28

Mein Kissen bewegte sich und das war es auch, was mich aus dem tiefen Schlaf weckte. Ich grummelte leise und und drückte meinen Kopf zurück, doch dort war nichts und so sackte ich weg. Aufgeschreckt setzte ich mich auf und blickte verdattert um mich.

"Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken", flüsterte Jongdae und verwirrt blickte ich in sein süßes Gesicht, die Lippen zu einem warmen Lächeln verzogen.

Ich schaute mich um und hörte Stimmen, jedoch kamen sie aus dem Esszimmer. Das Wohnzimmer dagegen war vollkommen leer, der Fernseher war ausgeschaltet und auch Baekhyun hatte nur sein Buch zurück gelassen.

"Wo sind alle?", fragte ich mit müder Stimme.

"Kyungsoo hat was zu Mittag gekocht. Ich wollte gerade ins Esszimmer, soll ich dir was holen?"

"Du machst dir immer so viel Mühe", murmelte ich und rieb mir die Augen.

Er zuckte nur mit den Schultern und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und erhob mich von dem Sofa, wobei ich eine Decke herunterwarf, die jemand über mich ausgebreitet hatte. Schnell hob ich sie auf und Jongdae zog mich sanft hinter sich her, meine kleine Hand in seiner großen. Und es war nicht unangenehm, es war schön.

Er öffnete die Tür zum Esszimmer und da saßen sie alle an einem Tisch, gebeugt über eine ordentliche Portion Dduk Gook*, während sie sich laut unterhielten. Sie schauten auf, als wir herein kamen und Jongdae ließ meine Hand los und ließ sich neben Yixing fallen. Ich zog den Pullover zurecht und fuhr mir durch die gelockten Haare, die mir durch den vorherigen nassen Zustand wahrscheinlich wild vom Kopf abstanden. Ich schaute über die Runde, doch Joonmyun winkte mir bereits mit der Hand zu und zeigte auf den freien Platz neben sich, Baekhyun saß auf der anderen Seite.

"Das ist göttlich", murmelte ich mit vollem Mund und schluckte genüsslich.

"Das hoffe ich doch, ich stand eine geschlagene Stunde in der Küche und der Einzige, der mir geholfen hat, war Minseok", antwortete Kyungsoo, der bereits aufgegessen hatte und nun seinem Freund anerkennend auf die Schulter klopfte.

Dieser schaute mit vollen Backen auf und ich erinnerte mich an den Spitznamen, den die Fans ihm gegeben hatten: Hamster. Und in diesem Moment verstand ich, wieso.

"Ist gut geworden", kam aus der Ecke von Jongdae und ich konnte nur zustimmen.

Kyungsoo konnte kochen. Nicht wie Jiho, aber immer noch sehr gut. Und das weckte unfassbare Sympathie, denn mich gewann man durch den Magen.

Ich löffelte weiter die köstliche Suppe und lauschte den Gesprächen der Anderen. Sie diskutierten, wo wir heute Abend essen gehen würden. Es vielen einige Namen von Restaurants, von denen ich bereits gehört hatte, doch andere waren mir vollkommen fremd. Wie konnten sie jetzt schon wieder ans Essen denken, wo noch immer etwas auf dem Tisch vor und stand. Ich hatte noch nicht einmal aufgegessen und fühlte mich so voll, als würde ich gleich einfach aufplatzen wie ein mit Mehl gefüllter Sack. Oder in diesem Falle wohl ein mit Reiskuchen gefüllter Sack. Ich könnte mir nicht vorstellen, je wieder etwas zu essen...

"Wir könnten auch Chinesisch essen gehen!", schlug Yixing vor.

"Oder Sushi", meinte Jongin und damit war der vorherige Vorschlag vergessen.

Alle riefen zustimmend und warf die Namen von irgendwelchen Sushi-Restaurants in die Runde, während ich versuchte den Rest des Mittagessens in mich herein zu bekommen. Wie sollte ich denn später bitte noch Fisch in mich herein bekommen?!

"Magst du Sushi, Kairi?", fragte Chanyeol und ich nickte nur mit vollem Mund. "Sehr gut. Gehst du vorher nochmal nach Hause oder bleibst du hier und kommst gleich mit uns?"

"Ich muss erst noch nach Hause! Duschen, umziehen und so weiter."

"Mach dich aber nicht zu schick. Wir gehen ganz normal Essen und das wird nichts Besonderes."

Sie hatten mich durchschaut. Ich hatte irgendwie damit gerechnet, dass wir in ein eher teures Sushi-Restaurant gehen würden, schließlich waren sie Weltstars. Irgendwie hatte ich gleich etwas pompöses im Kopf gehabt und war im Kopf bereits durchgegangen, was ich anziehen könnte.

"Sehun würde nie mehr als 20.000 Won für Sushi ausgeben."

"Nicht einmal 12.000**", hustete jemand spaßend aus dem Hintergrund.

"Das stimmt überhaupt nicht!"

"Du hasst es Geld fürs Essen auszugeben!"

Ich belächelte nur die Diskussion und beendete mein Mittagessen und legte die Hände auf meinen gefüllten Bauch. Das war wirklich lecker gewesen. Ich würde mich nur noch von Kyungsoo oder meinem Bruder bekochen lassen, nie wieder würde ich mich selber an irgendwas wagen! Nie wieder würde ich eine Küche überhaupt betreten...

"Wer räumt ab?"

"EXO M räumt für sich auf. Was ihr wieder treibt, ist mir egal", sagte Minseok, als er aufstand und auffordernd in die Hände klatschte.

Und schon startete die Diskussion, die ich bereits vor Tagen das erste Mal mitbekommen hatte. Während die Mitglieder von EXO M sehr organisiert und ordentlich waren, insbesondere Minseok, und jeder sein eigenes Zimmer aufräumte, war EXO K unordentlich und liebte es alle Sachen im Haus herum liegen zu lassen. Sie hatten dagegen eine ganz andere Methode um Ordnung zu halten: Sie spielten Schere, Stein, Papier um zu ermitteln, wer das gesamte Chaos zu ordnen hatte. Ob es um Wäsche waschen, Zimmer aufräumen oder die Küche putzen ging, immer würde doch Zufall das Opfer ermittelt.

Sie beugten sich lachend über den Tisch, spielten das altbekannte Spiel und ich erhob mich leicht um zu sehen, wer als erstes ausschied. Sie spielten eine Runde, zwei Runden und dann zeigten alle Schere und nur Baekhyun zeigte das Papier. Er schrie auf und die anderen brüllten und warfen die Servietten nach ihm, während er sich geschlagen zurück auf den Stuhl fallen ließ und ich mich vor den Geschossen in Sicherheit brachte.

"Ich geh dann gleich los", meinte ich, als auch die Anderen sich von Tisch erhoben und nur Baekhyun zurück blieb und frustriert auf das Chaos blickte.

"Soll ich helfen?", fragte ich lachend und blickte den Gehenden hinterher.

"Auf keinen Fall, Kairi! Das Los ist gefallen und deinen Teller kann er auch gleich aufräumen!", rief Chanyeol, kam zurück und packte mich am Arm um mich aus dem Esszimmer zu ziehen.

Das Wohnzimmer war bereits wieder leer, denn alle waren auf ihre Zimmer gegangen und die einzigen Geräusche waren das Klimpern aus dem Esszimmer, als Baekhyun das Chaos aufräumte. Chanyeol warf sich auf die Couch und breitete die langen Beine aus, während seine Hand nach der Fernbedienung suchte.

"Ich gehe dann, okay?"

"Ja klar, bis später."

Ich drehte mich bereits um, schließlich wusste ich wo es raus ging, als ich an mir herunter schaute und bemerkte, dass ich noch immer Jongins Pullover trug. Ich drehte mich zurück zu Chanyeol, der bereits gebannt auf den Bildschirm schaute und überlegte kurz, was ich jetzt tun sollte. Sollte ich den Pullover mitnehmen, waschen und später geben? Oder ihm ihn jetzt schon geben? Ich entschied mich dafür, einfach ihn selber zu fragen.

Als wäre es das normalste der Welt ging ich an der Couch vorbei und öffnete die Tür zum verbotenen Gang. Also nicht wirklich verboten, jedoch hatte ich mich bisher noch nicht in diesen Teil des Hauses gewagt, schließlich hatte ich nicht in die Privatsphäre der Jungs eindringen wollen. Das hier war das erste Mal, dass ich einen triftigen Grund hatte und irgendwie Weise war ich auf eine seltsame Art angespannt. Als würde ich etwas Verbotenes tun.

Der Flur hatte acht Türen. Acht verschiedene Möglichkeiten. Und nun? Etwas desorientiert stand ich in der Gegend herum und versuchte durch Blicke die Türen dazu zu bringen, dass sie sich durch magische Kräfte öffneten und Jongin ausspucken würden.

So ähnlich passiere es auch, jedoch war es nicht Jongin sondern Sehun, der sich Sportsachen angezogen hatte und gerade aus einem der Zimmer kam. Er summte Tender Love vor sich hin und blieb stehen, als er mich verwirrt in der Gegend herum stehen sah.

"Jongdaes Zimmer ist das da", meinte er und zeigte auf das Zimmer neben seinem und dann wurde der Moment erst richtig peinlich.

"Ich suche eigentlich Jongin."

Und er zog die Augenbrauen hoch und ich wollte gar nicht so genau wissen, was in seinem Kopf vor ging. Er legte aber nur den Kopf schief, sagte nichts und behielt seine Meinung für sich.

"Sein Zimmer ist da."

Schnell huschte ich an ihm vorbei und ging auf die beschriebene Tür zu. Ich hielt kurz Inne, klopfte dann und ein "Ja?" erklang. Tief Einatmen, einen weiteren Blick von Sehun kassieren und schnell das Zimmer betreten.

Ich wusste nicht, wie ich mir die Zimmer der Jungs vorgestellt hatte, jedenfalls nicht so. Zwei Einzelbetten standen an den Wänden jemals gegenüber von einander, dazu ein Schreibtisch. Die Wände waren bedeckt mit Regalen, in denen allerlei Krimskrams untergebracht war und erstaunlich viele Bücher. Mangas, Comics, Zeitschriften und dicke Romane.
Kyungsoo saß auf seinem Bett und hatte Ohrstöpsel eingesteckt, welche verbunden mit einem Tablet waren.
Wahrscheinlich schaute er ein Drama, jedenfalls blickte nur kurz bei meinem Reinkommen auf und konzentrierte sich dann wieder auf seinen Bildschirm. Jongin hatte sich aus seinem Bett ausgebreitet und blickte auf sein Handy nieder, während leise Töne einer Ballade aus seinem Handy klangen. Seine braunen Haare hingen ihm ins Gesicht und verdeckten seine Augen ein wenig.

Er wirkte überrascht, denn er schien nicht mich sondern einen seiner Freunde erwartet zu haben und richtete sich sofort in seinem Bett auf, das Handy legte er beiseite.

"Oh", meinte er nur und schob dann ein "Du bist noch da?" hinterher.

Das versetzte mir einen Stich. Ich wusste nicht einmal wieso, aber irgendetwas störte mich an seiner Wortwahl. Vielleicht, weil es so klang als würde es ihn nicht interessieren. Aber wieso reagierte ich überhaupt so verletzt darauf, natürlich war es nicht wichtig, ob ich hier war oder nicht.

"Ich wollte noch fragen, was mit dem Pullover passiert. Willst du ihn jetzt schon wieder haben oder soll ich ihn erst noch waschen?", presste ich nun etwas missmutig hervor und zupfte an dem langen Pullover, der mir sogar bis zur Mitte der Oberschenkel reichte.

"Den brauchst du doch nicht waschen. Du kannst ihn aber auch mitnehmen, ist mir egal."

Wir hielten kurz Augenkontakt und so entschied ich spontan und stülpte ihn mir schnell von dem Kopf, legte ihn zusammen und platzierte ihn auf der Kante seines gemachten Bettes.

Meine Haare waren verwuschelt und standen mir wirr vom Kopf ab, meine mittlerweile trockene Bluse hing knitterig an mir herunter und die Jogginghose hing eher schlecht als Recht auf meinen Hüften. Ich fühlte mich unwohl und drehte mich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer, nur ein "Bis später" erklang noch von Kyungsoo.


*Reiskuchen-Suppe
** etwas weniger als 10€

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