Kapitel 29

POV Seraphina

Erfolgreich ein Hemd abgezogen: Check!

Glücklich betrachtete ich Vincents Hemd und musste mich davon abhalten seinen Duft einmal einzuatmen.
Ich faltete es also nur und legte es auf meine Seite.
Glücklich blickte ich wieder zu ihm und sah seinen liebevollen Blick, der auf mich gerichtete war.

Ich nahm seine Hand in die meine und drückte einmal leicht zu.
"Was wollte denn die Mutter Oberin von dir? Oder darfst du das nicht sagen, weil das geheim ist?", fragte ich etwas neugierig und hoffte, dass er mir erzählte, um was es bei ihrem Gespräch ging.

"Ich habe keine Geheimnisse vor dir mein Engel", versicherte er mir und drückte meine Hand ebenfalls einmal.
"Es ging um den Besuch des Papstes und eine offensichtliche Planänderung", erzählte er weiter und führte mich wieder zurück in sein Arbeitszimmer.

"Ich weiß selber leider nichts genaues, aber du sollst wohl in meine Abteilung wechseln. Wie das ganze abläuft weiß ich leider nicht und ich weiß ebenfalls nicht wie das mit deiner jetzigen Arbeit abgeklärt wurde", sagte er nachdenklich und zuckte mit den Schultern.

Also wusste er genauso viel wie ich, erkannte ich und fragte mich, auf welcher Ebene das ganze wohl ablief.
Vincent hatte laut der Nonnen eine ziemlich hohe Position inne und wenn selbst er nichts wusste, dann muss sich das ja ganz oben abspielen.

"Ich wünschte ich könnte dir mehr sagen mi Amore. Leider sind mir hier die Hände ebenfalls gebunden", sagte er etwas betrübt und öffnete mir die Tür seines Arbeitszimmers.

Wir beide gingen wieder zurück in den Gang und Vincent schloss die Tür wieder.
"Wir werden ja bald erfahren, was genau vereinbart wurde", meinte ich nur noch und ging neben ihm her.
Ich spürte, dass er mich von der Seite her musterte, sagte jedoch nichts und ging einfach weiter.

POV Vincent

Ich sah meine Seraphina von der Seite her an.
Ich wusste nicht wieso, aber dieses "wir" am Anfang ihres Satzes ließ meinen Körper sofort reagieren.
Sie akzeptierte mich an ihrer Seite und das machte mich glücklich.

Ich hatte vorher nie wirklich darüber nachgedacht, doch diese junge Frau akzeptierte mich voll und ganz. Sie gab mir ohne zögern eine Chance, obwohl ich viel älter war als sie und noch dazu ein Pfarrer!

Mir fiel wieder ein, dass sie ja in den OKS richtig eintreten sollte und auch eine Ausbildung erhalten sollte, was mir gar nicht passte.
Wir waren bereits in einen anderen Gang gebogen, es war jedoch keine Menschenseele zu sehen.
Schnell hielt ich Seraphina am Handgelenk fest und zog sie so zu mir, dass wir uns nun gegenüber standen.

"Alles ok?", fragte sie etwas verwirrt und sah mich unentschlossen an.
"Ich möchte noch mit dir über etwas reden", begann ich und überlegte, wie ich ihr vermitteln konnte, dass ich nicht wollte, dass sie sich in Gefahr brachte.
"Der Papst hat wohl geplant, dass du dem OKS beitreten sollst und eine Ausbildung erhälst, so wie alle anderen Nonnen auch. Das beinhaltet jedoch auch, dass du an gefährlichen Missionen teilnimmst."

Sie sah mich weiterhin an und deutete an, dass ich fortfahren konnte, "diese Missionen sind sehr gefährlich und ich möchte eigentlich nicht, dass du dich so in Gefahr bringst. Deswegen wollte ich vorschlagen, dass du hauptsächlich als meine Assistentin agierst."

"Ja aber ich habe gerne Missionen! Außerdem bin ich im Kämpfen sehr gut und würde sogar schon ausgebildet!", fing sie an sich zu rechtfertigen und sah mich etwas verwirrt an.
"Ich war schon auf vielen Missionen und war immer herausragend", versuchte sie mich weiter zu überzeugen und war vermutlich schon dabei weitere Argumente auszugraben.

"Und was ist, wenn etwas schief läuft? Was ist, wenn wieder so ein Unfall passiert?", hakte ich nach und sah sie ernst an.
Ich wollte das Leben meiner Seraphina unter keinen Umständen aufs Spiel setzen! Dafür war sie mir viel zu wichtig.

"Was soll das denn heißen?! Willst du mir etwa damit vermitteln, dass ich zu unfähig bin?", fragte sie wütend und ich merkte sofort, dass ich einen Wunden Punkt getroffen hatte.
"Mi Amore so war das nicht gemeint, hör mir doch zu...", startete ich meinen Versuch ihr zu erklären, dass ich einfach nur Angst um sie hatte und sie nicht verlieren wollte, doch da kamen wir auch schon an unserem Ziel, der Kantine, an.

Immernoch wütend sah sie mich an und rauschte sofort in die Richtung von Ava ab, die sich schon ein Tablett für ihr essen geholt hatte.

POV Seraphina

Wie kann er es wagen? Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!

Wütend stapfte ich sofort in Avas Richtung, als ich sie erblickte und griff mir ebenfalls ein Tablet.
Ava erblickte mich auf dem Weg zu ihr und winkte mir lächelnd zu.

Schnell wurde ihr jedoch klar, dass ich wohl gerade ein wenig wütend war und sie sah mich fragend an.
"Alles oke bei dir?", fragte sie vorsichtig und sah hinter mich, wo vermutlich ein stehen gelassener Vincent verweilte.

"Bestens", gab ich knapp von mir und man könnte förmlich die Ironie meines Satzes riechen.
"Ich höre gerne zu", bot sie an und wir setzten uns zusammen etwas abseits von den anderen Nonnen.

"Ich soll wohl zum OKS wechseln", fing ich meine Rede an und Ava fing sofort an zu lächeln.
"Ja aber das ist doch super! Wir können zusammen trainieren und auf Missionen gehen und ...", weiter kam sie nicht, da müsste ich sie schon unterbrechen, "ja und genau da liegt das Problem!"

Verwirrt sah sie mich an, "wie? Willst du denn nicht zum OKS?", fragte sie und sah mich nervös an.
"Nein das ist es nicht. Ich habe kein Problem damit zum OKS zu wechseln, aber Mister Papnase da hinten", sagte ich und nickte in Richtung Vincent, der sich nun auch etwas weiter Weg an den Tisch gesetzt hatte, "ist der Meinung, dass ich nicht an Missionen teilnehmen soll!"

Nachdenklich schaute Ava in die Richtung von Vincent und dann wieder zu mir.
"Hat er denn gesagt wieso?", fragte sie und aß ihren Kartoffelbrei weiter, wobei sie gezielt um die Erbsen herum gabelte.

"Ist ja wohl klar wieso! Alle denken immer, dass ich zu unfähig bin! Natürlich muss der erstmal meinen Unfall miteinbeziehen! Er hat mich doch noch nie kämpfen sehen!", wütend stocherte ich in meinem Essen rum und guckte hin und wieder heimlich zu Vincent rüber, der wohl entspannt in einer Unterhaltung mit der Mutter Oberin vertieft war.

Was ein Arschloch!

"Sicher, dass er das so formuliert hat? Hört sich gar nicht nach ihm an", überlegte Ava und sah mich wieder an.
"Naja gesagt hat er es nicht, aber alleine das Aufgreifen meines Unfalls... jeder will mich damit immer runterziehen", gab ich geschlagen zu und realisierte, dass ich Vincent gar nicht ausreden lassen habe.

Warum würde er sonst den Unfall als Beispiel nehmen? Bester Grund wieso ich für Missionen nicht geeignet war.

Ava hörte mir aufmerksam zu und räusperte sich schließlich, "also ich glaube nicht, dass Vincent jemals glauben würde, dass du unfähig wärst. Er glaubt, dass du unglaublich bist und vergöttert dich quasi", fing sie an und sah mich dabei ernst an, "rede mit ihm über die ganze Sache nochmal, das war doch bestimmt nur ein Missverständnis."

Ich dachte über ihre Worte nach. Reden musste ich sowieso mit ihm, da ging kein Weg dran vorbei, ob ich wollte oder nicht.
Ich seufzte einmal und fing an mein fast kaltes Schnitzel zu essen.
"Welchen Unfall meinte er denn?", fragte sie leise neben mir und hatte ihre Augenbrauen nach oben gezogen.

Erst erstarrte ich, doch dann entschloss ich mich dazu ihr davon zu erzählen. Ava hatte mir von Tag eins an geholfen und ich konnte ihr vertrauen.
Ich begann ihr von dem Tag meines Unfalls zu erzählen und sie riss entsetzt ihre Augen auf, als ich davon erzählte, dass ich bewusstlos wurde und nicht mehr viel wusste.

"Wow... das ist echt heftig", konnte sie nur sagen und wir beide starrten unser Essen an.
"Ich glaube nicht, dass dich das weniger gut macht. Das kann doch jedem passieren!", munterte mich Ava auf und lächelte mir ermutigend zu.

Ich dankte ihren netten Worten, doch trotzdem machte sich ein mulmiges Gefühl in meinem Magen breit.
Mein Streit mit Vincent ging mir einfach nicht aus dem Kopf.
Mein Blick glitt erneut über den Tisch zu Vincent, der sein Essen kaum berührt hatte.
Allerdings war er immernoch tief im Gespräch mit dieser Mutter Oberin.

Genervt verdrehte ich meine Augen.
Juckt ihn ja eh nicht...

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