Kapitel 22
POV Vincent
Etwas überrascht sah sie mich aus meinem Stuhl heraus an, ein lateinisches Geschichtsbuch in der Hand.
Ihre Gestalt in meinem großen Stuhl gefiel mir sehr, das musste ich zugeben.
Ich stellte das Tablett weg und kam langsam auf sie zu.
Bei meinem Eintritt hatte sie den Stuhl so gedreht, dass er zur Tür zeigte und somit konnte ich mich perfekt vor sie stellen.
Ich stützte mich mit meinen Armen an den beiden Armlehnen ab und beugte mich weiter zu ihr runter.
Mit der rechten Hand drückte ich die Buchseite runter, die in meine Richtung zeigte.
"Die Geschichte handelt von Areala, einer tapferen Frau und dem Orden des kreuzförmigen Schwertes", erklärte ich ihr, als ich das Buch anhand der Schrift und dem Bild zuordnen konnte.
Interessiert sah sie das Bild auf der rechten Seite an.
"Ist sie das? Areala?", fragte sie mich und deutete auf die Frau mit Schwert in der Hand.
Ich nahm ihr das Buch aus der Hand und klappte es zu.
"Ja das ist sie", sagte ich und stellte das Buch wieder zurück.
Ich reichte ihr meine Hand und zog sie aus meinem Stuhl, sobald sie ihre Hand in die meine legte.
"Tut mir leid, dass ich mich einfach auf deinen Stuhl gesetzt habe. Also falls dich das verärgert hat oder so dann...", begann sie doch ich hielt ihr meinen Zeigefinger vor die Lippen und sie stoppte.
Mit meinem Daumen fuhr ich über ihre weichen Lippen und sagte mit einem Lächeln, "ganz im Gegenteil mein Engel. Ich muss mich gerade sehr zurückhalten."
Ich führte sie zu meiner kleinen Couch und sie setzte sich darauf.
"Allerdings haben wir einiges zu besprechen und wir dürfen uns nicht ablenken lassen", fuhr ich fort und stellte ihr einen Teller mit einem belegten Brot und einigen Früchten hin.
Sie wurde leicht rot und flüsterte ein "Danke".
Ich war immer wieder über ihre Schüchternheit überrascht.
Gestern noch musste ich sie einfangen, als sie mir einen so frechen Spruch zurief und jetzt wurde sie schon bei der kleinsten Andeutung rot.
Nach dem Frühstück brachten wir gemeinsam unsere Sachen weg und auf dem Rückweg trafen wir auf Ava und Beatrice.
"Hey Sera!", rief erstere auch schon, als sie uns sah und kam auf uns zu.
"Father Vincent", nickte sie mir zu und da hatte sie Seraphina auch mit hinter sich hergezogen und zurück blieben Beatrice und ich.
"Sie nutzt jede Chance aus, um sich vor ihrem Training zu drücken", seufzte Beatrice und sah den beiden hinterher.
POV Seraphina
Ich ging mit Ava mit und fragte mich ob sie was dringendes zu erzählen hatte.
"Uhg! Beatrice lässt mir keine freie Minute das Training ist so lästig!", stöhnte Ava, als wir um eine Ecke bogen und in einem kleinen Garten ankamen.
Wir setzten uns auf eine kleine Bank, die am Rand stand.
"So schlimm?", fragte ich mitfühlend und sie sah mich mit einem Schmollen an.
"Naja... Wie ist es mit Father Vincent gelaufen hm?", wechselte sie schnell das Thema und ich konnte gewisse Parallelen zwischen Ava und Alina erkennen.
"Was soll denn gelaufen sein?", fragte ich leicht rot und starrte auf eine kleine Vogeltränke die plötzlich sehr interessant wirkte.
"Also erstens hast du am Hals nen roten Knutschfleck! Und Father Vincent ist viel entspannter als gestern", gab sie nachdenklich von sich und sah mich wieder grinsend an.
Mit Lichtgeschwindigkeit verdeckten ich den Knutschfleck an meinem Hals und wusste nicht was ich sagen sollte.
Wieso hatte mir Vincent denn nicht gesagt, dass man den noch sieht!!!
"Den sieht man immernoch?", fragte ich etwas beschämt und sah wieder zu Ava.
Sie fing leise an zu kichern und legte ihren Arm über meine Schulter.
"Das brauch dir doch nicht peinlich sein! Ich finde das echt süß!", sagte sie und zwinkerte mir zu.
Keine 2 Sekunden später kamen auch Vincent und Beatrice um die Ecke.
"Dein Training für heute ist noch nicht vorbei Ava!", meinte Beatrice etwas ungeduldig und Ava stand mit einem Seufzer von der Bank auf.
Beide verabschiedeten sich und zurück blieben nur noch Vincent und ich.
Er setzte sich neben mich auf die Bank und meinte, "du verstehst dich ziemlich gut mit Ava. Vielleicht kannst du ihr ja vermitteln, dass dieses Training sehr wichtig ist"
Schmunzelnd schaute er den beiden hinterher.
"Wieso ist das Training denn so wichtig?", fragte ich interessiert und sah in von der Seite an.
Seine Hand legte sich über die meine und er strich sanft über meinen Handrücken.
"Das ist ein Thema über das ich sowieso mit dir reden wollte. Dir ist doch bestimmt aufgefallen, dass das hier kein normales Kloster ist?", auf seine Frage hin nickte ich und er fuhr fort, "Das hier ist ein Kloster, das Nonnen für den Kampf gegen das Böse trainiert. Das Buch von heute morgen erzählt die Anfänge dieses Ordens."
"Der Orden des kreuzförmigen Schwertes...", murmelte ich mit Erinnerung an seine Worte von heute morgen.
Er nickte mir zu und fuhr fort, "Areala war eine mutige Kämpferin, doch leider wurde sie in einem Kampf schwer verletzt. Sie lag im Sterben. Doch genau dann erschien der Engel Adriel, der sich in ihre Stärke und Menschlichkeit verliebte und schenkte ihr den Heiligenschein. Durch seine Macht heilten ihre Wunden. Sie kämpfte im Namen Gottes gegen das Böse und wurde die Kriegernonne genannt."
Langsam ergab das alles hier einen Sinn. Ava die eine Kampfausbildung hatte und dann noch eine Akte, die wohl über jeden hier angelegt wurde.
Es musste also eine Geheimorganisation sein, von der nicht viele wussten.
"Warum genau sollte denn eine Akte über mich angelegt werden?", fragte ich dennoch etwas unsicher nach.
Schließlich fand ich es nicht besonders vertrauenswürdig, wenn jemand hinter meinem Rücken versuchte an Informationen zu kommen, die nur mich etwas angingen.
Vincent sah mich etwas überrascht an, fasste sich jedoch schnell wieder und sah mich entschuldigend an.
"Ja es sollte eine Akte angelegt werden, allerdings werden anfangs nur allgemeine Sachen rausgesucht. Also sowas wie Name, Alter, Geburtsort und sowas halt. Ich hätte niemals ohne dein Einverständnis private Information über dich raussuchen lassen!", erklärte er mir und küsste meinen Handrücken.
Nach ein paar Sekunden nickte ich mit Verständnis und drückte seine Hand.
"Hast du was über mich rausgefunden?", fragte ich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, da ich die Antwort auf meine Frage schon wusste.
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