Kapitel 40

Aaliyah's Sicht

Nachdem Wolf gegangen ist, wusste ich regelrecht nicht, was ich tun sollte, weswegen ich einfach ein wenig gelernt und gelesen habe, aber auch das wurde irgendwann langweilig.

Am liebsten würde ich ihn ja anrufen, um seine Stimme zu hören, aber ich möchte ihn nicht bedrängen und wir haben ja sowieso den ganzen Tag schon zusammen verbracht.

Seine Worte tauchen immer wieder in meinem Kopf auf und ich kann nicht aufhören, wie eine bekloppte zu lächeln, weil er mich so glücklich macht.

Wolf mag zwar ein paar Dinge an sich haben, die mich ziemlich nerven und wirklich oft an meine Grenzen bringen, aber das würde ich immer wieder auf mich nehmen, solange er mich glücklich macht.

Während ich verträumt und total in meinen Gedankenverloren, meine Zähne putze, beginnt mein Handy zu klingeln und verwirrt starre ich auf die Uhr in meinem Badezimmer.

Wer zur Hölle ruft mich um kurz vor Elf bitte an?

Außer meinem Dad fällt mir niemand ein und mit meiner Vermutung sollte ich richtig liegen.

"Was gibt's, Dad?", frage ich seufzend und binde mir die Haare zu einem Zopf.

"Mein Schatz, ich wollte dich nicht stören aber - Wolf ist hier, seine Nähte sind geplatzt und er hat mehrere Wunden im Gesicht. Er spricht nicht und ich werde ihn nicht allein wieder wegschicken. Könntest du bitte herkommen?", erzählt mein Vater und der Würgereiz der aufkommt, wird mit jedem Wort intensiver.

Mein Herz zerfleischt sich auf ekelhafte Art und Weise und ich bin viel zu schnell unten.

In Wolf's Shirt und kurzen Hosen greife ich nach meinen Nikes und meinen Autoschlüssel, bevor ich aus dem Haus stürme.

Was kann in dieser einzigen Stunde nur passiert sein, dass er sich wieder prügelt?

Ob es wohl wieder Rowan war, aber das hätte mein Vater doch erwähnt, oder?

Ich habe keine Ahnung, was ich denken soll und wie ich mich fühlen soll, denn die Sorge um meinen ersten Kuss wird immer schlimmer.

In innerhalb von wenigen Minuten komme ich beim Krankenhaus an und als ich das riesige Gebäude betrete, suchen meine Augen vergeblich nach Wolf.

"Aaliyah.", die Stimme meines Vaters zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und sofort laufe ich auf ihn zu.

"Wo ist er, Dad?", frage ich aufgebracht und gucke in die grünbraunen Augen meines Vaters.

Er zeigt auf das Zimmer und sofort reiße ich die Tür auf.

Meine Augen gleiten über den muskelbepackten Körper von Wolf und als mein Blick an seinen verbundenen Händen hängen bleibt, schießen Tränen in meine Augen.

Schluckend gehe ich auf meinen ersten Kuss zu und ich weiß, dass er meine Anwesenheit bereits bemerkt hat, jedoch hat er sein Schutzschild wieder so intensiv aufgebaut, dass er es nicht Mal für nötig hält, mir ins Gesicht zu gucken.

"Was machst du hier?", fragt er und ich habe bereits aufgehört zu zählen, wie oft er mich das schon gefragt hat.

"Was ist passiert?", erwidere ich wimmernd und gehe vor ihm auf die Knie um ihm in die Augen zu gucken.

Sein wunderschönes Gesicht wird von einem riesigen Bluterguss am Kinn geprägt und auch seine Nase sieht geschwollen aus.

"Das geht dich nichts an, genau so wenig wie es deinen Vater etwas angeht. Sag ihm, dass er mich endlich gehen lassen sollen.", faucht er mich an, bricht mir das Herz, doch es tut nicht so sehr weh, weil ich weiß, dass es nur vorübergehend ist.

"Wolf, bitte.", flüstere ich schluchzend.

"Warum weinst du?", fragt er verwirrt und endlich treffen sich unsere Blicke.

"Weil es mich zerstört dich so verletzt und distanziert von allem und jedem zu sehen.", murmle ich und klinge genau so erbärmlich wie ich mich fühle.

"Ich brauche dein fucking Mitleid nicht.", giftet Wolf kalt und mein Magen verkrampft sich.

"Hör auf damit, Wolf, bitte.", flehe ich leise und gucke ihn an.

"Du gehst mir gerade ziemlich auf die Nerven und glaub mir, noch mehr unnötige Menschen brauche ich gerade nicht.", mit dem Ausspruch seiner Worte setzen alle meine Körperfunktionen aus und ich habe das Gefühl, mein Herz liegt gerade unter seinen Füßen.

"Du bist so ein verdammtes Arschloch, wenn du verletzt bist.", zische ich verletzt und schluchze mir beinahe die Seele aus dem Lein.

"Ich bin nicht verletzt, was für Einbildungen hast du bitte?", faucht Wolf mich an, spielt regelrecht mit meinen Gefühlen.

"In solchen Momenten hasse ich dich so sehr, Wolf. Du wirfst mit Worten um dich, ignorierst die Menschen die sich um dich sorgen und dir helfen wollen und verdammt, ich weiß, dass ich dir sofort wieder verzeihen werde und genau deswegen hasse ich mich noch mehr.", murmle ich verzweifelt und fahre mir durch die Haare, bevor ich meine Jacke zumache und Wolf schluckend den Rücken kehre.

"Aaliyah.", raunt er plötzlich total nah an meinem Ohr und intensive Gänsehaut bedeckt sogar mein Gesicht.

Seine Finger schlingen sich um meinen Arm und hindern mich daran, noch einen einzigen Schritt zu machen.

"Lass mich gehen, Wolf, ich habe für heute wirklich genug gelitten.", schluchze ich, wische mir die Tränen aus dem Gesicht.

Mein erster Kuss zwingt mich, in sein Gesicht zu gucken und drückt mich sanft gegen die Wand.

"Es tut mir leid.", flüstert er leise unf ich wage es nicht, in seine Augen zu gucken, einfach weil ich mich viel zu erbärmlich fühle und wahrscheinlich noch schlimmer aussehe.

"Dir tut es immer leid, aber du sagst immer solche Dinge, um mir weh zutun.", hauche ich atemlos und inhaliere seinen Geruch, versuche ruhiger zu werden, aber seine Worte tun so weh.

"Das ist ein Selbsterhaltungstrieb, meine kleine Elfe. Mein - Vater hat heute wirklich meinen Stolz gebrochen und irgendwas in mir ist gestorben, deswegen sind bei mir alle Leitungen durchgebrannt. Bitte, verzeih mir. Meine Wut galt nicht dir.", sagt Wolf leise in mein Ohr, küsst die weiche Stelle an meinem Hals und guckt mir dann in die Augen.

Die Verbände an seinen Händen sind rau und ich bekomme Gänsehaut, als er mein Shirt langsam anhebt, um meine Haut zu berühren.

"Was hat er getan?", frage ich schluckend und mustere sein Meisterwerk in Form eines Gesichts.

"Das lass mal meine Sorge sein, denn die Details sind ekelhaft, Glaub mir. Der Tag war so verdammt lang, Lia. Alles was ich will, ist meine Nase in deiner Halskuhle verstecken und die ganze Nacht mit deinem Geruch schlafen, denn was anderes wird mich nicht beruhigen, bitte gib mir die Möglichkeit.", haucht er mir erschöpft zu, beißt in meine Unterlippe und fängt dann an, mich hungrig zu küssen.

Egal was er tut, ich werde es ihm verzeihen und genau dieser Gedanke macht mir so verdammt große angst, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, doch das Schicksal wird schon wissen, was es tut, weswegen ich all das einfach nicht hinterfrage, sondern genieße.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top