Kapitel 10

Er vergrub sein Gesicht in die Hände und weinte. Schluchzte, weil er sich so einsam fühlte. So allein. Chan war nicht weit gelaufen. Eigentlich hatte er sich kein Stück wegbewegt, denn auch wenn er gehen sollte, konnte er einfach nicht. Er wollte Felix Gesang hören. Immer wieder. Jetzt aber weinte Felix und Chans Herz zog sich zusammen. Am liebsten wollte er zu Felix und ihn trösten, ihn in den Arm nehmen und fragen, was passiert war, was ihn so verdammt ängstlich gemacht hatte, aber Felix wollte ihn nicht sehen. Felix Weinen wurde intensiver und dann konnte Chan nicht mehr ruhig stehen bleiben. Er öffnete die Tür und schloss sie hinter sich. „Hey Felix...", sagte er sanft. Felix stand da und weinte. Sein Körper bebte. Eine Ballade voller Schmerz. Vorsichtig näherte Chan den orangehaarigen Jungen. „Was ist passiert?" Felix blickte nach oben und drehte den Kopf zu Chan. Noch nie hatte Chan so eine Trauer gesehen. In keinem anderen Menschen. „Ich....fühle mich so einsam....", schluchzte er hinter all den Tränen, die er weinte. „Und ich hab Angst..." Chan musterte ihn traurig. Felix lief ein paar Schritte nach hinten, um den Abstand zwischen Chan und ihm größer zu machen. „Ich hab Angst...dass das alles nochmal passiert....."

„Willst du mir erzählen, was passiert ist? Felix, ich werde dir nichts antun. Ich verspreche es dir. Du kannst dich in die hinterste Ecke verkriechen. Ich werde dir nicht näher kommen, okay? Du bist nicht alleine, okay? Ich bin bei dir..." Felix wischte sich die Tränen aus den Augen und lief zur Wand und setzte sich auf den Boden hin. Die Arme um seine Knie umschlungen. „Können... können wir nicht drüber sprechen, bitte?....Bleib...bleib einfach hier bei mir okay?" Felix konnte nicht glauben, dass er das wirklich ausgesprochen hatte aber es war wirklich so. Seit Chan hier im Raum war, wurde seine Einsamkeit ein wenig schwächer, als würde Chan sie nehmen. „Ja, klar. Ich bleibe hier. Small Talk...Hm...wie geht sowas überhaupt?" Chan lachte leicht. „Keine Ahnung....erzähl irgendwas.....", sagte Felix leise. Chan setzte sich an der gegenüberstehende Wand hin. „Okay...dann erzähle ich ein bisschen von mir. Alsoooo ich hab am 03.10. Geburtstag und bin in Australien geboren." Chan kam also auch aus Australien. „Ich.....ich bin in Sydney geboren...", sagte Felix leise.

„Ohh really? G'day mate. How was your brekkie? Mine was good!" Chan lachte wieder und irgendwie beruhigte es Felix. „I had some bekkies and an avo". Felix lächelte leicht. „Oh an Avo? That is awesome!"

Für eine Weile unterhielten sie sich beide auf englisch und Felix verlor im Laufe des Gespräches mehr von seiner Angst. Chan war ein total netter Mensch. „What's the time?", fragte Felix. „That's a good question. Okay warte. Shit, es ist fast sieben Uhr morgens. Ich sollte eigentlich an meinen Tracks schreiben!" Felix verlor den Atem. Er musste schon längst zurück im Keller sein. Das Gebäude wird sich mit Leuten füllen. „No....no...bitte sag nicht dass es wirklich so spät ist." Chan checkte sein Handy. „Doch...wieso bist du so panisch? Ist alles okay?" Felix stand auf. „Nein, nichts ist okay! Ich muss schnell nach Hause."

„Soll ich dich irgendwie nach Hause bringen? Wo wohnst du denn, wenn ich fragen darf? Ich kann dir auch eine Busfahrkarte kaufen oder so...also falls du eine brauchst." Felix schaute bedrückt auf den Boden. „Nicht nötig...ich wohne hier...besser gesagt im Keller." Chan riss die Augen auf. „Was?"

„Könntest du....mich begleiten? Ich hab Angst......alleine..."

 „Sicher."

 Die beiden machten sich auf den Weg. Sie liefen an Menschen vorbei und Felix spürte nur noch Angst. Dann waren sie aber am Keller und Felix bedankte sich. „Könntest du....in vier Tagen wieder.....zum Musikraum kommen?"

Chan bejahte und verabschiedete sich von Felix, der sofort in den Keller verschwand. Felix lebte im Keller? Wie traurig war das denn? Chan sorgte sich um ihn. Er wird Felix zum Lächeln bringen. Das nahm er sich fest vor, während er zurück zu den Produrcerräumen lief. Eigentlich würde er jetzt ein Kaffee brauchen, weil er die Nacht wieder durchgemacht hatte, aber irgendwie fühlte er sich nach dem Gespräch mit Felix sehr lebendig. 

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