Kapitel 23
Irgendwie hatte Felix einen Monat durchgestanden. Es war die Hölle für ihn. „Ist alles okay?", fragte Chan, als Felix bei ihm im Producerraum saß. „Die Hormone gehen mit mir durch", sagte er. Chan drückte Felix an sich und strich sanft über seinen schwangeren Bauch. Die Berührungen verursachten Angst in Felix. „Es tut mir Leid, dass ich nicht oft bei euch sein kann. Ich hab gerade sehr viel Arbeit zu tun." Euch. Grauenhafte Gänsehaut breitete sich rasend schnell auf Felix Körper aus. Er war so müde, verdammt müde. In der letzten Woche hatte er kaum geschlafen. Immer wieder musste er an dieses verdammte Baby in seinem Bauch denken, welches er nicht los bekommt. Wenn er das Geld für eine Abtreibung nicht herbekam, dann müsste er das Baby selber töten. Ja, er wird das Baby selber töten. Chan lächelte ihn an. „Also Kleines, ich muss dann wieder arbeiten. Leider." So sehr er gerne mit seinen Freund Zeit verbringen wollte, so durfte er seine Arbeit als Producer nicht vernachlässigen. Felix war es recht. Er hatte eh andere Pläne.
Jeder wusste, dass man während der Schwangerschaft keinen Alkohol trinken durfte, um dem Kind nicht zu schaden. Genau das hatte Felix jetzt vor. Er verließ das Entertainment, suchte den nächstbesten Supermarkt und schlenderte durch die Alkoholabteilung. „Siehst du was ich hier mache, Drecksding?", flüsterte er zu dem ungeborenen Baby in seinem Bauch. Felix nahm eine hochprozentige, durchsichtiger Flüssigkeit aus dem Regal und lief damit zur Kasse. Seine Mutter hatte ihn ein wenig Geld gegeben, damit er sich Essen kaufen konnte. Das wird er schön für Alkohol ausgeben. Bald wird das Ding in ihm sterben. Dann war Felix erlöst. An der Kasse schaute ihm der Kassierer komisch an, war es nicht gewohnt, dass so ein junger Mann um die Uhrzeit Alkohol einkaufte. „Abschlussfeier", antwortete Felix, nachdem der fragende Blick aus dem Gesicht des Mannes nicht verschwand. Daraufhin sagte der Kassierer ein schnelles "Achso."
Mit der Flasche Alkohol in der Hand lief Felix aus dem Supermarkt und öffnete sofort die Flasche, nachdem er draußen war. Ihm war es egal, ob jemand in ihr auf offener Straße beim Trinken sah. Hauptsache er war dem Schritt näher, wieder der einzig lebende Organismus in seinem Körper zu sein. Der Alkohol schmeckte widerlich und Felix hätte ihn am liebsten rausgekotzt, aber er trank weiter und weiter, bis er die ganze Flasche ausgeext hatte. Erst dann lies er die Flasche sinken. Der Alkohol wirkte sofort: Seine Welt fing an sich zu drehen. Wahrlich hatte Felix keinen milden Alkohol gewählt, das würde dem Ding kaum schaden. Nur der harte Alkohol würde die Zellen dieses Kindes in ihm zerstören. Ein Schritt nach vorne, die Welt drehte sich noch mehr. Felix stützte sich an der Hauswand. Sein Kopf war so schwer, als würde er gefüllt mit dicht zusammengeknüllter Watte sein. Er stürzte sich in Betrunkenheit. Vor allem auf seinen leeren Magen war die Wirkung intensiver. Weiter lief er die Straße hinab.
Menschen starrten ihn an, doch Felix hatte keinen Kopf für die Blicke. Seine Augen nur nach vorne gerichtet, während alles in ihm sich drehte. „Hey, bist du okay?", fragte ein junger Mann, als er Felix torkelnd über die Straße lief, als würde er gleich zusammenbrechen. Felix drehte den Kopf, blinzelte müde. „J-Ja", stammelte er und lief weiter. Mit jedem Schritt wurde es schlimmer und Felix spürte ein Rumoren in seinem Magen. Er musste brechen. Felix suchte einen Mülleimer, fand aber keinen, also erbrach er auf dem Gehweg. Er sackte zu Boden, das gelbe Erbrochene vor ihm, dampfend warm, sein Kopf nur ein paar Meter davon zu Boden gehend. Das letzte was er sah, waren Beinpaare, die auf ihn zu rannten. Felix schloss die Augen.
Als er aufwachte, lag er in einem weißen Raum. Seine Mutter stand an seinem Bett. Ihre Augen waren verweint, eine schimmernde Schicht Tränen auf ihren Wangen. „Felix! Was machst du für Sachen?!" Sie beugte sich zu ihm runter und nahm seine kleine Hand in seine, drückte sie fest. „Ich...wo bin ich hier?", fragte er. Seine Kehle war trocken als würde er tagelang durch die Wüste gelaufen sein. „Kann ich etwas zu trinken bekommen?", fragte er ebenfalls. Seine Mutter gab ihm ein Glas Wasser, das neben ihm auf einem Nachtkästchen stand. Felix nahm es dankend zu sich und trank einen Schluck davon. Kühles Nass rann ihm die ausgedörrte Kehle runter. „Du bist im Krankenhaus, Schatz. Chan kommt auch gleich. Kannst du mir sagen, wieso du dich sturzbesoffen hast? In deinem Blut hat man sehr viel Alkohol gefunden." Felix trank noch mehr. Er fühlte sich müde. So müde. Da half der Schlaf nicht, den die Bewusstlosigkeit mit sich gebracht hatte. Felix hatte das Gefühl, als könnte er vierundzwanzig Stunden schlafen. Bestimmt war dieses Monster in ihm dafür zuständig. Ach ja, war es noch am Leben? Felix hoffte nicht. „Ich hab meine Freiheit gefeiert, Mom. Hab es wohl übertrieben", sagte Felix mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen. „Es tut mir Leid. Kommt nicht wieder vor."
Chan kam sofort reingestürzt. Er hatte seine Jacke nicht ganz angezogen, sie hing ihm halb über den Oberkörper. Seine Brust hob und senkte sich rasch, als würde er gerade einen Marathon gelaufen haben. „Felix! Geht es dir gut? Geht es dem-"
„Können wir lieber alleine reden?", mischte sich Felix ein. Er wusste, dass Chan von dem Baby sprechen wollte, aber er konnte nicht in Gegenwart seiner Mutter darüber reden. „Mom? Kannst du für eine Minute draußen warten?" Seine Mutter nickte und lies die beiden alleine. Sofort trat Chan an Felix Bett. „Sag mal spinnst du?! Du besaufst dich?! Ja, deine Mutter hat es mir erzählt. Scheiße Felix, du kannst damit unser Baby töten!" Felix schaute weg. Bloß nicht in Chans sorgenvolles Gesicht schauen. „Weiß meine Mutter von...dem Baby?", fragte er nur. „Nein. Das ist eine Sache, die du ihr erzählen musst." Felix war Chan dankbar, dass er ihm die Entscheidung darüber lies. Es wäre schrecklich, wenn seine Mutter jetzt schon davon wusste.
Ik, ik Felix hätte das Baby wegen seinem Vollrausch verloren, aber ich hab es nicht übers Herz gebracht :(
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