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Mit einem Mal scheint das Thema offenbar vorbei zu sein, als alle damit anfangen, ihr Essen zu genießen. Die plötzliche Stille verstärkt jedoch meine Ängste und Unsicherheiten. Besonders die Reaktion meines Bruders lässt mich noch mehr Angst davor haben, ihm von Mikey und mir zu erzählen, als ich ohnehin schon habe. Aus den Augenwinkeln beobachte ich Mikey, der immer noch ein breites Grinsen auf seinem Gesicht hat, das er offensichtlich nicht unter Kontrolle bringen kann. Seine scheinbare Sorglosigkeit und Mangel an Angst lassen mich innerlich seufzen. Deswegen gebe ich ihm einen Stoß mit meinem Bein gegen seines, da er direkt gegenüber von mir sitzt. Er zuckt kurz zusammen und erntet seltsame Blicke von Emma und Kenny.
"Ist heiß", stammelt er schnell heraus, und scheinbar fallen Emma und Kenny darauf herein.

Kenny stellt noch einige Fragen über das Camp, und ich gestehe ihm, dass wir erwischt worden sind, weil jemand gepetzt hat. Aber wir lassen, dass wie herausgekommen ist weg. Ich erzähle ihm auch von dem Vorfall am ersten Tag, als mich diese Kerle verprügelt haben. Kenny würde am liebsten sofort aufspringen und Mikey an Ort und Stelle umbringen, da er der festen Überzeugung ist, dass er mich nicht ausreichend beschützt hat. Emma und ich können ihn jedoch davon abhalten.
"Mich kannten ziemlich viele dort, sie wussten offenbar, dass sie nicht meine Schwester ist. Einer von denen wird es wohl gewesen sein, der gepetzt hat. Vielleicht sogar einer von denen, die ihr das angetan haben", erklärt Mikey achselzuckend und isst dann weiter. Kenny scheint ihm das irgendwie abzukaufen, denn das Thema, dass wir aufgeflogen sind, wird nicht weiter vertieft.
Mein Bruder richtet seinen Blick nun direkt auf Mikey und fragt: "Weißt du zumindest, wer diese Typen waren? Oder zu welcher Gruppe sie gehören?" Dieser schüttelt nur den Kopf und isst seelenruhig weiter, als ob er nicht fast verprügelt worden wäre.

So beenden wir unser Essen und unterhalten uns noch etwas. Als wir aufbrechen wollen, stehe ich auf und sage: "Ich muss noch schnell auf die Toilette, dann können wir losgehen." Mit diesen Worten verlasse ich den Tisch und begebe mich auf den Weg zur Toilette. An den Toiletten angekommen, suche ich eine saubere Kabine und trete ein, als ich eine finde und schließe die Tür hinter mir und kümmere mich um das, was zu erledigen ist. Anschließend wasche ich mir gründlich die Hände und mache mich bereit, zurückzukehren. Kaum habe ich die Tür der Frauentoiletten wieder geöffnet, spüre ich, wie zwei Hände meinen Körper packen und mich gegen die kalte Wand drücken.
Meine Kehle schnürt sich zusammen, als ich versuche, einen Schrei zu unterdrücken, während mir der Mund zugehalten wird. Als ich erkenne, dass es Mikey ist, der mich gepackt hat, funkel' ich ihn wütend an und reiße seine Hand von meinem Mund.
"Was zum Teufel tust du da?", flüstere ich mit bebender Stimme, während mein Herz wild gegen meine Brust hämmert.

Er erwidert mein wütendes Funkeln mit einem selbstgefälligen Grinsen. "Musste auch auf die Toilette", sagt er mit einem Lachen. Seine Hand streift sanft über meine Wange, fast zärtlich, bevor er sich zu einem Kuss vorbeugt. Überrascht erwidere ich den Kuss kurzzeitig, ehe ich mich daran erinnere, wo wir uns befinden und dass uns jemand beobachten könnte. Ich drücke ihn von mir weg und flüstere: "Spinnst du? Was ist, wenn sie uns sehen?"
"Das werden wir dann herausfinden", erwidert er mit einem herausfordernden Grinsen und drückt mich noch fester gegen die Wand. Dann küsst er mich erneut, intensiver - leidenschaftlicher als zuvor. Inmitten der Angst und Verwirrung entzündet sich ein unerklärliches Kribbeln in meinem Bauch, das ebenso faszinierend wie beängstigend ist.

Als seine Lippen meine zum zweiten Mal berühren, durchzuckt mich eine komplexe Welle aus Sehnsucht und Unsicherheit. Sein Kuss ist so intensiv und elektrisierend, dass mein Herz wild zu schlagen beginnt und ich automatisch meine Arme um seinen Nacken lege. Als er mit seiner Zunge über meine Lippen leckt, habe ich nicht vor, meinen Mund auch nur einen Millimeter für ihn zu öffnen. Allerdings gehorcht mein Körper mir nicht und gewährt ihm Einlass. Unverzüglich nimmt er die Einladung und beginnt sofort, verspielt und doch fordernd mit meiner Zunge zu spielen.
Für einen Moment verliere ich mich in diesem Kuss und genieße es einfach, aber dann ziehe ich meinen Kopf weg und drücke ihn etwas von mir weg und flüstere heiser: "Wir können das hier nicht tun."
Mit einem Lächeln streicht er daraufhin einige meiner Haare zur Seite und fängt an, meinen Hals zu küssen und mich noch weiter an die Wand zu drängen. Die beinahe erdrückende Enge, in die er mich zwischen sich und die kalte Wand presst, lässt meine Atmung stocken. Ich kann die Hitze seines Körpers durch unsere Kleidung hindurch spüren, während seine Lippen auf eine sanfte, aber bestimmende Art und Weise meinen Hals erkunden.

Meine Hand zittert, als ich vorsichtig seine Brust berühre und versuche, ihn von mir wegzuschieben. Aber er wehrt und drängt sich nur noch näher an mich. Mein Atem kommt ruckartig - stoßweise, während ich versuche, ihn mit ernstem Blick anzusehen.
"Mikey...", hauche ich kaum hörbar, mein Ton ist beinahe ein Flehen, als er sich plötzlich in meinen Hals saugt und möglicherweise einen Fleck hinterlässt. Ein Moment vergeht, in dem er die Stelle zärtlich mit seinen Lippen bedeckt und sein warmer Atem meine Haut streift, um schließlich mein Ohr zu erreichen.
"Wieso nicht? Du willst es doch auch. Der Nervenkitzel erwischt zu werden... ist doch verlockend", flüstert er verführerisch, sein raunender Tonfall lässt mein Herz schneller schlagen. Bei seinen Worten verschlucke ich mich fast und Gänsehaut läuft wie kleine Stromschläge über meinen Rücken. Er hat recht - das Gefühl der Gefahr, erwischt zu werden, ist aufregend. Doch die Angst, dass mein Bruder uns entdecken könnte, ist schrecklich echt und noch viel stärker.

Anstatt ihm eine Antwort zu geben, stoße ich ihn erneut von mir weg und schüttele den Kopf. Er zieht nur eine Augenbraue hoch, beißt mir sanft ins Ohr und haucht mit einem schiefen, fast siegessicheren Grinsen: "Spielverderber", hinein.
"Idiot!", schimpfe ich leise, während ich ihn ansehe. Mit möglicherweise hochrotem Kopf zwänge ich mich zwischen der Wand und ihm hindurch und gehe zurück zu den anderen. Hektisch streiche ich meine Haare zurecht, in der Hoffnung, dass man die Stelle, die er auf meiner Haut hinterlassen hat, nicht sieht.

"Na endlich, wo warst du denn so lange? Musstest du Kacken oder was?", fragt Kenny mit hochgezogenen Augenbrauen und einem lachenden Unterton. Die Hitze in meinen Wangen intensiviert sich und ich vermeide es, ihm in die Augen zu schauen. Ein dumpfes Klatschen hallt durch den Raum, gefolgt von einem überraschten "Aua" von meinem Bruder.
"So was sagt man nicht, so kannst du mit deinen Jungs reden, aber nicht mit deiner Schwester, Mensch!", höre ich Emma tadelnd sagen.
Ich erwidere nichts, stattdessen murmele ich nur eine unauffällige Lüge: "War halt voll" und greife nach meinem Koffer. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren oder auf die anderen zu warten, stürme ich nach draußen. Nur Sekunden später höre ich, die anderen drei hinter mir herkommen.

Wir verabschieden uns voneinander und gehen nach Hause. Mikey mit Emma und Kenny mit mir.

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