Oh, to be a narcissist!

Make it mine - Rei Ami

"Auf jeden Fall! Ich bin mein Lieblingsthema."

5.

"Ich bin noch nicht fertig."

Hoseoks braune Augen funkelten ihm in seinem riesigen Spiegel entgegen. Der Junge hob einen durchsichtigen, glitzernden Lipgloss und zog sich den Gloss über seine herzförmige Lippen. In langsamen, präzisen Bewegungen glitt der weiche Pinsel über seinen Mund.

"Hoseok, bitte. Wir warten schon seit einer Stunde auf dich." Sein Vater klang nicht länger wütend. Eher, als wäre er kurz vorm Verzweifeln. Die leisteste Spur eines Lächelns flog über die glitzernden Lippen des Brünetten.

"Und ihr werdet euch noch eine weitere Minute gedulden können." Normalerweise war Hoseok nicht so abweisend. Nicht so egozentrisch. Selbstbewusst, ja. Aber nicht so dermaßen auf sich selbst fokussiert wie in den letzten drei Tagen.

Das Problem war nur, er konnte sich auf sonst niemanden fokussieren.

Joonie war weg.

Seinem Vater vertraute er nicht länger.

Ohne jemanden zum Reden, hatte er nur noch sich selbst.

Seine langen Finger umgriffen das rosa Puder, welches auf einer kleinen Tribüne lag. Wie schon tausende Male vorher, schraubte er das Gefäß in einer fließenden Bewegung auf. Mittlerweile sah man bereits etwas von dem metallenen Boden des Behälters. Er musste unbedingt neuen Blush einkaufen gehen.

"Jung Hoseok, du wirst jetzt diese Tür öffnen, ich dulde deine Respektlosigkeit keine Minute länger!" Nachdenklich sah Hoseok zu den drei verschiedenen Pinseln, welche er ausschlißlich für Blush benutzte. Welchen sollte er heute benutzen?

"Ich fange an zu zählen, Hoseok." Der Pinsel mit dem rosa Griff war schon äußerst hübsch, aber er war etwas zu dick um das Make-Up präzise aufzutragen. Vielleicht sollte er ja doch den Pinsel mit dem längeren, gläsernen Stiel benutzen. Dieser war etwas flacher und er konnte viel geschickter damit umgehen.

"Fünf!" Nein, doch lieber den Pinsel mit dem eingesetzten Diamantan in der Mitte. Ja, der war nicht nur hübsch sondern auch perfekt um Blush aufzutragen. Leise summend tupfte er den Pinsel in die rosa Farbpigmentierung.

"Vier!" Federzart strichen die Haare über seine hohen Wangenknochen. Kurz darauf zierte ihn bereits das perfekte Bild von einem rötlichen Schimmer. "Drei", grinsend ließ Hoseok den Pinsel fallen und griff nach einem kleineren Pinsel.

"Zwei", ganz langsam schwang er die rosa Farbe über seine Stupsnase. Er mochte rosa. Vor allem, mochte er es wenn sein Make-Up in einem Rosaton gehalten war. Wunderschön. Ein letztes Mal glitt sein Blick prüfend über seine Erscheinung.

Die Lippen schimmerten fröhlich, die Wangen glitzerten, seine Augen wurden von weißem Kajal umrandet und die Wimpern waren lang genug, um sich selbst Luft zuzufächern. Perfekt.

"Eins-" Die Tür wurde schwungvoll geöffnet. 

Breit lächelnd blickte Hoseok die Dame vor sich an und neigte den Kopf leicht zur Begrüßung. "Sie müssen dann Frau Chang sein! Es freut mich sehr sie kennen zu lernen und bitte entschuldigen sie meine Verspätung."

Die Psychologin schien eine Sekunde etwas verwirrt, alerdings hielt das nicht länger. "Hoseok. Die Freude liegt ganz meinerseits." Hobis Grinsen war breit und aufrichtig, die weißen Zähne blendeten einen förmlich. Hobi konnte praktisch spüren, wie sich sein Vater entkrampfte.

Nur weil er sich rebellisch gegenüber Jano verhielt, hieß das noch lange nicht, dass er seine Manieren verloren hatte. "Bitte, kommen sie rein", Hoseok öffnete seine Tür etwas weiter, deutete einladend auf die weiße Couch in seinem Zimmer.

Lächelnd trat Miss Chang in das perfekt aufgeräumte Zimmer und besah sich aus großen Augen die hellrosa Wände und die weißen Möbel. Jano öffnete den Mund, doch Hoseok schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

"Nehmen sie Platz", fröhlich setzte sich Hoseok auf seine Couch und betrachtete die ältere Frau aus großen Augen. Die Schwarzhaarige nahm zögerlich neben dem Teenager auf dem Sofa Platz. 

"Ich nehme an, du weißt, warum ich hier bin." Um meinem Vater alles zu erzählen, was ich ihnen anvertrauen werde, dachte Hoseok bitter. Sein Lächeln wurde noch etwas breiter. "Natürlich. Sie sind hier um über den Vorfall zu reden."

Frau Chang nickte sanft. Sie saß etwas seitlich, sodass ihre spitzen Knie auf Hoseok gerichtet waren. Hobi rückte unbewusst etwas weiter weg von der Psychologin. "Genau. Aber zu erst, wie wäre es, wenn wir etwas über dich reden, mh?"

Hobi kicherte charmant und strich sich eine lockige Strähne aus seinem Gesicht. "Auf jeden Fall! Ich bin mein Lieblingsthema", witzelte er mehr oder weniger ernst. Frau Chang jedoch stimmte nicht in sein Kichern mit ein. Sie schien tatsächlich eher besorgt als belustigt.

Klasse. 

Wahrscheinlich war sie jetzt schon davon überzeugt, dass Hobi ein Narzisst war.

"Was gibt es denn über dich zu erzählen, Hoseok?" Sich leise räuspernd überschlug der Junge seine Beine, wobei die weißen Shorts etwas hochrutschten. "Das hängt ganz davon ab, was sie über mich wissen möchten." Frau Chang war bereits fröhlich am kritzeln und deutete Hoseok stumm, fortzufahren.

Toll, sollte er jetzt etwa einfach eine Stunde lang über sich selbst reden? Er konnte sich schlimmeres vorstellen. "Also, wo fange ich an... Ich liebe es shoppen zu gehen, Karaoke zu singen, mich zu schminken und tatsächlich mag ich es zu lesen! Es schockiert immer wieder Leute, dass ich Lippenstift trage und trotzdem ein Buch aufschlagen kann."

Frau Chang blickte kurz hoch. "Woran glaubst du dass das liegt? Dass Leute überrascht davon sind, dass du liest?" Hoseok deutete wage auf sein Gesamtbild. Das frisierte Haar, die gepuderten Wangen und der pinke Hoodie. 

"Ich verwende viel Zeit um mich schön zu machen und leider existiert immer noch das Vorurteil, das man entweder intelligent oder schön ist und nicht beides." Die Psychologin summte zustimmend. "Du behauptest also von dir selbst, dass du schön bist?" 

Sollte das etwa eine Beleidigung sein.

Verwirrt kniff Hoseok beide Augenbrauen zusammen und zuckte mit den Schultern. Was sollte das denn jetzt? Wollte sie ihn wirklich so unbedingt als eingebildeter Narisst darstehen lassen?! "Schon. Ich finde mich hübsch." Und wer denn auch nicht?! Brauchte diese Frau Chang vielleicht eine Brille?! Hobi war das Bild eines lebenden Engels!

"Und obwohl du dich schön findest, sehe ich dass du viel Zeit damit verbringst dich zu schminken. Wieso das?" Das Lächeln welches auf Hoseoks Gesicht klebte wurde ein klitzekleines bisschen schmaler. Er hasste diese Fragen. 

"Ich bin schön ohne Make-Up." Er hob eine Hand und strich über sein gestyltes Haar, "Aber ich bin noch schöner mit Make-Up. Ich liebe Glitzer, ich liebe Farben und ich liebe mein Gesicht, warum also nicht die drei Sachen vereinen?"

Hoseok hörte selbst, wie narzisstisch sein Gefasel klang, doch es war ihm ziemlich egal was diese Frau von ihm hielt. Schminke stand ihm. Blumen waren immer schön, doch mit einer Schleifchen um den Strauß und einer goldenen Vase sahen sie gleich zweimal so schön aus.

So sah Hoseok sich selbst. Er war eine wunderschöne Rose, seine Klamotten und das glitzernde Puder auf seinem Gesicht waren bloß die scöne Vase und die kleine Schleifchen, welche seine natürliche Schönheit weiter unterstrichen.

"Ich verstehe." Würde sie ihm etwa nicht zustimmen? Doch tatsächlich machte Frau Chang keine Anstalten, Hobi zuzustimmen. Dachte sie etwa nicht er sei schön mit Make-Up? Die arme Frau musste wohl einmal zu oft fallen gelassen worden sein als Kind.

Etwas beleidigt verschränkte Hoseok die Arme vor seiner Brust und spielte mit dem Saum seines Oversized-Hoodies. "Bisher hast du nur positive Sachen über dich erzählt, korrekt?" Lachend schüttelte Hoseok den Kopf, "Oh nein, dass ich Karaoke mag ist definitiv nicht positiv. Fragen sie ruhig Joon, der muss sich mein Gekrächze immer anhören!"

"Joon?" Ihr Blick bohrte sich praktisch in Hoseoks Augen. Und ihm gefiel das ganz und gar nicht. Sofort wandte er den Kopf etwas nach links, starrte die hübschen Kerzen auf seinem kleinen Tisch an. "Er ist- war mein Bodyguard."

Lautes Rascheln und Gekritzel. "Ich verstehe, du meinst Kim Namjoon, richtig?" Hoseok versuchte ruhig zu wirken, doch er konnte nichts dagegen tun, dass sich sein Körper augenblicklich verspannte. Er hätte Joon nie erwähnen sollen.

"Er war auch dabei beim Einbruch, ja?" Warum war eigentlich jeder scheiß Satz der ihren Mund verließ eine Frage?! Wie unnütz war das denn, sie wusste doch bereits ganz genau, wer Kim Namjoon war! Hoseok antwortete nicht, nickte bloß zurückhaltend.

"Dein Vater meinte... Er hätte dich gerettet." Nein, Jano meinte, Joon wäre irgendwie in das Verbrechen miteingebunden gewesen. "Ja. Er hat mich aus dem Büro gezogen und ist mit mir ins Bad geflüchtet."

Frau Chang runzelte die Stirn und legte den Stift beiseite. "Das muss ein sehr schweres Thema für dich sein, nicht? Mister Jung hat mir erzählt ihr habt euch sehr nah gestanden." Hoseok schürzte unbewusst die Lippen. Er wollte nicht mit dieser Fremden über Namjoon reden. Nicht wenn er genau wusste, auf was dieses Gespräch hinaus laufen würde.

Sie wollte die Wahrheit aus ihm herausbekommen.

"Wir sind gute Freunde", seine Antwort war emotionslos. Das Grinsen hatte das erste Mal seit der angefangenen Stunde seine Lippen verlassen. "Du sprichst ihm Präsenz von ihm. Du gehst also davon aus, dass er noch lebt?"

Was fiel dieser scheiß Fotze eigentlich ein zu behaupten sein bester Freund sei nicht lebendig. "Ja. Er lebt." Seine Antwort war vielleicht etwas schnippiger als sonst. Wohlverdient. Wenn diese Frau Chang auch auf so dumme Gedanken kam.

"Warum denkst du das?" Weil Hoseok ihn aus dem Fenster springen sah und er keine Leiche in seinem Garten gefunden hatte. Entweder Joon hatte den Sturz überlebt und war weggerannt oder eine Windboe hatte ihn erfasst und weggetragen wie ein Blatt Papier. Konnte sie doch selbst entscheiden, was logischer klang.

"Er kann nicht tot sein", Hobi wurde immer kryptischer und er hatte das ungute Gefühl dass Frau Chang das auch bemerkte. "Erinnerst du dich an seine letzten Worte an dich?" Vertraue niemandem, versprich es mir. "Er sagte, ich soll mich verstecken."

"Sehr heroisch von ihm. Sich selbst den Einbrechern zu stellen und dich in Sicherheit zu bringen." Hobi nickte ruckartig. "Warum glaubst du, dass er nicht einfach mit dir ins Badezimmer gekommen ist?"

Hoseoks Hände ballten sich zu Fäusten, seine Nägel bohrten sich unsanft in seine Handballen. "Wie bitte?" Wenn er lange genug Zeit verschwenden konnte, würde diese Stunde bestimmt gleich um sein- 

"Warum glaubst du, dass er sich nicht mit dir in Sicherheit gebracht hat. Wäre das nicht logischer gewesen? Dann hätte er dich auch beschützen können, sollte jemand die Badezimmertür aufbrechen." Hobi biss sich auf seine Lippe, leckte klebrigen Lipgloss von diesen.

"Ich meine, versetzen wir usn kurz zurück in die Situation. Ihr beide werdet verfolgt von Einbrechern. Wie viele waren es noch einmal?" Hobi versuchte sich daran zu erinnern, was er seinem Vater erzählt hatte. "Zwei waren hinter uns her."

Nickend lächelte Frau Chang. "Ihr werdet verfolgt von zwei Einbrechern. Er sieht die Badezimmertür. Warum schließt er sich nicht mit dir im Bad ein, um dich beschützen zu können, sollte jemand die Tür aufbrechen?"

Hoseok bleib stumm. "Als er dich einschloß, überließ er dich schon fast deinem Schicksal. Es war doch klar, dass er nicht gegen zwei Einbrecher ankommen würde. Warum es überhaupt versuchen?"

Hobi spürte, wie sein Nagel zu schmerzen anfing. Er lockerte seine Fäuste jedoch nicht. "Ich denke, er hat sich wohl zu viel vorgenommen. Vielleicht hat er geglaubt, er könne es mit zwei Einbrechern aufnehmen. Zudem war der eine gar nicht so groß, vielleicht-"

Er realisierte erst zu spät, dass er bereits zu viel gesagt hatte.

Er wollte, dass diese Frau verschwand. Und zwar jetzt gleich. 

"Ich dachte, du könntest dich nicht mehr daran erinnern, wie sie aussahen?" Hoseok spürte, wie sein Herz ihm bis in den Hals schlug. Seine Wangen wurden immer wärmer und er hatte das Gefühl, seine Nägel rissen gleich Wunden in seine Handballen.

"Es ist mir gerade erst eingefallen." Seine Stimme war ein gebrochenes Flüstern. Er hatte ebreits zu viel gesagt. Er wollte ihr doch gar nichts erzählen. Sie hatte ihn ausgetrickst, ihn zum gedankenlosen Sprechen gebracht.

"Wie schön. Vielleicht wirst du dich ja noch an weiteres erinnern."

Noch nie in seinem Leben wollte Jung Hoseok jemandem so unbedingt die Zähne ausschlagen.

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Ach wie schön, ein weiteres Kapitel! Mir tut mein Nacken scheiß weh vom gebückten Tippen aber Melly besteht darauf, dass ich mich erst hinlegen darf, wenn ich fertig bin. Weil ich sonst einfach einschlafen werde, lmao sie hat nicht unrecht. Also damit, gute Nacht, Nachmittag, Morgen whenever ihr das lest!

Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

2038 Wörter

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