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"Bist du fertig?", fragte Jongdae und als ich mich umdrehte, sah ich ihn im Türrahmen lehnen.
"Fast", sagte ich und trug meinen Lippenstift auf um mein Make-up zu vollenden.
Ich sah im Spiegel, wie er mich musterte und hoffte, dass ihm das Kleid gefiel, das ich ausgesucht hatte. Ich hatte mir heute viel Mühe gegeben mit meinem Aussehen, ich wollte ihm gefallen und gut neben ihm aussehen. Jongdae knöpfte die letzten Knöpfe seines Hemdes zu und wuschelte sich durch die Haare, schon war er fertig. Wieso hatten Männer es so viel einfacher als Frauen?
Er trat hinter mich und schlang seine Arme um meine Taille, während ich die Schminke zurück in meine Kosmetiktasche packte. Es war seltsam, wie sehr ich mich an seine Berührungen gewöhnt hatte. Es fühlte sich nicht mehr fremd an von ihm angefasst zu werden. Er platzierte seinen Kopf auf meiner Schulter.
"Du bist so hübsch", meinte er und blies die Backen auf.
Ich piekste ihm in die Seite und er quietschte leicht. Ich drehte mich zu ihm um und zupfte seinen Kragen ordentlich und fuhr mit den Fingern durch seine Haare.
"Du musst unbedingt lernen, Komplimente anzunehmen", bemerkte er grinsend und ich wandte mich ab mit rotem Gesicht.
"Ähm... Danke."
Er schlang erneut seine Arme um mich und wir schauten uns kurz an. Und das Einzige, das ich in diesem Moment von mir geben wollte, war:
Küss mich. Küss mich. Küss mich.
Stattdessen sagte ich mit schüchternem Unterton: "Wollen wir dann los? Weißt du schon, wo du hin möchtest?"
"Ich weiß da von einem guten Club in Gangnam", sagte er und lächelte mich sanft an.
Dann lehnte er sich runter und mein Herzschlag setzte aus. Endlich. Ich hatte ewig auf diesen Moment warten müssen und endlich war er gekommen. Ich kam ihm entgegen, schloss die Augen und-
Er drückte mir einen kurzen Kuss auf die Wange. Ich starrte ihn an, Enttäuschung machte sich breit. Ich war so dumm. Er behandelte mich wie seine Freundin, war ein richtiger Kuss so schwer? Wollte ich zu viel? Er lächelte mich kurz an, verschränkte seine Finger mit meinen und wir verließen mein Zimmer, während der Frust mir Bauchschmerzen bereitete. Ich wollte es ihm sagen, konnte es aber nicht.
Ich mochte ihn. Ich mochte es ihn zu berühren. Ich hatte mein Herz an Kim Jongdae verloren. Was war falsch mit mir, dass er mich nicht küsste? Was machte ich falsch? Wo lag das Problem?
Wir verließen die Wohnung, stiegen in das Auto und er startete den Motor, während ich mein Aussehen unauffällig im Spiegel checkte. Jongdae sah makellos wie immer aus, seine Locken standen ihm süß vom Kopf ab und seine Mundwinkel waren stets nach oben gezogen. Ich wollte, dass diese Lippen mich küssen. Ich wollte es wirklich. Sollte ich den ersten Schritt machen?
"Mach dir nicht so viele Gedanken, Kairi", sagte er lächelnd, blickte aber auf die Straße und ordnete sich in den Verkehr ein.
Überrascht drehte ich den Kopf in seine Richtung. Er wusste von meinen Gedanken? Plötzliche Panik übermannte mich. Er wusste, dass ich ihn so sehr mochte?!
"Dort sind viele Leute und es ist voll und dunkel. Ich werde nicht erkannt werden und wir können ungestört Spaß haben."
Ich seufzte kaum merklich. Nein, er wusste es nicht. Er nahm meine Hand und drückte meine Finger. Ich erwiderte den Druck und er schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
"Mach dir keine Sorgen und vertrau mir einfach."
Ich nickte schnell und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Er zog die Hand zurück und platzierte sie wieder am Steuer, während ich das Radio einschaltete und seinem leisen Summen lauschte.
Der Bass dröhnte durch den Raum und ließ meinen Brustkorb erbeben. Es war angenehm und die laute Musik und das flackernde Licht führten mich dazu, meine Hüfte im Takt zu bewegen. Jongdae kam mit einer Cola und einem Shot auf mich zu, während ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anschaute. Alkohol?
"Ich hoffe, der da soll nicht für dich sein!", rief ich und er schüttelte lachend den Kopf.
Ich nahm ihn den Shot ab, spülte ihn schnell herunter, hustete und verzog das Gesicht. Warum musste das Ganze auch so widerlich schmecken. Er nippte lächelnd an seiner Cola und wir begannen miteinander zu tanzen. Durch die Menge an Menschen wurde ich gegen ihn gedrückt, doch ich hatte rein gar nichts dagegen auszusetzen. Er legte seine Hände auf meine Hüften und ich gab mich ganz der Musik hin.
Aus dem einen Shot wurden zwei und drei und zwei Bier folgten, während Jongdae Nüchtern blieb und auf mein betrunkenes Selbst aufpasste. Wie er versprochen hatte, wurde er nicht erkannt und sobald Leute länger in unsere Richtung schauten, wandte er sich ab.
"Ich muss zur Toilette", sagte ich irgendwann und er nickte.
"Ich warte da drüben", antwortete er und deutete auf eine einsame Sitzgruppe.
Ich nickte und bahnte mir einen Weg durch die Mengen in Richtung Toiletten. Ich war noch relativ sicher auf den Beinen und torkelte nur leicht, doch mein Kopf bereitete mir etwas Probleme. Mir war etwas schwindelig.
"Kairi? Choi Kairi?", sagte jemand, kurz bevor ich in die Mädchentoilette gehen konnte.
Ich drehte mich um und brauchte einen Moment, bevor ich den Freund meines Bruders erkannte. Rhee Kien. Dass ich den jemals wieder sehen würde. Ich grüßte ihn mit einem Nicken und wollte mich wieder weg drehen, doch da war bereits bei mir und strahlte mich an. Ja, er war ganz nett gewesen und gutaussehend war er auch, doch irgendwie hatte ich gerade rein gar keine Interesse mich mit ihm zu unterhalten.
"Hey, wir haben uns ja lange nicht gesehen", sagte er strahlend. "Wie geht es dir, wie geht es deinem Bruder?"
Ich nickte langsam.
"Mir ist schwindelig. Und ich muss mal."
Überrascht blickte er mich an.
"Aber Jiho geht es prima. Er hat nen Job. Ich muss auf die Toilette. War herrlich, dich mal wieder getroffen zu haben, Jihos Freund. Bye."
Wie hieß er noch mal.
"Warte, bist du öfters hier? Ich habe dich noch nie hier in der Gegend gesehen."
Wir sehen uns nie in irgendeiner Gegend.
"Nein, einmalige Sache. Ich muss wirklich aufs-"
"Wie läuft's bei dir im Job? Und mit wem bist du hier?"
Wieso tat er so, als wären wir Freunde? Und meine Blase war kurz vorm Platzen.
"Kien..."
"Hey, da bist du ja."
Ich drehte den Kopf und blickte meinem Retter entgegen. Jongdae trug eine Sonnenbrille und schlang den Arm um meine Schulter. Er zog mich mit einem Ruck an sich und ich taumelte leicht gegen seinen Oberkörper, doch er hielt mich fest. Er presste einen Kuss auf meine Wange und setzte ein Lächeln auf, blickte Kien entgegen.
"Ich hab dich gesucht, Süße", sagte er zu mir. "Und wer bist du?"
"Oh, ich ähm... Ich bin ein Freund von ihrem Bruder."
"Ach? Also kennt ihr euch", meinte Jongdae und ich nutzte die Situation und schlang meine Arme um seine Dusche.
"Ja, aber ich wusste gar nicht, dass du einen Freund hast, Kairi", murmelte Kien.
"Ich auch ni-"
"Ja, wir sind auch noch nicht lange zusammen. Wolltest du nicht auf die Toilette gehen, Schatz?"
Ich nickte. Wollte ich wirklich. Wenn ich hier weiter im Gang rum stand, würde ich wirklich Plätzen. Ich drückte seine Hand und verdrückte mich.
Ob die Unterhaltung zwischen den beiden seltsam sein könnte, merkte ich erst, als ich bereits meine Hände wusch. Schnell ging ich wieder hinaus und sah die beiden immer noch dort stehen, wo ich sie zurück gelassen hatte. Ich torkelte auf meinen 'Freund' zu und schlang meine Arme um ihn und er zog mich sofort in eine Umarmung.
"Ich lasse euch beide dann lieber alleine... Aber Kairi scheint schon ziemlich betrunken zu sein, bring sie lieber nach Hause."
"Ich bin mir sicher, ich weiß, was gut für sie ist~"
"Na dann... Du kommst mir irgendwie bekannt vor, haben wir uns schon mal gesehen?", bemerkte Kien.
Jongdae zuckte nichts sagend mit den Schultern und rückte seine Sonnenbrille runter.
"Das höre ich oft... Ich hab ein Allerweltsgesicht."
Too hot~
Hoffe es hat euch etwas gefallen, ich bin nicht so zufrieden... Bald... Bald wird es lustig...
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