Kapitel 2
Aaliyah's Sicht
Als die Schulglocke ertönt, renne ich beinahe aus dem Klassenzimmer, ohne meinen Blick auch nur eine Sekunde lange vom Boden zu trennen.
Die ganze Stunde hat er mich beobachtet, konnte seine Augen nicht von mir losreißen und sogar als ich ihn einmal genervt angeguckt habe, schien es ihn nicht einmal ansatzweise zu interessieren. Grün traf auf Grün und es war, als würde die Anspannung in der Luft förmlich explodieren.
Ich komme bei meinem Spind an und schüttle verwirrt den Kopf, komme gar nicht darauf klar, das ein Junge wie Wolf, ein Mädchen wie mich auch nur bemerkt hat.
Ich bin mir sicher, dass er sich der Clique meines Bruders anschließen und genau so ein Wichser wird wie sie es sind. Jungs die im Football Team sind und denken, sie wären die Könige der Schule nur weil sie diese dämlichen Jacken tragen.
In meinen Gedanken versunken und vor mich her fluchend, knalle ich meinen Spind zu, ehe ich auch schon einen Herzinfarkt bekomme.
Grüne Kristalle bohren sich in meine Richtung und ein in komplett schwarz gekleideter, fast vier Köpfe größerer Wolf lehnt sich vor mir gegen die Spinde, so als hätte er mich nicht gerade zu Tode erschreckt.
"Hi.", ertönt seine Stimme und sie hallt in meinem Kopf; hat ein lautes Echo und lässt meinen ganzen Körper erschaudern.
Ich starre den Jungen vor mir einfach nur an, sehe wahrscheinlich so aus, als hätte ich noch nie einen Jungen gesehen aber mir ist ja auch noch nie ein Junge wie Wolf über den Weg gelaufen.
"Hallo.", erwidere ich total perplex und streiche mir eine Strähne hinters Ohr, bevor ich zu Boden gucke.
Mein Magen verkrampft sich und aus irgendeinem Grund zieht es viel zu intensiv in meinem Schritt, als ich Wolf dabei beobachte, wie er sich über die Lippen leckt.
"Kann ich dir helfen?", frage ich schluckend und starre auf seine Lippen.
Sie sehen so voll und weich aus; perfekt zum Küssen.
Oh Gott, was geht da in meinem Kopf vor sich?
"Du könntest mir einen blasen, aber dazu kommen wir noch. Alles mit der Zeit.", sagt er total entspannt und ich habe das Gefühl, meine Kinnlade will durch den Boden fallen.
"Wie sehe ich eigentlich aus?", fauche ich ihn sauer an, als seine Worte bei mir ankommen.
Wie dreist und ekelhaft frustriert muss man sein, jemandem, dessen Namen man nichtmal kennt, so etwas ins Gesicht zu sagen?
War ja klar, dass so ein Idiot mich findet.
"Wie eine kleine Elfe, warum fragst du?", lächelt er und auch wenn seine strahlend weißen Zähne mich umhauen, sehe ich auf Anhieb, dass dieses Lächeln nicht seine Augen erreicht hat.
"Genau, also wenn du Nutten suchst musst du ins Cheerleader Team gehen. Bei mir bist du da an einer komplett falschen Adresse. Und außerdem ist das total ekelhaft.", erwidere ich und versuche, nicht komplett den Verstand zu verlieren.
"In ein paar Monaten werde ich dich an diese Worte erinnern, Pixie.", grinst Wolf nur, bevor er sich umdreht und geht, als hätten wir normalen Small Talk geführt.
Erst als er aus meinem Sichtfelf verschwindet, fällt mir auf, wie schnell mein Herz eigentlich rast und wie laut das Blut in meinen Ohren rauscht. Das Ziehen zwischen meinen Schenkeln jedoch scheint gar nicht mehr aufhören zu wollen.
Als ich in der Cafeteria ankomme, erblicke ich bereits die in unseren Schulfarben gekleideten Sportler, sprinte fast an ihnen vorbei, hoffend, dass Mike mich nicht sieht.
Doch da heute ganz offensichtlich nicht mein Glückstag ist, höre ich meinen Bruder bereits rufen.
"Hey, Snow!", ruft er total begeistert, während ich nur kurz die Hand hebe und lächle, ehe ich mit meinem Tablett in Richtung letztem Tisch gehe und mich setze.
Ich liebe die Pause, denn nur dann habe ich meine Ruhe und kann lesen, da jeder damit beschäftigt ist, zu essen und nicht mich zu nerven.
Mein Vater meint immer, ich würde zu viel nachdenken, allein sein und auch zu viel lesen aber wenn man so ist wie ich, dann kann man nichts anderes tun.
Schon als kleines Kind war ich viel in meinen Gedanken unterwegs, konnte eine Zeit lang nicht einmal unterscheiden, ob etwas wirklich oder in meinem Kopf passiert.
Mein Dad hat wahrscheinlich recht, doch ich weiß auch, dass er es dennoch mag, dass ich so ein Stubenhocker bin.
Er wollte schon immer, dass wir alle Ärzte werden, so wie er es ist und meine Mutter es war.
Bei Mike war sofort klar, dass er nicht das machen würde, was uns Winchesters im Blut liegt, weswegen ich die letzte Hoffnung meines Vaters bin.
Die Beziehung die ich zu meinem Dad hege ist mir sehr wichtig, denn seit dem Tod meiner Mutter fühle ich mich so allein.
Mein ganzer Körper sehnt sich nach dieser einen Person und je öfter ich daran denke, wie sie uns verlassen hat, desto schlimmer werden die Gedanken in meinem Kopf.
Ich schätze es sehr, dass Dad versucht, auch die Mutterrolle zu übernehmen, aber wenn diese Figur nicht vorhanden ist, fehlt wahrscheinlich jedem Mädchen etwas.
Ich erinnere mich an meinen Nervenzusammenbruch, als wir erfuhren, dass sie wirklich tot war.
Es kam so plötzlich und unerwartet, dass mein Gehirn einfach nur angeschaltet hat und dann wurde ich auch schon in die Psychiatrie eingeliefert.
Es war ein katastrophales Jahr und wegen diesem einen Mann habe ich so große Angst vor sozialen Kontakten.
Dr. Martens meint jedoch, dass man solche negativen Gedanken sofort wieder verbannen soll, denn sonst gewinnen sie überhand.
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Viel Spaß ❤️❤️
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