Genya + Alina ☀️ Rot steht dir gut [1]

FANDOM: Shadow & Bone
SHIP: Genya Safin & Alina Starkov


‼️TW: Thematik sexueller Missbrauch‼️

POV: GENYA

Du hast mich nicht ruiniert.
Du nicht.

Meine Mundwinkel zuckten. Schnell wandte ich den Blick ab. Tränen der Erleichterung brannten in meinen Augen. Eilig nahm ich die Wasserkaraffe zur Hand und schenkte dem schwerfälligen Zaren etwas Wasser ein. ,,Ihr seid sicher nur von den Festlichkeiten erschöpft, moi tsar", säuselte ich triumphierend, setzte die Maske der Gleichgültigkeit auf und übergab dem Mann ein volles Glas.

Er nahm es mit zittrigen Händen entgegen. Sein lüsterner Blick lag auf mir. Es störte mich nicht mehr.

Es kostete mich einiges an Beherrschung, ihn nicht auszulachen. Der Zar hatte seinen eigenen Tiefpunkt erreicht. Er schlich nach dem Weihnachtsball in meine Gemächer, um mein Bett aufzusuchen. Er überschätzte sich maßlos. Bevor er auch nur begonnen hatte, mir die Kleider vom Leib zu reißen, brach er zusammen. Seit vielen Tagen ging es ihm schlecht, doch heute überwältigte es ihn. Wie demütigend für einen König, krank im Bett seiner Bediensteten zu liegen und nicht mehr von alleine hochzukommen.

Er trank gierig das Wasser. ,,Hilf mir, Dienerin", brummte er schwerfällig und unternahm einen Versuch, sich aufzurichten.

Ich bewegte mich keinen Millimeter. ,,Bedauert meine Nutzlosigkeit, doch Ihr habt mehrfach bewiesen, dass ich nicht in der Lage bin, euer stattliches Körpergewicht zu stemmen, moi tsar", sagte ich ernst, eine innere Genugtuung verspürend.

Die Stirnader des Zaren pulsierte zornig, aber er war zu schwach, um etwas gegen meine frechen Worte auszurichten. ,,So sprichst du nicht mit mir, Bildnerin! Das wirst du noch bereuen"

Bildnerin. Dienerin. Der Zar sprach niemals meinen Namen aus. Vielleicht müsste er sich sonst eingestehen, dass ich tatsächlich ein Mensch war.

,,Soll ich eure Gemahlin zur Hilfe holen?", fragte ich unschuldig.

Er erblasste. ,,Wag es ja nicht!" Kalter Schweiß glitzerte auf seiner Stirn. Er atmete flach und schnell, als wäre er einen Marathon gelaufen.

Die Versuchung war groß, ihm einen letzten Kuss zu geben. Ein letztes Mal mit dem süßen Gift die Lippen meines Peinigers benetzen. Ich unterließ es. Mein Plan sah von Anfang an vor, dass er die gesundheitsschädliche Substanz aus eigenen Stücken schluckte. Ich hatte mein eigenhändig hergestelltes Gift auf meinen Körper aufgetragen. Alles andere verschuldete er selbst. Er hatte sich selbst vergiftet, weil er nicht in der Lage war, ein Nein zu respektieren.

Ich wandte mich ab, zu schwer war es, mein schadenfreudiges Grinsen zurückzuhalten. In fließenden Bewegungen knöpfte ich die cremeweiße Kefta auf und deckte den Zaren damit zu. Das war eine große Beleidigung, denn er selbst würde niemals gold und weiß tragen. Seinen entsetzten Blick ignorierend, ging ich zum Schrank. Auf einem Bügel ganz hinten in meinem Schrank hing meine neue Kefta. Rot mit kunstvollen violetten Stickereien. Das rot der Korporalki.

Unter dem entsetzten Blick des Zaren zog ich mich um, machte mein Haar und richtete meine Aufmerksamkeit auf den kränklichen Mann. Der würde garantiert nie wieder jemandem zunahe kommen.

Ich trat an das breite Himmelbett heran. Mein Bett. Langsam beugte ich mich zu ihm hinunter. ,,Genya", sagte ich betont. ,,Das ist mein Name."

Er beäugte mein neues Kleidungsstück verachtend. Selbst ein Dummkopf wie er verstand, was die Kefta bedeutete. Dass ich ein doppeltes Spiel spielte. Dass ich der Zarenfamilie nicht mehr unterstand und ihnen nie treu ergeben war. ,,Ich habe besseres zu tun, als mir die Namen einer jeden Dienerin einzuprägen, du verräterische Schlampe."

Ich beugte mich noch weiter nach vorne, sodass ich ihm problemlos ins Ohr flüstern konnte. ,,An meinen Namen werdet ihr euch für den Rest eures Lebens erinnern. Auch noch, wenn ihr auf dem Sterbebett liegt und euch wünscht, dass Ihr mich niemals begehrt hättet." Ich zog mich zurück und verbeugte mich tief vor ihm. Ich verspottete ihn mit dieser Geste und er wusste es.

Der Zar erblasste.

,,Was hast du getan?", klagte er panisch, aber er erhielt keine Antwort. Mit letzter Kraft brüllte der Zar nach den Wachen, aber die beiden Männer vor der Tür gehörten zur Leibgarde des Dunklen. Ich verließ das Zimmer und die beiden Korporalki, verkleidet in der Uniform der ersten Armee folgten mir schnellen Schrittes.

Flügel aufschlagen. Freiheit. Je weiter ich mich von den Gemächern entfernte, umso stärker wurden die Emotionen, die mich überwältigten. Ich könnte Luftsprünge machen, fliegen vor Freude und Saltos in der Luft schlagen. Doch allen voran verlor ich den enormen Druck, der schwer auf meinen Schultern lastete. Tränen der Erleichterung kullerten über meine Wange. Ich lachte hysterisch. Traurigerweise war es der glücklichste Moment in meinem Leben.

Der Dunkle erwartete mich vor den Türen des großen Palastes. Vereinzelte Gäste des Winterballs taumelten betrunken an mir vorbei. Sie schenkten uns keine große Beachtung.

,,Rot steht dir gut", sagte er anerkennend.

Ich neigte dankend den Kopf. ,,Der Zar wird euch nicht mehr im Weg stehen, moi soverenyi, doch er wird hinter mir her sein."

,,Du hast dir deinen Platz in der zweiten Armee verdient, Genya. Ich stelle dich unter meinen Schutz."

,,Ich danke euch."

,,Du wirst dem großen Palast in nächster Zeit fern bleiben. Ich lasse dir ein Zimmer herrichten und gebe dem Zaren weiter, dass du geflohen bist." Er lächelte schmal. ,,Ich wusste, dass du deine Aufgabe gut machen wirst, Genya."

,,Zum Wohle der Grisha", sagte ich. Und zu meinem eigenen.

,,Geh. Gib Alina Bescheid, dass ich sie in Kürze besuche komme. Ihr beide..." Er wandte sich an meine Begleiter. ,,... sorgt dafür, dass Miss Safin und meiner Sonnenkriegerin nichts zustößt."

•••

Im kleinen Palast suchte ich umgehend Alinas Zimmer auf. Ich wollte alleine mit ihr sprechen, weshalb ich meine beiden Begleiter auf dem Weg abschüttelte. Dass der Dunkle sie besuchen kommen wollte, weckte ein hässliches Gefühl in mir. Eifersucht. Und Unbehagen. Ich war nicht dumm. Der Dunkle hatte mich aus dem großen Palast gerettet, doch er war kein Heiliger. Man musste vorsichtig sein. Auch er war ein gefährlicher Mann.

,,Alina..." Ich stieß die Zimmertür auf. Mein Lächeln fiel in sich zusammen. Es war leer.

Als wäre sie nach dem Winterball nicht hierher zurückgekommen.

Sicherheitshalber prüfte ich das Bad. Verlassen. Das Bett gemacht, die Fenster geschlossen und meine Arbeitsutensilien von vor dem Ball lagen immer noch wild auf dem Schminktisch verteilt.

Ich verließ das Zimmer und zerbrach mir den Kopf darüber, wo sie sonst hingegangen sein könnte. Plötzlich packte mich eine Hand aus einer dunklen Nische direkt hinter einer dekorativen Rüstung. Panisch wehrte ich mich, indem ich wild um mich schlug. Jemand legte von hinten eine Hand auf meinem Mund. Ich zögerte keine Sekunde und biss zu. ,,Verdammt, bist du irre?!", zischte Alina schmerzerfüllt.

,,Bist du irre? Wie soll ich reagieren, wenn du mich ohne Vorwarnung in die dreckigste Ecke des Palastes zerrst?!", gab ich zurück. ,,Du hättest alles mögliche mit mir machen können!"

,,Sei etwas leiser. Ich hätte längst fort sein müssen", flüsterte Alina.

,,Du willst dich fortschleichen? Was redest du denn da? Es ist mitten in der Nacht!", zischte ich kopfschüttelnd.

,,Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären. Baghra hat mich ermutigt sofort zu verschwinden und ich war auch fast außerhalb des Geländes... Aber ich konnte dich nicht zurücklassen." Alinas hektischer Atem streifte meine Haut, während sie mit meinem Haar spielte und sanft meine Wange küsste. ,,Lass uns zusammen abhauen, Liebste."

,,Bist du von allen Geistern verlassen? Du bist die Sonnenkriegerin! Wenn du gehst, bricht die Hölle hier los."

,,Und wenn wir bleiben, sind wir in großer Gefahr. Der Dunkle ist gefährlich, Genya. Er hat die Schattenflur erschaffen. Er ist der schwarze Ketzer aus den Legenden. Ich kann dich nicht dort zurücklassen, wo er ist."

Völlig verdattert rannte ich hinter ihr her. Mir blieb nichts anderes übrig - Alina hielt meinen Arm eisern fest und ich folgte ihr perplex. Erst, als wir es durch eine göttliche Fügung tatsächlich unbemerkt aus dem Palast schafften und halb in Os Alta waren, stoppte ich plötzlich. ,,Warte..."

Ich konnte den Dunklen nicht betrügen. Nicht, nachdem ich endlich hatte, was ich wollte. Der schwarze Ketzer. Jener Schattenbeschwörer, der die Schattenflur erschuf. Der gefährlichste Mann in den Legenden, die sich um Ravka rankten. War ich überrascht? Nein, nicht wirklich. Ich hatte von Anfang an gewusst, dass ich von einem üblen Mann zum nächsten wanderte. War er schlimmer als der Zar? In meinen Augen nicht.

,,Komm schon, sobald er merkt, dass ich fort bin, wird er mich suchen", drängte Alina.

Ich weiß.

Plötzlich, als würde sie es erst jetzt sehen, wich Alina einen Schritt zurück. ,,Du trägst kein weiß mehr."

,,Nein."

Sie zögerte. ,,Was hast du dafür getan?"

Dich hintergangen. Den Zaren vergiftet. Die Liste ist lang.

,,Ich war egoistisch", sagte ich schlicht, nahm ihre Hände und verschränkte unsere Finger miteinander. ,,Verzeih mir. Das ist alles, was mir wichtig ist. Ich... Ich war ein Niemand. Eine Grisha ohne Farbe... Ich wollte nur frei sein."

,,Ich bin zurückgeblieben, um dich zu holen. Habe riskiert, dass der Dunkle mich findet. Sag mir bitte, dass ich falsch liege, Genya. Sag mir, dass du nicht mit ihm unter einer Decke steckst!", flehte Alina mich an. ,,Sag mir, dass ich mich nicht in eine Verräterin verliebt habe!"

Ich öffnete den Mund, um es ihr zu erklären, da entdeckte ich die Wachpatrouille des Zaren. Ehe wir uns versahen, waren zwei Sturmgewehre auf uns gerichtet. Alina sah ertappt aus.

,,Das ist Genya Safin!", rief der eine und deutete mit dem Finger auf mich. ,,Im Namen von König Pyotr, dem Zaren von Ravka, verhafte ich dich für den Hochverrat an der Krone."

Ich schnaubte. Hatte sich der alte Esel doch noch meinen Namen gemerkt...

,,Wieso suchen die nach dir?", zischte Alina, die verdattert feststellte, dass die weiß gekleideten Männer sie keines Blickes würdigten.

,,Lange Geschichte", sagte ich bloß. Jetzt blieb mir wohl nichts anderes mehr übrig, als Alina vorerst in die Wildnis zu folgen. ,,Halt dich ja mit dem Licht zurück, sonst haben wir neben den beiden Idioten gleich die ganze Armee des Dunklen auch noch auf unseren Fersen", zischte ich, denn das Licht würde des Nachts wie ein Wegweiser zur Sonnenkriegerin funktionieren. Zudem schienen meine Verfolger Alina noch nicht erkannt zu haben.

Ich erinnerte mich daran, was ich trug. Das rot der Korporalki. Es war zwar nicht mein Spezialgebiet, doch ich berührte meine Hände und schloss die Augen, um ihre Herzschläge zu spüren. Es war ungeheuer anstrengend, zwei von ihnen gleichzeitig zu verlangsamen. Ein Prozess, den ein richtiger Entherzer viel schneller und effektiver schaffte.
Eine Kugel aus dem Gewehr des Rechten traf mich knapp oberhalb der Brust. Die Wucht riss mich von den Beinen. Ächzend presste ich eine Hand auf die Aufprallstelle auf meiner kugelsicheren Kefta.

,,Ziel nicht auf den Kopf, du Idiot! Der Zar will die Kleine lebendig", hörte ich sie miteinander sprechen.

Ich schluckte. Vielleicht war ich feige, aber ich würde gewiss nicht lebendig vor den Zaren treten. Eilig rappelte ich mich auf, sah die beiden Männer auf mich zukommen. ,,LAUF!", rief ich Alina zu.

- Teil 2 in Arbeit -

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