Kapitel 16

Aaliyah's Sicht

"Lia!", ertönen fünf bis sechs verschiedene Stimme, die denen eines Engels ähneln und kurz darauf werde ich auch schon überfallen und es gibt wahrscheinlich kein schöneres Gefühl.

Ich bin so verdammt froh, endlich im Krankenhaus zu sein, denn noch eine Stunde länger mit Wolf in seinem Zimmer und ich wäre komplett ausgeflippt.

Wir haben uns nicht mehr angezickt. Naja, wie denn auch, wenn wir nicht einmal Miteinander gesprochen haben?

Zwei Stunden lang war es komplett still, total unangenehm und komisch. Dazu kommt auch noch diese intensive, sexuell angeregte Spannung in der Luft, die mein Unterleib beinahe auseinander gerissen hat.

Als er nach einer gefühlten Ewigkeit endlich seinen Laptop ausgeschalten hat, habe ich eine Party in meinem Kopf gefeiert und kurz darauf sind wir dann schon ins Krankenhaus gefahren.

Die Augen dieser kleinen Engel funkeln mich an und während die Jungs sich mir komplett hingeben, interessieren sich die Mädchen eher für Wolf.

Mein Vater umarmt mich fest und gibt meinem Begleitet die Hand, während ich mich um den vierjährigen Jimmy kümmere.

"Dad, wo ist Emma?", frage ich lächelnd und spiele mit den schwarzen Haaren des kleinen Jungen.

"Ihre Chemotherapie wurde heute auf zwei Uhr verlegt. Sie schläft gerade aber sie wird wahrscheinlich bald aufwachen. Sie hat die ganze Zeit von euch zwei gesprochen. Ich denke, dass sie sich riesig freuen wird, euch zu sehen.", antwortet er und gibt mir einen Kuss bevor er das Spielzimmer der Kinder verlässt.

"Geht es ihr gut?", ertönt die tiefe Stimme von Wolf und jagt mir Gänsehaut über den ganzen Körper.

Als ich in seine Augen blicke, seufze ich und schüttle den Kopf.

"Sie braucht unbedingt eine neue Niere und sie steht seit Monate auf der Liste, doch bis jetzt hat sich niemand gemeldet und solange sie keine neue bekommt, wird sie mit Chemo- und Strahlentherapie behandelt, dazu auch noch mit jeglichen Medikamenten zugepumpt und das macht sie psychisch sowie physisch total kaputt.", erkläre ich ihm und spüre wie sich mein Herz zusammenzieht.

Jedes Mal wenn ich Emma mit diesen vielen Schläuchen an diese ganzen Geräte gebunden sehen muss, füllt sich mein Körper regelrecht mit Schmerz und Trauer, weil sie es einfach nicht verdient hat.

"Warum spenden ihre Eltern ihr nicht einfach eine?", fragt er verwirrt und blickt mir konzentriert in die Augen.

"Das Blut stimmt nicht überein und ihr kleiner Bruder wird ihr ja schlecht eine noch nicht komplett entwickelte Niere spenden können.", erwidere ich und erneut wird mir klar, wie schlimm ihre Lage ist.

"Ich werde heute auch auf die Station der Teens gehen, weil ein paar Mädchen nach mir gefragt haben. Wenn du willst, kannst du mit, aber du kannst danach auch gehen. Das überlasse ich dir.", murmle ich während ich die Utensilien für die Muffins aus den Schränken hole.

"Klar, warum nicht.", erwidert er und hebt Robin auf seine Schultern.

Der kleine Junge mit dem Herzfehler kichert und fährt durch Wolf's schwarze Haare. Das Lächeln das die vollen Lippen des Grünaugigen umgibt, ist so wunderschön und es ist unglaublich echt

. Bei mir ist es viel zu lange her, ich kann mich nicht Mal mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal wirklich von Herzen gelacht habe.

Seufzend wende ich mich an die Muffins und sofort stehen zwei bis drei Jungs neben mir.

Blau und braun funkeln mich die Augen der kleinen Menschen an und es gibt wahrscheinlich nirgendwo anders so viele Gesichter, die nur so vor Freude trotzen.

Nach knapp zwei Stunden die wir mit den Kindern verbracht haben, verabschieden wir uns von allen, bevor wir zu Emma gehen, welche schon sehnsüchtig auf uns zu warten scheint.

Blass und total fertig empfängt der Energieball uns, bringt mich fast zum Weinen, als sie mach meiner Hand greift und sie an ihre Lippen führt. Die Masken verhindern das Verteilen von Krankheitserregern und während Emma sie zu hassen scheint, versucht Wolf sie so gut es geht schön zu reden.

Der Anblick von meinem kleinen Engel macht mich ganz schwach und ich bekomme Herzschmerzen.

Wer weiß wie sehr sie leidet, nur weil es einfach keine Spenderniere gibt.

Jeden Tag bete und hoffe ich so sehr, dass ihr Wunsch nach einem sorglosen Leben in Erfüllung geht, doch dabei gucke ich ihr regelrecht beim Sterben zu.

Sie spielt mit Wolf's Fingern und fährt über seine tätowierte Hand, bis sie an seine Handgelenke kommt.

Ihr winziger Finger fährt über die kaum sehbaren Narben, umrandet die Linien der Rose die sich unter all dem Schwarz einen Platz gefunden hat.

"Lia, holst du mir bitte etwas Wasser?", fragt Emma erschöpft und sofort nicke ich.

Während ich im Nebenzimmer nach einer Flasche greife, höre ich die Stimme des kleinen Engels.

"Magst du sie?", fragt Emma Wolf.

"Wen, Aaliyah? Sie ist - in Ordnung.", murmelt er nur und ich sehe ihn regelrecht vor mir.

"Aber du schaust sie immer so glücklich an. Sie ist schön, warum magst du sie nicht?", fährt Emmi fort, hustet kurz, bevor Wolf weiterspricht.

"Sie ist wirklich sehr hübsch, aber man sollte die Menschen denen man vertraut und die man wertschätzt nicht nach dem Aussehen aussuchen. Das wäre falsch. Zumal ist sie viel kleiner als ich.", sagt Wolf und ich höre sein Grinsen.

Die Worte des Jungen hallen in meinem Kopf und erneut fällt mir auf, wie schön er doch spricht.

Er flucht und ist oft zu ehrlich und ein wenig temperamentvoll, aber er redet in den passenden Situationen mit Bedacht und Vorsicht, so wie es sich gehört.

Die Tatsache, dass er mich zum zweiten Mal an einem Tag schön nennt, bereitet mir Gänsehaut und am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen.

"Ihr wärt süß zusammen.", ertönt wieder Emma's Stimme und ohne groß nachzudenken betrete ich das Zimmer wieder.

Ich reiche der Kleinen das Glas und lächle, versuche Augenkontakt mit Wolf zu vermeiden, doch es ist unmöglich.

"Ihr kommt am Montag doch, oder? Können wir dann in den Park unten gehen? Ich habe keine Chemo an dem Tag.", mein die Blauäugige und guckt mich erwartungsvoll an.

"Ich werde deine Mutter fragen, aber ich denke, dass es klar gehen wird. Wir sollten jetzt auch gehen, Liebling. Du bist müde und erschöpft, wenn du am Montag wieder fit bist, verbringen wir mehr Zeit miteinander, okay?", sage ich, während meine Hand nach ihrer greift.

"Okay.", murmelt sie und ich sehe, wie ihre Augen ihr regelrecht zufallen.

Wolf umarmt die kleine fest, haucht einen sanften Kuss auf ihre Stirn und zusammen verlassen wir dann das Zimmer.

Bis wir im Fahrstuhl ankommen, schweigt er und genau als er anfangen will zu sprechen, gehen die Lichter plötzlich aus und der Aufzug bleibt abrupt stehen. Oh, nein.

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