"Ich bin dumm"

Nun, wer sagt schon gerne von und über sich selbst, das man dumm ist?

Ich tue es.
Weil es ein Teil meines Ich's ist.

Es ist nicht so, das ich in Wissensdingen dumm bin. Geht es zum Beispiel um Inhalte meines Studiums (Theologie), so hätte ich da keine Probleme Sachen zu erklären, noch Wissen auf den Tisch zu legen, das ich zuletzt vor mehreren Monaten - wenn überhaupt - mal gelesen habe.
Nein, in dem Ding bin ich nicht dumm. Die kognitiven Fähigkeiten sind sehr wohl vorhanden, selbst Mathematik war trotz dem Horror mit Buchstaben und Formeln leicht zu verstehen.
Auch die Deutsche Sprache, ich kann mir die Regeln einfach nicht merken, aber habe aufgrund der jahrelangen Schreibpraxis ein relativ gutes Gefühl entwickeln können, warum etwas nun so oder so geschrieben/gehandhabt wird.

Aber doch bin ich dumm.
Ich bin dumm im sozialen Gefüge.

Ich muss öfters nachhaken, wie ein Mensch nun etwas meint. Verstehe Anspielungen nicht auf Anhieb und brauche manchmal einen ganzen Tag, um eine sozial3 Situation gescheit zuordnen und einordnen zu können.
Regelmäßig muss ich nachhaken, wie eine Aussage gemeint ist.

Weil ich einfach 0 verstehe, wie genau diese Aussage gemeint ist.
Weil für mich so was so unverständlich ist, wie für jemand anderen mathematische Formeln.

Ich bin bei weitem kein emphatieloser Mensch oder habe Probleme, die Gefühle anderer nachzuvollziehen.
Eben das ist mein Fallstrick: Ich nehme Emotionen zu stark wahr. Ob Angespanntheit, Angst, Unwohlsein, Wut, genervt, gleichgültig, verletzt... ich spüre all diese Emotionen deutlich. Und manchmal... zu deutlich.
Weil ich dann mit meinem Gegenüber nicht umgehen kann.
Weil ich nicht zuordnen kann, was genau das jetzt für eine Emotion ist. Was genau in meinem Gegenüber los ist.

Und mein anderes Problem?
Menschen können mich nicht verstehen.
Bis es in Gesprächen ausartet, wo dann beide Seiten zutiefst verletzt und gekränkt sind. Man Gräben geschaffen hat, die sich nicht so leicht wieder schließen lassen.

Und das dritte?
Ich lüge über meine eigenen Emotionen. Regelmäßig.
Menschen bekommen es nicht einmal mit, wenn es mir beschissen geht, außer ich schaffe es nicht, die Fassade aufrecht zu erhalten.
Jaja....

- Ich will Menschen nicht zur Last fallen
- Ich will Menschen nicht mit meinen eigenen Problemen belästigen
- Ich habe Angst, um etwas zu bitten oder zu fordern - gerade wenn es mir beschissen geht - wenn ich weiß, mein Gegenüber hat weder Zeit noch Kraft mit mir zu schreiben

Und dann kann ich auch verletzt und beleidigt sein.
Aber mein Gegenüber merkt es nicht.
Weil ich es verheimliche.
Aber es kam eine Situation zustande, in der es mir grad beschissen ging und mein Gegenüber um etwas bat/Bescheid gab, gerne früh schlafen zu können.

Und dann steht man da.
In einem emotionalen Punkt, wo es einem komplett beschissen geht und man es noch gebraucht hätte miteinander auf die ein oder andere Weise zu schreiben.
Aber man traut sich nicht.
Weil das Gegenüber eben müde ist, selbst wichtige Bedürfnisse hat.
Man ist verletzt und selbst das schadet einem nur selbst, weil auch das vom Gegenüber nicht bemerkt wird.
Und schlussendlich verletzt man sein Gegenüber, wobei man selbst verletzt und innerlich am Arsch ist.

Ja, emotional bin ich dumm.

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