49
"Mir tut alles weh. Ich hasse dich, Jia", murmelte ich, als sie sich zu mir aufs Bett setzte.
Mittlerweile hatte ich aufgeräumt und gelüftet, das Zimmer hatte wieder seinen alten Zustand erreicht. Ich wusste nicht, wie ich es so weit hatte kommen lassen können, wo ich normalerweise so unfassbar organisiert und ordentlich war. War das wirklich ich gewesen?
"Nein, du liebst mich und das weißt du auch."
"Ja, wahrscheinlich hast du recht."
Ich seufzte und sie strubbelte mir durch die Haare, als wäre ich ein kleines Kind, dem sie eine Lehre gegeben hatte. Irgendwie hatte sie das auch: Ich würde erstmal die Finger vom Alkohol lassen. Und der Sport tat mir erstaunlich gut, auch wenn alles weh tat. Vielleicht würde ich Jongin fragen, ob wir das in Zukunft öfter machen könnten, es brachte mir Spaß.
"Wollen wir uns dann fertig machen? Ich freue mich schon total", meinte sie und rüttelte an meinem Arm.
"Ja, hast du dir dein Kleid mitgebracht?"
"Natürlich habe ich das", meinte sie mit einem verschwörerischen Blick und hüpfte vom Bett um sich auf ihre mitgebrachte Tasche zu stürzen.
Jias Kleiderschrank war ein Paradies. Ihr Elternhaus war relativ groß und sie hatte ein eigenes Zimmer nur für ihre Kleidung, das sie aber auch wirklich brauchte. Jia war die stylischste Person, die ich kannte, abgesehen von Yoora. Die beiden hatten einen ähnlichen Kleidungsstil, nur dass Yoora dazu neigte zu übertreiben mit knappen Teilen, während Jia ausgefallene Sachen trug, mit denen ich mich nie auf die Straße trauen würde. Aber ihr stand es.
Auch jetzt holte sie wieder eins ihrer besten Teile hervor, was für ihre Verhältnisse aber noch schlicht war. Eine weite Bluse, hineingesteckt in einen eng anliegenden Rock mit Hosenträgern und dazu zwei bestialisch hohe Schuhe. Ich würde dadrin lächerlich aussehen, doch an ihr war es verspielt und sexy. Sie sah umwerfend aus, die schwarzen kurzen Haare standen ihr frech vom Kopf ab.
Ich überlegte einen Moment und Jia durchwühlte meine Sachen um etwas passendes zu finden, als sie das Kleid von Chanyeol aus dem Schrank zog.
"Ist das neu?", fragte sie und schaute es mit großen Augen an.
"Ja. Chanyeol hat es mir geschenkt."
Sie warf es mir ins Gesicht und ich zuckte erschrocken zusammen.
"Anziehen! Das sieht toll aus, das trägst du heute!"
Eine Stunde später waren wir beide fertig und Jia ließ endlich von mir ab. Ich war ihr Opfer in Sachen Haare und Make-Up, während ich nicht einmal eine ihrer Haarsträhnen anrühren durfte. Aber das war okay, sie kannte sich auch viel besser damit aus, als ich. Und ich musste sagen: Sie hatte saubere Arbeit geleistet. Meine Haaren hatte sie süß hochgesteckt, das Make-Up war nicht zu auffällig aber mehr als sonst. Die viel zu hohen Schuhe, die sie mitgebracht hatte, wehrte ich allerdings ab, ich zog viel lieber meine eigenen High Heels an.
Wir verließen mein Zimmer und drei Köpfe drehten sich in meine Richtung. Ich zuckte zusammen, schluckte und versuchte Jia mit mir zu zerren. Auch sie beschleunigte ihre Schritte, als sie meine Familie beim Essen sah.
"Wo geht ihr denn um diese Uhrzeit hin?", fragte meine Mutter mit ernster Stimme.
"Oh, hallo. Ich hatte Sie gar nicht gesehen", sagte Jia schnippisch.
"Lass deine Unfreundlichkeiten, Mädchen", antwortete meine Mutter warnend und ich seufzte.
"Wir gehen auf die Party eines Freundes."
"Du hast keine Freunde. Ist es EXO?", fragte Yoora alarmiert und ließ ihre Stäbchen fallen. Mit einem Satz war sie aufgesprungen und starrte mich erwartungsvoll an. "Heute ist Baekhyuns Geburtstag. Ich habe es auf Instagram gelesen."
Jia spannte ich neben mir an. Ich konnte förmlich ihre Gedanken hören, wie sie meiner Schwester irgendwas an den Kopf warf. Die beiden könnten sich nicht ausstehen und weile ihre Lieblingstochter Jia nicht leiden konnte, konnte es meine Mutter auch nicht.
"Nein, wir gehen feiern", sagte Jia angefressen und ich entschied sie reden zu lassen.
"Mitten in der Woche?"
"Weißt du, Yoora, du hältst dich für die Spitze aber du bist noch ziemlich weit unten. Mit Glück wirst du in ein paar Jahren auch zu den Partys eingeladen, auf denen wir uns herum treiben. Bis dahin, nerv mich nicht!", sagte Jia und meine Mutter machte ein fassungsloses Gesicht und bevor sie etwas sagen konnte, zog ich meine beste Freundin schnell aus dem Zimmer.
"Wie ich sie hasse", murmelte sie.
"Ich weiß, ich weiß. Lass uns schnell gehen, bevor sie die Krallen ausfährt!"
"Wenn sie das macht, ist sie tot..."
"Jia!"
"Was denn?!"
Ich sagte lieber nichts mehr, schob sie nur vor mir her. Während wir auf das Taxi warteten, zogen wir uns die Jacken über und ich checkte meine Nachrichten, doch es gab nichts Neues.
"Wart ihr heute wieder joggen?", fragte sie auf einmal.
Ich nickte und sie grinste.
"Was lachst du?"
"Ich hätte nicht gedacht, dass er sich jeden Tag für dich Zeit nimmt. Ich glaube, die letzten Tage waren relativ stressig für sie."
"Stressig?", fragte ich, damit ich auf Ihren Kommentar zu vor nicht antworten musste.
"Du bist vielleicht aus den Social Medias raus, aber ich schaue mich um und du bist immer noch Thema Nummer eins. SM Entertainment hat ihr Statement gegeben und auch Chanyeol hat über dich geschrieben und dich nur eine enge Freundin genannt."
Enge Freundin? Ich kannte sie erst seit ein paar Wochen und daher würde ich fast etwas rot bei ihren Worten.
"Jedenfalls muss das auch viel Stress für sie sein und es ist gefährlich, dass sie sich so viel draußen zeigen. Und Jongin kam trotzdem jeden Tag her um mit dir zu joggen. In der Öffentlichkeit. Dabei sind die Gerüchte erst ein paar Tage her und er war auch involviert."
Ich sagte nichts, tat als würde ich etwas in meiner Tasche suchen.
"Beweist dir das jetzt, dass er dich mag?", fragte sie grinsend.
"Das Taxi kommt", antwortete ich und gab dem heranfahrenden Wagen ein Handzeichen.
"Ich habe euch heute Abend genau in Auge, Kairi! Ich sehe alles!", sagte sie gespielt warnend.
"Dann pass lieber auf, dass du nicht vom Taxi überfahren wirst!"
[Das Bild zeigt Jia]
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top