Szene Achtunddreißig
Szene Achtunddreißig (Jax)
Während meine Mutter hier blieb, um die Stellung zu halten, wenn Katherine mal wach werden sollte, waren Chibs und ich auf den Weg zur Adresse. Eigentlich wartete ich nur auf einen Anruf von Happy und Juice, wenn sie in Morada irgendwas herausgefunden haben. Bisher kam nur der Anruf, dass sie eine Pause machen mussten, da Juice explosiven Durchfall erlitten hatte. Wirklich eine Nachricht, die ich auch wissen wollte. Wir parkten mit den Maschinen etwas Abseits vom Haus- fast einen Block und stiegen ab.
"Was machst du, wenn du Chris siehst?", fragte Chibs mich.
Ich blickte zu ihn. "Na was wohl", schnaubte ich. "Das was er Katherine alles angetan hat, dass lässt sich nie wieder gut machen. Nie. Das wird der letzte Tag sein, an dem er umhergewandelt ist. Wirklich der letzte Tag. Nie wieder soll Katherine auch nur einen Gedanken an ihr altes Leben verlieren. Nie wieder."
Chibs nickte nur und schaute wieder nach vorne auf den Fußweg. "Und nun? Wie gehen wir vor?"
"Wir statten diesem Nichtsnutz einen Besuch ab und reden mal ein paar Worte mit ihm." Ich hielt inne. "Und dann lege ich ihn um."
Chibs nickte zustimmend. "Ich dachte schon, dass kommt gar nicht mehr zur Sprache."
Wir betraten den grünflächigen Vorgarten des Hauses und schauten uns um. Es war Dunkel- draußen, sowie drinnen in dem Haus. Aber ich hielt inne, als ich einen kleinen Lichtschimmer wahrnehmen konnte. Ich machte Chibs darauf aufmerksam und dieser versuchte durch das Fenster irgendwas zu erkennen. Nach ein paar Sekunden blickte er wieder zu mir und schüttelte seinen Kopf.
"Ich kann nicht wirklich was erkennen", sagte er leise und rümpfte die Nase. "Versuchen wir es mal durch eine Hintertür, wenn es eine gibt."
Noch bevor Chibs zu Ende reden konnte, hatte ich mich schon auf die Suche nach einer Hintertür gemacht. Diese konnte ich zwar nicht finden, aber dafür ein angelehntes Fenster. Chibs der neben mir stand, drückte dieses Fenster auf und gleichzeitig horchten wir auf, als wir ein Kinderlied hörten. Sofort zog ich meine Knarre aus dem Hosenbund und kletterte einfach ins Haus. Chibs folgte mir. Wir befanden uns in einem leeren Zimmer und hier war nichts weiter auffälliges. Nur das Kinderlied beunruhigte mich irgendwie. Wir schlichen uns weiter durchs Haus und konnten nichts weiteres finden. Im vorderen Bereich, neben der Küche, dass sollte wohlmöglich das Wohnzimmer sein, lag eine große Matratze, dort brannte auch ein Campinglicht und da stand auch ein pinkes Kinderradio, wo die Musik raus kam.
"It's the best of both worlds...", wurde dort gesungen. Chibs und ich tauschten einen Blick aus und ich hatte ein wirklich dickes Fragezeichen vor der Stirn.
Was geht hier eigentlich vor?
Eine Tür die am Quietschen war, erhaschte unsere Aufmerksamkeit. Die war dort hinten bei der Küche. Da muss noch ein Raum sein. Ich hielt meine Knarre genau auf die Tür gerichtet, als ich langsam auf diese zuging. Chibs gab mir Deckung.
Ich riss die Tür auf und sprang zurück, als irgendwas mit einem dumpfen Geräusch vor meine Füße knallte.
Chibs, der sich das Campinglicht geschnappt hatte, leuchtete auf den Boden.
"Kennst du die?", fragte er mich, als wir in das bleiche Gesicht zweier leblosen Menschen blickten. Es war eine Frau und ein Mann - schätzungsweise mittleren Alters. Während die Frau nur in BH dort lag und ein Seil um den Hals hatte, wieß der Mann einen Schnitt in der Kehlgegend auf. Was mich wunderte, dass hier kaum Blut war, welches der Mann eigentlich hätte verlieren müssen. Ich prägte mir die Gesichter der beiden an. Die Frau hatte blondes, dünnes Haar, die meerblauen Augen starrten ins Leere. Der Mann, dunkelhaarig, hatte seine Augen geschlossen. Aber dieses Gesicht war ziemlich kantig und die Nase ziemlich groß.
"Man, wieso muss der hier im Charming herummorden", murmelte Chibs.
"Ich weiß es nicht", seufzte ich.
"Rufen wir Chief Unser an. Der soll eine Fahndung nach Chris rausgeben."
"Nein, bevor wir Unser anrufen, ruf Gemma an", meinte ich.
Bei Gemma und Katherine war alles in Ordnung. Katherine war noch am Schlafen und schien nichts mitzubekommen.
Apropos mitbekommen. Es hat keine fünf Minuten gedauert, da stand Clay mit Tig und Bobby im Haus.
Ich hätte mit einer Standpauke gerechnet, aber die bekam ich nicht. Stattdessen regte sich Clay darüber auf, dass in Charming zwei Menschen umgebracht worden sind.
Im Territorium der Sons of Anarchy.
"Wir lassen die Leichen verschwinden. Dort klebt zwar nicht unser Blut dran, aber wir lassen die einfach verschwinden."
"Nach dem Motto: Aus den Augen aus den Sinn?", fragte Tig.
"Genau", nickte Clay. "Tig, ruf Sack an und bringt die beiden hier weg."
"Was machen wir jetzt mit Chris? Der ist immer noch auf freien Fuß."
"Nicht mehr lange, Jax."
Ich blickte Clay verblüfft an.
"Ich mach das nicht wegen Happy und Katherine. Ich mach es deswegen, dass hier in unserem Gebiet zwei Leute zu Tote gekommen sind, nur weil ein Kerl nicht über die Muschi seiner Ex hinweg kommt."
"Ist okay", meinte ich.
"Ich hab hier was. Sieht aus wie ein Brief", hörte ich Bobby sagen. Er riss irgendwas vom Kühlschrank runter und hielt es mir hin. Ich riss ihm den Brief aus der Hand und blickte auf den Umschlag.
"Nur für Katherine", las ich vor und blickte zu Clay. Dieser wollte mir den Brief aus der Hand reißen, doch ich zog meine Hand mit dem Umschlag zurück. "Der ist für Katherine!"
"Das interessiert mich recht wenig. In unserem Gebiet, sind zwei Morde passiert und da will ich sämtliche Informationen haben, um den Psycho mit meinen Pranken zu erledigen."
"Wenn hier einer Chris erledigt, dann bin ich das", sagte ich streng. "Und wenn einer den Brief zu erst liest, dann ist das Katherine."
"Ich bin der Präsident und ich hab hier das sagen und nicht du, du kleiner Vize."
Ich schnaubte nur und steckte den Brief in meinen Hosenbund, neben der Waffe. "Ich sage dazu nichts weiter und fahre jetzt nach Hause. Meldet euch, wenn ihr was herausgefunden habt."
Stur ließ ich die anderen stehen und machte mich auf den Weg zu meiner Maschine, die einen Block weiter entfernt stand. Vor meinem Haus, holte ich mein klingelndes Handy heraus und nahm das Gespräch an.
"Ich bin es. Happy", hörte ich ihn sagen. Schon an seiner Stimme erkannte ich, dass irgendwas nicht stimmte.
"Lass hören", sagte ich nur und seufzte.
"Wir waren beim Haus, wir waren im Haus. Irgendwas ist hier passiert. Im Schlafzimmer der Eltern ist alles voller Blut. Es fehlen Klamotten von der Kleinen, von Noemi selbst auch die Spur."
"Kommt zurück nach Charming", sagte ich nur. "Bring ein Familienfoto mit."
"Ein Familienfoto habe ich zwar nicht eingepackt, aber dafür ein paar Fotos von Noemi, beziehungsweise ihre Zahnspange, die auf dem Nachtschrank lag."
"Was willst du mit der Zahnspange?", fragte ich verdutzt.
"Da ist ihre DNA dran. Unser hat doch da ein paar Leute. Die machen da sicherlich eine Ausnahme, wenn ich sie ein wenig bezahle."
"Du willst einen Vaterschaftstest machen?"
"Ja."
"Okay, sag bescheid und dann werde ich dir helfen. Pack dir jetzt Juice, versuche keine Spuren zu hinterlassen und dann kommt zurück. Hab euch hier auch einiges zu erzählen."
"Habt ihr Chris?"
"Nein, haben wir nicht. Ich erzähle dir gleich alles. Wir treffen uns bei Juice. Ruft an, wenn ihr in Charming seid."
"Weiß Katherine eigentlich gerade hier von?"
"Sie schläft. Gemma ist bei ihr."
Damit war das Gespräch auch schon wieder beendet. Ich betrat mein Haus und sofort kam mir meine Mutter entgegen. "Und habt ihr Chris gefunden?", wollte sie wissen.
Ich schüttelte nur meinen Kopf und machte die Tür hinter mir zu. "Katherine schläft immer noch?"
"Tief und fest. Magst du mir erklären, was passiert ist?", fragte Mom.
"Ja, kann ich machen. Und ich muss gleich noch mal weg", antwortete ich und ging in Richtung Küche. Meine Mom folgte mir und schaute mich fragend an.
"Leg los", entgegnete sie, als sie gegenüber von mir am Tisch saß. Und dann erzählte ich Mom alles im Kurzformat. Dann saßen wir da noch fünfzehn Minuten und schwiegen uns an. "Mach dir darüber keinen Kopf, Jackson. Ihr findet ihn schon. Und es wird keine weiteren Tote geben."
"Ich hoffe es mal", murmelte ich. Als ich den Anruf von Happy bekam, machte ich mich auf den Weg zu Juice. Die beiden warteten schon drinnen und tranken ein Bier. Auf einem Tisch lagen sämtliche Sachen herum. Denen musste ich auch wieder alles erklären und ich zählte eins zu eins zusammen. Da war viel zu viel Blut, aber keine Leichen, aber die Leichen wurden hier in Charming gefunden. Meine Theorie bestätigte sich, als ich das Familienfoto sah. Die beiden Toten in dem Haus, dass waren die Pflegeeltern von Noemi. Ich nahm mir das eine Foto, wo Noemi ganz alleine abgebildet war und suchte nach irgendwelchen Ähnlichkeiten mit Katherine. Die Sommersprossen vielleicht und die Grübchen. Und ich war mir ganz sicher, als ich in die Augen von der kleinen Schaute, und auf die Nase, dass man keinen Vaterschaftstest brauchte. Sie hatte diese dunklen Augen von Happy. Genau mit diesen komischen Funkeln, was Verrücktheit, oder glücklich sein bedeutet. Die langen braunen Haare, hatte sie zu einen Pferdeschwanz gebunden, ein Pony hing ihr in der Stirn. Sie sah so unschuldig aus. Viel zu unschuldig, um in die ganze Scheiße reingerissen zu werden.
"Du hast sicherlich auch den Gedanken, oder?", fragte Juice mich, als ich weiter das Foto anblickte.
"Hm?", fragte ich nur.
"Als hätte man Katherines und Happys Gesichter vermischt."
Happy seufzte nur. "Seid ihr bekloppt? Sie sieht Katherine ähnlich, ja, aber mir?"
"Ja, die hat deine mordslüsternden Augen."
"Du redest von einer fünf Jährigen, Juice. Das einzige was die in den Alter in ihren Kopf hat, sind Barbies."
"Die Barbies haben im Regal gestanden, mit einer Staubschicht. Du bist im Kinderzimmer über ihre Carrera-Bahn geflogen."
"Juice, ist gut", mahnte ich und legte das Foto auf dem Tisch. Ich blickte auf eine pinke kleine Schachtel mit einem Einhorn drauf. "Ist das die Zahnspange?"
"Japp, ich fahre morgen zu Unser und versuche mit ihm zu reden. Hoffentlich drückt er ein Auge zu. Ich bin ihm eh noch was schuldig."
Ich nickte nur.
"Was ist mit den Leichen?", fragte Juice.
"Tig und Sack kümmern sich darum. Ich denke mal, die bringen die zu Skeeter. Clay will das nicht auf sich sitzen lassen."
"Ah, fängt er an Katherine zu mögen."
Ich schnaubte belustigt. "Das glaubst du doch wohl selber nicht. Er will Chris nur, da hier zwei Morde passiert sind. Katherine, Noemi und Happy sind ihn vorerst egal, bis er es schwarz auf weiß hat, dass die Kleine eine Lowman ist."
"Ist sie. Schau sie dir doch mal an."
Wieder nur ein Seufzen von Happy. "Na dann", meinte er und schnappte sich ein Foto von Noemi und die Packung mit der Zahnspange. "Ich fahre dann mal auch ins Clubhaus. Bin ziemlich müde."
"Ja, ich will auch nach Hause", nickte ich und schnappte mir ebenfalls ein Foto der Kleinen.
"Wir treffen uns ja morgen am Clubhaus. Dann bringe ich das Familienfoto mit, damit Clay weiß, was ist. Und damit er mal versteht, dass es hier um ein Leben eines kleinen und unschuldigen Mädchen geht. Außerdem höre ich mich mal um. Ich kenne genug Leute, die sich umschauen können. Ein Foto von dem Mädchen und alle halten die Augen offen", erklärte Juice.
"Danke", sagte ich.
"Ich hab zu danken", meinte Happy und verließ die Wohnung. Ich blickte zu Juice.
"Ich lass mein Handy an. Wenn was ist, ruf mich an."
"Mach ich."
Auch ich verließ die Wohnung und machte mich auf den Weg nach Hause. Gemma war bereits auf der Couch eingeschlafen. Ich deckte sie zu und schlich mich dann in Katherines Zimmer. Den Brief von Chris legte ich auf den Nachttisch und dann drückte ich ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe ich das Zimmer wieder verließ. Ich machte die Tür zu und ging in mein Zimmer. Ich war ziemlich fertig und wollte einfach nur noch schlafen. Einfach nur schlafen, um fit zu sein, Noemi zu finden und Chris die Kehle durchzuschneiden, damit das alles hier ein Ende hat.
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