Kapitel 13

Aaliyah's Sicht

Als ich am Donnerstag in dem Büro des Rektors ankomme, blicke ich den attraktiven Mann, der gleichzeitig auch mein Onkel ist, verwirrt an.

Ich habe keine Ahnung, warum ich zu ihm musste, doch ich vermute einfach Mal, dass ich dieses Jahr wieder die Ehre habe, den Herbstball zu organisieren.

Mein Blick gleitet über das Gesicht, welches dem meines Vaters viel zu ähnlich sieht, nur jünger und frischer, als er auch schon anfängt zu sprechen.

"Wie geht's dir, Liebling?", fragt er und bietet mir einen Stuhl an.

"Ganz gut soweit, Bobby. Naja, dafür, dass es erst der vierte Schultag ist, läuft es in Ordnung.", antworte ich lächelnd und gucke in seine blauen Augen, die wahrscheinlich der einzige Unterschied zwischen ihm und meinem Vater ist.

"Das freut mich. Ich habe einen kleinen Job für dich, Snow.", fährt er fort und erhebt sich.

Der italienische Anzug schmiegt sich perfekt an seinen Körper, während er die Arme vor der Brust verschränkt und mich anguckt.

"Ich bin für alles bereit.", erwidere ich und spiele mit dem Saun meines Pullovers.

"Deine Tante Amber und ich haben uns bereit erklärt, die Pflegefamilie für einen Jungen zu sein, der vor kurzem versucht hat, sich umzubringen. Er wird ab heute auf diese Schule gehen und du würdest mir so viel Arbeit abnehmen, wenn du ihm alles zeigen könntest und dich naja du weißt schon, ein wenig um ihn kümmern könntest.", erklärt mir mein Onkel und nachdenklich blicke ich auf meine Finger.

Vielleicht ist das meine Chance, wenigstens in meinem letzten Jahr nicht alleine dar zu stehen.

Was könnte auch schon im schlimmsten Fall passieren?

Ach ja stimmt, er könnte durch mich gemobbt werden und sich dann das Leben nehmen.
Und falls das passiert, kann ich mit Sicherheit sagen, dass das nicht der einzige Selbstmord sein wird.

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, Bobby.", erwidere ich, während er sich an sein Fenster stellt und mich aus blauen Augen ansieht.

"Probier es wenigstens aus, mein Engel. Für mich.", meint mein Onkel und letztendlich nicke ich geschlagen.

Geduldig warte ich vor der Tür des Rektors und kann es kaum erwarten, den Jungen kennenzulernen.

Vielleicht werde ich durch ihn Wolf vergessen oder ich werde mich mit ihm anfreunden und seit Jahren endlich wieder einen Freund haben.

Rowan ist mein bester Freund, aber ich sehe ihn kaum und es ist so schwer, den Kontakt aufrechtzuerhalten, wenn die in der Klinik Kontaktverbot erteilen.

Wenn er am Freitag immer noch im Krankenhaus ist, werde ich erst ihn besuchen und dann zu den Kindern gehen, einfach weil ich es ihm schulde.

Zu oft hat er mich getröstet, wenn ich Mal wieder einen Albtraum hatte oder einfach nur schlecht gelaunt war.

Ich stehe in seiner Schuld und ich werde alles tun, um meine Schulden zu begleichen.

Kurze Zeit später öffnet sich die Tür und hinter Bobby erblicke ich einen braunhaarigen Jungen, der ein Stück größer ist als ich.

Irgendwie kommt mir diese Frisur bekannt vor und auch diesen Pullover habe ich bis jetzt nur bei einer Person gesehen.

Verwirrt versuche ich in das Gesicht des Jungen zu gucken, doch er starrt stur zu Boden.

"Aaliyah, das ist Rowan.", sagt mein Onkel und guckt mich begeistert an.

Als mein bester Freund den Kopf hebt, lächelt er breit und seine braunen Augen funkeln vor Freude. Mein ganzer Körper füllt sich mit Energie und meine Hormone wissen erst gar nicht, was sie tun sollen.

Ohne groß nachzudenken falle ich Rowan um den Hals und vergrabe meine Nase in seiner Halskuhle, inhaliere seinen Geruch und genieße die Wärme seines Körper die mich umgibt, als auch er seine Arme um mich schlingt.

"Ich hatte so sehr gehofft, dass du so reagierst.", flüstert Rowan mir ins Ohr und küsst meine Wange.

Ich löse mich von ihm, um sein schönes Gesicht zu betrachten und wie immer haut mich seine Schönheit um.

"Hey, Schneeflocke.", grinst er und fährt mit seiner Hand über meinen Arm.

"Hey, Hollywood. Das ist eine sehr, sehr, sehr schöne Überraschung. Du hast mir buchstäblich die ganze Woche gerettet.", seufze ich und umarme ihn erneut, schlinge dieses Mal jedoch meine Arme um seinen Oberkörper, sodass mein Ohr genau auf der Höhe seinen rasenden Herzens liegt.

"Du bleibst doch hier, oder?", frage ich und blicke abwechselnd zwischen ihm und meinem Onkel her.

Beide nicken und freudig springe ich in die Luft, als auch schon die Schulglocke ertönt.

"Er hat denselben Stundenplan wie du, Aaliyah. Außer wenn du Literatur hast, muss Rowan in den Technik Kurs.", erklärt mein Onkel und ich nicke bevor wir uns verabschieden und in Richtung Sportsaal laufen.

"Ich bin froh, dass du hier bist, Rowan. Du bist der einzige Freund den ich habe und ich vermisse dich so sehr. Die letzten zwei Tage waren sehr anstrengend für mich und bei dem Anblick deines Gesichts ist regelrecht die Sonne aufgegangen. Genau das, was ich gebraucht habe.", murmle ich und hacke mich in seinen Arm.

"Du bist so süß, Schneeflocke. Ja, ich bin auch froh, bei dir sein zu dürfen. Die wollten mich in eine Pflegefamilie in Chicago stecken, aber ich habe mich gekonnt gewehrt. Das ich genau deinen Onkel erwischt habe, war ein riesiger und von Gott gesandter Zufall, für den ich so dankbar bin. Was hätte ich nur am anderen Ende von Amerika ohne dich gemacht?", "Gut, dass wir das nicht herausfinden müssen.", sage ich und er stimmt mir lachend zu.

Nachdem wir uns für den Sportunterricht ungezogen haben, stelle ich Rowan dem Lehrer vor und während ich ihm erkläre, was wir die kommenden Stunden haben, bemerke ich die ganzen gaffenden Blicke dieser arroganten Snobs und ich kann nichts dagegen tun.

Denn anders als ich, verbirgt Rowan seine Wunden und Narben nicht. Er steht zu ihnen, da er sie mit stolz trägt. Er sagt immer, dass sie ihn zu dem machen was er heute ist und dass er ohne sie nicht vollständig wäre.

Niemals hätte ich den Mut meine Arme zu entblößen, allein weil die Wunden oftmals so tief sind, dass es sogar mich anwidert.

Ich habe vom letzten Mal noch ein paar Fäden drinnen, die ich erst morgen ziehen muss und das lässt sie noch schlimmer aussehen.

Ich beneide Rowan für sein Selbstbewusstsein und bin froh, dass wenigstens einer von uns zu seiner Geschichte steht.

"Wolf geht auch in deine Klasse?", fragt mein bester Freund und mit der Erwähnung dieses Namens, bekomme ich am ganzen Körper Gänsehaut.

Es ist, als würde ich seine Anwesenheit regelrecht tief in meinem Magen spüren und sofort beginnt das Ziehen in meinem Schritt.

Ich kann leider nicht leugnen, dass ich es vermisst habe, denn diese Gefühle und diese Empfindungen bringen so viele Glückshormone mit sich.

Als ich mich umdrehe, erblicke ich Wolf und mein Kinn fällt beinahe durch den Boden hindurch.

Das Tanktop ist weiß, beinahe durchsichtig und seine Shorts sind schwarz, doch was mich wirklich zum Staunen bringt, sind seine Tattoos.

Sein kompletter Oberkörper, beide Arme eingeschlossen, werden von dichten Tätowierungen bedeckt, zeigen kaum noch seine echte Hautfarbe.

Der größte Teil ist schwarz, doch hier und da sticht einem eine grelle Farbe ins Auge.

Nicht in eine Millionen Jahren hätte ich diesen Anblick erwartet und tief in meinem Unterleib zieht sich etwas zusammen, von dessen Existenz ich mir nicht Mal bewusst war.

Wie versteinert starre ich Wolf an, bekomme regelrecht meine Augen nicht von seinem Körper, denn zu all den Tattoos, ist er auch noch unglaublich definiert durchtrainiert, genau wie ich es mir gedacht habe.

Er kommt auf mich und Rowan zu, beachtet mich kaum, reicht nur meinem besten Freund seine Hand und als ich genau auf seine Handgelenke blicke, sehe ich unter all der Farbe - frische Wunden.

Als hätte mich der Blitz getroffen, weiche ich einen Schritt zurück und versuche das Rauschen in meinem Kopf abzuschalten.

Die Wunden sind nicht so tief wie meine, doch wenn man länger auf seine Tätowierungen guckt, erkennt man viele einzelne, waagerechte Schnitte, die mir ein Messer in den Magen rammen.

Ich bekomme vor Verwunderung nicht Mal mehr meinen Mund zu und die Fragen, die sich in meinem Kopf bilden, zerstören mich.

Was muss er durchgemacht haben? Was oder wer ist der Grund für seine Schnitte und was versucht er mit den Tattoos zu verstecken?

Mein ganzer Körper brennt wie verrückt darauf, Wolf's Geschichte zu erfahren aber ich weiß, dass ich das niemals tun werde und das macht mich wahnsinnig.

Mein Blick gleitet in sein Gesicht, als ich seine grünen Augen auf mir spüre und als ich direkten Augenkontakt mit Wolf habe, stockt mir der Atem.

Das Verlangen und die Leidenschaft die diese grüne Farbe auszeichnen stellen unbekannte Dinge mit meinem Körper an.

Meine Brüste werden plötzlich ganz prall und schwer, während meine Nippel zu winzigen Knospen werden.

Ich bin erregt. Schmerzhaft erregt.

Noch nie habe auch nur annähernd so etwas gefühlt, aber der Ausdruck in Wolf's Augen hat mich in eine neue Welt katapultiert.

"Und hast du gefunden, wonach du in meinem Gesicht gesucht hast, Pixie?", fragt Wolf und seine Stimme ist total heiser; dazu auch viel rauer als sonst.

Augenblicklich wende ich meinen Blick ab und beiße mir auf die Unterlippe. Einerseits, um nichts zu erwidern und andererseits, um das Stöhnen in meiner Kehle zu unterdrücken.

"Also gehst du jetzt auch hier auf die Schule?", fragt Wolf Rowan und fährt sich durch die Haare. Wie gerne würde ich mich an ihnen festkrallen, einfach um zu wissen, wie sich diese Fülle zwischen meinen Fingern anfühlt.

"Bist du im Football Team?", sagt mein bester Freund nachdem er die Frage von Wolf bestätigt hat.

"Zur Hölle, nein. Dieses Möchtegern Fake Football spiele ich nicht. Bei mir muss es echt und brutal zugehen. Ich bin im Verein, wir trainieren jeden Samstag, Dienstag und Mittwoch, wenn du willst, kann ich beim Trainer ein gutes Wort für dich einlegen.", erwidert Wolf, guckt kurz zu mir, doch wendet sich schnell wieder ab.

Ich lasse meinen Blick zu seinen Hände gleiten und atme tief durch. Bilder wie er sie über meinen nackten Körper gleiten lässt, füllen meinen Kopf und ehe ich es verhindern kann, entweicht mir ein leises Stöhnen. Wolf's Kopf schellt augenblicklich in meine Richtung, so als hätte er dieses lautlose Stöhnen wie einen Schrei gehört.

Es ist, als würde Lava in meinen Wangen brennen, so peinlich ist mir die Situation und ein weiteres Mal verfluche ich Schulsport.

Während die Jungs sich über Football unterhalten, wage ich es nicht noch einmal aufzugucken, denn die Versuchung mich in Wolf's Arme zu werfen, damit er all die schmutzigen Dinge mit mir anstellt, von denen er gesprochen hat, ist schwindelerregend.

Wie gerne würde ich wissen, wie ich diese Reaktionen auf ihn runterkühlen könnte, aber im Moment sieht es so aus, als müsste ich mich damit zufrieden geben und tief in mir drinnen gefällt es mir auch.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top