36

Ich öffnete die Tür und blickte zu Boden, weil ich befürchtete rot zu werden. Und ich wollte nicht rot werden, ich war 22 und damit erwachsen. Ich musste unbedingt aufhören, mich wie ein kleines Kind zu benehmen.

Und so zwang ich mich aufzusehen und einem gut gelaunten Jongin ins Gesicht zu blicken. Er wuschelte sich durch die dunklen Haaren und lachte über einen Scherz seines Freundes, der direkt hinter ihm stand. Ich gab mir Mühe zu lächeln und winkte beide herein, zu sagen traute ich mich nichts.

"Hey, ich bin Lee Taemin", sagte der Junge mit den blond gefärbten Haaren und lächelte mich freundlich an.

"Hey", murmelte ich zur Antwort, noch immer nervös.

"Choi Kairi", stellte Jongin mich vor und ich war verwirrt über seine gute Laune.

Eben hatte es nicht so geklungen, als wolle er mich hier bleiben, doch nun grinste er mich an und schien sich doch zu freuen. Er verwirrte mich. Alles an ihm verwirrte mich. Auch, dass er einen Arm um mich legte, als er mich vorstellte und erst recht das Lächeln, dass er mir schenkte.

Ich schob mir schüchtern eine Haarsträhne hinter das Ohr und wusste nicht zu reagieren, doch Taemin betrat bereits neugierig das Haus und zog die Schuhe im Flur aus. Ich schloss die Tür hinter den beiden und Jongin deutete in die Richtung in der das Wohnzimmer lag und wo wahrscheinlich Chanyeol und Bakehyun noch immer irgendeinen Unsinn trieben.

"Geht es dir besser?", fragte Jongin, während sein Freund bereits die Tür zum Wohnzimmer öffnete.

"Ja, tut mir Leid wegen eben", murmelte ich, immer noch von der Situation verunsichert.

"Nein, es tut mir Leid. Ich... Ich war nur verunsichert."

Er war verunsichert? Wenn er wüsste, was er jedes Mal in mir auslöste, besonders wenn er so beschämt lächelte.

"Muss es dir nicht..."

Er blickte zu mir herunter und kratzte sich am Kopf, während keiner etwas sagte und eine peinliche Stille zwischen uns herrschte. Er drehte sich um und ich folgte ihm ins Wohnzimmer, ein seltsames Gefühl in der Magengrube, den Blick auf seine breiten Schultern gerichtet.

Im Wohnzimmer hatte Taemin sich schon niedergelassen und wieder hatte sich die Konstellation geändert, denn Joonmyun und Minseok hatten sich zu Baekhyun auf die Couch gesetzt, Chanyeol war verschwunden. Ich wusste nicht genau, ob ich mich dazusetzen sollte oder ihnen etwas Privatsphäre geben sollte, doch das würde mir abgenommen, als sich eine Hand auf meine Schulter legte und Kyungsoo mich freundlich anlächelte.

"Ich hab dir dein Bett überzogen. Willst du deine Tasche schon mal weg bringen?"

Ich hob überrascht die Augenbrauen.
"Bett? Ich kann doch auch auf der Couch schlafen."

"Nein, du bist unser Gast und schläfst in einem Bett", meinte er bestimmt, was mir zusätzliche Verwirrung brachte, denn ich kannte die Anzahl an Betten in diesem Haus. "Minseok hat das Einzelzimmer und er hat es für dich geräumt.
Er schläft einfach bei jemand anderem mit im Bett."

"Das ist doch nicht nötig! Die Couch ist doch völlig ausrei-"

Er schob mich bereits an den Schultern aus dem Zimmer, ich konnte gerade noch meine Tasche von der Couch schnappen und wurde dann von ihm zum Zimmer neben dem geräumigen Bad gelenkt, das ich bisher noch nicht betreten hatte.

Es war genauso groß wie die anderen Zimmer, an den Wänden klebten Poster von anderen KPop-Gruppen, darunter auch zwei EXO Poster direkt über dem Bett. Das Doppelbett stand auf der anderen Seite und wo normalerweise ein zweites stehen würde, stand ein riesiger Schrank, der fast die Hälfte des Zimmers beanspruchte und wohl auch die Klamotten von anderen Bandmitgliedern beinhaltete. Das Bett war frisch bezogen und zögerlich stellte ich meine Tasche in dem Raum ab.

"Ihr hättet euch nicht so viel Mühe machen müssen."

"Habe ich gerne gemacht!", meinte Kyungsoo nur schulterzuckend und ich drückte ihn kurz, ließ mich dann auf dem weichen Bett nieder.

"Und Minseok?"

"Mach dir keine Gedanken, es war seine eigene Idee. Joonmyun hat bestimmt kein Problem, mit ihm in seinem Bett zu schlafen. Es gibt etwa in einer halben Stunde Essen."

Ich nickte und er ging und machte die Tür hinter sich zu. Ich blieb zurück, wusste noch ob ich die Tasche auspacken sollte oder nicht, schließlich schlief ich hier nicht länger als eine Nacht. Oder zwei. Je nachdem, wie lange sie mich hier behalten wollten. Trotzdem waren zwei Nächte wirklich Maximum, denn ich würde ihre Hilfsbereitschaft auf keinen Fall länger beanspruchen wollen! Und schon gar nicht Minseoks Zimmer und Bett...

Ich blickte zum EXO Poster und musterte die geschminkten Gesichter der Jungen, die ich bereits relativ gut kannte. Chanyeol sah viel erwachsener aus, wenn er so ernst blickte und auch Baekhyun hatte etwas dramatisches. Und neben den beiden stand Kai und nicht Jongin mit einem selbstüberzeugten Lächeln auf den Lippen. Das passte gar nicht zu dem Jungen, den ich kannte.
Der, der nervös umher blickte und verlegen herum stand. Auf der ganz anderen Seite stand Jongdae und er schien der einzige, der ein bisschen von seiner wirklichen Persönlichkeit in das Bild reinbrachte, denn trotz der ernsten Blicke waren seine süßen Mundwinkel ein wenig hochgezogen, wenn auch nur kaum merklich.
Ich blickte zwischen ihm und Jongin hin und her, irgendetwas in meinem Brustkorb löste ein beklemmendes Gefühl aus.

Und ich wusste nicht wieso

Ich schaute noch einmal in die Tasche und zog erschrocken die Luft ein, denn dort war eine Jogginghose zu finden, die nicht mir gehörte mir aber allzu bekannt war. Ich hatte gestern Jongins Pullover und Jongdaes Hose getragen, doch nur Jongin den Pullover wieder gegeben! Die Hose hatte ich völlig vergessen und mit nach Hause genommen, während Jia sie unbewusst eingepackt hatte. Das war mehr als peinlich. Ich würde sie ihm zurück geben, sobald er wieder aus der Stadt kam!

Ich ließ mich auf das Bett fallen und wusste rein gar nichts mit mir anzufangen, denn mein Telefon war ausgeschalten, doch ich wollte auch auf keinen Fall hier im Zimmer herum schnüffeln oder die anderen bei irgendwelchen Gesprächen im Wohnzimmer unterbrechen. Und so starrte ich einen Moment nur an die Wand, bis ich urplötzlich von der Langeweile erlöst wurde, denn es klopfte an der Tür.

"Ja?", sagte ich und der Griff wurde hinunter gedrückt.

Ich erwartete Jongdae, der aus der Stadt wieder kam, doch stattdessen kam Chanyeol rasend schnell in mein Zimmer geschlüpft und machte schnell wieder die Tür hinter sich zu.

"Kann ich mich hier verstecken?! Kyungsoo zwingt mich zum Kochen", murmelte er und hüpfte so gleich zu mir aufs Bett.

"Magst du Kochen nicht?", fragte ich und sein kindliches Benehmen ließ mich gleich wieder Auflachen.

Er versprühte einfach immer gute Laune, so eine Eigenschaft hätte ich auch gerne.

"Doch, aber nicht wenn Kyungsoo das Kommando hat. Ich bin doch kein Sklave!"

Ich grinste nur zur Antwort, denn ich hatte auch ein bisschen Verständnis, dass Kyungsoo keine Lust hatte alleine zu kochen. Aber meine Hilfe wollte er ja nicht haben, vielleicht könnte ich wenigstens beim Decken des Tisches helfen.

"Wir wollen heute Abend einen Film schauen, bist du dabei?"

"Sicher", sagte ich und warf einen Blick zum EXO Poster.

Chanyeol folgte meinem Blick, während er sich mit einem Arm auf meiner Schulter abstützte.
"Das Ganze tut mir Leid, ich hoffe das weißt du. Ich hätte vorsichtiger sein sollen. Dabei dachte ich, ich würde nicht erkannt werden."

"Chanyeol, ich bin dir doch nicht böse. Du hast recht, wir hätten einfach vorsichtiger sein sollen. Das ist bestimmt bald alles wieder vergessen!", meinte ich, hoffte dass meine Worte auch wahr waren.
Dass es wirklich bald vergessen war.

"Hier können wir wenigstens auf dich aufpassen!", sagte er plötzlich wieder fröhlich und schlang einen Arm um mich.

"Genau, meine Helden!", sagte ich ironisch lachend und er knuffte mich in die Seite.

"Minji kommt auch später wieder vorbei. Kannst du mir einen Gefallen tun?" Ich richtete mich etwas auf und blickte zu ihm hoch, während er weiter auf das Poster schaute. "Kannst du sie etwas von Jongin fern halten? Er kann zwar nichts dafür, aber sie schmeißt sich bei jeder Gelegenheit an ihn ran und Sehun leidet da echt drunter."

"Klar", murmelte ich zur Antwort, auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich Chanyeol auch nur ansatzweise diesen Gefallen tun könnte.

"Danke."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top