Part 8
Triggerwarnings:
⚠️Substance abuse (drugs)
⚠️Self-injurious behavior (self-harm (scars), eating disorders, etc.)
⚠️Suicide/suicidal thoughts
⚠️Abuse and Neglect
"Wieso tust du das?" fragte Thalia kopfschüttelnd während Zacharias sich seine Zigarette anzündete.
Er sah sie fragend an.
Sie und er waren sich nicht unähnlich. Naja. Jedenfalls nicht, wenn man sie besser kennenlernte.
Zac und sie hatten beide keine schöne Vergangenheit.
Beide mussten ihre Kindheit hinter sich lassen, schneller erwachsen werden, als andere und sie beide hatten große Teile ihrer Vergangenheit verdrängt, da ihr Gehirn nicht damit umgehen konnte und sich selbst beschützen wollte.
Ob nur vor der Erinnerung oder sich selbst blieb unausgesprochen.
Er sah Thalia fragend an. Es war nicht ungewöhnlich das er sich eine Zigarette anzündete. An schlechten Tagen rauchte er zwei Packungen. Das Nikotin wirkte nicht mehr so stark wie einst. Es war nicht mehr dasselbe, doch es reichte.
Manchmal brauchte er etwas stärkeres. Er wünschte, er könnte etwas stärkeres zu sich nehmen, den Schmerz unterdrücken und sich selbst vergessen. Taub sein. Seiner Umwelt und sich selbst gegenüber, doch er wagte es nicht.
Nicht mehr.
Thalia seufzte nur, als sie seinen fragenden Blick sah und überkreuzte die Arme. Fast schon streng, als würde sie ihn tadeln wollen.
"Du übergibst dich allein beim Geruch von Alkohol und du hast Kontakte zu Drogendealern, aber keine Drogen. Ergo: Du hast Drogen in der Vergangenheit genommen, aber aufgehört. Freiwillig oder nicht. Aber du rauchst noch, obwohl du bei jeder Zigarette so aussiehst, als wölltest du sie lieber zerbrechen. Wieso?"
Es ergab Sinn. Ihre Verwirrung war berechtigt. Letztendlich kannte sie Zac nicht vollkommen, ebenso wenig wie er sie kannte.
Letztendlich waren sie doch Fremde.
"Unauffälliger Themenwechsel: Welche Brotsorte bist du deiner Meinung nach?" meinte Zac nur sehr talentiert das Thema vermeidend, doch aus irgendeinem Grund sah Thalia ihn nur vorwurfsvoll an mit ihrem typischen Ist-das-dein-fucking-Ernst-du-Vollpfosten?-Blick, den Zac schon gewohnt war.
"Zacharias Kyan. Du weiß, dass du ein miserabler Lügner bist, wenn es um dich selbst geht. In den meisten Fällen jedenfalls. Du bist echt kompliziert, was das angeht" meinte sie nur streng aber zugleich irgendwie verzweifelt, als wäre sie absolut müde von den ständigen Diskussionen mit Zac.
Aber irgendwie hatte sie recht. Zacharias war kein schlechter Lügner. Im Gegenteil. Er hatte seinen Freunden sein ganzes Leben lang ein Lächeln gezeigt, dass zwar zu ihm gepasst, jedoch nicht auf seine Lippen gehört hatte.
Einerseits war er ein Meister der Lügen, doch sobald jemand eine direkte Frage zu seiner Vergangenheit oder seinem derzeitigen Zustand äußerste, hatte er einen vollkommenen Black-Out.
Er war es nicht gewohnt, dass Leute ihn fragten, wie es ihn geht. Er war es nicht gewohnt, dass Menschen sich tatsächlich um ihn kümmern.
Als er diese Gedanken reflektierte, bemerkte er, wie traurig das klang.
"Ich weiß. Ertappt. Wie konntest du meine perfekte Lüge nur durchschauen, oh große Durchschauerin meiner Lügen" meinte er, die Stimme vor Sarkasmus triefend.
"Kyan. Antworten. Wenn du wirklich nicht darüber reden willst, sag das einfach, aber ich weiß, dass du es insgeheim willst. Du hast echt Redezwang. Keine zwei Minuten und du musst wieder dein Maul aufreißen. Es ist anstrengend" seufzte sie nur definitiv müde, aber zugleich auch sanft, als würde sie Zac nur mit diesen Worten aufziehen und sie gar nicht so meinen.
"Gut. Ich- Gott. Ich bin unfähig. Wie redet man über seine Gefühle noch mal?" fragte er, die Worte verloren in einem Meer aus Gedanken, die sich gegenseitig ertränken wollen.
"Da fragst du wirklich die Falsche" meinte Thalia nur schulterzuckend. Zac fragte sich wirklich, wie zwei so gleiche Menschen so gleich sein konnten.
Deshalb seufzte Zac nur und suchte nach einem Start, einem Anfang. Irgendeinem roten Faden, der ihm helfen könnte, mit Thalia zu reden.
Vorsichtig nahm sie seine Hand und verschränkte seine Finger mit den ihren. Es gab ihm Sicherheit.
Vor allem da es überraschend war, dass Thalia es war, die diesen Körperkontakt aufgesucht hatte. Normalerweise war er es, der diese Dinge tat.
Manchmal gab es Tage, an denen sie sich nicht einmal berührten. Es waren schlechte Tage. Tage, an denen die Last ihrer Vergangenheit zu schwer auf ihnen lastete. Tage, an denen sie nicht einmal Wörter wechselten, jedoch immer im gleichen Raum blieben, da sie einander brauchten.
Diese Tage waren beispielsweise Zac's Geburtstag. Wenn er so tun musste, als würde er sich freuen, wenn Leute sich um ihn sammelten, ihm gratulierten und seine Geburt feierten, während er sich wünschte, diesen Tag aus den Kalendern löschen zu können.
Solche Tage waren beispielsweise nach Alpträumen oder Panikattacken. Tage, an denen alles zu viel war, doch die Abwesenheit des anderen zu wenig wäre.
Tage, an denen Thalia und Zac sich gegenseitig vor dem Ertrinken bewahrten.
Er fragte sich, ob das die Definition von Seelenverwandten war. Menschen, die einen vor den Wellen schützen und einen festhielten, ohne das man sich berührte. Menschen, die wussten, wie man sich fühlte, es aber nie aussprachen, da es dann Realität werden würde.
Er fragte sich, ob er es überleben würde, wenn Thalia nicht wäre.
Zac sah gedankenverloren auf Thalias Hand, die seine leicht drückte.
"Ich war in einer Entzugsklinik als ich beinahe an einer Überdosis gestorben wäre. Ich habe alles mögliche genommen. Anfängerdrogen waren schon längst aus meiner Liga. Ich war im A-Team. Heroin, Kokain. Crack, Methamphetamin. LSD und Ecstasy. Ich habe versucht meine Sorgen zu ertränken ohne zu wissen, dass ich mir selbst die Luft zum Atmen nahm. Ich hatte auch einen leichten Zugang dazu. Der Reichtum meines Onkels verhalf mir dabei, dass selbst die teuersten Drogen nur ein Fingerschnippen wurden. Ich war immer der Meinung, mir könnte sowas nie passieren. Ich dachte, ich wäre nicht abhängig, schließlich könnte ich jeden Moment damit aufhören, aber eigentlich habe ich mich damit nur selbst belogen, damit ich die Wahrheit nicht sehen musste" meinte er leise und spielte mit den Ringen an seiner freien Hand.
Thalia drückte etwas fester an seiner Hand, als würde sie ihn in der Realität halten wollen. Er war dankbar dafür. Sie beide wussten, dass Erzählungen über die Vergangenheit Flashbacks und Dissoziation verursachen konnte und sie beide waren keine guten Freunde mit diesen Dingen.
"Eines Tages wurde mir alles zu viel und ich habe zu viel genommen. Normalerweise hatte ich immer aufgepasst. Damals hat Sterben mir noch Angst gemacht, ich wollte meine Mom nicht alleine lassen. Irgendwie hat man mich gefunden, in die Klinik gebracht und damit fing mein kalter Entzug an" erzählte er weiter und obwohl er versuchte etwas Spannung in seine Stimme zu bringen, klang sie hohl und leblos. Er konnte sich nicht zu einem Lächeln zwingen.
"Ich habe nicht gegessen, Nicht geschlafen. Die Drogen waren meistens das einzige, dass mich dazu gebracht hat, meine Augen zu schließen. Ich hatte Angst vor den Alpträumen, die mich erwarten würden. Aber irgendwie habe ich es geschafft. Irgendwie habe ich überlebt" meinte er und atmete tief durch. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass er die Luft angehalten hatte.
Dann wandte er seinen Blick von ihren Händen ab und sah in den wolkenbedeckten Himmel.
"Das schlimmste am Aufhören ist, dass du dich daran erinnerst, wieso du angefangen hast. Wenn du wieder in die Realität zurückkommst, die die Drogen unterdrückt haben, bemerkst du, dass nicht alles wieder gut ist. Du bemerkst, dass die Farben fehlen. Die Freude. Du bemerkst, dass du nicht mehr einschlafen kannst, dein Körper das Hungergefühl verloren hat, da er nicht mehr nach Essen, sondern nach Drogen lechzt. Dein Gehirn will nicht mehr akzeptieren, dass alles wieder so ist, wie vor den Drogen. Es will zurück in diese Ektase, die Freiheit. Es will sich wieder betäuben, da es der einzige Weg war, um sich normal zu fühlen. Es will nicht mehr akzeptieren, dass du nur ein Mensch bist."
Einen Moment war es still. Zac wusste, wie stark diese Sätze lasteten.
Thalia hatte zwar gewusst, dass er eine Vergangenheit mit Drogen hatte, doch sie wusste nur von Zacharias' Vater, der, laut Zacs Erzählung jedenfalls, der Drogensucht erlegen ist. Eine Lüge, aber eine gute. Sie schien sie jedenfalls zu glauben.
"Und genau deshalb rauche ich noch" er sah auf die halb abgebrannte Zigarette, aschte sie ab und nahm den ersten Zug davon.
"Es ist eine Erinnerung daran, dass ich niemals ganz von dieser Sucht wegkommen werde. Doch um meinen Körper zu manipulieren, lasse ich ihn denken, dass diese Zigarette alles ist, was ich brauche. Manchmal funktioniert es, aber meistens...meistens verlangt er mehr."
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