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Wie die meisten unserer Räume auf dieser Ebene waren sie eher gemütlich eingerichtet mit Sesseln und einer langen Couch, denn die Stars sollten sich wohl fühlen. Sie würden mir ihre Wünsche vermitteln, während sie teuren Sekt schlürften und kleine Leckereien vom Tisch abstaubten, während ich alles aufschrieb und ihren Auftrag später bearbeiten würde.
Die Tür schwang auf, ich erhob mich und versengte schnell den Zettel in der Tasche meines Blazers, strich den Rock glatt und ging mit langen Schritten auf die Tür zu.
Ein Mann mit dunklem kurzen Haar betrat den Raum und ich verbeugte mich tief und begrüßte ihn, während ich langsam panisch würde. Jetzt ging es los. Überlebensmodus aktiviert.
Ich versuchte ein unfassbar professionelles Gesicht aufzusetzen, als ich ihn herein bat und dann hinter ihm sechs andere Gestalten in den Raum traten. Sie waren alle samt größer als ich, trugen normale Straßenkleidung und trugen stylische Ledermasken für die untere Gesichtshälfte. Ich verbeugte mich vor allen, reichte ihnen die Hand und erklärte ihnen freundlich, dass sie sich irgendwo niederlassen könnten. Sie waren unfassbar freundlich und begrüßten mich höflich und verbeugten sich tief vor mir, wo ich eigentlich nur ihre neue Angestellte war.
Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, nicht völlig vor Nervosität auszuflippen, nahm ihnen die teuren Jacken ab und hängte sie auf der anderen Seite des Raumes auf. Im Rücken hörte ich ihre leisen Gerpräche und ich bereitete mich noch einmal mental auf die nächste Stunde vor, bevor ich tief durch atmetet und mich umdrehte.
"Guten Tag, meine Herren. Mein Name ist Choi Kairi und ich freue mich sehr, Sie in unserer Agentur willkommen zu heißen! Ich werde Ihren Auftrag übernehmen und bin jederzeit Ihr Ansprechpartner. Also wenn Sie Fragen haben, ich bin immer für Sie da", sagte ich und versuchte so natürlich zu lächeln wie möglich.
Ich setzte mich auf den letzten freien Platz und versuchte sie nicht wie hypnotisiert anzustarren, denn man konnte nicht leugnen, dass sie allesamt eine Augenweide waren.
Schmale Gesichter, hübsche Nasen, perfekte Haut, große Augen, eine schöne Lidfalte, volle Lippen. Sie hatten alles, was sich jeder koreanischer Junge wünschte und waren doch auf ihre eigene Art einzigartig. Ich hatte sie bereits im Fernsehen gesehen, doch selbst ohne Make-up an einem ganz normalen Freitag sahen sie nahezu perfekt aus. Trotzdem erkannte ich trotz der Recherche niemanden auf den ersten Blick. Und hatte ich nicht mehr als sechs Namen aufgeschrieben?
"Wie war die Anreise, wenn ich fragen darf?", fragte ich den älteren Mann, der eindeutig der Manager zu sein schien.
"Stressig. Wir kommen gerade von einer Tour aus Japan und sind erst seit ein paar Tagen wieder im Lande. Deswegen haben wir Ihre Agentur auch beauftragt, denn wir brauchen eine Zwischenunterkunft, bis wir die Tour fortsetzen können", sprach er und ich schnappte mir schnell das schwarze Klemmbrett, dass neben den Snacks auf dem Tisch lag und machte mir sofort Notizen.
"Wir werden uns darum kümmern. Wann brauchen Sie das Haus?"
"So schnell wie möglich. Im Moment sind alle noch in einem Hotel untergebracht, bis EXO M dazu stößt."
Nun kam mir ein Licht auf, wieso sie nur zu sechst waren: EXO war in K und M unterteilt und anscheinend fehlte der zweite Teil der Gruppe derzeit. Immerhin wusste ich das, ich verspürte fast etwas wie Stolz über mein Wissen.
"Wann wird das geschehen?"
"In vier Tagen", antwortete er und ich schluckte, während ich diese eher weniger erfreuliche Nachricht aufschrieb.
Vier Tage waren nicht viel, besonders weil ich noch so viel drum herum organisieren musste. Deswegen war unsere Agentur so beliebt, weil wir uns um einfach alles kümmerten und nicht nur um eine Unterkunft. Wir waren so viel mehr und das bedeutete natürlich viel Stress.
Die Jungs waren noch relativ still und unterhielten sich im Flüsterton. Eine Frau kam herein und servierte kalten Sekt, doch außer dem Manager lehnten alle ab. Hatten sie keinen Durst, nachdem sie hier angereist waren? Ich durfte nichts trinken, ich war schließlich gerade bei der Arbeit, doch sie dürften doch wenigstens etwas den Luxus genießen, den unsere Agentur bot.
Als der Manager daran nippte, nutzte ich die kleine Pause und nutzte den Moment um unsere neuen Kunden zu mustern. Ich erkannte drei der sechs und schon nur diese kleine Leistung machte mich stolz. Der Erste war Chanyeol, den ich bereits vorher gekannt hatte. Sein Gesicht war leicht einzuprägen, auch besonders durch die abstehenden Ohren und seine Körpergröße. Die Anderen sahen neben ihm noch umso kleiner aus, selbst im Sitzen. Der Zweite war D.O, der heute eine Brille trug, doch ihn erkannte ich noch von meiner vorherigen Recherche. Die großen Augen waren mir wahrscheinlich im Gedächtnis geblieben. Der Letzte mir bekannte war Kai, den ich bereits von Anfang an im Auge behalten hatte. Er war sehr ruhig, unterhielt sich kaum mit den anderen und war insgesamt wohl relativ müde. Nicht, dass das ihn weniger attraktiv machte.
"Kairi, ich hätte noch eine Frage", sagte Chanyeol auf einmal und ich riss den Kopf herum.
Meine Wangen färbten sich rot, als er mich so direkt mit meinem Namen ansprach. Schnell platzierte ich wieder den Stift auf dem Zettel um aufschreiben zu können, was er wünschte.
"Wo ist hier die Toilette?"
Ich schrieb es auf den Zettel. Ich hörte ihn lachen und hob verwirrt den Kopf, bis ich realisierte, was er gemeint hatte.
"Tut mir Leid", nuschelte ich schnell und richtete mich auf. "Hier aus der Tür raus, am Ende des Ganges die rechte Tür."
Er erhob sich aus seiner bequemen Pose, stibitzte einen Snack vom Tisch und ließ es schnell in seinen Mund verschwinden.
"Schon gut. Danke", meinte er und zwinkere mir zu.
Mein Herz setzte aus und er verließ das Zimmer. Als er die Tür geschlossen hatte, begannen wieder die Gespräche der anderen und ich schämte mich noch immer für meinen Übereifer. Schnell kritzelte ich die die Notiz 'Wo ist die Toilette' auf dem Zettel durch und atmete tief durch.
Sie hatten sich alle zurück gelehnt und machten generell einen müden Eindruck. Der Manager war gerade damit beschäftigt etwas auf seinem Handy einzugeben, während die anderen mit einander tuschelten und immer wieder zum Essen hinschauten.
"Bedient euch ruhig. Ich bin mir sicher ihr seid bei all dem Stress hungrig", sagte ich und diesmal war mein Lächeln ehrlich. Erst nachdem ich es ausgesprochen hatte, merkte ich wie informell ich geredet hatte. Als wären sie ganz normale Jungs in meinem Alter.
D.O war der Erste, der sich vorbeugte und die Snacks unter die Luke nahm, doch alle anderen folgten und dann war das Essen das Hauptgesprächsthema.
"Soll ich euch Wasser organisieren?", fragte ich und erhob mich von meinem Platz, während ich das Klemmbrett zurück auf den Tisch legte.
"Das wäre nett", antwortete Kai und schenkte mir ein freundliches Lächeln.
Ich verneigte mich vor der Gruppe und ging zügig auf die Tür zu, stoppte aber noch einmal und drehte mich zu den Weltstars um. Ich gab mir wirklich Mühe nicht zu nervös zu klingen und tatsächlich war meine Stimme erstaunlich fest.
"Ich bin mir sicher, ihr seid unfassbar müde und freut euch schon wieder auf das Hotel und auf etwas Schlaf. Ich kann das verstehen, ihr habt viel um die Ohren. Lasst es uns etwas angenehmer für euch machen und schreibt mir einfach ein paar Ideen auf meinen Zettel. Ich werde die Ideen dann nochmal mit euch durchgehen und dadurch sparen wir etwas Zeit."
Der Manager schaute mich etwas fassungslos an und ich biss mir sofort auf die Lippe. Hatte ich etwas falsches gesagt? War es die falsche Entscheidung gewesen, sie auf ihre Müdigkeit anzusprechen? Aber es war offensichtlich, dass die Gruppe von Jungs vor meinen Augen übermüdet war und sich sicherlich nach einem weichen Bett sehnten. Dem Manager schien mein Vorschlag jedenfalls nicht zu gefallen und er öffnete gerade den Mund, als er je unterbrochen wurde.
"Das ist eine großartige Idee. Verzeihung, wenn wir alle etwas müde sind, aber wir haben einen straffen Zeitplan und hatten bisher keine Chance richtig zu rasten", sagte D.O. Der Junge neben ihm legte ihm einen Arm um die Schulter und stützte seinen Kopf darauf.
Ich lächelte und verbeugte mich noch einmal. Noch mal gut gegangen, ich hatte sie anscheinend richtig gedeutet. Es hatte auch nicht unhöflich klingen sollen, ich wollte ihnen nur den Aufenthalt etwas angenehmer machen.
Ich verließ den Raum und rannte prompt in Chanyeol hinein. Ich geriet ins Straucheln und er hielt mich lachend am Arm fest. Wieso war er aber auch so groß? Ich war ihm einfach mitten vor die Brust gelaufen und abgeprallt wie ein Ball von einer Turnhallenwand.
"Alles okay?", fragte er lachend und ich zog mich schnell wieder in eine stabile Person.
Peinlich berührt lachte ich und zupfte mir schnell den Rock und den Blazer wieder zurecht.
"Ja, Verzeihung, das war mein Fehler gewesen."
"Entschuldige dich doch nicht immer", antwortete er lachend und ging an mir vorbei zurück zu seinen Bandkollegen.
Ich schloss die Tür hinter mir und atmete tief durch. Ich machte wirklich einen super ersten Eindruck... Ich würde mich am liebsten für meine dummen Fehler Ohrfeigen. Ich wusste nicht einmal den Namen des Managers oder der anderen Bandmitglieder, sie hatten sich aber auch dummerweise nicht vorgestellt. Wahrscheinlich gingen sie davon aus, dass jeder sie kannte. Tat ja auch jeder.
Und ich war wieder die Dumme.
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