Kapitel 16
POV Seraphina
Es neigte sich langsam dem späten Nachmittag zu und Alina und ich beschlossen uns schon fertig zu machen.
Wir wollten etwas früher los, um nochmal durch den kompletten Plan gehen zu können, damit auch hoffentlich alles wie am Schnürchen lief.
Ich zog mir einen engen, schwarzen Anzug an, der aus einem speziellen Stoff bestand und Schnittfest war.
Meine langen Haare steckte ich hoch und schaute in den Spiegel, um zu sehen ob alles fest war.
Mein Anzug hatte einen hohen Kragen und war eine Art Bodysuit.
Nicht schlecht Seraphina, sagte ich zu mir selbst, als ich mich betrachtete.
Meine Ausdauer war zwar durch meinen Unfall viel schlechter als vorher, trotzdem hatte ich schon mit ein paar guten Übungen angefangen und mit dem Go von meinem Arzt konnte ich jetzt endlich wieder richtig loslegen.
Ich ging fertig ausgerüstet aus meinem Zimmer und sah auch schon Alina, die ihre Koffer fertig gepackt hatte.
Etwas verwirrt sah ich sie an, da sie doch erst morgen früh abreisen wollte.
"Guck nicht so! Hab gar keine Lust morgen früh noch früher aufzustehen und dann alles zu packen!", gab sie von sich und ich musste lachen.
Grinsend zuckte sie mit den Schultern und stellte nun die letzte Tasche ab.
"Denk dran du hast mir versprochen ein Bild von deinem Prince Charming zu schicken!", sagte sie und wackelte mit ihren Augenbrauen.
"Ich will alles wissen!"
"Ist ja gut ich hab's doch schon versprochen!", lachte ich nur kopfschüttelnd und ging in Richtung Haustür.
Wir packten alle wichtigen Sachen in mein Auto und fuhren los in die Richtung des großen Labors.
POV Vincent
Die Lichter der Straßenlampen am Straßenrand zogen schnell an mir vorbei. Vermutlich sah es gerade so aus, als würde ein Irrer ein Straßenrennen veranstalten.
Bei dem Gedanken meine Seraphina nie wieder zu sehen, schmerzte mein Herz.
Mir schossen so viele Fragen durch den Kopf und nur sie konnte diese beantworten.
Ich fuhr aus der Stadt heraus und bog auf die schmale Straße in Richtung ihrer Wohnung.
Mein Herz raste wie verrückt und meine Hände begannen zu schwitzen.
Beatrice hatte mir versichert, dass Seraphina heute das Haus nicht verlassen hatte und das letzte Überprüfen erfolgte um 18 Uhr.
Jetzt hatten wir 19 Uhr.
Ich kam in ihrer Einfahrt an und rannte so schnell es ging zu ihrer Haustür.
Alles war dunkel.
Ist sie etwa schon schlafen gegangen?
Ich klingelte..... nichts.
Kein Geräusch, kein Licht ging an, nichts.
Ich klingelte erneut.
"Seraphina? Ich bin es! Mach bitte auf!", rief ich, doch trotzdem bekam ich keine Antwort.
Meine Gedanken rasten. Ich ging vor der Tür auf und ab.
Jetzt bloß nicht verrückt machen!
Ich ging um ihr Haus und suchte eine Möglichkeit leicht reinzukommen.
Ich sah auf ihren Balkon, dessen Tür gekippt war.
Elegant sprang ich in Richtung Balkon, hielt mich am unteren Gerüst fest und zog mich hoch, sodass ich das obere Geländer fassen konnte.
Ich zog mich rüber und stand nun auf ihrem Balkon.
Die Wohnung war komplett dunkel und durch einen dünnen Vorhang konnte ich nicht ins innere des Raumes sehen.
Durch einen kleinen Trick schaffte ich es die Balkontür von außen öffnen und verschaffte mir Zutritt zu Seraphinas Wohnung.
Leise schloss ich die Tür wieder hinter mir und als ich mich umdrehte stockte mein Atem.
Waren das Koffer? Gepackte Koffer?
Langsam ging ich auf sie zu, konnte meinen Augen nicht trauen.
Meine Hand ballte sich zur Faust.
Wollte sie etwa heimlich gehen?
Ich fühlte mich verloren und das Stechen in meinem Herzen tat so unermesslich weh.
Langsam strich ich eine Haarsträhne aus meinem Gesicht, die sich durch meine sportlichen Aktionen gelöst hatte.
Ich konnte sie nicht gehen lassen! Nicht ohne zu versuchen sie nicht doch umzustimmen!
Hatte sie jetzt doch Angst?
Immerhin waren es nur gepackte Koffer. Also war sie noch hier, in Spanien.
Dieser Fakt gab mir Hoffnung.
Dennoch setzte sich in meinem Kopf langsam ein Puzzle zusammen, das ich nicht wahrhaben wollte.
Wo ist sie jetzt?
Ein weiterer unangenehmer Gedanke manifestierte sich in meinem Kopf. War sie etwa in einen Club gegangen? Wieder mit so kurzen Klamotten und...
Eine Welle an Eifersucht rann durch meinen Körper bei dem Gedanken, wie andere Männer ihren perfekten Körper sahen und berührten.
Ich musste sie unbedingt finden und das so schnell wie möglich.
"Camila ich muss Seraphina finden! Kannst du sie irgendwie finden?", fragte ich ich die junge Schwester per Handy und hörte auch ein ein Tippen im Hintergrund.
"Ich habe sie gefunden Father .... glaube ich", hörte ich sie auch schon sagen und war verwirrt.
"Glaubst du? Was soll das heißen?", fragte ich sofort nach und wartete gabannt auf ihre Antwort.
"Ich bin durch ein paar Aufnahmen gegangen und es gab eine Übereinstimmung. Allerdings ist sie komplett schwarz angezogen", versuchte sie zu erklären, doch ich war mir sicher, dass Camila keinen Fehler gemacht hatte.
Sie gab mir den Standort durch, bei dem sie vor ein paar Minuten gesehen worden war und fuhr auch schon los.
Ich werde dich finden mein Engel!
POV Seraphina
Wir parkten in der Nähe des Labors auf einem kleinen Parkplatz und packten unsere Ausrüstung aus.
Unser erster Schritt bestand darauf die Gegend des Labors mit Ferngläsern zu erkunden.
Wir wussten nicht, ob der aktuelle Wachplan richtig war oder schon längst durch einen neueren ausgetauscht wurde.
Nach einigen Minuten des Beobachtens waren wir uns sicher, dass der Plan noch aktuell war und begannen Phase 2.
Leider wussten wir nicht, wann die Gruppe der Attentäter eintreffen sollte, sondern nur, dass es heute Abend war.
Da es nur 2 potentielle Eingänge gab, teilten wir uns als auf, um sie abfangen zu können.
Alina positionierte sich dabei an dem unteren Seiteneingang und ich wachte über den oberen auf dem Dach.
Über Funk konnten wir jederzeit miteinander reden und uns über die Situation austauschen.
"Siehst du was?", fragte mich Alina nach ein paar Minuten.
Da ich auf dem Dach stand, könnte ich die Umgebung besser im Auge behalten und achtete auf Bewegung und sonstige Handlungen, die mir verdächtig vorkamen.
"Nichts", flüsterte ich und analysierte die Umgebung weiter.
Nach ca. einer halben Stunde tat sich etwas.
"4 vermummte Personen bewegen sich auf deine Seite zu!", informierte ich Alina sofort und sie dankte mir für die schnelle Info.
In unserer Akte war die Rede doch von ca. 6 Personen. Wieso jetzt doch nur 4?
Ich stellte mich darauf ein, dass mindestens noch 2 Personen dazu kamen.
Die Treppe hoch zum Dach hatte einen großen Vorteil für mich, da man beim Hochgehen nur geradeaus sehen konnte und nicht zur rechten Seite, wo sich die Tür zum Labor befand.
Leise huschte ich also zur Labortür und konnte mich so verstecken.
Ich lauschte und wartete auf Schritte oder Stimmen.
"Bei mir sind nur 3 angekommen! Alle sind ausgeschaltet", berichtete mir Alina über das Mikro und ich gab ihr zu erkennen, dass ich die Nachricht erhalten hatte.
Eine Person entschied sich also für einen anderen Weg. Womöglich traf er sich mit 2 anderen und kam dann in meine Richtung.
Genau nach diesem Gedanken hörte ich auch schon leise Schritte auf der metallischen Treppe, die zu mir hoch führte.
"Hier ist Garret, ich bin gleich auf dem Dach", hörte ich eine männliche Stimme flüstern und wusste, dass er alleine war.
Easy.
Er ging wie erwartete einfach geradeaus weiter und so konnte ich perfekt von hinten angreifen.
Ich schlich mich von hinten an, trat ihm in die Kniekehle, verdeckte beim hinfallen seinen Mund und nockte ihn geschickt aus.
"Bei mir war einer, ist auch down", benachrichtigte ich Alina.
"Kommt da jetzt noch was oder war's das jetzt?",fragte Alina verwirrt, doch leider wusste ich auch keine Antwort auf die Frage.
Vor mir lag der zusammengesackte Körper des Mannes. Ich war gerade dabei über ihn zu steigen, um weiter Ausschau halten zu können, da hörte ich ein, "Seraphina? Bist du das?"
Wie versteinert bleib ich stehen.
War das etwa.... Vincent?
Ich drehte mich um und da stand er.
Seine Haare waren nicht mehr perfekt nach hinten gekämmt, sondern vereinzelte, lange Strähnen fielen in sein Gesicht und die oberen 2 Knöpfe seines Hemdes waren offen.
Seine Ärmel waren hochgekrempelt und ich konnte seine vielen Tattoos wieder sehen.
Wie kann man nur so unglaublich sexy aussehen....
"Vincent?"
Ich wusste nicht genau was ich sagen sollte.
Wie hatte er mich gefunden und wieso war er hier?
Das hier ist eine Mission!
Ich kam schnell auf ihn zu und zog ihn am Arm nach rechts, sodass er aus dem Blickfeld der Treppe war.
"Was tust du hier und wie hast du mich überhaupt gefunden?", fragte ich verwirrt und ließ seinen Arm los.
"Was ich hier tue? Was tust du hier!? Du hast versprochen auf mich zu warten und dich nicht in Gefahr zu bringen! Du wolltest einfach gehen! Wieso?", beendete er seinen kleinen Ausraster, strich sich gestresst durch seine Haare und sah mich traurig an, "wieso wolltest du einfach so gehen?"
"Was?"
Ich wusste nicht genau was er meinte, "ich bin doch gar nicht gegangen."
Etwas wütend griff Vincent nun nach meinem Arm und zog mich gegen seine Brust, "lüg mich nicht an! Ich habe die Koffer bei dir gesehen Seraphina!"
Langsam verstand ich, was wohl passiert sein musste und ein Grinsen huschte über mein Gesicht.
"Das sind doch gar nicht meine Koffer, sondern die von Alina", erklärte ich und sah ihn unschuldig an.
POV Vincent
Alinas Koffer....
Wie konnte ich das nur vergessen!
Wie erstarrt stand ich da und wusste nicht wieso ich jemals an meiner Seraphina gezweifelt hatte. Sie wollte mich nie verlassen!
Ich zog sie weiter zu mir, sodass ihr Kopf auf meiner Brust lag und strich ihr über ihre hochgesteckten Haare, "es tut mir so leid mi Amore! Ich habe das ganz vergessen!"
Ich spürte wie sich ihre zarten Arme um meine Taillie schlungen und fühlte mich nach ihrem Geständnis und meiner Erkenntnis direkt besser.
Wie konnte ich nur jemals an ihren Worten zweifeln!
"Ich habe dich vermisst mein Engel", brachte ich nur heraus und nahm ihr Gesicht zärtlich in meine Hände.
Sie schaute liebevoll zu mir nach oben und wir küssten uns voller Leidenschaft. Endlich hatte ich sie wieder in meinen Armen!
Wie konnte ich nur so viele Zweifel hegen ohne alle Details in Betracht zu ziehen!
"Ahem!", hörte ich da plötzlich jemanden sich räuspern und sah eine junge Frau mit kürzeren Haaren vor der Treppe stehen.
Sie hatte ihre Arme verschränkt und hob eine Augenbraue nach oben.
"Ja mir geht es gut und nein es kommen keine weiteren Männer, danke der Nachfrage!", ging es weiter und Seraphina wurde ganz rot im Gesicht.
"Es tut mir so leid Alina! Ich habe das ganz vergessen!", stotterte sie und bat ihre Freundin um Verzeihung.
Alina atmete seufzend aus und stemmte ihre Hände mit einem Grinsen gegen ihre Hüfte.
"So, das ist er also hmmm?", fragte sie und ging mit einer einer nachdenklichen Geste in meine Richtung, um mich zu inspizieren.
"Nur damit eins klar ist, falls du ihr jemals das Herz brichst oder so, dann komm ich vorbei, kapiert?", flüsterte sie in meine Richtung und sah mich eindringlich an.
"Alina!", hörte ich Seraphina neben mir rufen, versprach ihrer Freundin aber trotzdem so etwas niemals zu tun.
Es gab viele ungeklärte Fragen. Nicht nur meinerseits, sondern auch Seraphina hatte einige und wir beschlossen morgen nochmal in Ruhe über alles zu reden.
Auf dem Weg zurück zu unseren Autos beobachtete ich die beiden amüsiert und war froh darüber, dass Seraphina eine so gute Freundin hatte.
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