You die, you swim, you die again
Bubblegum Bitch - Marina and the Diamonds
"Sie haben mir mit einer abgetrennten Hand zugewunken, Daddy! Sorry, dass ich mich da nicht auf ihre Gesichter fixiert habe!"
4.
Im Ganzen waren zwei Wachen gestorben.
Liam und Rey.
Hoseok kannte bloß Liam. Er war schon seit einigen Jahren ein Wache in ihrem Haus gewesen, war jedoch größtenteils für die Sicherheit im vierten Stock zuständig, der Stock seines Vaters. Hobi war nicht oft im Stockwerk seines Vaters.
Er wusste, dass Liam schwarzes Haar hatte und dunkle, dichte Augenbrauen. Er hatte nie mit ihm gesprochen. Rey war neu. Jano hatte ihn erst vor einigen Wochen eingestellt. Er kümmerte sich auch um die Sicherheit im vierten Stockwerk. Hobi hatte ihn bisher nur ein einziges Mal gesehen.
Und zwar als er tot vor seinen Füßen lag.
Mit einer fehlenden Hand.
Sein Vater hatte Hobi erzählt, man hätte Rey die Hand abgeschnitten und er sei an der Verletzung verblutet. Liam hatte man die Kehle durchgeschnitten. Sie hätten ihnen nicht helfen können. Er solle nicht traurig sein, wo sie doch ihr Leben für Hoseok und Janos Sicherheit gelassen hatten.
Hobi wollte ihm wirklich glauben.
Wäre da nicht der kleine Fakt, dass er Liam mit seinen eigenen Augen gesehen hatte, wie dieser kurz nach dem Einbruch mit seinem Vater in den Garten gegangen war. Hoseok hatte zu dem Zeitpunkt komplett traumatisiert auf seinem Fensterbrett gehockt und hinaus gestarrt.
Auf was genau er gewartet hatte, wusste er auch nicht.
Vielleicht darauf, dass Namjoon in seinem Garten stehen würde.
Vielleicht hatte er unbewusst darauf gewartet, dass jemand erneut versuchen würde einzubrechen.
Vielleicht wollte er auch nur sehen, ob Dina wirklich die Poolheizung anschalten würde.
Doch das Einzige was er gesehen hatte, waren zwei verschwommene Umrisse, welche zusammen in das überdeckte Poolhaus gestiegen waren. Hoseok, welcher seine Kontaktlinsen zu dem Zeitpunkt nicht anhatte, hatte schnell ein Foto von den Leuten geschossen und heran gezoomt, um zu sehen, ob es wieder diese Verbrecher seien. Oder doch Dina in einer Perücke.
Doch es war bloß sein Vater mit Liam gewesen.
Das war einige Stunden nach der Attacke.
Und jetzt, einen Tag später, erklärte man ihm, Liam sei von den Einbrechern ermordet worden.
Liam war also ermordet worden, aufgestanden um mit seinem Vater schwimmen zu gehen und anschließend wieder gestorben. Hobi war zwar eine Niete in Biologie, aber ihm kam das irgendwie falsch vor.
Hoseok war zwar vielleicht nicht die hellste Kerze auf dem Kuchen, aber er war auch nicht dumm. Er wusste, dass sein Vater unglaublich burtal sein konnte. Hatte mit eigenen Augen gesehen, wie dieser Noel angeschossen hatte. Doch war er wirklich fähig, jemanden umzubringen? Und warum ausgerechnet Liam?
"Hoseok, wenn du willst, kann ich dir einen Therapeuten herschicken", Jano Jung hockte vor dem Bett seines einzigen Sohnes. Seine schwarzen Augen glänzten voller Zuneigung und Wärme, als er dem Braunschopf über das lockige Haar strich. "Ich weiß, dass das alles ein ziemlicher Schock gewesen sein muss, nicht?"
Hobi starrte leblos vor sich. Namjoon war weg. Man war in sein Haus eingedrungen. Liam war tot, obwohl er gestern noch lebend herum gelaufen war. Alles war zu viel und nichts ergab auch nur im entferntesten einen Sinn.
"Nein. Dank dir, Daddy." Die gemurmelten Worte Hoseoks trafen auf die Sturrköpfigkeit seines Vaters. "Ich bestehe darauf, Hoseok. Du sollst den besten Therapeuten kriegen, den ich finden kann. Dann erzählst du ihm alles, was dir durch deinen Kopf schwebt und du wirst sehen, es wird dir sofort besser gehen!"
Hobi blinzelte einige Male hintereinander und riss sich aus seinen wirren Gedanken. Er konzentrierte sich auf das harte Gesicht seines Vaters. Die Falten an seiner Stirn und die grauen Strähnen in seinem dichten, schwarzen Haar. Auch sein Vater schien erschöpft.
"Mir geht es gut. Aber wie geht es dir, Daddy? Liam und Rey waren deine Wächter... Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für dich sein muss." Jano senkte den Blick und nickte langsam. Sah seinem Sohn nicht in die Augen.
"Ja, es trifft immer die besten, nicht?", tief seufzte der Mann, "Aber mach dir nur keine Sorgen, wir werden unsere Security verdoppeln. Es wird nie wieder irgendjemand einbrechen können. Du bist sicher bei mir."
Hobi grinste leicht. Natürlich. Sein Vater war immer so besorgt um seine Sicherheit, er machte sich viel zu viele Gedanken um Hoseok. "Ich weiß", gab Hoseok lächelnd von sich und augenblicklich erwiderte Jano das Grinsen. "Gut. Aber weißt du wie du mir unglaublich helfen könntest, Sonnenschein?"
Fragend legte Hoseok den Kopf schief, "Wie denn?" Jano Jung erhob sich zu seiner vollen Größe und lächelte seinen Sohn von oben herab an. "Hast du gesehen, was die Einbrecher in meinem Büro gemacht haben?"
Augenblicklich senkte Hoseok den Blick und ein dicker Kloß erschien in seinem Hals. "Ich- Ich weiß nicht. Einer von ihnen hatte Reys Hand in seiner..." Das war so ziemlich alles, was ihm im Kopf geblieben war. Das, und der Fakt, dass Namjoon dabei gewesen war.
"Schatz, ich weiß natürlich, dass es für dich wahrscheinlich unheimlich traumatisierend war diese fremden Leute mit- abgeschnittenen Körperteilen zu sehen... Aber kannst du dich an sonst nichts erinnern? Gar nichts? Wie sie aussahen, ob sie etwas gestohlen haben..."
Er konnte sich an katzenhafte Augen erinnern. An dichte Augenbrauen. Und an sein Versprechen an Namjoon. Hoseok blickte hoch und rümpfte augenblicklich beleidigt die Nase. "Sie haben mir mit einer abgetrennten Hand zugewunken, Daddy! Sorry, dass ich mich da nicht auf ihre Gesichter fixiert habe!"
Janos Blick verdunkelte sich augenblicklich und das Lächeln fiel ihm vom Gesicht. Er wusste natürlich sehr gut, dass es seine eigene Schuld war, dass Hobi sich manchmal benahm wie ein eingebildeter Prinz. Immerhin hatte der Junge von kleinem an alles bekommen, was er sich je gewünscht hatte.
Normalerweise fand er das sogar ganz entzückend und amüsant, aber jetzt war nicht der Zeitpunkt um vorlaut zu werden.
"Hoseok, bitte benehme dich. Ich habe dir eine einfache Frage gestellt. Haben sie irgendetwas mitgenommen? Dokumente, Geld, Bilder?" Hoseok erhob sich und reckte trotzig das Kinn nach vorne, verschränkte die Arme vor seiner Brust. Seine Augen bohrten sich in die Pupillen seines Daddys.
"Ich weiß es nicht."
Seufzend rieb sich Jano über das Gesicht und nuschelte irgendetwas. "Und Namjoon? Hatte er irgendetwas auffälliges an sich?"
Hoseok spannte sich augenblicklich an. Ja. Er war bespritzt mit Blut gewesen. Er hatte mit den Fremden geredet. Er hatte Hoseok angelogen und ihm erzählt, die Einbrecher seien Wachen. Und er hatte Hoseok gesagt, er solle niemandem vertrauen.
Nicht einmal seinem Vater.
"Nein." Hoseok nahm tief Luft. "Namjoon war genauso schockiert wie ich."
Hobi hatte sowohl seinem Vater wie auch dem Rest der Angestellten im Hause Jung erzählt, sein Bodyguard hätte ihn schreien gehört und sei augenblicklich zu ihm geeilt, um ihm zu helfen. Dann jedoch sei er von einem Eindringling attackiert worden und hätte es gerade so geschafft Hoseok im Bad in Sicherheit zu bringen, während er vor dem Bad versuchte den Einbrecher zu bekämpfen.
Hoseok versuchte jedem zu erzählen, sein Leibwächter wäre höchstwahrscheinlich von den Fremden entführt worden. Hobi vertraute Namjoon. Joon, welcher ihn von kleinem an beschützt hatte. Joon, welcher sich stets um sein Wohlergehen sorgte. Joon, welcher seinen Vater nicht mochte.
Und wenn dieser ihm sagte, er solle niemandem vertrauen, dann nahm Hobi diese Worte auch zu Herzen.
Denn obwohl er niemandem vertrauen sollte, vertraute er immer noch Kim Namjoon.
Jano jedoch schien ihm die Geschichte nicht eine einzige Sekunde lang abgekauft zu haben. Der Geschäftsmann war gut darin, Lügner zu ertappen. Und Hoseok war kein sehr begabter Lügner. Auch das, war ein Werk seines Vaters. Hoseok hatte noch nie Lügen müssen. Daddy wurde nie sauer auf Hobi.
"Hoseok", nun war es an seinem Vater die Arme vor seiner Brus zu verschränken, "Ich schenke dir so viel. Du kriegst Geld, Schmuck, Schminke und die teuersten Kleider von mir und du hast den Mut mir ins Gesicht zu lügen?"
Hoseok zuckte nicht einmal mit einer Wimper. Er hielt dem eisernen Blick seines Vaters stand. "Ich lüge nicht." Anscheinend war das nicht, was sein Vater hören wollte.
"Jung Hoseok, jetzt reicht es mit der Geheimnistuerei!" Die Stimme Janos war hart und unnachgiebig. "Ich weiß, dass jemand die Sicherehitskameras im vierten Stock ausgeschaltet hat! Und Namjoon verschwindet ganz zufällig mit den Einbrechern?!"
Hoseok trat einen Schritt nach vorne. Näher an den Mann.
"Ja."
"LÜG MICH NICHT AN!", seine donnernde Stimme hallte durch das riesige Zimmer Hoseoks. Dieser versuchte seine Angst zu vertuschen und reckte das Kinn noch höher, obwohl er immer noch höchstens das Schlüsselbein des viel Größeren anstarrte. Normalerweise brüllte sein Vater nicht mit ihm. Er wurde auch nicht sauer.
"Ich lüge nicht." Jano hob eine Hand und knallte diese gegen die Wand. Dann atmete er tief durch und schüttelte den Kopf. "Na gut. Ganz wie du willst." Der ältere Herr strich sich durch das graue Haar und würdigte Hoseok keines weiteren Blickes.
"Ich werde jetzt in mein Büro gehen und neue Wachen einstellen. Wenn du auf einmal einen Gedankenblitz hast und dich doch an irgendetwas erinnern kannst, du weißt wo du mich findest."
Hoseok antwortete nicht.
"Und deine Uhr kriegst du erst, wenn du mir sagst, was Namjoon mit all diesem Scheiß zu tun hat."
Und fast entwich Hoseok ein amüsiertes Kichern. Sein Vater ging wohl wirklich davon aus, dass Hobi Freunde mit Schmuck auf eine Stufe stellte.
Als würde eine teure Uhr Namjoons fehlende Präsenz erfüllen.
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Ein weiteres Kapitel in dieser sehr neuen Geschichte^^ Hoffentlich gefällt es euch allen so weit und wie immer könnt ihr Meinungen und weiteres gerne hierlassen! Wir freuen uns über jeden Vote und Kommentar.
Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)
1608 Wörter
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