53
"Und wie war euer Date?", fragte Jia, als sie sich mit ihrem Kaffee neben mich setzte.
Ich blickte von dem Vertrag auf, den mir Jongin nich gereicht hatte, bevor er mich zu Hause abgesetzt hatte. Er war nicht mehr mit rein gekommen, denn die Security wollte ihn noch bis nach Hause fahren.
"Date?", fragte ich verwirrt und Jia grinste böse. "Was für ein Date?"
"Na euer Frühstück!"
Woher wusste sie davon? Ich hatte ihr nicht erzählt, dass wir heute joggen waren und auch nicht, was im Café passiert war. Nichts von den Fans. Der Schreck saß noch tief.
"Das war kein Date", widersprach ich noch immer etwas verwirrt. "Woher weißt du davon?"
"Es war meine Idee!", verkündete sie stolz und schlürfte an ihrem Kaffee, während ihre Worte mich nur noch mehr verwirrten.
"Was?"
"Du bist heute aber auch schwer von Begriff! Mittlerweile musst du doch wieder nüchtern sein. Ich sagte, dass das Date meine Idee war. Gestern auf der Party hatte ich mich mit ihm unterhalten und er hatte mich jede Menge Sachen über dich gefragt-"
"Jede Menge Sachen?"
"Unterbrich mich nicht! Jedenfalls hatte ich ihm vorgeschlagen, dass er mit der heute frühstücken gehen könnte, wo er sowieso mit dir Joggen wollte. Ich hatte ihm geraten, er solle einen Tisch in irgendeinem süßen Café reservieren und das hat er anscheinend gemacht", meinte sie stolz und mir viel die Kinnlade hinab.
"Jia, versuchst du mich zu verkuppeln?!"
"Ach, ich bitte dich: Ich weiß, dass du ihn magst, du weißt, dass du ihn magst und wir beide wissen, dass er dich mag!"
Wovon redete sie?
"Komm, jetzt tu nicht so, Kairi! Sonst hättest du das gestern Abend nicht getan", sagte meine Freundin vorwurfsvoll und stellte ihren Kaffeebecher energisch ab.
"Was getan?!"
Plötzlich war ich alarmiert. Ich dachte, ich würde mich an den Großteil von gestern erinnern, doch ich erinnerte mich an nichts, dass mit Jongin zu tun hatte. Ich hatte mit Jongdae im Garten getrunken, Joonmyun und Sehun waren gekommen und schon die Aktion war mir peinlich genug. Jongin hatte mich reingetragen. An mehr erinnerte ich mich nicht mehr, doch ich war auch in dem Glauben gewesen, ich hätte ab da geschlafen.
Jia grinste teuflisch und Trag provozierend langsam von ihrem heißen Getränk, während sie mit den Augenbrauen wackelte. Was hatte ich getan? Zu was hatte mich der Alkohol geführt? Bitte lass es nichts peinliches sein... Jongin hatte heute aber auch rein gar nichts erwähnt! Mein Herz begann schneller zu schlagen und mein Magen zog sich zusammen.
"Er hat dich ins Taxi getragen und wollte dich anschnallen. Du hast dich an ihn geklammert und..."
"Und was?!"
"Du hast versucht ihn zu küssen", sagte sie grinsend und mir stockte der Atem.
"Du verarscht mich. Das habe ich nicht getan. Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist."
Sie lachte und tätschelte mir mit einem Kopfschütteln den Kopf.
"Tut mir Leid, aber ich stand genau daneben. Ihm war das total peinlich und er hat sich gerade noch so aus deinem Griff befreien können. Du warst sofort wieder weg", erklärte sie unter lautem Gelache und die ersten anderen Besucher des Cafés drehten sich zu uns um.
Mein Kopf landete auf der Tischplatte. Das konnte doch nicht wahr sein, das durfte nicht wahr sein! Jia zog mich wahrscheinlich nur auf und ich hatte nicht versucht einen Weltstar zu küssen, den ich erst seit einem Monat kannte! Nichts dergleichen war passiert!
"Und das verrät mir, dass du ihn magst! Und er dich, sonst wäre er heute wohl kaum mit dir auf ein Date gegangen-"
"Es war kein Date! Ein Date ist, wenn beide davon wissen, dass es ein Date ist!", sagte ich etwas zu laut und Jia kicherte nur.
"Brauch dir nicht peinlich sein, du hast keine Ahnung, was ich schon alles gemacht hatte, als ich mal betrunken war."
Wahrscheinlich wollte ich das auch gar nicht wissen... Schon so war Jia ein sehr extrovertiert Mensch, da wollte ich gar nicht wissen, was sie anstellte, wenn sie komplett voll war. Vielleicht einen völlig Fremden heiraten oder ein Kind adoptieren oder etwas ähnliches...
"Ich hab mal die Unterwäsche meiner Mutter in einem Club verkauft...", begann sie, doch ich gab ihr ein Handzeichen, das sie verstummen ließ.
Ich musste erst einmal damit klar kommen, was ich gestern getan hatte. Oder besser gesagt, versucht hatte zu tun. Scheiße, das war so peinlich. Er hatte sich natürlich nichts anmerken lassen, als wir heute unterwegs gewesen wären.
Ich musste mich entschuldigen. Sofort. Ich könnte das nicht die nächste Zeit totschweigen, besonders wo ich ab Montag wieder bei ihnen arbeiten würde. Und bei Joonmyun und all den anderen musste ich mich auch unbedingt für mein schlechtes Verhalten entschuldigen... Das war wirklich das Letzte, dass ich mich bei ihnen im Garten abgeschossen hatte, besonders weil Alkohol so ein sensibles Thema war.
Ich kramte mein Handy heraus und sah aus dem Augenwinkel, wie ein Grinsen auf Jias Gesicht wanderte, doch zu ihrem Glück sagte sie nichts. Ich war so unmöglich... Und sie war unmöglich, weil sie es lustig fand.
"Was schreibst du ihm? Gestehst du ihm seine Liebe?", fragte sie grinsend und überzogen und sie erntete einen Tritt Gegend Schienbein, was sie zwar zum Verstummen brachte, doch sie begann dann unkontrolliert zu kichern. Das erregte natürlich noch mehr Aufmerksamkeit.
'Tut mir Leid, wegen gestern. Habe es eben erst erfahren', tippte ich nervös ein und fast sofort kam eine Antwort.
'Schon vergessen.'
Ich atmete erleichtert aus und sah erst jetzt, dass ich in einem anderen Chat eine neue Nachricht hatte. Jongdae hatte mir gestern Abend eine Nachricht geschickt? Sofort kam die Nervosität zurück und schnell öffnete ich den Chat und bekam große Augen.
Es war ein Bild von uns beiden. Es war dunkel, die Lichtverhältnisse waren schlecht, doch ich sah die Hecke des Grundstückes im Hintergrund und ich erblickte die Tequilaflasche in meiner Hand. Wann hatten wir denn das Foto gemacht? Ich konnte mich nicht daran erinnern...
Jia pflückte mir das Handy aus der Hand und ich konnte nicht schnell reagieren um es zurückzugewinnen. Sie grinste und erwartete wohl den Chat von Jongin, doch ihr Gesicht nahm einen irritierten Ausdruck an, als sie das Bild erblickte. Ich sprang von meinem Stuhl auf um mein Handy zurückzugewinnen.
"Gib es her, Jia!"
Die hielt es weit von sich weg und ich kam einfach nicht dran, während sie mich mit hochgezogenen Augenbrauen betrachteten.
"Jongdae also auch? Dann hatte ich ja doch Recht gehabt, dass sie beide auf dich stehen. Man, hast du ein Glück..."
Widerwillig gab sie mir mein Handy zurück und schmollte. Was war denn jetzt plötzlich los.
"Was soll heißen 'Jongdae auch noch'? Ich war betrunken, keine Ahnung wann wir das Bild gemacht hatten. Und keiner der beiden steht auf mich, hör auf so etwas zu sagen..."
Sie verwirrte mich mit solchen Aussagen. Ich wusste nicht, was ich darüber fühlte, wenn sie solche Sachen in den Raum warf. Einerseits fühlte ich mich... Geschmeichelt? Doch auf der anderen Seite löste es Verwirrung in mir aus, Unsicherheit wie ich den beiden begegnen sollte. Es schien einfach unmöglich für mich, dass sich derartig perfekte Jungen sich für mich interessierten. Das war nie in der Schule geschehen, nie hatte sich einer der beliebten Jungs für mich interessiert. Die hatten sich immer nur für die hübschesten, begabtesten und reichsten Mädchen entschieden, ich war immer nur einer der heimlichen Verehrerinnen gewesen. Nie war es anders herum gewesen...
Das passte einfach nicht in mein Weltbild.
"Du magst Jongdae, nicht wahr?"
"Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht."
Ich ließ mich wieder auf meinem Stuhl nieder und blickte auf das Bild nieder. Ich strahlte in die Kamera, mit dem Oberkörper gegen ihn gelehnt. Sein Gesicht war genau neben meinem und sein süßes Lächeln löste irgendetwas in mir aus. Irgendein Gefühl in meiner Magengrube. Er hatte einen Arm um mich geschlungen und ich halt seine Hand fest, in der anderen hielt ich stolz die Tequilaflasche.
"Ihr seht aus wie ein Paar. Wie ein sehr betrunkenes, aber wie ein Paar", sagte Jia leise.
"Das habe ich heute schon mal hören müssen..."
"Wieso, warst du schon wieder betrunken?"
Ich warf ihr einen warnenden Blick zu und sie trank einen weiteren Schluck, eine Unschuldsmiene auf dem Gesicht.
"Ich sage dir: Das wird noch Probleme geben."
"Sag so etwas nicht, da ist nichts dabei."
"Und wenn es soweit kommt, wirst du merken, wie recht ich hatte. Wieso musst du auch den Männern die Köpfe verdrehen?"
"Ich mache doch gar nichts...", sagte ich leise und blickte immer noch auf das Bild nieder.
"Du musst dich wohl oder übel entscheiden."
"Ich muss mich erstmal bei allen entschuldigen."
"Fährst du heute noch zum Haus? Grüßt du mir Jongin?", fragte sie schadenfroh.
Ich wollte nicht daran denken, eine Entscheidung fallen zu müssen, besonders wenn ich nicht an das Interesse von ihnen glaubte. Wir kannten uns morgen genau einen Monat und ich hatte mich mit den meisten der Gruppe anfreunden können, worüber ich mehr als froh war.
In diesem Moment blickte ich auf den Vertrag nieder und mir wurde eine Sache bewusst: Es gab keine Regelungen, dass ich keine Beziehung mit meinem Arbeitgeber eingehen dürfte. Hatten sie das vergessen hinzuzufügen? Der Punkt, der mich meinen letzten Job gekostet hatte?
"Und ich? Alle Männer, die ich toll finde, sind verheiratet", seufzte Jia.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top