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Baji POV
Gerade liege ich im Bett, mit dem Handy in der Hand. Neben mir liegt Chifuyu – nackt, ebenfalls mit dem Handy in der Hand und präsentiert mir seinen wundervollen Körper. Irgendwann durchbricht er die Stille, legt sein Handy auf die Seite und dreht sich zu mir. Er stützt seinen Kopf mit dem Unterarm und blickt mich an. Die Dämmerung durch das Fenster taucht sein Gesicht in ein weiches, goldenes Licht.
"Du wirst es ihr heute sagen, oder?", fragt er schließlich. Ich lege mein Handy ebenfalls beiseite und drehe meinen Kopf zu ihm.
"Ich muss irgendwann mit ihr sprechen, und wann würde es besser passen als kurz vor meiner Abreise?", sage ich und seufze leise. Ein leichtes Lächeln spielt um Chifuyus Lippen, als er sich mit einer geschmeidigen, fast spielerischen Bewegung auf meinen Schoß setzt. "Sie wird bestimmt stinksauer auf dich sein", sagt er leise und legt seine Hände auf meine nackte Brust, seine Berührung sanft und vertraut. "Dann werde ich dich trösten müssen, weil du deswegen traurig sein wirst." Sein Atem streicht sanft über meine Lippen, während er sich zu mir vorbeugt und einen zarten Kuss auf meine Lippen haucht.
"Vielleicht", erwidere ich mit einem Grinsen, doch als ich genauer in seine Augen sehe, bemerke ich den traurigen Ausdruck in ihnen. "Was wird aus uns, wenn du nach Amerika gehst?", frage ich leise und beiße mir auf die Unterlippe. "Du wirst mir fehlen", füge ich leise hinzu.
Mit einem seufzenden Ton schiebe ich ihn von meinem Schoß und stehe auf, um meine Kleidung vom Boden aufzuheben. "Wir sind nicht zusammen, sondern vögeln nur, falls du das vergessen hast", sage ich, während ich meine Hose anziehe. Hinter mir höre ich, wie auch er sich anzieht. Dann spüre ich, wie er näher kommt und seinen Blick auf mich richtet. "Ich weiß, ich dachte nur...", beginnt er, bricht dann ab. "Dass wir...", fügt er hinzu und stoppt erneut.
Kopf kratzend, betrachte ich ihn und gehe auf ihn zu, um sein Kinn mit meinen Fingern anzuheben und ihn zu zwingen, mich anzusehen. Schließlich, mit einem Hauch von Verletzlichkeit in seiner Stimme, sagt er: "Ich will nicht nur eine flüchtige Affäre sein. Du bedeutest mehr für mich." Seine Worte treffen mich wie ein Schlag, und ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt. Ich weiß, dass ich Gefühle für ihn habe, aber ich habe nie gewagt, sie auszusprechen, da ich mir selbst nicht sicher war, um was für Gefühle es sich genau handelt. Unsere Beziehung war von Anfang an kompliziert. Ich wollte ihm einfach keine falschen Hoffnungen machen.
Ich neige mich etwas nach vorn, um ihm ins Ohr zu flüstern - leise und einfühlsam: "Ich kann keine Versprechen machen, aber ich werde an dich denken. Ich verspreche dir, dass ich diese Zeit in Amerika nutzen werde, um herauszufinden, was ich wirklich will." Meine Finger streichen über seine Wange, und ich spüre, wie er sich an meine Berührung lehnt.
"Ich... ich werde warten", flüstert er schließlich, seine Stimme kaum lauter als ein Hauch. Seine Wangen glühen. Unsere Lippen sind nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
"Ich muss los, Chifuyu", sage ich leise und löse mich von ihm, um mir mein Oberteil überzuziehen. Ich winke ihm noch kurz zu und lasse ihn im Raum stehen.
[...]
"Warum zum Teufel sollten wir uns ausgerechnet in der Mitte dieser verfluchten 50-Meter-Treppe treffen?", ertönt keuchendes Schnaufen neben mir. Ein schelmisches Grinsen kann ich mir nicht verkneifen, als ich meine beste Freundin anschaue, die sich schwer atmend am Geländer abstützt. "Jetzt übertreib nicht. Du bist einfach nur unsportlich geworden", necke ich sie und klopfe ihr auf den Rücken. Sie lässt sich auf einer der Stufen nieder, lehnt sich leicht zurück und schaut zu mir hinauf.
"Ich bin echt froh, dass du wieder mit mir redest. Ich dachte, ich hätte etwas falsch gemacht, weil du mir aus dem Weg gegangen bist", seufzt Meiyo schließlich, nachdem sich ihre Atmung normalisiert hat.
Ich setze mich neben sie auf die Stufen und blicke auf das nächtliche Tokyo, das von hier oben besonders beeindruckend aussieht. Die Sonne ist bereits untergegangen, und im Hintergrund erstrahlt die Stadt in ihren bunten Lichtern. Ich stütze meinen Arm auf mein Knie und meinen Kopf in die Hand. Am unteren Ende der Treppe kann ich Mikey sehen, der Meiyo vermutlich hierher gebracht hat und nun auf sie wartet.
"Weißt du eigentlich noch, wie wir uns kennengelernt haben?", frage ich sie, ohne auf ihren vorherigen Satz einzugehen und ohne sie anzusehen. Dennoch kann ich ihren verwirrten Blick spüren.
"Ja, klar", murmelt sie nachdenklich. Ihr Blick wandert zu den weit entfernten Lichtern der Stadt, als würde sie in alten Erinnerungen schwelgen. "Du und Kazutora habt mich damals vor diesen Typen beschützt." Ich drehe meinen Kopf zu ihr, um sie anzuschauen, und unsere Blicke treffen sich für einen flüchtigen Moment. "Nicht nur das eine mal. Du wurdest ständig in irgendwelche Schlägereien verwickelt. Jedes Mal, wenn wir uns begegnet sind, hast du in der Klemme gesteckt", bestätige ich ruhig und muss lächeln, wenn ich an die Erinnerungen denke.
"Diese ganzen Grundschüler haben sich aber auch immer mit diesem Gang-Gehabe aufgespielt", murrte sie und verschränkte ihre Arme leicht.
"Irgendwann wurde es für Kazutora und mich normal, dich aus diesen Situationen zu retten, und irgendwann wurden wir Freunde", sage ich immer noch leicht lächelnd. "Du hast ein außergewöhnliches Talent in Situationen zu geraten, in die du nicht gehörst", füge ich murmelnd hinzu und wende meinen Blick erneut der nächtlich beleuchteten Stadt zu.
Neben mir höre ich sie lachen und dann seufzen. "Ich glaube, dieses Talent habe ich immer noch, wenn ich mir meine aktuelle Situation so anschaue."
Dann nehme sie meine Hand in ihre und verflechte unsere Finger. "Ich bin wirklich froh, euch beide damals getroffen zu haben", lenkt sie das Gespräch in eine andere Richtung. "Damals war die Zeit, als ich Kenny als meinen Bruder verloren habe, weil auch er sich diesen Gangs angeschlossen hat, die mich immer geärgert haben. Er wurde zu einem der anderen einfach verprügelt hat, so wie es alle getan haben. Er war nicht mehr zu Hause, hatte keine Zeit mehr für mich und hat mich im Grunde genommen einfach allein gelassen... Deswegen war ich umso glücklicher, dass ich euch getroffen habe und nicht mehr allein war", erzählt sie leise, und auf ihren Lippen liegt ein sanftes Lächeln.
"Deswegen magst du Gangs nicht", sage ich, mehr als Selbstbestätigung. Irgendwie muss ich das Thema ansprechen, auf das ich hinauswill.
"Das ist richtig. Einerseits, weil sie mich als Kind ständig verprügelt haben, und teilweise werde ich selbst heute noch damit konfrontiert und andererseits, weil sie mir meinen Bruder genommen haben. Selbst heute hört man im Fernsehen nur Schlechtes über sie. Sie sind gewalttätig und so weiter. Ich will wirklich nichts mit ihnen zu tun haben", erklärt sie und drückt meine Hand.
Und da ist es, das Thema, auf das ich unter anderem hinauswollte.
Meiyo POV
"Meiyo", beginnt er und drückt meine Hand fest, die wir immer noch halten. "Du weißt, ich habe dich immer so gut es ging vor solchen Sachen und Typen beschützt. Auch habe ich nie etwas erwähnt, was vielleicht deine Gefühle verletzen könnte", fährt er fort. Ich spüre, wie ein Kloß in meinem Hals steckt, und habe das Gefühl, dass gleich etwas kommt, was ich nicht hören will.
"Ich weiß", flüstere ich, meine Stimme kaum mehr als ein Hauch. "Und dafür bin ich dir unendlich dankbar."
"Meiyo", sagt er erneut meinen Namen, und erneut muss ich schwer schlucken. Ich kenne ihn mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass, wenn er meinen Namen voll ausspricht, es etwas Ernstes ist, und das lässt mich im Moment unwohl fühlen.
"Weißt du, dass dein Bruder in einer Gang ist?", fragt er schließlich. Ich nehme meine andere Hand dazu und beginne nervös, mit Keikei's Fingern zu spielen. Ich schüttele den Kopf und antworte leise: "Nein." Tatsächlich weiß ich es nicht sicher, aber ich hatte immer die Vermutung, dass er es ist. Diesen Gedanken habe ich bisher immer erfolgreich aus meinem Kopf verbannen können.
"Weißt du, dass ich auch dazu gehöre?", fragt er weiter. Wieder schüttele ich nur den Kopf und murmele leise: "Nein."
"Und was ist mit Mikey? Weißt du wirklich, mit wem du zusammen bist?" Er bohrt weiter, und erneut wird mir klar, dass ich rein gar nichts weiß. Die Tränen beginnen langsam in meinen Augen aufzusteigen, Tränen der Verzweiflung. "Nein", gestehe ich schwer. Die Realität wird mir schmerzhaft bewusst – ich weiß einfach nichts.
"Wir gehören nicht einfach zu irgendeiner Gang", fährt er fort und sieht auf unsere ineinander verflochtenen Hände, während ich noch immer nervös mit ihnen spiele. Seine Hand zwischen meinen beiden. "Mikey ist der Anführer von einer und dein Bruder ist sein Vize. Ich gehöre ebenfalls zu ihnen, so wie Kazutora", beendet er seinen Satz. Ich ziehe meine Beine eng an meinen Körper und hebe meinen Kopf leicht an. Mein Blick wandert automatisch zum Ende der Treppe, wo Mikey immer noch auf mich wartet. Ich hatte immer geahnt, dass es so sein könnte, aber die Bestätigung trifft mich dennoch wie ein Schlag ins Gesicht.
"Und Kazutora ist nicht im Ausland, Meiyo", fährt mein bester Freund neben mir fort. "Er sitzt im Jugendknast wegen Mordes, auch wenn es ein Unfall war. Aber er wurde dennoch verurteilt." Das ist der Satz, der meine Tränen freisetzt, die ich versucht habe zu unterdrücken. Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll, ob überhaupt eine angemessene Reaktion möglich ist. Die Realität fühlt sich in diesem Moment so surreal an.
"Als Mikey mir mit einem breiten Grinsen im Gesicht sagte, dass du jetzt seine Freundin bist, war ich wütend. Er ist einer meiner besten Freunde und du auch. Ich war verzweifelt, weil ich nicht wusste, wie ich dir helfen kann, wie ich dich von ihm - meinem besten Freund - fernhalten kann", gesteht er weiter. Während ich still vor mich hinweine und zuhöre, ist es mir unmöglich, etwas zu erwidern. Die Realität, dass meine Vermutungen der Wahrheit entsprechen, lähmt meinen Verstand. Und dann die Sache mit Kazutora, dass ich jahrelang dachte, er sei im Ausland, aber stattdessen im Jugendknast sitzt – all das ist zu viel.
"Meiyo, deswegen bitte ich dich...", beginnt er erneut und drückt meine Hand fest, während er seinen Kopf auf meine Schulter legt. Obwohl ich ihn nicht direkt anschaue, kann ich seine traurigen Augen aus dem Augenwinkel erkennen. "Verlasse Mikey. Er wird dir nicht guttun, dich verletzen und...", er stockt, und seine Stimme senkt sich zu einem leisen Flüstern. "Ich werde das nächste Jahr nicht da sein können, um dich zu schützen." Die Worte meines besten Freundes schneiden tief in mein Herz, und die Tränen fließen unaufhaltsam.
Erschrocken hebe ich meinen Kopf an und sehe ihn an. "Was? Wieso?", frage ich mit brüchiger Stimme, meine Augen weit geöffnet vor Überraschung und Verwirrung. Ein müdes Lächeln spielt sich auf seine Lippen ab, als er mich ansieht, nachdem er seinen Kopf wieder hebt. "Ich werde nach Amerika gehen, für das nächste Jahr, ein Auslandsjahr", erklärt er.
"Das kannst du nicht tun! Ich mein...", beginne ich, breche dann ab und beiße mir auf meine zitternde Unterlippe. Mein Herz scheint in meiner Brust zu rasen, und ich fühle, wie sich der Kloß in meinem Hals vergrößert. "Wann?", frage ich schließlich, meine Stimme leiser, als hätte ich Angst vor der Antwort. "Nächstes Wochenende geht der Flieger." Seine Antwort trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. Eine Woche? Das ist alles, was uns noch bleibt.
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter und falle ihm einfach um den Hals, als ob ich mich daran klammere, um ihn nicht gehen zu lassen. "Wieso hast du nichts gesagt! Wieso bist du mir aus dem Weg gegangen, anstatt deine letzte Zeit mit mir zu verbringen?!", schluchze ich in seine Schulter, meine Tränen durchnässen sein Oberteil. Meine Finger krallen sich verzweifelt in den Stoff.
"Ich weiß, und es tut mir leid. Ich wusste nicht, wie ich meine Wut auf eure Beziehung zurückhalten konnte, und ich wollte nicht, dass du das Gefühl bekommst, dass...", er unterbricht sich selbst und seufzt tief, drückt mich fester an sich. "Ich weiß nicht, was ich genau dachte", gesteht er schließlich. "Ich war einfach nur wütend."
Die Tränen rinnen ungehindert über meine Wangen, als ich die Worte meines besten Freundes verarbeite. Eine Welle aus Emotionen durchflutet mich: Angst, Verwirrung, Wut und vor allem Traurigkeit. Es fühlt sich an, als wäre mein bisheriges Leben auf den Kopf gestellt worden, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Mein Blick wandert zu Mikey, der immer noch am Ende der Treppe steht und auf mich wartet. Er sieht mich mit diesem unbeschwerten, altbekannten Grinsen an, das ich so gut kenne. Doch jetzt kann ich es nicht mehr einfach als Unschuld abtun. Hinter diesem Lächeln verbirgt sich offenbar eine düstere Welt, von der ich keine Ahnung hatte, wenn selbst mein bester Freund mich davor warnt.
Eine Weile sagt niemand von uns mehr etwas. "Meiyo, ich mache mir wirklich Sorgen um dich", sagt mein bester Freund sanft. Seine Augen sind erfüllt von Sorge und Mitgefühl. "Du bist mir so wichtig, und ich will nicht, dass du in diese gefährliche Welt hineingezogen wirst." Ich kann die Wahrheit in seinen Worten spüren. Er will mich beschützen, so wie er es immer getan hat.
"Was soll ich tun?", flüstere ich schließlich, meine Stimme brüchig und voller Verzweiflung. Er zieht mich näher an sich heran und umarmt mich tröstend. "Du musst sicherstellen, dass du in Sicherheit bist, Meiyo. Ich kenne Mikey gut, aber seine Welt ist gefährlich. Du verdienst jemanden, der dich beschützt und nicht in Gefahr bringt. Bitte beende deine Beziehung mit ihm, er wird dir nicht guttun und dich verletzen."
Bei diesen Worten krall ich mich noch mehr in das Oberteil meines besten Freundes. "Wieso?", frage ich schniefend, ohne meinen Blick zu heben. "Ich kann es dir nicht erklären, ich bitte dich einfach nur mir zu vertrauen."
"Ich werde darüber nachdenken", flüstere ich schließlich.
[...]
Wir sitzen immer noch eine Ewigkeit auf der Treppe, die Dunkelheit umhüllt uns, und unsere leisen Stimmen mischen sich mit den entfernten Geräuschen der nächtlichen Stadt.
Die Zeit scheint stillzustehen, als ich mich schweren Herzens von Keikei verabschieden muss. Es fühlt sich an, als ob ein Stück meines Herzens mit ihm geht, und ich wünsche mir, ich müsste ihn nie loslassen. Doch er verspricht mir, dass wir uns am nächsten Tag und in den verbleibenden Tagen, die er noch in Tokyo verbringt, wiedersehen werden.
Schließlich steht er auf und steigt die Treppe hinauf, um nach Hause zu gehen, während ich die Treppe hinuntergehe, wo Mikey noch immer auf mich wartet. Sein Gesichtsausdruck ist besorgt, als er meine Tränen bemerkt und er kommt direkt auf mich zu.
"Mikey", flüstere ich, als ich vor ihm stehe. Er nimmt sofort mein Gesicht in seine Hände. "Wieso weinst du? Muss ich ihn verletzen?", fragt er besorgt, während seine Augen mich durchdringen. Ich schüttle meinen Kopf und lege meine Hände auf seine Brust, um ihn leicht von mir wegzuschieben, sodass ich in seine Augen sehen kann.
"Mikey, wieso...", fange ich erneut an. "Warum sagen mir alle, dass ich mich von dir fernhalten soll? Dass du mir nicht guttun wirst? Dass du mich verletzen wirst?", frage ich, meine Stimme zittrig. Unter meinen Händen spüre ich, wie er sich bei meiner Frage sofort anspannt. Er entfernt seine Hände von meinem Gesicht und lässt sie neben seinen Körper hängen.
Er zögert einen Moment, bevor er antwortet, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern: "Das... möchte ich dir nicht sagen, Mei", und wendet den Blick ab.
"Wieso?", hake ich nach, und er erwidert leise: "Weil du mich dann vielleicht nicht mehr lieben wirst."
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