Part 1

Der graue Himmel war wolkenverhangen, kein Sonnenstrahl erreichte den steinigen Boden der Londoner Straßen. Es war ein kühler Abend, der frische Herbstwind wehte durch die vielbefahrenen Straßen und die engen Gassen, durch die gerade ein relativ kleiner Mann schritt.

Ein dunkelblauer Mantel, der sich elegant um seinen scheinbar perfekten Körper schmiegte, stach durch die graue Düsternis, die diese Gasse mit sich nahm.

Nur schwache Lichter drangen hinein in die Finsternis, die Lampen spendeten nur ein fahles, flackerndes Licht, das das blasse Gesicht des jungen Mannes noch weißer scheinen ließ.

Er sah göttlich aus mit seinen schulterlangen, weiß-blonden Haaren, die er in einen lockeren Dutt gebunden hatte, der von einem dunkelblauen Band gehalten wurde. Keine Strähne löste sich, alles saß an seinem Platz. Genau da wo es hingehörte.

Sein Gesicht war engelsgleich. Solch scharfe Züge, das man sich schneiden konnte. Eine deutliche Kinnlinie, die die schärfe seines Gesichtes noch einmal verdeutlichte und die gerade Nase, in der Mitte.

Seine Augen waren dunkelblau, wie auch sein Mantel und sein Band und in ihnen leuchtete eine furchteinflößende Intelligenz, die man bei keinem gewöhnlichen Menschen sehen konnte.

Er schien etwas verwirrt, als hätte er sich verlaufen aber seine Augen sagten etwas ganz anderes. Keine Gefühlsregung war in diesen zu sehn, keine Spur von Verwirrung. Nichts. Als wären sie aus reinem, zerbrechlichen Glas.

Immer weiter ging er in die Dunkelheit der Gasse, fast kein Licht leuchtete mehr, nur der graue Himmel über ihnen spendete ihm etwas Helligkeit.

Doch er musste nicht sehen, um das zu erledigen, was er brauchte.

Denn er hatte bereits gefunden, was er gesucht hatte.

Eine junge Frau, eingewickelt in einen schwarzen Mantel und einer schwarzen Kapuze, die ihr dunkles, stark gelocktes Haare versteckte. Der junge Mann wusste genau, das sie es war, die er gesucht hatte.

Die fremde Frau sah sich wachsam um, als würde sie jeden Moment mit einer Falle rechnen oder einem Räuber, der aus seinem Versteck springen würde um sie auszurauben. Doch sie hatte nichts zu befürchten.

Er ging auf sie zu, mit einem unfassbar charmanten Lächeln auf den schmalen Lippen, das alle Frauenherzen höher schlagen ließ.

„Schönes Wetter, finden Sie nicht?" fragte der junge Mann, als er vor der Fremden stand.
Das Wetter war grauenhaft. Zwar regnete es nicht, aber es würde jeden Moment anfangen, wie aus Kübeln zu gießen. Die Wolken verrieten so einiges, auch das es heute Nacht mit Sicherheit regnen würde.

Sie hatte wunderschöne dunkle Haut, nicht gerade englisch. Ihre Haare waren dunkel, beinahe schwarz. Ein schwarzer Mantel bedeckte ihren Körper und Casmiel musterte sie interessiert. 

Ihre stechenden, grünen Augen fixierten ihn mit einer gewissen Kälte in ihnen, aber er behielt sein charmantes Lächeln ohne auch nur einen Moment die Fassade fallen zu lassen.

„Es ist herrlich" antwortete sie nur mit einem kühlen Unterton, der dem Blick ihrer Augen gerecht wurde.
„Haben Sie das Gold dabei?" fragte sie scheinbar in Eile. Sie wollte so schnell wie möglich weg hier und sich in Sicherheit wissen. In dieser Gasse gab es tausende Möglichkeiten sie zu überraschen und Cassiopeia hinter die ausbrech-sicheren Gitter von Askaban zu sperren.

„Oh, also kein Smalltalk vor der Bezahlung? Wie überaus enttäuschend" meinte der junge Mann mit falschen Bedauern in der Stimme.
Doch er ließ sich nicht so einfach abwimmeln. Er wollte seine Geschäftsleute kennenlernen, sie nicht nur bezahlen.

„Mein Name ist Casmiel Tripe, aber für Sie reicht Cas" stellte er sich äußerst charismatisch vor. Sein Blick lag auf den Augen der Fremden. Aus ihnen konnte man viele kleine Details lesen, die man nicht verstecken konnte.

Höflich wie er war, streckte er ihr seine Hand hin und tatsächlich schlug sie ein, auch wenn der Gruß nur von kurzer Dauer war.

„Cassiopeia. Normalerweise erfahre ich die Namen meiner Kunden nie. Sie bezahlen mich, sie bekommen ihr Zeug und verschwinden wieder. Wieso Sie nicht?" fragte sie kühl.
Sie starrte in seine tiefblauen Augen und merkte, wie sie sich darin verlor. Sie waren so tief wie der weite Ozean, so schön wie ein klarer Gebirgsbach, so fesselnd wie ein spannender Film. Einzigartig.

„Ich bitte Sie. Ich bin Casmiel Tripe, nicht einer Ihrer gewöhnlichen Kundschaft. Man vergisst mich nicht so einfach" meinte er überheblich, aber Cassiopeia glaubte ihm jedes Wort. Er hatte eine besondere Aura, die sie glauben ließ, sie wäre sicher bei ihm, obwohl er wohl eine große Gefahr war. Dieses Gefühl gefiel der jungen Hexe nicht.

„Offensichtlich teilen wir und einen Spitznamen" wechselte sie schnell das Thema. Auch sie wurde von ihren Freunden, von denen es nicht gerade viele gab, Cas genannt.

Sie schüttelte dazu noch leicht den Kopf und tauchte wieder aus den tiefen Gewässern seiner dunkelblauen Augen auf. Jetzt würde sie sich konzentrieren um sich nicht mehr darin zu verlieren.

Doch es war schon zu spät. Ihre Haare hatten sich in ein sanftes rosa verwandelt, das sie schnell wieder in ihre ursprüngliche Farbe verwandelte. Manchmal konnte die Gabe eines Metamorphagus auch ein Fluch sein. Vor allem wenn man vor einem solch göttlichen Geschöpf stand, wie Casmiel eines war.

Sie fasste sich wieder und verwarf ihre Gedanken schnell. Wieso brachte der Fremde sie so schnell aus der Fassung. Innerlich verfluchte sie dieses wunderbare, charmante Lächeln. Schnell räusperte sie sich und kam dann wieder zu ihrer Sprache.
„Nein... nein. Es ist mir eigentlich egal wie Sie heißen oder wer Sie sind. Ich will nur mein Gold. Also, haben Sie es dabei?" fragte sie wieder angespannt. Das durfte nicht noch einmal passieren.

Casmiel lächelte immer noch, als wäre dieses Lächeln nicht mehr aus seinem Gesicht zu wischen.

„Natürlich, Mylady" sagte Cas höflich. Er holte einen großen Sack voll Gold aus seiner Manteltasche, die magisch vergrößert worden war und fuhr fort: „Wir könnte ich nur zu diesem Treffen kommen ohne Ihre Bezahlung. Aber zunächst will ich das Ei sehen. Dummheit gehört schließlich nicht zu meiner großen Liste an Eigenschaften. Und ich gebe zu, diesen Augen vertraut man schnell" schmeichelte er ihr.

Cassiopeia bemühte sich nicht rot zu werden, was bei diesem Kompliment eine wirkliche Herausforderung war. Aber Casmiel schien nichts gesehen zu haben. Das hoffte sie jedenfalls.

„Ihr Engländer seid schon immer ein seltsames Volk gewesen" murmelte sie nur und si offenbarte ein dunkelgrünes Drachenei, das die ganze Zeit schwer in ihrer Tasche geweilt hatte.

Casmiel lachte plötzlich auf und es war ein Lied der Götter. Seine Stimme klang so wohlklingend, das sie am liebsten mit gelacht hätte, aber sie konnte ihr ernstes, kühles Gesicht behalten.
Er beruhigte sich schnell wieder und übergab den schweren Sack mit den Goldmünzen an Cas, die ihn sofort in ihre Tasche steckte.

Nun übergab sie es an diesen Fremden, der das Ei mit einem undurchdringlichen Blick durchbohrte. Dieser Blick beunruhigte Cassiopeia, sie wusste nicht was er mit dem Ei vorhatte.

„Ach eines noch! Falls ich herausfinden sollte das du diesem Geschöpf irgendwas antust...finde ich es heraus und verunstalte deinen perfekten Körper!" drohte sie, doch sie wünschte sich es nicht gesagt zu haben. Hatte sie seinen Körper gerade wirklich als perfekt bezeichnet?

Casmiel hatte nur Augen für das Ei, er tat so als hätte er das versteckte und vermutlich nicht gewollte Kompliment von Cas nicht gehört.

„Oh Darling, keine Sorge. Ich bin kein Monster. Ich kenne mich mit magischen Geschöpfen aus und sollte ich diesem Drachen etwas antun, werde ich wohl gegrillt und obwohl ich ziemlich heiß bin, ende ich nur ungern als ein Gericht" meinte er nur lächelnd.

Schnell aber vorsichtig ließ er das dunkelgrüne Ei in seiner Tasche verschwinden. Dort war es sicher. Casmiel hatte extra vor diesem Austausch einige Zauber gelegt, das es warm war, unzerstörbar und vergrößert. Er hatte großes mit diesem Drachenbaby vor.

„Du scheinst tatsächlich kein Monster zu sein" sagte Cassiopeia, „aber möglicherweise ein selbstverliebter Arsch."

Schwunghaft drehte sie sich um und stolzierte davon. Sie hatte genug von ihm, auch wenn er einfach unfassbar aussah und Cas den Anblick genossen hatte. Sie hoffte das sie ihn nie wieder sehen, oder besser gesagt hören musste.

„Du hast vollkommen recht, meine Schöne" rief er ihr noch hinter her, „Ich hoffe wir sehen uns wieder. Dann kannst du weiter meinen perfekten Körper begutachten"
Casmiel grinste ihr noch hinterher, bevor er die andere Richtung, aus der er gekommen war, einschlug und verschwand.

Cassiopeia war bei seinen Worten schneller gegangen. Wie konnte ein solcher Engel sie nur so wütend machen und sie zugleich so in seinen Bann ziehen? Warum war Casmiel Tripe nur so verdammt perfekt?

Und wieso landete sie immer bei solchen Typen, die ein größeres Ego als Verstand hatten? Obwohl...war Casmiel wirklich so? Oder war das nur eine Fassade?

Sie schüttelte die Gedanken an den jungen Mann aus ihrem Kopf und verschwand hinter der nächsten Ecke in den typischen, englischen Nebel.


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