|16| Kapitel

Es waren zwei verdammte Wochen gewesen, bis Zac wieder mit seinem Training anfangen konnte.
Und in diesen 14 Tagen, die er das Bett sogut wie nie verlassen hatte, war einiges passiert.

Der Assassine streifte sich das Hemd über den Kopf und schmiss es zur Seite.
Als er sich bückte, um sein Kurzschwert aufzuheben, durchfuhr ihn der Schmerz, der genau wie die helle lange Narbe von der Verletzung übrig geblieben war.
Es wurde besser, aber noch musste Zac in diesem Moment innehalten und legte seine Hand über die Stelle.

Er atmete durch, richtete sich wieder auf und machte die Übung weiter, indem er in diagonalen Schlägen von oben und unten auf das Holzkreuz vor ihm schlug.
Zac biss die Zähne zusammen und beschleunigte die gezielten Hiebe, seine Wunde protestierte heftig, doch der gewohnte Schmerz in seinen angespannten Oberarmen erinnerte ihn daran, wie viel Training er wieder aufholen musste um seine Kondition zurück zu gewinnen und dieses Gefühl trieb ihn an.
Weiter.
Weiter.
Weiter.

"Morgen."

Zac senkte die Waffe in seinen Händen und schaute überrascht zu Kane um, der den Innenhof betrat.

Sein Freund war blass und das verwuschelte, obsidian schwarze Haar etwas länger geworden.

"Schneid dir die Haare." Zac grinste ihn an und Kane lächelte leicht und die beiden musterten einander unauffällig. "Wie geht's dir?" Fragte Zac und der andere Assassine nickte. "Ja, besser ... ich hab es jetzt geschafft. Die Sache ist erledigt."
Zac hob die Augenbrauen. "Muss ich dich jetzt Master nennen?"
"Wenn ich es will." Ein Grinsen breitete sich auf Kanes Gesicht aus und Zac lachte leise, dann schwieg er einen Moment. "Wie hast du die Sache erklärt?"
Kane kniff die dunklen Augen zusammen. "Was genau?"
"Der Komplott von Tairen."
Der schwarzhaarige Assassine verschränkte die Arme und senkte kurz den Blick. "Die halbe Wahrheit."
"Du hast also das Detail deiner adeligen Herkunft verschwiegen?" Fragte Zac nach und Kane zuckte mit den Schultern. "Eventuell."

Sie hatten das Gespräch bereits gehabt.
Kane hatte es ihm erzählt, wahrscheinlich einige Kleinigkeiten ausgelassen, aber er war ehrlich gewesen.

"Was ist mit deiner Verletzung?" Fragte Kane und deutete auf die Narbe auf Höhe seines Zwerchfells.
"Alles bestens. Sie ist so gut wie verheilt." Antwortete er schnell.
Kane legte den Kopf schief und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Zac fiel ihm ins Wort. "Also, ist das Thema jetzt erledigt und wir können endlich aufhören über Tairen zu reden. Nimm dir ein Schwert und helf mir mit dem Training."
Kane sah ihn einen Moment skeptisch an und Zac fügte schmunzelnd ein "Master." hinzu.

◀▫▶

Es war sonderbar.
Sonderbar, zu erleben, wie sein bester Freund plötzlich zum Anführer der Assassinen wurde.

Die Gespräche wären fast gegen Kane gekippt, doch er hatte in genau diesem Moment gezeigt, dass er keinen Widerspruch duldete und dies hatte ihm Respekt verschafft.
Also war es nun Kane.

Zac ging weiter durch den Wald.

Es war ein heißer Nachmittag und der Ruhe der Natur stellte der junge Assassin fest, dass alles gut ausgegangen war und ihn nichts mehr beschäftigen musste, außer ...
Außer dem Auftrag den er komplett vernachlässigt hatte.
Aber brauchte er das Geld den jetzt unbedingt? Mit Kane als Anführer, hatte er keinen Grund die Gilde zu verlassen. Er konnte den Auftrag einfach verfallen lassen ...

Er hörte einige Meter von ihm entfernt ein Geräusch. Es kam vom Waldweg.

Schnelle Schritte rannten durch den Wald und bogen querfeld ein, auf ihn zu.

"Hier geblieben!" Brüllte eine Stimme, vermutlich vom Pfad und der Mann verfolgte das fliehende Opfer.

Zac sah sich rasch um, dann lief er los. Den Schritten entgegen.
Von Sekunde zu Sekunde verstärkte sich sein schlechtes Gefühl und er beschleunigte sein Tempo, bis er durch ein Gebüsch rannte und volle Kanne mit jemanden zusammen stieß.

Die junge Frau trug ein zerfetztes gelbes Kleid, ihr schwarzes Haar war zerzaust und in ihren dunklen Augen lag ein Ausdruck der Panik.

"L-Lia? Jalia?" Zac schüttelte sie an den Schultern und suchte ihren Blick. Sie blinzelte und wich zunächst zurück, doch dann schien ihr Atem sich zu beruhigen. "Zac!" Sie umarmte ihn so plötzlich, dass der Assassine kurzzeitig perplex war, doch dann löste er sanft ihre Hände von sich und hielt sie vorsichtig fest. "Lia, was machst du hier draußen?"
Erneut erschien Angst in ihren Augen und eine Träne kullerte über ihre Wange, während ihre Atmung wieder haspelig wurde.
"Lia." Meinte er beruhigend und nun nickte sie, schloss die Augen und schluckte. "Bitte, hilf mir!"

"Wo ist die Hure? Komm raus!" Rief wieder eine aggressive, männliche Stimme und Zac machte die Umrisse von mehreren Gestalten aus, die sich durch die Büsche des Waldes schlugen.

"Warum suchen die dich?" Fragte Zac Jalia und griff nach einem Dolch.
Lia senkte den Blick und biss sich auf die Unterlippe. "Ich ... bin weg!"
"Weg?" Hackte er nach, doch sie zog ihn zur Seite, kroch unter eine Erdplatte aus Wurzeln und schob einen Vorhang aus Geäst vor sie beide.

Sie drückte sich gegen ihn und bedeutete ihm mit einem Blick aus ihren mandelförmigen braunen Augen, zu schweigen und sich ruhig zu verhalten.

Zac runzelte die Stirn und nickte leicht, dann beobachtete er still durch die Äste, wie zwei Paare Lederstiefel vor ihrem Versteck standen.

"Wo ist sie hin?" Knurrte die eine Stimme und der andere Mann brummte etwas unverständliches, dann zuckte er mit den Schultern. "Ich hab keinen Bock die zu suchen. Gehen wir in die Taverne ..."
"Die Madame hat befohlen, wir sollen sie zurück holen, also werden wir das tun!" Zischte die erste Person.

Zac warf Jalia einen Blick zu. Sie schluckte und ihre Nägel bohrten sich in seinen Oberarm, den sie umklammerte.

"Aber hier ist sie nicht." Meinte wieder der andere Mann.
"Meinetwegen. Sehen wir da hinten nach." Die Stiefel entfernten sich und Zac atmete hörbar aus, dann klopfte er sich den Dreck von der Kleidung und kletterte aus dem Versteck heraus.
Jalia blieb auf dem Boden sitzen und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht.
"Um was geht es?" Fragte der Assassine und half ihr hoch.
"Ich konnte nicht mehr ..." Jalia schüttelte den Kopf. "I-ich habe versucht wegzulaufen. Aus dem Freudenhaus."
"Was?"
Sie nickte. "Ja ... ich kriege das Geld nicht zusammen, um mich frei zu kaufen, aber Zac ... ich kann nicht mehr." Flüsterte sie und erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen. "I-ich bin einfach gerannt und ... und wenn sie mich jetzt kriegen, dann ... dann ..." sie brach plötzlich schluchzend ab und Zac starrte sie überrascht an, als sie anfing zu weinen und legte zögernd eine Hand auf ihren Rücken.
"Wieviel ist es, was dir fehlt?" Murmelte er, Jalia schloss die Augen. "Es waren 5000, sollte ich zurückkommen ... wird es mehr sein."
Zac kniff die Augen zusammen.

5000 hätte er ihr geben können.
5000 hätte er auftreiben können, aber mehr?

"Wie viel Strafgeld?" Fragte er nochmal nach und Jalia trat zurück. Ihre Arme waren schützend vor ihrer Brust verschränkt. "

Sie sah zu Boden und nannte ihm mit brüchiger Stimme den Betrag.
Zac blinzelte und starrte sie an.

Er sah das Gesicht seiner Freundin an.
Ihr schönes, dunkles Gesicht, das von blauen Flecken und Kratzern verunstaltet wurde.
Ihre zitternden Schultern, obwohl sie nun nicht mehr rennen musste.
Vorallem aber, der ängstliche Blick in ihren Augen ...

Die Zahlen wiederholte sich in seinem Hinterkopf ... immer wieder.

Und das erste woran er dachte, war der Betrag, der auf dem Zettel stand, den ihm Aset Zarne überreicht hatte, als sie ihn beauftragte hatte Nathaniel Kathrator zu töten.

Die Bezahlung deckte Jalias Schulden ab.
Das Geld, was ihm seine eigene Freiheit von der Gilde ermöglichen würde.
Oder das Geld, was Jalia schützen könnte.

"Du kannst vor ihnen nicht weglaufen, oder?" Fragte er ruhig.
Jalia sah auf. "Ich versuche es. Aber ... nein, nein die Madame wird nicht aufhören mich zu suchen, selbst wenn es nur dazu dient ..." sie drehte sich um. "Du ... musst mir helfen, sodass sie mich nicht findet! D-du kannst doch sowas, Zac! Du weißt, wie man nicht erkannt wird ... Bitte!" Stammelte sie unbeholfen und Zac schwieg.

Sie würden sie finden und je länger sie sich verstecken würde, desto größer wäre die Bestrafung.
Kurtisanen leben von ihrem Aussehen, würde die Madame Jalia entstellen, dann hätte das Mädchen keine Möglichkeit mehr, das Geld aufzutreiben.

Zac versuchte dieses blutige Bild aus seinem Kopf zu vertreiben. Jalias Gesicht entstellt, durch eine lange Narbe oder ein fehlendes Ohr ... ihm wurde schlecht. Der Assassine hat schlimmes gesehen, weitaus schlimmere Entstellungen, Foltermethoden aber sich eben diese an seiner Freundin vorzustellen ...

"Ich zahle deine Schulden!"

Sie fuhr mit aufgerissenen Augen herum. "Was? Nein!"
"Ich habe es entschieden, Lia. Ich werde den Betrag haben, wenn ich einen bestimmten Auftrag beende."
"Das ist zu viel Geld, Zac!" Protestierte sie heftig.
"Ich bekomme viel Geld. Und mit Kane als Master -- Nein, das klingt falsch, als Anführer, -- überlebe ich ein paar weitere Jahre. Ich habe keine Eile mehr, du schon."

Er sagte nicht, dass der Betrag ihn von den Schulden erlassen würde.

Denn in diesem Moment veränderte sich etwas in Jalias Blick.
Aus der Unsicherheit und Angst wurde Hoffnung.

Sie holte tief Luft. "Wie kann ich das wieder gut machen?"
Zac lächelte nur und zuckte mit den Schultern. "Ich werde mir was einfallen lassen."
Jalias Fassade fiel und sie schlang die Arme um seinen Hals. "Danke." Hauchte sie und er erwiderte ihre Umarmung.
"Ich begleite dich zurück und rede mit der Madame, um den Deal zu machen. Wir sagen hierbei, handele es sich um ein Missverständnis." Meinte Zac und während er dicht hinter Jalia in Richtung Stadt ging, dachte er daran, wie er den Auftrag wieder aufnehmen würde.

Doch mit diesem neuen Ziel, Jalia, würde er nicht mehr länger zögern.
Prinz Nathaniel Kathrator würde noch diese Woche sterben.

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Es ist spät. Ich schau American Football und bin müde.
Aaber mit diesem Kapitel sind wir wieder zurück zur Main-Handlung und es wird endlich mal ernst😊🎭
- liebe grüße und entschuldigt die vielen Grammatik, Lame und Seltsamen Fehler die man in diesen Kapitel vorfinden kann ...
👋Evaa

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