19
Müde aber zufrieden stieg ich die Stufen zu Milans Wohnung hoch. Es war ein wirklich anstrengender Tag gewesen und ich war froh das er fast geschafft war.
Erleichtert schloss ich die alte Tür auf und ging in die Wohnung. In Gedanken versunken zog ich meine Jacke aus und hängte sie in der Garderobe auf. Meine Schuhe stellte ich ins Schuhregal.
"Bin zu Hause!", sagte ich laut und ging Richtung Wohnzimmer.
Als ich die Tür öffnete traf mich fast der Schlag.
"Überraschung!", schrie mich eine Meute von Freunden und Bekannten an. Vor lauter Überraschung blieb mir der Mund offen stehen. Alle waren da. Jess, Odeo, Fleur, Max, Abla,....
Ich legte die Hände vor den Mund. Das war ein bisschen viel für mich. Es war totenstill. Keiner sagte etwas. Alles sahen mich an.
"Hi Leute", sagte ich leise. Aus meinen Augen ströhmten Tränen. Aber Freudentränen. Ich war so überwältigt. Milan trat aus der Menge hervor und schloss mich in seine Arme.
"Happy Birthday, Vali", sagte er und drückte mich fest an sich.
"Danke", murmelte ich unbeholfen.
Dann kam jeder nach der Reihe zu mir und gratulierte mir zum Geburtstag. Es waren so so viele Gedanken und Gefühlsströhme, das ich langsam ins schwitzen geriet. Immer wieder drückte mir jemand ein Geschenk in die Hände. Mal kleiner mal größer. Ich kam aus dem Umarmen und Danke sagen gar nicht mehr raus.
Als dann alle etwas gesagt hatten setzte ich mich auf das Sofa. Ich war total erschlagen von so viel Liebe und Aufmerksamkeit.
Milan drückte mir ein Bier in die Hand, ganz genau das was ich jetzt brauchte. "Die Überraschung ist dir echt gelungen", sagte ich und nippte an meiner Flasche. Milan setzte sich auf den Wohnzimmertisch und sah mich an.
"Überraschungen sind meine speciality", meinte er und grinste schief zu mir rüber.
"Hmm hab ich schon gemerkt". Er lachte bei meinem sarkastischen Unterton.
"Ach ja, das lag heute vor der Tür für dich", sagte er und reichte mir ein kleines Päckchen.
"Okay". Ich zog die Augenbrauen zusammen. Sofort löste ich die rote Schleife von dem Dunkelblauen Kästchen. Als ich den Deckel ab nahm lachte mir ein Zettel entgegen.
'Auf meiner Seite ist die Zeit' stand dort in sauberer Handschrift. Ich wusste sofort wem die Gehörte. Ich runzelte die Stirn und nahm den Zettel heraus. In blauen samt gebettet war ein Ring. Er war wunderschön. Ein rechteckiger Diamant der zuerst von einer dünnen Linie und dann von kleineren Diamanten eingefasst war. Das Rosé Goldene Metall schimmerte im trüben Licht.
Zuerst starrte ich nur auf das Schmuckstück, dann verschloss ich sie ganz schnell mit dem Deckel.
Ich kämpfte mit den Tränen. Wie konnte er es nur wagen? Schnell legte ich die Schachtel auf den Tisch neben Milan und nahm meine Flasche, die ich in der Zwischenzeit zwischen meine Knie geklemmt hatte. Nach ein paar schlucken fühlte ich mich nicht sonderlich besser.
"Ist alles Okay", fragte Milan und sah mich besorgt an. Ich nickte nur und zwang mir ein Lächeln auf. Von diesem Idioten ließ ich mir meinen Tag nicht mehr versauen. Energisch atmete ich durch und trank nochmal von meiner Flasche.
Abla setze sich neben mich und sah mich erwartungsvoll an. In den Händen hielt sie ein Päckchen auf dem 'für die Kaiserin' stand. Ich lächelte sie an.
"Danke", sagte ich leise.
"Mach es auf!", forderte sie mich auf und grinste.
"Okay". Vorsichtig riss ich das Papier runter. Es sah aus wie ein dunkelblaues Fotoalbum. Ich schlug die erste Seite auf. Zuerst war da ein kurzer Text. Schnell las ich ihn mir durch. Sie bedankte sich für die schnell entstandene Freundschaft.
"Ach ist das süß!", sagte ich gerührt.
"Schau weiter!". Ich nickte und blätterte weiter. Dann kamen Fotos von uns bei den Proben, in der Garderobe oder beim Essen. Es waren wirklich schöne Fotos. Eine Seite war voll mit Bildern von mir, die sie gemacht hatte als ich auf der Bühne stand. Über das Gesicht von dem Problem auf zwei Beinen hatte sie lauter Sticker mit grinsenden Gesichtern geklebt. Ich versuchte die aufsteigenden Emotionen in eine Schublade ganz hinten in meinem Kopf zu packen und es klappte.
Ich lachte auf als die Sticker immer schlimmer wurden. Einem war übel der andere kotzte.
Auf der letzten Seite ganz unten stand 'to be continue...'.
"Danke Abla, ich werde es in Ehren halten!", sagte ich glücklich und umarmte sie. Mit ihren dunkelbraunen Augen strahlte sie mich freudig an.
"Es freut mich wenn es dir gefällt!", meinte sie und lächelte noch stärker.
"Jetzt bin ich dran !", sagte Max und hielt mir einen Umschlag hin. Dann setzte er sich auf die Lehne vom Sofa.
"Danke". Vorsichtig öffnete ich den Umschlag. Als ich den Inhalt sah lachte ich laut. Max grinste nur doof vor sich hin. Die anderen sahen verwirrt zwischen uns hin und her. Ich lachte und lachte, bis mir die Tränen kamen.
"Danke", sagte ich nach Luft ringend.
"Warum ist es denn so funny?", fragte Milan. Ich hielt ihm den Zettel hin.
"Ein Wiener Walzer Tanzkurs", las er laut vor und zog die Augenbrauen zusammen.
"Ich schnalls nicht", meinte Abla und Max lachte jetzt mit mir mit.
"Ich kann einfach keinen Walzer und steig ihm ständig auf die Füße!", sagte ich so deutlich wie möglich.
Max nickte lachend, als ich zu ihm sah.
"Ihr wollt meine Füße gar nicht sehen! Grün und Blau!", sagte er dramatisch.
"Gut das das morgen ein Ende nimmt !".
"Morgen?", fragte ich verwirrt. Er nickte.
"Ich dachte meine Füße ertragen das nicht mehr und wir beseitigen das Problem so schnell wie möglich", erklärte er mir.
"Solange du morgen noch nichts vor hast", fügte er schnell hinzu.
"Nein deine Füße können wirklich nicht mehr warten!", scherzte ich. Wieder lachten wir zusammen.
Den restlichen Abend redeten wir noch lange und ich packte noch das ein oder andere Geschenk aus.
Um halb zwei war nur noch Max da der mit mir auf dem Sofa sahs. Ich hatte mich an ihn gekuschelt, er hatte seinen Arm um mich gelegt.
Gemeinsam schwiegen wir, wobei ich eher kurz vorm einschlafen war. Seine wohlige Wärme und die ruhigen Gedanken turgen dazu hervorragend bei. Irgendwann fielen mir dann die Augen zu.
"Vali?", fragte er dann auf einmal.
"Hmm", machte ich.
"Liebst du ihn?".
"Wenn?", fragte ich verwirrt ließ aber die Augen geschlossen. In seinen Gedanken hatte ich es nicht gehört, ob er das fragen wollte.
"Na ihn". Ich runzelte die Stirn. Eine berechtigte Frage.
"Ich weiß es nicht", gestand ich und seuftze. Das waren zu schwere Fragen für diese Uhrzeit.
"Frag mich morgen nochmal".
"Begreif doch, ich meine gut mit dir!", zitterte er. Ich lächelte kurz.
"Aber ehrlich, was fühlst du wenn du an ihn denkst", bohrte er weiter.
"Bitte Max, machs jetzt nicht kaputt", sagte ich leise. Die Gefühle wollten aus der Schublade raus. Doch ich konnte und wollte das nicht zu lassen.
"Natürlich, entschuldige. Ich wollte dich nicht verletzten", sagte er und atmete aus. In seinen Gedanken war er ein bisschen angesäuert. Es interessierte ihn brennend was jetzt zwischen uns war.
"Was denkst du gerade?", fragte ich ihn um seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken.
"An morgen", log er. Ja sicher.
Ich lächelte.
"Das wird lustig".
"Ganz bestimmt", sagte ich und gähnte.
"Ich glaub ich geh dann auch mal nach Hause".
"Okay". Vorsichtig schob er mich von sich runter und stand auf. Bevor er ging legte er mir noch eine Decke über den Körper.
"Bis morgen", sagte er leise und küsste mich zärtlich auf den Kopf. Ich schauderte innerlich, wehrte mich aber nicht.
Schnell schlief ich ein, träumte jedoch nichts. Mein Unterbewusstsein war wahrscheinlich genau so erschöpft wie ich und wollte nichts mehr verarbeiten. Die Nacht verging viel zu schnell und ich erwachte an einem neune Tag in einem neuen Lebensjahr. Und sobald ich den Fuß von dem Sofa streckte, nahm ich mir vor dieses Jahr besser zu machen, als das vorhergegangene.
Eine neues Kapitel und das an Weihnachten! 🌲🌟
An meine lieben Leser, frohe Weihnachten! Ihr seid toll! ❤ Danke für euren Support 😊
LG Todeskind 🔮⭐
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