Kapitel 24

Aaliyah's Sicht

Seit fast zwei Stunden warte ich jetzt schon auf ein Lebenszeichen von Wolf, aber es kommt einfach nichts. Er ist wie vom Erdboden verschluckt worden und langsam fange ich wirklich an, mir Sorgen zu machen.

Vielleicht hat er über den Tag auch einfach seine Meinung geändert und er möchte jetzt gar nichts mehr mit mir zutun haben?

Nein, dafür klang er einfach zu verzweifelt, als er mich um Ehrlichkeit und Loyalität gebeten hat.

Oder ich versuche mir das krampfhaft einzureden, weil ich der Wahrheit nicht ins Auge blicken will.

Gelangweilt und mit einer Laune die nicht tiefer sinken kann, wechsle ich die Kanäle, bleibe an irgendeiner Drogen Doku hängen und beschließe, mir etwas zu kochen. Genau als ich die Nudeln aus der Mikrowelle nehme, klingelt es wie wild an der Tür, lässt mich so hart zusammenzucken, dass ich mir glatt die Finge verbrenne.

Verwirrt laufe ich auf die Haustüre zu und als ich sie öffne, blicke ich in die braunen Augen meines Onkels.

"Bobby, was tust du denn hier?", frage ich verwirrt und merke allein an seiner Haltung, wie aufgebracht er ist.

"Rowan, er hat sich mit irgendeinem Jungen geprügelt und ist jetzt auf dem Polizeirevier. Du musst unbedingt mitkommen, außer dir, kann niemand ihn beruhigen!", erwidert er nervös und total verplant.

"Was - zum? Na gut.", murmle ich gestresst, schlüpfe in meine Nikes und greife nach meinem Mantel, bevor ich einfach hinter meinem Onkel in sein Auto steige.

Es scheint so unrealistisch. Ich meine - wir reden hier von Rowan, der ruhigsten Person die ich kenne. Was zur Hölle hat ihn so auf die Palme gebracht, dass er sich wirklich prügelt?

Wenige Minuten später kommen wir auf der Wache an und ich erblicke bereits die braunen Augen meines besten Freundes, wobei eines davon geschwollen ist und von beinahe schwarzen Blutergüssen verziert wird.

"Was tust du denn hier??", fragt er überrascht, als er mich entdeckt und irgendwas unbekanntes blitzt in seinen Augen auf.

"Eigentlich sollte ich dich das fragen! Rowan, was zur Hölle - so kenne ich dich gar nicht!", rufe ich enttäuscht,  stoße jedoch gegen eine Wand.

"Du bist nicht meine Mutter! Ich bin dir keine fucking Rechenschaft schuldig.", zischt er eindeutig sauer und total frustriert über etwas.

"Wer hat dir das angetan??", frage ich jedoch, ohne das von ihm gesagte zu beachten.

Seine Unterlippe trägt eine große Platzwunde, während seine Nase wahrscheinlich gebrochen ist und aus einem der Löcher ständig Blut tropft.

"Dein ach so toller erster Kuss!", schreit Rowan mich an, woraufhin der Polizeibeamter ihn um Ruhe bittet.

"Was zum - das war Wolf?", sage ich fassungslos.

"Diese kranker Bastard hat mir meine Nase gebrochen und wenn der Coach nicht gekommen wäre, hätte er mich bestimmt umgebracht!", ruft mein bester Freund, doch aus irgendeinem Grund habe ich das Gefühl, dass er nicht zu hundert Prozent die Wahrheit sagt.

"Aaliyah?", ertönt die Stimme, die mir seit Tagen Gänsehaut über die Haut jagt.

Sofort drehe ich mich zu ihm um und erschrecke, als ich auch sein verunstaltetes Gesicht erblicke.

Augenblicklich laufe ich auf ihn zu, lege meine Hände an seine bärtigen Wangen und begutachte die Platzwunde an seiner Braue und die Schwellung unter seinem Auge sowie an seinem Kinn.

"Warum bist du hier?", fragt er leise.

"Mein Onkel ist wegen Rowan hierher gekommen aber Wolf, was tust du hier?", erwidere ich und ohne etwas dagegen tun zu können, rollen Tränen über meine Wangen.

Sofort lässt Wolf seine Hand an meine Haut gleiten, doch ein intensiver Blutgeruch lässt mich zurückzucken.

"Er hat mich provoziert, Aaliyah, ich schwör's. Und er hat angefangen, dieser kleine fucking Hurensohn!", presst Wolf durch seinen Zähnen hindurch.

"Womit hat er dich provoziert?? Was geht hier eigentlich gerade ab? Ich dachte ihr versteht euch!", sage ich aufgebracht und drücke den Grünäugigen von mir weg.

"Tja, dein ach so toller "bester Freund", ist verliebt in dich und kommt nicht darauf klar, dass du mir gehörst!", erklärt mir Wolf, wirft seine Hände in die Luft und mit einem Mal bleibt die Welt stehen.

"Ich bin nicht verliebt in sie!", ertönt Rowan's tiefe Stimme aus der anderen Richtung.

"Wenn du ein Mann bist, solltest du wenigstens jetzt die Wahrheit sagen, du eierloses Stück Scheiße!", zischt Wolf ihn an, während ich immer noch versuche, alles zu verstehen.

Rowan und ich haben von Anfang an gesagt, dass wir nichts voneinander wollen, aber die Art wie er mich ansieht, scheint jetzt total anders zu sein als vorher.

"Am liebsten würde ich dir mit einer Kettensäge die Organe aus dem Leib schneiden, du ekelhafter Wichser.", kommt es wieder von Rowan und plötzlich ertönt ein lauter Pfiff.

"Ihr befindet euch auf einem Polizeirevier! Wenn ihr nicht wollt, dass wir euch beide für die nächsten Tage hier behalten, dann seid ihr beide besser still, verstanden?", artig nicken beide, wonach Rowan zusammen mit Bobby in einem anderen Zimmer verschwindet.

Ich habe keine Ahnung was mit meinem Körper los ist, aber die Art wie alles sich bewegt ist lange nicht mehr normal.

"Aaliyah, was ist los?", fragt Wolf und greift nach meinem Arm um mich zu stützen.

"Ich bekomme keine Luft..", murmle ich, während meine Kehle sich immer enger zuschnürt.

Die Situation kam einfach viel zu unerwartet und das "Geständnis" von Wolf über Rowan's Gefühle für mich hat mir den Rest gegeben. Wolf führt mich schweigend raus und zieht mich auf einer Bank vor der Wache auf seinen Schoß.

"Warum hast du ihn geschlagen?", frage ich leise, versuche nicht zu hysterisch zu klingen.

"Er hat so geredet, als würdest du ihm gehören.", erwidert er und guckt mir in die Augen. Aus irgendeinem Grund machen diese Blutergüsse ihn noch heißer als vorher.

"Dir gehöre ich aber auch nicht, Wolf. Ich bin keine Sache, die du dir aneignen und von der du Besitz ergreifen kannst.", sage ich streng, spiele mit dem Saum seines T-Shirts.

"So meinte ich das nicht. Können wir bitte aufhören über diesen Hurensohn zu reden, er hat mir heute schon genug Migräne bereitet.", erwidert Wolf genervt, schiebt meine Haare aus meinem Nacken, um seine Lippen an jene Stelle zu legen.

"Verdammt, Wolf! Du prügelst dich mit meinem besten Freund, soll ich dir deswegen etwa an den Hals springen?", gifte ich bissig, kann nicht verstecken, wie sehr es mich nervt, dass er immer noch so ruhig ist.

"Dein bester Freund ist psychisch noch kranker als ich, klar?! Woher hätte ich wissen soll, dass er mich anspringt und anfängt auf mich einzuschlagen?!", zischt er jetzt etwas lauter und sofort klettere ich von seinem Schoß runter.

"Du musst ihn anscheinend auch provoziert haben. Er würde sowas nie ohne Grund tun.", sage ich und verschränke voller Überzeugung die Arme vor der Brust.

"Ach und ich schon?", brüllt der Grünäugige mich an.

"Du hast Aiden doch auch ohne Grund verprügelt!", schreie ich zurück.

"Du hast wegen ihm auf der Toilette geweint, Aaliyah! Dieser Penner hat dich angefasst, dir weh getan! Genau deswegen habe ich ihn verprügelt! Aber weißt du was, geh und verteidige diesen Hurensohn nur weiter so, letztendlich kennst du mich doch nur eine Woche und ihn schon soo lange! Ihr könnt mich beide Mal!", in seiner Stimme hallt Enttäuschung wieder, die er mit seiner üblichen Wut jedoch gut kaschiert.

Während er mich wegdrückt und in der Wache verschwindet, versuche ich krampfhaft die Tränen zurückzuhalten, aber es fällt mir viel zu schwer, sodass ich ihnen einfach freien Lauf lasse.

Ich stehe zwischen zwei Stühlen, denn auf der einen Seite ist da der Junge, der mich seit mehreren Jahren nie im Stich gelassen hat und sein Gegner ist mein erster Kuss.

Wie soll ich eine Lösung finden, die uns alle glücklich macht?

Und warum bleibt sowas immer an mir hängen?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top