|13| Kapitel

Zac stand an an einem Becken in der Schlossküche und versuchte das frische Blut von seinem Ärmel zu schrubben.

Ria stand mit verschränkten Armen im Türrahmen und wartete ab. Sie ließ ihn nicht gehen, bis er nicht mehr ausaah, als hätte er gerade jemanden mitten auf dem Ball erstochen, hatte sie ihm gesagt. Zac fand das natürlich übertrieben.

"Inzwischen haben sie Miguels Leiche sicher gefunden." Meinte sie nachdenklich und Zac sah für einen Moment auf. "Na und? Dann können wir jetzt ja genauso gut verschwinden und zu Kane!"
"Warte."

Wie schaffte sie es, dass ihre Stimme noch immer so ruhig klang?

Der Assassine holte Luft und versuchte möglichst gelassen zu antworten. "Ria, wenn die Wachen nun nach den Gästen sehen, werden sie feststellen, dass 'Lord Sebastian' von irgendwas, sich nicht unter ihnen befindet. Dann werden sie bemerken, dass es sich bei dem Toten um einen Assassinen handelt. Sie werden sich fragen, wer kann einen Assassinen erledigen und wo ist denn Lord Sebastian ... die Prinzessin wird zugeben, dass sie mich kennt allerdings unter einem anderen Namen und so weiter ... verstehst du, auf was das hinausläuft?" Erklärte er schnell und hob die Augenbrauen, als er zu Ende gesprochen hatte.
Sie zuckte mit den Schultern. "Wenn du jetzt verschwindest, werden sie erst recht denken, dass du ihn getötet hast."

Nun schwieg er und überlegte. "Ich muss wieder in den Ballsaal ... sie müssen mich nur sehen und dann kann ich abhauen und zu Kane."
Ria lehnte sich an die Wand und legte den Kopf schief. "Wie stellst du dir vor, soll das alles klappen?"
"Ich stell mir gar nichts vor. Ich mach's einfach."
"Unterschätz die Wachen hier im Schloß nicht, Zac. Es sind nicht alle solche Dumpfbacken, wie die Gardisten, die du beschattet hast."
"Ja, ja ..." er drängte sich an ihr vorbei. Kaum hatte er den Gang hinter sich gelassen, stieß Ria einen Schrei aus. "Hilfe! Ein Mann hat versucht mich zu vergewaltigen! Hilfe!"

Zac verdrehte die Augen. Natürlich, versuchte sie erst, ihre eigene Haut zu retten.

Er rannte die Treppen wieder hoch und sah sich um.
Das Orchester spielte noch immer, doch es war deutlich stiller als vorher, als Zac auf die Hintertür des Ballsaals trat und dann erstarrt stehen blieb.

Zwei Dutzend Wachen waren ihm zugewandt und hielten ihre Hellebarden auf ihn gerichtet.

"Oh." Er musterte sie und sah an ihnen vorbei.
Die Gäste des Balls standen alle in einer Ecke, bis auf die Königsfamilie, die wurde bereits in Sicherheit gebracht, um sie vor dem blutrünstigen Assassinen zu retten, der sich irgendwie Zugang zu ihrem ach so schönen Ball beschafft hatte.
"Ihr seit festgenommen!" Donnerte die Stimme eines breiten Mannes um die 50, der zwischen den Wachen stand.
"Ich?" Zac tippte mit seinem Finger auf seine Brust und sah den Kerl möglichst verwirrt an.
"Nehmt Eure Hände hoch, so dass wir erkennen können, dass ihr unbewaffnet seit!" Befahl er und mit einem Lächeln folgte Zac der Anweisung und drehte sich nochmal im Kreis. "Gut, so? Seht Ihr meine Hände, MyLord? Soll ich noch tanzen oder gleich die Hose runter ziehen? Es lohnt sich, versprochen."
"Klappe halten, Assassine."
"Oh, Assassine? Assa- was?" Zac drehte sich wieder zu dem Anführer der Wachen und täuschte einen schwankenden Gang an, als er einen Schritt auf ihn zu machte. "Keine Ahnung wovon Ihr sprecht, mein Freund." Lallte er und deutete mit der Hand auf die Tür. "Kann ich jetzt wieder gehen ... ich sollte nur zwei Gläser Champagner holen, eeehrlich." Er grinste und blieb in der Besoffenen Rolle.
"Für wen? Wer kann das bezeugen?"
Zacs Blick huschte zu den Gästen.

Die rothaarige Frau Ende Dreißig hatte er vorhin mit ihrem Ehemann beobachtet und sich glücklicherweise den Namen gemerkt.

"Na für sie!" Er deutete durch den ganzen Raum auf die Lady, die überrascht nach Luft schnappte. "Das ist nicht wahr!" Protestierte sie sofort und wandte sich ihrem Gatten zu.
"Aaah, das klang aber vorhin in der Besenkammer noch anders, Marilyn." Er grinste sie breit an und die Wachen senkten langsam mit genervten Blick ihre Waffen.

"E-er lügt! Ich würde niemals meinen Mann betrügen."

Die anderen Gäste hörten nun amüsiert zu und schienen sich immer weniger für die Gefahr des Attentäters zu interessieren.

"Marilyn!" Rief Zac jetzt aufgebracht. "Ich dachte du würdest mich lieben und deine Gefühle für mich wären echt! Wie sehr ich mich in dir getäuscht habe!"
"Was erlaubt Ihr Euch?!"
Zac konnte nun aus dem Kreis der Wachen treten, die ihn umzingelt hatten und er ging auf die Lady zu. Beziehungsweise, das hohe Fenster, unter dem die Burgmauer stand.
"So fühlt es sich also an, wenn einem das Herz gebrochen wird!" Fuhr er fort und schüttelte den Kopf. "Erst raubst du es mir, so dass ich nur noch an dich denken muss, dann brichst du es in tausend kleine Stücke! Ich kann es nicht fassen ... du sagtest doch eben noch, es würde nichts außer uns beiden geben! Du sagtest, dein Verlangen wäre ungestillt und nur ich könnte dich nun mehr retten ... all diese Worte, waren also nicht mehr, als eine Lüge? Oh, Marilyn! Und doch, kann ich nicht anders ... ich liebe dich!" Er blieb bei dem Fenster stehen. "Also, Marilyn ... Schönen Abend noch und äh, viel Vergnügen mit dem Greis da." Er winkte ihrem Ehemann zu und bevor die Wachen ihn aufhalten konnten, sprang er mit der Schulter voran durch das dünne Glas. Es zersplitterte und Zac flog eine Sekunden in der Luft, dann konnte er sich an den Zinnen festhalten, auf die Mauer ziehen und flüchten.

◀🔴▶

Ria wartete mit zwei Pferden in hinterm Tor und mit einem weiteren Sprung kam er auch darüber und schwang sich neben ihr auf das Tier.

"Was hat denn da so lange gedauert?"
"Hm ... 'Liebe und Sünde'."
Ria runzelte die Stirn. "Du liest diese Sex-Romane?"
"Nein ... du etwa?"
"Nein!"
Sie warf ihm einen hektischen Blick zu und Zac schmunzelte kurz. "Okay, ich sage es Kane nicht, wenn wir jetzt endlich zu ihm reiten!"
Damit war sie einverstanden und die beiden Assassinen galoppierten in Richtung Wald.

Zac beugte sich etwas vor und sah sich um. Der Wind wehte die Blätter von den Bäumen und bedeckte den Boden mit dem ersten Laub des Herbst.
Die Hufe der Pferde stapften in eiligen Schritten durch den Matsch, als sie den Hügel erreichten auf dem die Kapelle stand, von der Miguel berichtet hatte.
Zac rutschte aus dem Sattel und ließ das Pferd stehen, dann rannte er hinauf zu dem kleinen Gebäude.

"Zac, warte!" Rief Ria warnend, doch der junge Assassin stürmte bereits durch die Tür und blieb dann stehen. "Kane?!" Fragte er laut und kniff die Augen zusammen, als niemand dort war.
Die Bänke der Kapelle waren morsch und die Farbe blätterte bereits von den Wänden.
Es schien als würde niemand da sein und Zac ballte die Hände zu Fäusten.

Miguel hatte gelogen!

Er wollte sich umdrehen und setzte zum Schritt auf die knarzenden Holzdielen an, um zur Tür hinausgehen, aber genau da hörte er ein Geräusch.

Ein gedämpftes Murmeln ... wie unter einem Knebel ... dazu kamen leise Schritte.

Zac zögerte noch für einen Moment, doch da ...

"ZAC!" Brüllte plötzlich Kanes Stimme, sie klang heiser und doch bestand kein Zweifel.
"Verdammt, Kane!" Sofort fuhr er herum und suchte nach einem Zugang. Der Assassine wollte die Dielen vom losen und bröckeligen Paket hochreißen, da schoss plötzlich die feine Klinge eines Degens zwischen den Rissen im Boden hervor und bohrte sich genau durch seinen Fuß!

Zac schrie vor Schmerz und Überraschung auf, dann geschahen viele Dinge aufeinmal.
Eine Luke im Boden wurde aufgerissen und Tairen Kesar stürmte eine die verborgene Treppe hoch, seinen Degen in der Hand.
Ria kam angerannt, als sie ihn schreien hörte, wurde aber von Phil aufgehalten, der sich ihr in den Weg stellte.
Tairen attackierte Zac und wollte ihn wegdrängen, doch der junge Assassin schaffte es mit einem Tritt sich der Offensive des Anführers zu entgehen und auf die Treppe zu zu rennen. Tairen griff ihn von hinten an und schubste Zac nach unten, sprang selbst hinterher, holte dabei aus und rammte den Degen in Zacs, zur Abwehr erhobenen, Arm.

Das Metall schnitt seinen Oberarm und seine Muskeln verkrampften sich für einen Moment.

Tairen verpasste ihm noch einen Tritt und Zac fiel nun auch die letzten Stufen herab, sodass er auf dem kalten Steinboden landete.

Er hob nur leicht den Blick, da erkannte er Kane.
Warum war um ihn herum alles rot? Oder sah er bereits nur noch verschwommen.

Sein Freund lehnte mit dem Rücken an der Wand und hatte den Kopf nach hinten gelegt.
Er drehte lediglich leicht den Kopf zur Seite, um ihn anzusehen.

Sein Gesicht sah schrecklich aus. Doch das schockierende war der Blick in Kanes Augen. Bittend, flehend, jedoch nicht, um ihn zu retten, nein, er wollte das Zac wieder abhaute und sich in Sicherheit brachte.

"Kane?" Er blinzelte und erwiderte seinen Blick erschüttert, zumindest bis Tairen auf der letzten Stufe der Treppe stand und die Arme verschränkte und mit einem nachdenklichen Ausdruck in den Augen verkündete.

"Nun, das war alles nicht so geplant."











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