Kapitel 11

POV Vincent

Mein kleiner Engel saß neben mir auf dem Beifahrersitz und schaute aus dem Fenster.
Auf ihrem Schoß befand sich eine kleine Tasche aus Stoff, die ihr Ava auf den letzten Drücker noch gebracht hatte.
Was in der Tasche war sagte sie nicht, sondern zwinkerte Seraphina nur einmal zu und war dann auch schon weg.

Ich entschloss mich dazu, einfach nicht über die ganze Sache nachzudenken und hielt Seraphina die Tür auf, damit sie einsteigen konnte.
Bedrückt von dem Gedanken, dass wir uns bald verabschieden mussten, fuhr ich extra etwas langsamer.

"Erzähl mir etwas von dir mein Engel", brach ich schließlich die Stille und sah kurz zu Seraphina, die ihren Kopf ebenfalls in meine Richtung lenkte.
Ich schaute wieder auf die Straße, um mich auf den Verkehr zu konzentrieren, der sich auch zum späten Nachmittag anstaute.
"Was willst du denn wissen?", fragte sie mich sanft und ich spürte ihren Blick weiterhin auf mir.

"Einfach ein wenig über dich. Machst du hier Urlaub und wenn ja, woher kommst du dann? Was ist dein Lieblingsessen und was ist deine Lieblingsfarbe? Hast du irgendwelche Vorlieben?", fing ich an aufzuzählen und bei den vielen Fragen musste sie etwas lachen.
"Wie bist du auf das mit dem Urlaub gekommen? Hat dir da jemand einen Hinweis gegeben?", lachte sie amüsiert und wartete auf meine Antwort.

"Mi Amore, deine goldenen Haare und blauen Augen sieht man hier nicht oft. Außerdem hast du ziemlich helle Haut im Gegensatz zu den meisten Spanierinnen", erklärte ich meine Frage und fügte hinzu, "was dich natürlich nur umso anziehender macht."

Leicht rot schaute sie wieder nach vorne und fing dann an zu erzählen, "ich komme aus Deutschland und habe mir hier quasi eine Auszeit genommen. Eigentlich habe ich nicht nur DAS eine Lieblingsessen", schmunzelte sie und dachte über ihre Optionen nach.

"Ich denke, dass ich mich für eine traditionelle Art von Carbonara entscheiden würde. Also nicht mit einer Sahnesoße, sondern herkömmlich mit Parmesan", beendete sie ihren Gedankengang und ich musste zugeben, dass sie ausgezeichneten Geschmack hatte.

Alles ging so schnell und ich wollte nicht, dass sie erst später merkte, dass sie das doch nicht wollte.
Wenn ich von meiner Konferenz zurück kam, dann wollte ich sie auf jeden Fall auf ein Date einladen. Ich hatte da schon gut was vor Augen und hoffte, dass sie sich die ganze Sache bis dahin nicht nochmal anders überlegte.
Ein brennender Schmerz durchzog meinen Körper bei diesem Gedanken und meine Hände umklammerten das Lenkrad um einiges fester.

Nein, auf keinen Fall durfte ich sie verlieren!

"Wie sieht es mit Lieblingsfarbe und Vorlieben aus", fragte ich also schnell weiter, um den Gedanken wieder fallen zu lassen und ihre Stimme zu hören.

"Lieblingsfarbe definitiv ein Pastel blau oder einfach schwarz! Bei Vorlieben würde mir jetzt auf die Schnelle aber nichts einfallen", sagte sie nachdenklich und rieb sich über das Kinn.
Zufrieden mit ihrer Antwort nickte ich verständnisvoll.

POV Seraphina

Die Fahrt war sehr angenehm und ich war froh noch ein wenig mit Vincent reden zu können.
Bei seinen Fragen wurde mir warm ums Herz. Jeder andere hätte mit "wie alt bist du" oder "wie viele Partner hattest du schon" angefangen.
Er hingegen fragte wie ein Gentleman und bedrängte mich auch nicht.

Ja es ging alles sehr schnell zwischen uns, aber ich hoffte, dass wir uns noch besser kennenlernen würden und durch unser gemeinsames Symbol hatten wir auch schon eine Verbindung.
Ich wollte ihm so viele Fragen stellen, vor allem zu dem Symbol und was er alles darüber wusste, doch das musste ich wohl oder übel um einige Tage verschieben.

Wir kamen in der Einfahrt meiner Wohnung an und ich stieg mit dem kleinen Stoffbeutel in der Hand aus dem Wagen.
Vincent stieg ebenfalls aus und musterte mein kleines zu Hause.
"Nettes Haus, das muss man schon sagen", inspizierte er und reichte mir seine Hand, die ich schnell ergriff.

Wir schlenderten langsam zu meiner Tür und keiner von uns brachte auch nur ein Wort heraus.
Vor der Tür drehte ich mich zu Vincent und lächelte ihn an.
"Ich freue mich darauf dich in ein paar Tagen wieder zu sehen", gab ich sanft zu und drückte seine Hand in meiner.

Er befreite seine Hände aus den meinen und ich dachte schon, dass ich was falsches gesagt hatte oder er einfach so gehen würde, doch er zog mich sanft an der Taillie zu sich und gab mir einen atemberaubenden Kuss.
Wir trennten uns wieder und ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich nach vorne geschummelt hatte.

"Ich wünsche dir eine gute Nacht mi Amore. Und bitte kontaktiere mich, wenn etwas ist, ja?", hauchte er mir zu und lächelte charmant.
"Natürlich!", gab ich glücklich zu und ich öffnete die Tür, um hineinzugehen.
Er lächelte noch einmal in meine Richtung und ging dann auch wieder zurück zu dem Van.

Außer Sichtweite schloss ich meine Tür wieder hinter mir und presste meinen Rücken gegen sie, während ich einfach nur glücklich grinsen musste.

Jeder andere würde jetzt sagen, dass ich sie nicht mehr alle hatte, vor allem da er viel älter war als ich und dazu noch Pfarrer, doch ich war nunmal nicht Jeder!
Noch nie war jemand so sanft und liebevoll zu mir. Pfarrer hin oder her, Vincent versprach mir, dass alles in Ordnung war und auch die Nonnen sprachen davon, dass der Papst diese Verbindung genehmigt hatte!

Vor Freude tanzte ich, nachdem ich das Licht angeschaltet hatte zu meinem kleinen Sofa und ließ mich darauf fallen.
Ich schrie in das nächstbeste Kissen und konnte einfach nicht aufhören zu grinsen.

Mein Handy vibrierte vor sich hin und schnell hob ich es auf.
Natürlich hatte ich es hier liegen lassen, da ich dachte, dass ich nach dem Essen mit Ava sofort wieder zurück nach Hause kommen würde.
Pläne ändern sich jedoch, wie man gut beobachten konnte.

Ich hatte einige Nachrichten von Alina und ebenfalls 3 verpasste Anrufe.
Schnell wählte ich ihre Nummer und rief zurück.

"Jesus Sera, wo warst du denn bitte, dass du auf keine einzige Nachricht von mir geantwortet hast? Dachte schon du wärst im Meer abgenippelt oder so!", hörte ich auch schon die besorgte Stimme von Alina, die sich vermutlich auch gerade so nur noch zurückhalten konnte.

"Lina du wirst es nicht glauben, was mir passiert ist! Du wirst morgen einfach die Story deines Lebens hören und trust me, es wird geil!", antwortete ich ihr schnell, bevor sie mir noch eine Standpauke halten konnte.

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