder seiner wütenden Ausbrüche und seiner selbstzerstörerischen Handlungen spuken in meinem Kopf herum. Ich fühle eine Mischung aus Sorge und Trauer, die sich in mir ausbreitet wie ein dunkler Schatten. Und die Frage, warum er das alles tut, will auch nicht verschwinden.

Jeder Gedanke an Mikey löst einen Stich in meinem Herzen aus, und ich frage mich, ob ich jemals darüber hinwegkommen werde.

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