Kapitel 40

2006

-1-

Ich war noch zehn. Zu jung und zu naiv um Zusammenhänge verstehen zu können.
Während die Realität meine Brüder bereits eingeholt hatte, lebte ich noch in meiner perfekten Welt.
Einer Welt ohne Waffen und Gewalt.
Wir waren vier Brüder und Felipe der älteste hatte bereits mit zwölf die Verantwortung für Alec, Caleb und mich übernommen.
Der Tod meiner Mutter als ich noch vier war, hatte uns zusammengeschweißt aber weiter von unserem Vater entfernt.
Mein Vater.
Er war ein respektabler Mann mit so viel Autorität, dass ihm keiner widersprechen konnte.
Jeder der ihm begegnete stand ihm mit Ehrfurcht gegenüber.
Und auch wenn er von außen kalt und unzugänglich wirkte, hatte er eine weiche Seite für uns.
Die er von Tag zu Tag immer seltener zeigte.
Es gab viele Männer die unser Haus betraten und wieder verließen. Mein Vater sagte, es wären seine Mitarbeiter. Aber wieso braucht man als Kaufmann Waffen?
Meine Brüder und ich verbrachten die meiste Zeit im Haus.
Wir gingen nicht in die Schule.
Wir durften nicht.
Jeder von uns hatte seinen eigenen Privatlehrer und die einzige weibliche Person die ich kannte, war unsere Köchin Angelique.
Sie war mehr eine Mutter Figur für mich als eine Angestellte und während meine Brüder sich mit Videospielen beschäftigten, sah ich ihr beim Kochen zu.
Es hatte etwas Beruhigendes an sich.
Manchmal durfte ich ihr auch helfen, jedoch beschwerten sich meine Brüder dann immer das die Suppe zu versalzen war. Also ließ ich es.
Felipe und mein Vater, verbrachten die meiste Zeit miteinander. Er nahm Felipe seit dem er vierzehn war immer zu seiner Arbeit mit.
Und am Abend als sie heim kamen, sperrte sich Felipe sofort in seinem Zimmer ein.
Er mochte die Ausflüge mit ihm nicht.
Was bei mir auf Unverständnis stieß.
Ich hätte alles dafür gegeben mit unserem Vater etwas zu unternehmen.
Endlich aus dem Haus zu kommen.
Und eines Tages nach wochenlangem betteln hatte ich ihn überredet.
Wir wollten das Wochenende auf einer Hütte verbringen. In der Natur, wo uns keiner stören konnte und ich mich nicht mehr vor den Männern in unserem Haus verstecken musste.
Felipe sollte das Wochenende mit einem Mitarbeiter von unserem Vater verbringen. Er sagte es wäre eine Art Ausbildung. Jedoch verschwiegen sie mir was es für eine Art war.
Alec und Caleb weigerten sich mitzukommen. Sie sagten, dass sie auf Felipe aufpassen würden. Damals verstand ich noch nicht wieso ein elf- und ein zehnjähriger auf einen siebzehnjährigen aufpassen wollten.
Vielleicht wollte ich es auch gar nicht verstehen.
Also blieben nur noch mein Vater und ich.
Es sollte ein schönes Erlebnis werden.
Einfach wieder Zeit mit dem Mann verbringen der mein Vorbild war.
Jedoch war es das Wochenende an dem ich lernte das Schweigen Gold und Reden Silber war.
In meinem Fall hatte Reden, das Leben meines Vaters gekostet.

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