43. Ein letztes Mal








kapitel dreiundvierzig ——— Ein letztes Mal


James

NORMALERWEISE TEILTEN JAMES UND SIRIUS einen Humor — und das war immer etwas Gutes gewesen. Doch heute amüsierte sich Sirius über etwas, das James ganz und gar nicht lustig fand.

„Und dann hab ich die beiden knutschen sehen." fuhr Sirius fort. „Wusste gar nicht, dass Moony das in sich hat."

James' Griff um den Rand seiner Schublade verhärtete sich und er gab sich größte Mühe seine Kleidung nicht auf ihn zu werfen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Sirius wusste nichts davon. Und das war gut so. Vielleicht war es so vorherbestimmt und er würde am Ende erkennen, dass es richtig so gewesen war.

Er erinnerte sich an Hananhs Versuch zu Beginn des Schuljahres, Remus dazu zu bringen, sie nach einem Date zu fragen und ihren Blick, als sie zu James gesehen hatte, nachdem es nicht funktioniert hatte. Beinahe lächelte er bei der Entschlossenheit und Sturheit, die in ihren Augen gelegen hatte — bis sie letztendlich doch nachgegeben hatte und auf seinen Vorschlag eingegangen war.

Hannah war immer besonders gewesen. Und er hatte sich selbst dabei erwischt, immer über sie zu lachen, sich um sie zu sorgen und in ihrer Nähe an nichts anderes zu denken als bei ihr zu sein.  Es hatte einen einzigen, wenn auch kurzen Moment gegeben, in dem ihm dies bewusst geworden war, bevor er es verdrängt und vergessen hatte. Er hatte nach dem Kuss in Hogsmeade darüber reden wollen, doch Hannah war so sachlich gewesen und hatte über Halloween geredet, sodass James nichts weiter dazu angemerkt hatte. Und er hatte nicht mehr länger darüber nachgedacht. Doch damals war ihm dasselbe durch den Kopf gegangen wie in diesem Moment.

Hannah Lancaster würde sich niemals in ihn verlieben. Es würde immer Remus sein.

Und er war selbst Schuld daran, das wusste er. Er hatte ihm geraten, auf sie zuzugehen und natürlich hatte Hannah Ja gesagt. Es war ein dummer und kindischer Gedanke gewesen — zu denken, dass sich das Problem lösen würde, wenn Remus mit ihr ausgehen würde, damit James eine Ausrede hatte, dass es falsch war und er so wieder auf die Spur kam. Er wusste gar nicht, ob er das noch wollte. Er wusste nur, dass er mit ihr reden musste. Wenigstens ein letztes Mal.

Hannah

„ERINNERST DU DICH?"

Mittlerweile war ihr James' Stimme viel zu vertraut. Hannah würde sie immer und überall erkennen. Sie sah ein wenig überrascht zu ihm, als sie den Weg zum Schloss hinaufging. Er saß am Hang, welcher hinab zum Gelände führte, in dem Pflege Magischer Geschöpfe unterrichtet wurde. Sie hatten etwas früher Schluss gemacht — Professor Kesselbrand ließ seine Schüler meistens zehn Minuten früher gehen — doch Hannah war wie immer die letzte gewesen.

„Vor fast fünf Monaten habe ich dich hier abgefangen." fuhr James fort und stand auf, um sich vor sie zu stellen. „Und ich habe... was habe ich gesagt? Das Mädchen, das Remus den Kopf verdreht hat. Und du hast geantwortet—"

Pass auf, dass ich dir den Kopf nicht gleich umdrehe." beendete sie seinen Satz mit einem leichten Lächeln. „Warum erinnere ich mich eigentlich wirklich daran?" fragte sie mehr sich selbst als ihn.

James sah sie an und er atmete tief durch, als er ihre beiläufigen Worte hörte. „Warum hast du Remus geküsst?" platzte es plötzlich aus ihm heraus, als hätte er nur darauf gewartet, diese Frage endlich zu stellen.

Hannahs Herz blieb kurz stehen und sie öffnete den Mund, um irgendetwas zu sagen, doch sie konnte nicht. Die Wahrheit war: Weil es sich gut angefühlt hatte. Und richtig. Und sie nicht an James hatte denken müssen.

„Du hast das mit uns also schon..." Er hielt inne und versuchte offensichtlich sich zu sammeln. Hannah erkannte, wie aufgebracht er war und es brach ihr beinahe das Herz. Doch sie wusste, dass es richtig gewesen war, was sie ihm letzte Woche gesagt hatte. „Verstehst du nicht? In dem Moment, in dem du Remus da mit reingezogen hast, hast du uns doch jede Chance genommen."

„Das hätte ich auch über dich und Lily sagen können." meinte Hannah.

„Nein." sagte James sofort. „Nein, das kannst du nicht. Lily hat uns die Möglichkeit geben wollen, das für uns herauszufinden und du... Du gehst zu Remus? Wie kannst du so kalt mit der ganzen Sache sein?"

Hannah sah ihn fassungslos an. „Kalt?" wiederholte sie. „Ich bin nicht wie du, James. Ich kann das nicht alles aus mir rausbrechen lassen. Ich versuche das irgendwie zu kontrollieren, um nicht verrückt zu werden."

„Du wolltest mir meine Geschenke zurückgeben, als wäre es..." James fuhr sich mit der Hand über die Stirn und sie beobachtete ihn bei dieser Geste mit einem traurigen Gesichtsausdruck. Sie fühlte sich so schwach. Sie wollte das alles zurückdrehen. Verhindern, dass das Ganze so aus dem Ruder lief. „Ich verstehe, was du gemeint hast am Valentinstag. Dass du das nicht als Vielleicht angehen kannst. Aber denkst du denn, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich für dich entscheide, so gering ist?"

Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, weil ihr klar war, dass er recht hatte. Ein Teil von ihr hatte gehofft, die ganze Sache abschließen zu können, indem sie sich mehr auf Remus einließ. Aber James hatte recht, sie hatte es nur noch auswegloser gemacht. Es war ihre Schuld.

„Ich wollte einfach nur nicht, dass ich umsonst warte und mir meine Chance verspiele, von der ich gar nicht weiß, ob sie vielleicht... richtig ist." entgegnete sie, doch ihre Stimme klang schwach.

„Also ist das deine größte Angst? Du versuchst es lieber mit dem einen, anstatt das zu tun, was du eigentlich willst — es mit mir zu versuchen — weil du fürchtest, dass du am Ende keinen von beiden mehr hast?" Er atmete tief durch und fuhr sich durch die Haare, als sie schwieg.

„James..." versuchte Hannah es und er richtete aufmerksam seine braunen Augen auf sie. „Ich glaube einfach, dass wir beide zu verwirrt mit unseren eigenen Gefühlen sind, als dass das irgendwie funktionieren könnte."

„Wie kannst du das denn beurteilen, als hättest du es schon probiert?" fragte James verzweifelt, weil sie ihn nicht verstehen wollte. „Du kannst mir doch nicht sagen, dass da nichts ist."

Hannah schwieg, atmete tief ein und versuchte an ihm vorbeizusehen. Sie schloss leicht die Augen, um sich zu sammeln. Ihr fehlte die Energie, um zu antworten. Sie wusste gar nicht, was sie antworten sollte. Es war ihr zu viel.

Sie zuckte leicht zusammen, als sie spürte, wie James seine Hände an ihre Wangen legte und öffnete die Augen, um wieder zu ihm aufzusehen. „Er würde es verstehen. Ihr beide seid noch nicht... Das war nur..." begann James und Hannah bewegte ihren Kopf zur Seite, um sich aus seiner Bewegung herauszuwinden.

Sie fühlte sich, als wäre sie ein sehr schlechter Mensch, weil sie überhaupt darüber nachdachte, was James da sagte. Es war so viel einfacher mit Remus. Hannah hatte noch nie das Gefühl gehabt, innerlich so leer zu sein wie gerade, als sie mit James sprach. Es war so kompliziert und hatte ihr bisher nur wehgetan.

Irritiert trat James zurück und blickte ihr in die Augen. „Hannah, rede ich überhaupt noch mit dir?" fragte er und sie sah ihn traurig an.

„Wir müssen damit aufhören, uns zu ignorieren." sagte sie nach einer kurzen Pause und beobachtete, wie er perplex reagierte. „Sonst interpretieren da manche Leute vielleicht zu viel rein."

„Du meinst, vielleicht interpretiert Remus da zu viel rein." meinte er und nickte verbittert. „Aber gut, machen wir so weiter wie immer und nichts passiert."

„Ich vermisse dich." brach es auf einmal aus Hannah heraus und James sah sie hilflos an, als sie ihn so traurig anblickte, obwohl sie ein paar Momente zuvor so anders reagiert hatte.

„Ich verstehe nicht, was mit dir los ist." sagte er.

„Ich auch nicht." murmelte sie und schulterte ihre Tasche, bevor sie sich auf den Weg zurück zum Schloss machte. Sie wünschte, sie könnte aufhören zu denken.





▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃▃

Hannah ist einfach total überfordert mit der ganzen Situation :(

Ich weiß nicht, wieso die beiden Kapitel nicht vorher kamen, aber dafür gab es jetzt zwei. Ich war einfach unzufrieden mit dem, was ich geschrieben habe und war dementsprechend demotiviert, es noch einmal zu lesen und hochzuladen. Und ich habe wirklich Angst, dass ich die letzten Kapitel hier total verkacke xD

Wir gehen langsam auf das Ende dieses Abschnitts von Hannahs Geschichte zu. Danach kommt die Zeit nach der Schule und ich habe mich dazu entschieden, diesem Teil ein einzelnes Buch zu widmen. Es fühlt sich so besser und abgeschlossener an und ich freue mich schon sehr auf diesen Teil, weil es nicht mehr ganz so frustrierend ist xD

Das ist übrigens auch einer der Gründe, warum in letzter Zeit Lily und Thea so im Vordergrund stehen. Das ist alles eine Hinführung zu späteren wichtigen Entwicklungen in der Story.

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