|11| Kapitel

Der Assassine betrat den Ballsaal über einen Nebeneingang.

Mit seiner gefälschten Einladung und der ebenso unechten Identität war er überraschend leicht in den Palast gekommen, jedoch wollte Lord Sebastian Achola of Delivus sein Glück nicht überstrapazieren indem er sich ausrufen ließ.

Nun stand Zac am Rand des prunkvollen Ballsaals und sah sich aufmerksam um.

Er war etwas verspätet und hatte somit den sicher sehr dramatischen Auftritt der königlichen Familie verpasst.
Nun saßen die Kathrators an einer erhöhten Tafel und speisten hoheitsvoll, während die anderen Gäste bereits tanzten oder der Musik des Streichquartetts lauschten.
Vereinzelt nahmen sich manche auch noch eine Kleinigkeit von dem öffentlichen Buffet unter der Tafel.

Zacs Blick musterte die Königsfamilie. In der Mitte saß natürlich der König und nippte an einem Krug.
Neben ihm, die Königin Jamena. Sie hatte ein adrettes Lächeln aufgesetzt während sie dem Treiben auf der Tanzfläche zusah.
Zu den Rechten des Königs, saß Nathaniel Kathrator.

Ihn sah sich Zac genauer an.

Der Kronprinz war jünger als er, wahrscheinlich 20 Jahre alt.
Sein Haar war blond und ordentlich geschnitten und frisiert.
Sein Gesicht war gut aussehend, doch Zac fand er sah einfach aus, wie ein langweiliger Bilderbuch-Prinz.
Er war auch nicht besonders muskulös, sondern eher groß und schlank.
Der Assassine sah ihn eher als Bogenschütze, anstatt als Nahkämpfer.

Doch er sagte sich selbst, dass er ihn nicht unterschätzen sollte.

Neben dem Prinzen saß noch einer kleiner Junge und ein etwas älterer Kerl mit dunklen Haar, der aber ebenfalls edel gekleidet war.
Auf der anderen Seite der Tafel saß Helena Kathrator zwischen  ihrer Mutter, der Königin, und einem Mädchen im Alter von 14. Sowie, eine ganz Kleine mit dunklen Zöpfen. Ganz am Rand saß noch eine Frau, vielleicht um die 30, in einem schwarzen Kleid und sah schweigend auf ihr Essen.

Er prägte sich alle Gesichter ein, dann setzte er sich in Bewegung und belud seinen Teller mit verschiedenen Köstlichkeiten.
Er steuerte bewusst auf eine Schale Oliven zu, denn diese stand unterhalb der Höhe von Helenas Platz an der Tafel.
Er ließ sich extra viel Zeit und provozierte so ihre Aufmerksamkeit, denn tatsächlich senkte sie den Blick und sah zu dem Mann, der an den Oliven rumhing.

Zac sah auf und lächelte, als sie ihn überrascht ansah.

Er zwinkerte ihr zu und Helena lief rot an, dann rutschte sie unruhig auf ihrem Stuhl herum.
Jetzt verließ er das Buffet, lehnte sich an eine Säule und begann die verschiedenen Sachen zu probieren, als plötzlich jemand neben ihn trat.
"Sebastian."

Ria Azmar trug ein unauffälliges graues Ballkleid, was zwar hübsch aussah aber nicht gerade ein Blickfang darbot.

"Und wie soll ich dich nennen?"
Die Assassinin zog lediglich die Augenbrauen hoch und räusperte sich dann. "Kane ist verschwunden."
"Ich weiß." Meinte Zac knapp und sah sich kurz um.
"Ich mache mir Sorgen." Gab sie zu und Zac schaute Ria von der Seite an. "Seit ihr denn zusammen?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich mag ihn."
"Ihr schlaft miteinander?"
"Wie gesagt." Sagte sie nur darauf und trank einen Schluck Wein.
"Und was sollen wir tun?" Fragte Zac.
"Ich suche ihn."
"Warum bist du dann hier?"
Ria senkte den Blick. "Miguel ist hier. Ich werde mir von ihm sagen lassen, wo Kane ist."
"Was?"
Sie zuckte mit den Schultern. "Ich werde es aussehen lassen, als wäre er aufgeflogen."

Zac stellte seinen Teller auf dem Fenstersims ab und verschränkte die Arme.
Das gefiel ihm alles nicht.
Assassinen gegen Assassinen?
Wohin sollte das führen?

"Lass mich wissen, wenn du Antworten hast." Meinte er bloß und sie nickte, dann verließ sie den Saal und Zac sah ihr nachdenklich nach.

"Eine Freundin von dir?"

Zac drehte sich Helena um.
"Eher eine alte Bekannte." Er lächelte ihr zu und die Prinzessin blinzelte nun. "Hm ... W-was tust du hier, Zac?"
Er zog die Augenbrauen hoch und runzelte dann die Stirn, als wäre seine Antwort selbstverständlich. "Ich wurde eingeladen."
"Wirklich?" Sie sah ihn überrascht an. Zac nickte und nahm zwei Becher Wein einem vorbeigehenden Diener ab uns reichte Helena einen.
Sie schien noch kurz etwas unsicher zu sein, doch der Assassine hatte bereits damit gerechnet. "Du siehst übrigens bezaubernde aus, Helena." Er warf einen Blick in den Becher Wein und hob ihn dann. "Prost."
"Chears." Erwiderte sie und stieß mit ihm an.
Zac nahm einen Schluck und sah sich um. Sein Blick glitt zu der Tafel der Königsfamilie.
Nur noch König und Königin saßen dort, ohne sich zu unterhalten.

"Hast du nun frei von den königlichen Gepflogenheiten?" Fragte er und sie verdrehte die Augen. "Hab ich eigentlich nie, aber wenigsten kann ich mich unter die normalen Menschen mischen."
"Normale, abgehobene Adelige. Ich verstehe." Stimmte er sarkastisch zu und sie kniff die Augen zusammen. "Machst du dich über mich lustig?"
"Das würde ich niemals wagen." Er grinste und sie schmunzelte erst, dann musste sie lachen und Zac musterte sie dabei amüsiert.

Helena trug ihr blondes Haar nach hinten geflochten und sie hatte ein Kleid an, von der Farbe eines kräftigen Orange. Ihre Ärmel waren von weißer Spitze und zarten Verzierungen.

"Helena, ich hab dich aus den Augen verloren."

Zacs Kopf fuhr herum, als eine männliche Gestalt auf die Prinzessin zukam.

Es war Nathaniel Kathrator.

"Nath, tut mir leid." Helena lächelte und zog ihren Bruder heran. "Ich musste sofort zu Zac, als ich ihn entdeckt habe."
Der Assassine erstarrte einen Moment, doch dann lächelte er seine Zielperson an.
Die Prinzessin strahlte förmlich, als sie Zac ihrem Bruder vorstellte.
"Nath, also das ist Zac, der von dem ich dir erzählt habe."
Der Kronprinz zog die Augenbrauen zusammen, dann hielt er ihm die Hand entgegen und Zac schüttelte sie höflich.
"Freut mich sehr, Eure Hoheit." Sagte er zu ihm und Nathaniel lächelte leicht. "Bitte, so müsst Ihr mich nicht nennen. Schließlich, seit Ihr ein Freund meiner Schwester. Ich bin sehr erfreut, Euch kennen zu lernen."
Zac grinste und nickte ihm zu.
"Nun, Zac. Das ist die Abkürzung von Zachary oder?" Der Assassine lächelte. "Richtig."
Der Prinz runzelte leicht die Stirn. "Und wie lautet Euer voller Name? Vielleicht ist die Krone ja mit Eurer Familie bekannt."
Zacs Blick huschte zu Helena die nachdenklich zu ihrem Bruder sah.
"Also, das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Ich stamme nicht von hier."
Nathaniel zog die dunklen Augenbrauen hoch. "Ach nein? Woher kommt Ihr denn?"
Die Kiefer des Assassinen malmten, doch er blieb freundlich.
Er wollte es zumindest, denn als er ansetzte, wurde er unterbrochen. "Nun, ...-"

"Wen haben wir denn da? Verzeiht Hoheiten."

Miguel.

Der junge Assassine stand plötzlich neben Zac und verbeugte sich vor Helena und Nathaniel.

"Erlaubt Ihr mir, ein Wort mit meinem Freund zu wechseln?" Fragte Miguel untertänigst und Helena neigte mit einem höflichen Lächeln den Kopf. "Natürlich, Sire."

Zac konnte nichts sagen, er war zusehr damit beschäftigt, Miguel nicht zu schlagen.

"Danke. Zachary, alter Freund, begleitest du mich mit raus?" Fragte der Assassine und nun verzogen sich Zacs Mundwinkel zu einem gezwungenen Lächeln. "Ja, sicher. Entschuldige mich, Helena. Prinz Nathaniel."

Er drehte sich um und lief schweigend neben Miguel her, bis sie den Ballsaal durch einen Hintergang verlassen hatten.

Sobald sie um die Ecke gebogen waren, stieß Zac Miguel an die Wand und hielt ihm die versteckte Klinge in seiner Armschiene an den Hals.
"Was soll das? Wo ist Ria?"
Miguel schnappte nach Luft, dann schüttelte er den Kopf. "R-Ria? Sie ist hier? Ich weiß nichts von ihr!"
"Was wolltest du dann von mir?" Fuhr er ihn an.
"Ich hab dich gesehen ... ich soll dir etwas ausrichten!" Miguels Augen waren geweitet. Zac bleckte die Zähne
und drückte die Klinge gegen seine Haut, die an der Stelle aufplatzte.
"Und von wem?"
"Tairen! Von Tairen! Bitte, lass mich los."
Ein dünnes Blutrinsal ran seinen Hals hinunter und färbte den Kragen des weißen Hemdes rot.
"Sag es doch einfach, dann entscheide ich!"
Miguel nickte eifrig. "Ja ... er sagte mir, er wüsste wo Kane ist und ich sollte es dir sagen."
"Und zwar?"
"Die alte Kapelle an der Klippe!"
Zac runzelte die Stirn. "Was? Was will er dort?"
Miguel schluckte. "Ich weiß es nicht!"

"Es ist eine Falle."
Ria stürmte eine Treppe hinunter und deutete auf Miguel. "Tairen stellt uns eine Falle."
"Woher weißt du das?" Fragte Zac sie.
Ria stemmte die Hände an die Taille. "Phil. Er und Miguel sind gemeinsam hier. Nimm ihm die Heul-Nummer nicht ab, Zac."
Der Assassine nickte langsam und sah Miguel wieder an. "Ist das wahr?"
Er Rothaarige rümpfte die Nase. "Fick dich."
Zac wechselte einen Blick mit Ria, dann holte er aus und rammte die Klinge durch Miguels Hals.
Gurgelnd sackte er zu Boden und erstickte an seinem eigenen Blut.

Ria musterte den toten Assassine skeptisch. "Scheiße. Und was jetzt?"


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