Kapitel 5

POV Seraphina

Grinsend saß ich in einem schwarzen Van, der gemächlich über die Straßen Spaniens fuhr. Am Steuer saß Beatrice, die absolut konzentriert ihren Blick auf die Straße richtete, während Ava neben ihr von irgendeinem Ort sprach, den sie mal mit einer "Mary" besucht hatte und dass die beiden da auch unbedingt mal hin müssten.

Viel bekam ich von ihrem Gespräch jedoch nicht mit, da ich total aufgeregt war. Die beiden sollen wohl wen kennen, der mir mit dem Tattoo helfen konnte. Da ich nichts von Geld oder ähnlichem gehört hatte, hoffte ich einfach, dass mir dieser unbekannte helfen konnte und wenn nicht, dann hat er es wenigstens versucht.

Das ist doch tatsächlich das erste Mal in meinem Leben, dass ich so richtig Glück habe! Erst treffe ich Ava, die hoffentlich eine gute Freundin von mir wird, da wir uns super verstehen und jetzt kann sie mir sogar auch noch mit dem Tattoo helfen!

Gedankenverloren strich meine linke Hand über die Stelle wo das Tattoo war. Schön sah es ja schon aus, das muss man ihm lassen. Es bestand nicht nur aus ein paar Schnörkeln, sondern bildete auch ein kleines Herz.

Ich ließ meine Hand wieder sinken und schaute aus dem Fenster. Mittlerweile hatten wir die Stadt verlassen und befanden uns auf einer Art Landstraße. Auf meiner Seite konnte man das Meer sehen und erahnen, dass es da unten wohl auch einen Strand gab.

"Wir sind gleich da!", grinste Ava und drehte sich zu mir um.
Aufgeregt sah ich durch die Windschutzscheibe nach vorne und konnte in der Ferne eine Burg (?) ausmachen.
"Du hast ja gar nicht gesagt, dass ihr in einer Burg oder sowas lebt", brachte ich nur raus und sah staunend auf die große Festung, die nun immer klarer zu sehen war. Der Eingang hatte ein dunkles Metalltor, das von Frauen geöffnet wurde.

"Oh man das habe ich ja total vergessen. Naja also ...", fing Ava an, doch wurde von Beatrice unterbrochen die einfach nur meinte," das hier ist ein besonderes Kloster und hier leben unter anderem wir Schwestern"

Etwas geschockt sah ich Beatrice an, als sie diese Information Preis gab und mit fiel wortwörtlich die Kinnlade runter.
Ein Kloster? Wie konnte Ava dieses Detail nur aus lassen!? Und hatte sie nicht gemeint, dass sie eine Kampfausbildung macht?

Lauter Fragen schwirrten mir durch den Kopf und ich konnte einfach nur nicken. Ava kratzte sich etwas unsicher den Nacken und brachte nur ein kleines "Upsie" hervor.
Wir stiegen also alle aus dem Wagen und gingen in Richtung Eingang.

Seitdem wir hier angekommen waren, könnte ich schwören, etwas zu spüren. Nicht so ein Gefühl, das man kurz vor einem Französischtest hatte, sondern eher etwas wie Erleichterung und Gutes.
Vielleicht liegt das ja an Gottes Nähe oder sowas, schlussfolgerte ich und ging den beiden hinterher.

Das Kloster war wirklich enorm groß und sah majestätisch aus. Es gab kleine Gärten, Aussichtsplattformen und Gänge die aus dem Gebäude hoch oben raus liefen und sich an einer anderen Stelle wieder mit einem anderen Gang kreuzten.
Fasziniert konnte ich gar nicht genug von dem schönen Ort bekommen, auch wenn ich mit meinem weißen Sommerkleid absolut nicht in das Bild der Nonnen passte.

POV Father Vincent

Ich war gerade mit einem der noch vielen Dokumente fertig, da hörte ich wie ein Van in den Hof fuhr und war mir sicher, dass dies Ava sein muss. Beatrice hatte mich gebeten sie begleiten zu dürfen, damit sie ein Auge auf sie haben konnte, wozu ich natürlich ja sagte.
Genau wusste ich jedoch nicht, was Ava geplant hatte und beließ es auch dabei.

Ich war schon kurz davor eine Schmerztablette gegen meine lästigen Kopfschmerzen zu nehmen, da verschwanden sie plötzlich. Etwas erstaunt fuhr ich mir durch die Haare, dachte mir jedoch nichts dabei und packte das Dokument zu den anderen fertigen.
Meine Arbeit für heute war getan und ich legte alle anderen Dokumente ordentlich auf meinem Schreibtisch auf einen Stapel. Ich schloss meine Augen und lehnte mich in meinem Stuhl zurück.

Sofort drifteten meine Gedanken zu Seraphina. Ich stellte mir vor, wie sie mich anlächelte und mir sanft über die Wange strich. Gerade als ich diesen Gedanken vertiefen wollte, klopfte jemand an meine Tür und ich fluchte innerlich.
"Ja bitte", entgegnete ich und schaute in Richtung Tür, die auch kurz danach geöffnet wurde. Beatrice kam in mein Arbeitszimmer und sah leicht angespannt aus.

"Ist Ava...", doch weiter kam ich nicht, da sie schon den Kopf schüttelte.
"Nein mit Ava ist alles in Ordnung. Ich muss euch allerdings mitteilen, dass Ava Seraphina mitgebracht hat. Ich konnte gar nicht reagieren so schnell hat sie die Frau eingeladen, es tut mir wirklich sehr leid, sonst hätte ich euch vorher informiert."

Etwas geschockt über die plötzliche Nachricht konnte ich erstmal nichts sagen. Mein Gesichtsausdruck verriet ihr wohl meine Sprachlosigkeit und sie nickte nur mit Verständnis.

Beatrice erläuterte mir, dass Seraphina glaubte, es handle sich bei dem Symbol, an ihrer Schulter, um ein einfaches Tattoo, das wohl eines Morgens nach einer Party einfach da war. Um sie nicht zu verschrecken hat sie also gesagt, dass ich ihr mit dem Deuten des Tattoos wohl helfen könne.

Etwas gestresst fuhr ich mir erneut durch die Haare. Am liebsten würde ich sie sofort in mein Zimmer holen und ihr zeigen um was es sich wirklich handelte, doch ich konnte jetzt auf keinen Fall so unvernünftig vorgehen.
Sie musste den ersten Schritt machen und ich konnte nur versuchen sie in die Richtung zu leiten.
Etwas verloren in meinen Gedanken musste ich daran denken, wie ich sie zum ersten Mal sah. Sie presste ihre Beine zusammen, als sie mich auch sah. Sie muss also auch etwas gespürt haben.

Entschlossen stand ich von meinem Schreibtischstuhl auf und gab Beatrice zu erkennen, dass sie Seraphina nun zu mir bringen konnte.

POV Seraphina

Ich saß einige Zeit auf einer kleinen Bank, die am Rande eines großen Raumes stand und sah mir die vielen Kunstwerke an. Auf so gut wie allen sah man mindestens eine Frau und besonders die Frau mit Schwert stach dabei heraus.
Vielleicht ist das ja ein spezial Kloster für Nonnen die Selbstverteidigung erlernen wollen?

Etwas verwirrt über meinen eigenen Gedanken fing ich an meinen Kopf leicht zu schütteln und wartete weiter.
"Entschuldigung für das längere Warten unser Father hat heute mit keinem Besuch mehr gerechnet", kam Beatrice plötzlich um die Ecke und ich erschrak mich leicht.

"Alles gut. .... Father? Wie in Pfarrer?", fragte ich nun leicht verdattert und sie nickte nur auf meine Frage.
Wie soll mir denn bitte ein Pfarrer bei meiner Tattoo-Sache helfen?

Doch da Beatrice sehr zügig unterwegs war, konnte ich mir darüber nicht besonders viele Gedanken machen.
Sie führte mich in einen langen Korridor und blieb schließlich vor einer Tür stehen, klopfte an und schob mich in den Raum.
Etwas verwirrt drehte ich mich zu ihr um, aber da war nur noch die Tür und Beatrice war schon wieder weg.

"Seraphina richtig? Wie kann ich dir helfen?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir, die sich unglaublich sanft und angenehm anhörte.

Ich drehte mich also um, bereit dem Pfarrer von dem komischen Tattoo zu erzählen, doch genau in dem Moment, als ich ihn erblickte, schaffte ich es kein einziges Wort von mir zu geben.

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