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"Also, gehen wir uns ein paar Omis anschließen?", unterbricht er die Stille und nickend stehe ich auf.
"Okay. Wird schon nicht so schlimm sein", sage ich und klopfe mir den Sand von der Kleidung und er steht ebenfalls auf. Wir erreichen unsere Schuhe, die wir am Anfang, bevor wir ins Wasser sind, irgendwo liegen gelassen haben. Dort angekommen schnappe ich mir meine Schuhe und auch die Karten, die wir zuvor abgeholt haben.
"Die Stände, die Gelb markiert sind, sind wohl die, die für die älteren zugeschnitten sind", erkläre ich als ich mir die Karte anschaue und fahre fort: "Hier in der Nähe ist etwas, glaube ich", flüstere ich leise.
"Ich schau' selbst. Wenn ich dir folge, verlaufen wir uns nur, obwohl du eine Karte hast", sagt er und nimmt mir die Karte aus der Hand. Ich schaue ihm schmollend hinterher, aber er hat recht. Ich nehme meine Schuhe und stolpere hinter ihm her. Stumm folge ich ihn und kurze Zeit später stehen wir vor einem Gebäude und schauen auf das Schild vor der Tür. Ein Backwettbewerb. War natürlich klar, dass es so was für ältere Menschen gibt, es ist ja bekannt, dass sie gerne kochen oder backen.
"Sag mal, kannst du Backen?", frage ich ihn skeptisch, als ich das Schild lese.
"Nö, aber wie schwer kann es schon sein?", antwortet er mit einem Grinsen und wir schauen uns an.
"Sollen wir es versuchen?", frage ich und er nickt zustimmend.
"Wird schon nicht so schwer sein", fügt er hinzu und geht einfach hinein.

Im Inneren melden wir uns an und warten noch etwa eine halbe Stunde, bis es losgeht. In der Zwischenzeit trocknen wir unsere Kleidung draußen in der Sonne, da sie immer noch von der Wasserschlacht nass ist. Endlich erscheint der Leiter und führt uns in einen großen Raum, der mit mehreren kleinen Kücheninseln ausgestattet ist.
Er erklärt uns die Regeln des Wettbewerbs: Wir erhalten Punkte für die Dekoration und den Geschmack. Die Küchen sind mit allem ausgestattet, was wir benötigen, und ein Backbuch liegt auf dem Tisch, aus dem wir uns einen Kuchen aussuchen können, den wir innerhalb von drei Stunden fertigstellen müssen. Ich bin erleichtert zu hören, dass es keine Vorgaben für den Kuchen gibt, solange wir innerhalb der vorgegebenen Zeit fertig werden. Als ich mich umschaue, bemerke ich, dass hier tatsächlich diejenige sind, die eine ältere Begleitperson dabeihaben.
Mikey unterbricht meine Gedanken, als er bereits im Backbuch blättert und sagt: "Ich will den hier." Natürlich ist es kein gewöhnlicher Kuchen, sondern ein Dinosaurierkuchen für Kinder. Ich reibe mir über das Gesicht und muss über seine Wahl schmunzeln.
"Okay, wenn jeder seinen Kuchen gefunden hat, dann schnappt euch eine Schürze und los geht's. Ich bin im Nebenraum und werde immer wieder mal kontrollieren kommen", erklärt der Kursleiter und verlässt den Raum. Etwas merkwürdig, dass er nicht im selben Raum bleibt, um aufzupassen, aber mich soll es nicht stören.

Ich stehe nervös vor dem Backbuch und den Zutaten, die vor mir ausgebreitet sind, die fast alle in Schüsseln stehen und unbeschriftet sind, vermutlich ebenfalls ein Teil der Herausforderung. Ich spüre meine Hände zittern, während ich das Rezept zum gefühlt hundertsten Mal durchlese, aber es fühlt sich immer noch so an, als würde ich eine Fremdsprache lesen. Mikey steht neben mir und sieht genauso verloren aus wie ich. Wir haben beide noch nie zuvor gebacken und wissen nicht, wo wir anfangen sollen.
"So schwer wird das schon nicht sein. Wir folgen einfach der Anleitung, dann kann schon nichts schiefgehen", versuche ich, uns beiden Mut zu machen. Die Worte verwandeln sich in meinem Kopf zu einem verwirrenden Durcheinander, als ich versuche, die Schritte zu entziffern.
"Wir brauchen anscheinend einen Boden, den wir dann irgendwie formen müssen. Ich denke, damit fangen wir an. Also hol eine Schüssel raus", weiße ich Mikey an, der mir gehorcht. Und so geht es weiter, ich lese mir gefühlt hunderte Male das Rezept durch und gebe es genauso weiter, wie es hier steht.
Doch als ich sage: "Als Nächstes musst du die Butter schaumig rühren", sehe ich in Mikeys Augen die Verwirrung aufblitzen.
"Was soll ich?", fragt er mich, als ob ich gerade eine komplett andere Sprache sprechen würde. Ich zucke hilflos mit den Schultern, ich weiß selbst nicht genau, was schaumig rühren bedeutet, und antworte unsicher: "Vielleicht musst du die Butter einfach so lange rühren, bis Schaum entsteht?"
"Verwirrt, aber okay, wie viel denn?", überfordert er mich direkt mit der nächsten Frage.
"Keine Ahnung, das steht hier nicht... mach einfach die ganze Packung?", frage ich eher zurück und er tut es einfach. Er nimmt die ganze Packung Butter und macht es in eine Schüssel und er fängt an, mit einem Schneebesen zu rühren. Er rührt und sein Arm bewegt sich hektisch und immer schneller, und ich kann sehen, wie sich Schweißperlen auf seiner Stirn bilden. Aber der Schaum will sich einfach nicht bilden.
"Gott, ey, da kommt kein Schaum und mein Arm tut weh. Da ist sich prügeln weniger schmerzhaft", stöhnt er und reibt sich seinen schmerzenden Arm, während er keuchend den Schneebesen beiseitelegt.

Ich betrachte die Schüssel skeptisch und frage mich, ob ich das Rezept richtig verstehe.
"Wird schon stimmen, denke ich. Als Nächstes kommt Zucker, Milch, Mehr und Eier dazu!", sage ich, während ich das Rezept weiter studiere und die Eier aus dem Kühlschrank hole. Mikey steht vor zwei Schüsseln mit weißem Pulver und sieht aus, als ob er nicht sicher ist, welches davon Zucker ist. Nachdem er schließlich eine Schüssel gewählt hat, fügt er den Inhalt großzügig hinzu - viel zu großzügig, denn er schüttet den gesamten Inhalt hinzu. Ich werde misstrauisch über seinen zögernden Blick und tauche kurz meinen Finger in die Schüssel, um zu schmecken, ob es wirklich Zucker ist. Das salzige Brennen auf meiner Zunge lässt mich die Augen zusammenkneifen.
"Mikey, du hast Salz hinzugefügt!", beschwere ich mich und versuche, so viel wie möglich von dem weißen Pulver mit meinen Händen herauszuholen.
"Es war 50/50, ob es richtig ist! Zucker und Salz sehen halt gleich aus. Woher soll ich das denn wissen? Wieso beschriften die das auch nicht!", verteidigt sich Mikey leise, während er die andere Schüssel greift und den gesamten Inhalt hinzufügt, nachdem ich so viel Salz wie möglich entfernt habe.
"Wir werden so was von durchfallen", wimmere ich leicht und seufze. Ich füge die Eier hinzu und versuche, sie Best möglichst ohne Schalen zu zerbrechen, während Mikey Packungsweise Milch und Mehl hinzufügt.
"Was als Nächstes?", fragt Mikey und lenkt mich ab. Ich schaue wieder ins Buch und weise ihn an, erneut zu rühren, wobei ich auf das elektrische Handrührgerät zeige. Mikey holt es, steckt es ein und schaltet es ein. Ohne weiter darüber nachzudenken, steckt er die Rührstäbe einfach in die Schüssel, die natürlich zur Seite kippt und uns beide mit der klebrigen Masse bespritzt.
"Du musst die festhalten du Idiot!", jammere ich weiter und versuche nicht loszuheulen.
"Woher soll ich das denn wissen? Das hast du nicht gesagt!", schimpft Mikey zurück, woraufhin ich ihn empört anschaue. Ich bemerke, wie sich kleine Spritzer von Teig auf Mikeys Wangen und Nase verteilen, was ihm ein niedliches Aussehen verleiht.
"So was weiß man doch!", sage ich trotzdem verzweifelt und sehe mich um. Die Küche um uns herum ist ein Bild des Chaos. Tüten mit Mehl auf der Anrichte, während Eierschalen und leere Milchkartons auf der Arbeitsfläche verstreut liegen. Der Boden ist mit Teig klecksen übersät, die bei unserem missglückten Rühr versuch davongeflogen sind. Und trotzdem fühlt sich dieser Moment seltsam perfekt an, was uns beide zum Lachen bringt.


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