Kapitel 42
2006
-3-
Die Szene die sich vor mir abspielte und die messerscharfen Wörter des mir noch fremden Mannes brannten sich tief ein und hinterließen eine tiefe klaffende Wunde.
Vielleicht würde sie eines Tages verheilen aber die Narbe würde mich jeden Tag meines Daseins verfolgen.
Meine Beine waren eingefroren, mein ganzer Körper paralysiert als ich dastand und meine Augen sich an meinen Vater geheftet hatten.
Sein Körper war Blutüberströmt, seine Bewegungen kraftlos und erschöpft. Er kniete und blickte mit glasigen Augen zu mir während der Mann ihn an seinem Haar festhielt.
Die Stimme des Mannes hatte sich so fest bei mir verankert, dass ich sie heute noch hören konnte.
'Willst du uns denn nicht vorstellen José?' Fragte er und zog den Kopf meines Vaters schmerzhaft nachhinten. Mein Vater spuckte Blut aus und schwieg.
Etwas das ich hätte tun sollen, als er seine Männer mitnehmen wollte.
Der Fremde schüttelte sich amüsiert den Kopf bevor er das Genick meines Vaters mit einer schnellen Bewegung brach. Mein Vater sackte zu Boden.
'Der Name ist Enzo Gunzilius.' Kam es über seine Lippen, die zu einem zynischen Grinsen gezogen waren.
Er trat noch einmal gegen den leblosen Körper meines Vaters und sah dann zu mir. 'Ich sollte mich bei dir bedanken, ohne dich hätte ich noch länger gebraucht ihn umzubringen.'
Langsam kam ich wieder zu meinen Sinnen und Tränen verschwammen mir die Sicht als ich auf ihn losging.
Ein ätzendes Lachen entwich ihm und er schleuderte mich durch den halben Raum, so dass ich gegen die Wand knallte und mein Kopf anstieß.
Bevor Enzo die Hütte verlassen konnte, richtete ich mich auf und griff nach der Waffe, die auf dem Boden lag. Mit zitternden Händen hob ich sie auf und richtete sie auf den Mörder meines Vaters.
Schmunzelnd, sah er mich an. Ich konnte die Tränen nicht aufhalten als sie meine Wange runterströmten. 'Worauf wartest du mein Junge? Erschieß mich.'
Zu gern hätte ich es getan, jedoch konnte ich meine Finger nicht dazu bringen den Abzug zu betätigen.
Er schüttelte sich spöttisch den Kopf.
'Du könntest nicht mal ein totes Tier erschießen. Dein Herz steht dir im Weg.'
Ich schluckte und bewegte meine Finger nur schwer zum Abzug.
Ich wollte ihm das Gegenteil beweisen. Was vergeblich scheiterte.
'Ich werde die Männer deines Vaters informieren. Schließlich hast du mir geholfen ihn zur Strecke zu bringen.'
Mit diesem letzten Satz, verließ er die Hütte.
2006
-4-
Ich wusste nicht genau, wie ich wieder in unserem Haus gelandet war. Es war wie als wäre ich eine dritte Person die das Geschehen von außen beobachtete.
Männer stürmten die Hütte und brachten die Leiche meines Vaters weg.
An meinem ganzen Körper klebte noch sein Blut.
Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war seitdem ich mich neben seinen leblosen Körper gekniet und ihn umarmt hatte.
Aber ich war wieder daheim und Angelique half mir mich zu waschen.
Sogar mit geöffneten Augen sah ich alles nochmal als es sich immer und immer wieder vor mir abspielte.
'Schließlich hast du mir geholfen deinen Vater zur Strecke zu bringen.' Die Wörter hallten ununterbrochen in meinem Kopf. Es machte mich irre.
Hätte ich nichts gesagt, hätte ich meinen Vater seine Kollegen mitnehmen lassen, wäre alles anders gelaufen.
Mein Egoismus hatte ihn umgebracht.
Ich war schuld daran, dass wir niemanden mehr hatten.
Auch wenn meine Brüder versuchten mir klar zu machen, dass es nicht mein Fehler war, glaubte ich das Gegenteil.
Es wäre für jeden das Beste, wenn ich schweigen würde. So würde ich keinen mehr verletzen, kein Leben mehr nehmen.
Ab dem Tag hatte ich zu keiner Menschenseele mehr gesprochen.
Die wiederkehrenden Alpträume und den tatsächlichen Ablauf des Geschehens behielt ich für mich.
Mein Körpergewicht war drastisch zurückgegangen.
Alles schmeckte fade und die schlaflosen Nächte halfen nicht dabei. Die Bemühungen meiner Brüder waren umsonst.
Meine einst perfekte Welt wurde mir entrissen und mir blieb nichts als Schutt und Asche.
Fünf Jahre meines Lebens, aß ich nur das nötigste und konnte nur durch die Hilfe von Medikamenten einschlafen.
Fünf Jahre meines Lebens sah ich nur ein Gesicht vor mir.
Das Gesicht von Enzo Gunzilius.
Dem Mörder meines Vaters.
Jeden Tag aufs Neue bereute ich, nicht abgedrückt zu haben.
Das Einzige was meine Seele beruhigte, war die Gewissheit, dass er schließlich nach sechs Jahren nachdem Tod meines Vaters starb.
Getötet, durch die Hand von Felipe.
Er übernahm auch die Geschäfte.
In Felipes Leben drehte sich nun alles darum Geld zu machen und Rache auszuüben.
Rache an der gesamten Familie Gunzilius.
Hätte ich geschwiegen, hätte er dann ein normales Leben gehabt?
Wären seine Hände dann noch rein gewesen und nicht in Blut getränkt so wie jetzt?
Ich wusste es nicht.
Das Einzige was ich wusste war, dass mein Mundwerk uns das alles eingebrockt hatte.
Alec und Caleb wurden ebenfalls so wie Felipe ausgebildet.
Alle drei von ihnen, waren stark, konnten mit Waffen umgehen und einen Menschen im Schlaf töten.
Wobei ich mich nicht mal dazu bewegen konnte, den Abzug einer Pistole zu drücken.
Ich war nutzlos.
Nichts als eine Bürde.
Diese Kapitel machen mich irw voll depri haha :D
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