Kapitel 6

Aaliyah's Sicht

Nachdem ich mich auch von den anderen Kindern verabschiedet habe, wende ich mich an Emma, welche nach der Chemotherapie total erschöpft aussieht.

Mein Herz bricht jedes Mal aufs neue, wenn ich sie sehe, weil mit der Therapie, das Leuchten in ihren Augen verschwindet.

"Meine kleine Kriegerin.", seufze ich und küsse ihre Stirn, bevor ich mich von ihren Eltern verabschiede und dann zusammen mit Wolf das Zimmer verlasse.

"Dein Vater hat mir Antidepressiva gegeben, Aaliyah. Ich weiß, dass du dich das seit Stunden fragst.", sagt er als wir beim Fahrstuhl angucken und während ich seine grünen Kristalle in meiner Seite spüre, wage ich es gar nicht erst, aufzugucken.

"Das geht mich nichts an und ich habe mich seit Stunden nur gefragt, wann du endlich gehst.", fauche ich genervt über sein überhebliches Verhalten.

Tief in meinem Herzen weiß ich jedoch, dass dieses Ziehen in meinem Schritt mich irgendwann verrückt machen wird und der einzige der es zum Stoppen bringen kann, ist leider Gottes der Grünäugige Junge.

Ich steige in den Aufzug und versuche zu ignorieren, wie klein dieser Raum ist und wie nah wir und eigentlich sind.

"Wow, da wird jemand aber zickig. Warum, Aaliyah, genießt du meine Anwesenheit denn nicht?", fragt er und stellt sich direkt vor mich.

Er ist so groß, dass ich meinen Kopf fast in den Nacken legen muss, um ihm ins Gesicht zu gucken.

"Nicht wirklich.", zische ich leise und richte meine Blick wieder starr auf seine harten Bauchmuskeln, die man trotz des Stoffes erkennt.

Wolf ist bestimmt am ganzen Körper braungebrannt und durchtrainiert.
In meinem Kopf tauchen plötzlich Bilder von ihm in Unterwäsche auf und ich frage mich, wie seine Haut sich wohl unter meiner anfühlt.

"Es ist süß, wie du dich selbst belügst. Guck doch", sagt er schief lächelnd und geht leicht in die Knie um mir in die Augen zu gucken, "Dein Puls geht viel schneller, ich kann es fast schon hören und dir ist so warm, dass deine Wangen rot geworden sind. Zudem spielst du ständig mit deinen Fingern und meidest Blickkontakt. Das alles sind Zeichen.", fährt er fort und als seine Finger die Haare aus meinem Gesicht streichen, bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper.

Sonst wäre ich sofort weggezuckt und dieses Mal genieße ich die Berührung.

"Zeichen wofür?", frage ich verwirrt, gleichzeitig nach Atem rangend.

Meine Beine werden mich nicht mehr lange halten und ich habe nicht einmal die Möglichkeit mich irgendwo festzuhalten.

"Zeichen dafür, dass du von mir gefickt werden willst.", flüstert er und beim Sprechen berühren seine vollen Lippen mein Ohrläppchen.

Ich kann nicht erklären was mit meinem Körper passiert, aber mein Magen zieht sich extrem zusammen, als ich seine Worte realisiere.

Sie sind so schmutzig und verboten und doch gefallen sie mir.

Mein Blick gleitet in seine Augen und unsere Gesichter sind viel zu nah aneinander, sodass ich leicht nach hinten gehe, doch die Aufzugswand macht mir einen Strich durch die Rechnung.

"Du willst mich berühren und von mir berührt werden. Du willst mich küssen und von mir geküsst werden. Du willst mich ficken und von mir gefickt werden. Ich weiß, dass du unerfahren bist, aber diese sexuelle Bindung zwischen und kannst du nicht, nicht gespürt haben. Also, gib's zu, du willst mich. Es ist ganz simpel. Du sagst mir, was du willst und ich lasse deine Träume wahr werden.", haucht er mir zu und auch wenn ich mich in Krämpfen nur so zu winden scheine, balle ich die Hände zu Fäusten.

Seine schmutzigen Worte bewirken etwas in mir und das vermischt sich gerade mit meiner Wut über seine Unverschämtheit.

Zudem erinnert er mich viel zu sehr an diese eine Person, weswegen ich plötzlich einen intensiven Würgereiz verspüre.

Mein Körper macht heute die Hölle durch und ich habe das Gefühl, das war noch nicht einmal die Hälfte.

"Ich will überhaupt nichts von dir, Wolf! Ich sage dir das jetzt zum letzten Mal, wenn du eine Hure willst, bist du bei mir falsch. Wir werden uns niemals küssen, geschweige denn miteinander schlafen, also lass mich einfach in Ruhe.", fauche ich ihn an, als ich meine Stimme endlich wiederhabe.

"Das werden wir ja sehen.", erwidert Wolf total von sich selbst überzeugt und in seinen Augen blitzt Angriffslust auf.

"Ich muss hier raus.", sage ich und schiebe ihn zur Seite um auszusteigen.

"Fährst du nicht nach Hause?", "Es geht dich zwar nichts an, aber nein, ich habe noch jemanden, der auf mich wartet.", erwidere ich ohne ihn anzugucken und laufe dann den Gang entlang zu Rowan's Zimmer.

"Wer ist es?", ertönt seine Stimme hinter mir und ich höre, wie er mir mit schnellen und entschlossenen Schritten folgt.

"Einem Freund.", fauche ich und bleibe abrupt stehen. "Ich will dich nicht bei mir haben, Wolf. Du kannst jetzt gehen.", sage ich genervt und gucke ihn streng an.

Erneut fällt mir auf, wie kantig sein Gesicht ist. Wenn man ihn betrachtet, passt alles ideal zueinander, als wäre alles aufeinander perfekt abgestimmt. Doch auch wenn man die Gesichtsmerkmale im Einzelnen anschaut, scheint alles an seinem Gesicht ein Werk der Kunst zu sein. Es sollte verboten sein, so schön zu sein.

"Ich will diesen Freund kennenlernen.", erwidert wr überzeugt.

"Nein, weil du dort einfach nichts zu suchen hast, Wolf.", zische ich langsam meine Geduld verlierend.

"Vielleicht verstehe ich mich ja gut mit ihm. Lass mich-", "Wenn du gemein zu ihm wirst, dann werde ich dir die Kehle durchschneiden.", drohe ich ihm und wende mich dann wieder zum Gehen. Geht klar, Ma'am.", lacht er nur und folgt mir weiter bis zum Zimmer von Rowan.

Ihn habe ich vor einem Jahr in der Psychiatrie kennengelernt und seit dem sind wir sehr gut miteinander befreundet. Er ist hier im Krankenhaus, weil er sich die Pulsadern aufgeschnitten hat und das ist nicht das erste Mal. Rowan musste in die Klinik, weil er starke Depressionen hatte und Suizidgefährdet war, beziehungsweise immer noch ist. Er musste mit ansehen wie sein Vater seine Mutter vergewaltigt und jahrelang hat jener Rowan behandelt wie ein Stück Scheisse. Zu dem kam er nach dem Tod seiner Mutter in ein Heim, wo sich sein Mitbewohner im Zimmer erhängt hat. Ja, auch Rowan hat seine eigene Geschichte. Obwohl er so viel Leid und Schmerz mit sich herumträgt, funkeln seine braunen Augen, genau wie die von Emma.

Ich atme tief durch bevor ich klopfe und dann das Zimmer betrete.

Ich erblicke sein wunderschönes Gesicht und seufze, als ich seine muskulösen Arme voller Narben entdecke.

Seine Handgelenke sind bandagiert und auch an seinem Hals klebt ein riesiges Pflaster.

Ich gehe auf Rowan zu und schlinge meine Arme um seinen Hals, bevor ich seinen intensiven Geruch einatme, der mich bis ins Mark beruhigt.

"Hey, Schneeflocke.", flüstert er und lächelt mich breit, aber dennoch erschöpft an.

Ich streichle kurz seine Wange, bevor ich mich von ihm entferne und lächle.

"Hey, Rowan. Das ist Wolf, er ist ein - Freund aus der Schule und war zufällig auch hier.", erkläre ich ihm und setze mich dann auf den Stuhl neben seinem Bett.

"Hi, freut mich. Ich bin Rowan.", sagt er und reicht dem Grünaugigen die Hand.
"Mich auch.", erwidert Wolf und nickt, bevor Rowan seine ganze Aufmerksamkeit wieder mir schenkt.

"Ich habe dich vermisst.", seufze ich und streiche ihm die Haare aus dem Gesicht.

"Mir ging es nicht anders. Schneeflocke, es tut mir leid. Ich wollte durchhalten, wirklich, aber es war in einem Moment zu viel. Ich konnte nicht mehr atmen und wollte nicht mehr leben. Seit du die Klinik verlassen hast, geht es mir beschissen und ich kann einfach nichts dagegen tun. Du bist doch meine beste und einzige Freundin.", haucht er und augenblicklich wische ich dem hübschen Jungen die Tränen aus dem Gesicht.

Leise schluchze auch ich vor mich hin, doch ignoriere es, denn im Moment ist einfach Rowan wichtiger.

"Es ist okay, Hollywood. Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn jemand eine Entschuldigung aussprechen muss, dann ich. Ich wollte dich besuchen, aber sie sagten mir, dass du immer noch keine Besucher bekommen darfst. Es tut mir so leid.", erwidere ich schluckend verschließe unsere Finger ineinander.

"Hast du wenigstens meine Briefe und die Bücher bekommen?", frage ich und gucke ihm in seine braunen Augen.

"Das habe ich. Danke, für alles, Schneeflocke, ich schulde dir so viel.", seufzt er und küsst meine Hand.

Wolf's tiefes Räuspern reißt mich aus der Blase heraus, in der ich mich bis gerade befunden habe und seufzend blicke ich ihn an.

"Ich gehe dann Mal. Bis morgen, Aaliyah und man sieht sich, Rowan.", sagt er nur schnell und nachdem die Jungs sich die Hand geschüttelt haben, verlässt er das Zimmer auch schon.

Den ganzen Abend verbringe ich mit Rowan, erzähle ihm von meinen Ferien und meinem ersten Schultag, auch alles was mir Wolf zutun hat. Er bestätigt meine Aussagen immer wieder und erzählt dann auch von seinen letzten Monaten und während wir reden, verliere ich nicht einmal mehr einen Gedanken an Wolf.

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