33. Fische, der sexuelle Hauptgewinn
kapitel dreiunddreißig ——— Fische, der sexuelle Hauptgewinn
༄ Hannah
„DAS WAR DIE UNANGENEHMSTE SITUATION in meinem ganzen Leben." Marlene ließ sich auf ihr Bett fallen, kaum dass sie, gefolgt von Hannah, ihren leeren Schlafsaal betrat. Hannah hatte auf sie vor dem Gemeinschaftsraum der Gryffindors gewartet und Marlene war mit hochroten Wangen und einem Lachen aufgetaucht, das sie sich nicht erklären konnte.
„Dir ist klar, dass das meiner Neugier nicht gerade hilft." warf Hannah fragend ein und Marlene presste sich ein Kissen vors Gesicht.
„Okay, ich beruhige mich wieder." kündigte sie an und legte ihr Kissen zur Seite, bevor sie ihren Kopf zurücklegte, erneut zu lachen begann und sich definitiv nicht beruhigte.
Es frustrierte Hannah ein wenig, keine Ahnung zu haben, wovon sie sprach, da Marlene schon die ganze Woche wie ein aufgekratztes Huhn durch die Gänge lief und nicht mehr aufhörte zu strahlen. Selbst Dorcas hatte ihr schon beim Frühstück gesagt, dass man meinen könne, sie sei über beide Ohren verliebt. Und vielleicht stimmte das sogar. Marlene sagte häufig, sie würde auf Toilette gehen und war dann... verschwunden. Selbst Lily hatte zugegeben, nichts zu wissen, war aber in den letzten Tagen recht knapp angebunden gewesen, wann immer Hannah mit ihr geredet hatte.
Sie wusste nicht, woran es lag. Bevor sie jedoch nachfragen konnte, setzte Marlene sich auf und streckte sich nach der Schublade ihres Nachttisches aus, wo sich ein riesiger Stapel an Magazinen befand. Mit einem angestrengten Laut packte sie den Stapel und ließ ihn auf das Bett fallen, wobei sich die Ausgaben auf der Bettdecke ausbreiteten und Hannah leicht zurückwich. „So..." begann Marlene konzentriert und ließ ihren Blick über die Magazine gleiten. „Die erste Ausgabe vom Januar." Mit einem zufriedenen Lächeln setzte sie sich im Schneidersitz gegenüber von Hannah. „Also..." begann sie, während sie die erste Zeitschrift aufschlug. „Steinbock, Wassermann und... Fisch. Hier sind wir, Remus, und lüften deine Geheimnisse. Soll ich beim allgemeinen Teil bleiben oder direkt zur Sexseite vorspringen?"
Hannah lachte peinlich berührte, als sie das hörte. „Erstmal der allgemeine Teil?" fragte sie. „Bitte?"
„Okay okay." Marlene schüttelte mit dem Kopf, bevor sie zu lesen anfing. „Also hier steht, dass der... sanfte Fisch-Mann—"
„Oh Merlin" murmelte Hannah, als Marlene zu lachen anfing. Sie wusste nicht, warum sie überhaupt danach gefragt hatte, aber irgendwie hoffte sie, etwas zu finden, bei dem sie ‚Das stimmt ja sogar' dachte und dadurch... wieder normal wurde. Eine gewisse Neugier hatte sie mit dem Thema schon immer verbunden.
„Remus, der sanfte Fisch..." korrigierte Marlene sich, bevor sie laut losprustete und Hannah ihr auf den Arm schlug.
„Jetzt lies schon."
„Schon gut." Marlene machte eine überraschte Geste über Hannahs Wissbegier. „Also hier ist erstmal beschrieben, wie Fische und Steinböcke einzeln ticken — Fische sind tiefgründig, ein bisschen verträumt und ohne Zeitplan und sehr selbstlos, aber auch ein bisschen unsicher und — oha, das ist echt Remus, hör dir das an: Fische sind keine Draufgänger. Sie werden lieber angesprochen als selbst den ersten Schritt zu tun. Tauen sie aber auf, flirten sie besonders raffiniert und reizvoll. Können wir an der Stelle darüber reden, wie sehr ich Remus' Humor liebe?" Marlene ließ ihre Zeitschrift sinken. „Wie auch immer, meine liebe dominante Steinbock-Frau—"
Hannah fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als Marlene ihre Moderationsstimme aufsetzte.
„Pflichtbewusst, diszipliniert, bla bla, wollen gesellschaftliche Normen einhalten und übernehmen gerne die Führung, in allen Lebensbereichen." Marlene hob die Augenbrauen. „Hannah, du kleine Domina."
Auch wenn sie rot wurde, lachte sie weiter. Sie hätte wissen müssen, dass es mit Marlene nicht lange dauerte, bis ihr der Bauch wehtat.
„Naw." Marlene schob die Unterlippe vor. „Der sensible Fisch erweicht den kühlen Steinbock. Aber... hm, okay, verstehe."
„Was?" fragte Hannah gespannt.
„Naja, hier steht, dass ihr unterschiedliche Vorstellungen von Beziehungen habt, aber dass ihr euch gerade durch eure Gegenteile anzieht und euch emotional ausgleicht. Du holst ihn runter und er macht dich ein bisschen emotionaler, aber am Anfang kann es sehr unbeholfen sein— Merlin, ja, der Verfasser hat euch wohl flirten sehen. Also es kann sehr gut gehen, aber es ist wichtig, dass Probleme angesprochen werden, weil ihr die wohl beide gerne verdrängt und überspielt. Das ist hier noch sehr ausführlich, kannst du dann selbst lesen." Marlene blätterte um. „Und jetzt kommen wir zum interessanten Teil."
Hannah verdrehte die Augen.
Als Marlene zu lesen begann und sich eine Hand vor den Mund legte, um nicht zu lachen, riss Hannah ihr die Zeitschrift weg, um die ersten drei Sätze selbst zu lesen. Sie wurde knallrot. „Wann ist das mit der Hexenwoche passiert?" fragte sie schockiert und Marlene grinste.
„Da gab's letztens erst einen Artikel im Tagespropheten drüber. So verdorben, schlimm schlimm." Sie legte den Kopf schief. „Aber jetzt weiß ich, was für unzähmbare Nymphomaninnen ihr Steinböcke seid... ein bisschen einseitig, aber sie wissen, was sie wollen." Mit einem Nicken nahm sie die Zeitschrift wieder an sich. „Kenne ich irgendwelche Steinböcke außer dich?" überlegte sie. „Lily... Lily ist schon Wassermann und— Merlin, meine Mum ist Steinbock, Hilfe. Weiter im Text."
Marlene blätterte auf die nächste Seite. „Ach, schau doch mal: Fische sind die romantischsten und aufmerksamsten von allen. Aber sie brauchen auch ganz viel Liebe." Sie sah Hannah traurig an. „Du musst ganz lieb und zuneigungsvoll mit Remus sein."
„Denkst du das wirklich?" fragte Hannah. „Dass er so romantisch ist? Weil ich ein bisschen... steif bin, was das angeht."
Die Blondine hob ihre Augenbrauen. „Ich glaube, ich kenne die vier von uns allen am besten und ich lege meine Hand ins Feuer, wenn ich dir sage, dass unsere Rumtreiber vielleicht cool aussehen, aber die größten Softies auf diesem Planeten sind. Ich weiß nicht, ich glaube James ist der romantischste und schnulzigste von allen, um ehrlich zu sein, aber er läuft auch rund um die Uhr mit einem Puls auf 180 rum. Sirius hat manchmal Blicke, bei denen du dir denkst ‚Man könnte Angst haben, aber er ist zu heiß dafür', aber Sirius hat auch so viele Gefühle, dass du überrollt wirst... Peter würde seine Freundin auf Händen tragen und sie völlig vernarrt anhimmeln und Remus... Wenn du mit Remus in einem Restaurant bist, ist er die Art Mensch, der dem Kellner nicht sagt, dass irgendwas falsch vermerkt wurde und er ist sehr aufmerksam und alles, aber—" Erneut betonte sie das Wort so dramatisch wie bei Sirius. „—ein Wort gegen seine Freunde, ein Wink seines Zauberstabs und du bist tot.
Hannah sah sie sprachlos an. „Okay." sagte sie. „Das... äh... beantwortet doch meine Frage."
„Ich hätte auch nicht gedacht, dass so viel Romantik in mir steckt, aber jetzt bin ich absolut verliebt und— ich meine..." Als Marlene versuchte ihre aufmunternden Worte zu retten, klappte Hannah der Mund auf.
„Du..." begann sie und Marlene fluchte leise.
„Wir wollten es euch eigentlich gleich erzählen, wenn alle da sind." meinte sie schnell und Hannah runzelte die Stirn.
„Wir?" wiederholte sie.
Marlene legte ihr eine Hand auf den Arm. „Ich weiß, mein Liebesleben ist spannend, aber lass uns dieses tolle Horoskop lesen, ja? Ich find's schrecklich spannend, was ich hier über Remus erfahre..."
Hannah verdrehte die Augen, respektierte aber ihren Wunsch ohne zu fragen, auch wenn sie schrecklich neugierig war. Marlenes Blick fiel erneut auf das Magazin und sie machte ein anerkennendes Gesicht, bevor sie sich ihre Bettdecke über den Kopf zog.
„Marlene!" rief Hannah frustriert aus und zog die Decke zur Seite.
„Hannah..." begann sie, ohne eine Miene zu verziehen. „Du hast den Hauptgewinn gezogen." Als Hannah den Kopf schief legte, las Marlene laut vor, als hätte gerade ihr gesamtes Leben endlich Sinn ergeben. „Fische sind der sexuelle Hauptgewinn."
Hannah begann laut zu lachen. Vielleicht war es seltsam aus einer Sternenkonstellation bei der Geburt eine Charakteranalyse zu ziehen, aber als Hexe, unter denen es echte Prophezeiungen und Vorhersagen gab, musste sie an einiges glauben.
„Es ist beinahe so, als würden die Fische jeden, an dem sie Interesse zeigen, mit ihrer hypnotischen Wirkung in ein Netz voller Charme ziehen... und ihre Mitmenschen können sich kaum gegen diese bezaubernde Strömung wehren." las Marlene vor. „Sie sind mehr Geber als Nehmer, Hannah, und lassen sich sehr viel Zeit." Sie zwinkerte ihr zu. „Und... ergänzen sich gut mit dem Steinbock, herzlichen Glückwunsch."
Übertrieben verdrehte sie die Augen.
„Manchen Sternzeichen ist der Fisch vielleicht zu gefühlvoll, da er Sexualität ganz ohne Druck und Zwang und voller Gefühl entdecken will, aber mit dem Steinbock kann er seine geheimnisvolle Ausstrahlung und vertrauenswürdige Art perfekt ausleben. Der Steinbock ist bodenständig und in der Realität verhaftet, was es für den Fisch leicht macht, sich zu öffnen. Sie zeigen viel Zärtlichkeit, Harmonie und Nähe ist ihnen wichtig, was sowohl dem nach Sicherheit strebenden Steinbock als auch dem Fisch ein gutes Gefühl gibt." Plötzlich unterbrach sie sich und sah zu Hannah, als wäre sie endlich zu der Stelle gekommen, an der sie hatte sein wollen. „Ich geb dir die Seiten mal mit, dann kannst du selbst weiter lesen." meinte sie, riss sie heraus und legte sie Hannah auf den Schoß. „Ich will noch über was anderes mit dir reden."
Unwillkürlich begann Hannahs Herz schneller zu schlagen. Marlenes Andeutung letzte Woche war ihr nicht so recht aus dem Kopf gegangen, doch sie hatte in den vergangenen Tagen weder etwas erwähnt noch einen Hinweis gegeben, worum es sich handelte. Sie hatte schon gedacht, dass Marlene es vergessen hatte, bis sie ihr heute beim Frühstück gesagt hatte, dass sie sie erwartete.
Bevor Lily kam. Hannah fühlte sich plötzlich schuldig, obwohl sie gar keinen Grund haben müsste. Doch die Furcht, dass Marlene etwas wusste, schlug ihr auf den Magen.
„Soll ich vielleicht noch die Seiten mit Steinbock und Widder suchen?" fragte Marlene vielsagend und Hannahs Mund wurde kurz trocken.
„Warum solltest du?" entgegnete sie, als wäre sie verwirrt, doch Marlenes Blick blieb eisern.
„Weil James Widder ist."
Hannah hatte das Gefühl, als würde ihr Herz für einen kurzen Moment stoppen. „Ich weiß nicht, was du meinst, aber James und ich sind Freunde."
Marlene sah ihr unbeeindruckt in die Augen und griff ohne den Blick von ihr abzuwenden nach einem der Magazine. Hannah hatte keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, es blind in dem Stapel zu finden, aber sie hatte wohl ihre eigene Ordnung. Demonstrativ schlug sie die Zeitung auf und riss die Seiten heraus, die das Horoskop für Steinbock und Widder zeigten. „Lass mal sehen" sagte sie, beinahe etwas spöttisch. „Zwei Hörnertiere. Starke Persönlichkeiten und kleine Dickköpfe, die es gewöhnt sind, ihren Willen zu bekommen. Widder sind kleine Eroberer. Eine explosive Mischung mit Machtkämpfen. Bis einer auf die Knie geht." Sie zuckte mit den Schultern, als sie das vorlas. „Naja, das ist ja für James nicht unbedingt etwas Schlechtes." kommentierte sie den letzten Satz leise und sah Hannah vielsagend auf. Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, was Marlene meinte und lief rot an.
Ihr schnell schlagendes Herz beruhigte sich jedoch nicht und sie konnte nicht im Geringsten interpretieren, was Marlene wusste und was sie darüber dachte...
„Bist du wirklich so stur?" fragte sie beiläufig und Hannah atmete angestrengt durch. Meinte Marlene das ernst? Wollte sie sie jetzt absichtlich auf die Folter spannen? Hannah wurde das Gefühl nicht los, dass sie sauer auf sie war.
„Naja, ich bin schon ein bisschen akribisch und habe gerne die Kontrolle."
„Und James ist typisch Widder: impulsiv und will mit dem Kopf durch die Wand — nach den Horoskopen hört sich das mit Remus besser an." meinte Marlene. „Aber sicher, dass Hannah Lupin sich besser anhört als Hannah Potter?"
Hannahs hatte plötzlich Schwierigkeiten zu schlucken. „Ich weiß, dass Lily eine deiner besten Freundinnen ist, aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen, dass ich—" versuchte sie es, sich zu erklären.
„Darum ging es auch nicht." unterbrach Marlene sie. „Es ist nur... Hannah, du hast ja offensichtlich gemerkt, dass mit mir etwas ist und ich sage dir, ich könnte in die ganze Welt schreien, wie glücklich ich bin." Wieder fing sie automatisch zu lächeln an. „Und ich sehe dieses Leuchten in Lilys Augen nicht. Sie ist glücklich, versteh mich nicht falsch, aber in deinen Augen sehe ich das, was mir bei Lily fehlt. Und gerade weil Lily meine beste Freundin ist, will ich es bei ihr auch sehen."
Hannah atmete tief durch und als sie die Augen senkte, verstand Marlene endgültig, dass sie recht hatte.
„Seit wann?" fragte sie sanft.
„Halloween." gab Hannah zu und sah ihr zögerlich in die Augen. „Wahrscheinlich schon vorher, aber da... da habe ich erkannt, dass... ich weiß auch nicht."
„Und Remus?"
„Ich mag ihn." sagte Hannah sofort. „Ich meine, ich stehe seit zwei Jahren auf ihn und das geht ja auch nicht einfach weg. Aber wenn ich Remus besser kennenlerne, geht das mit James wahrscheinlich wieder weg. Ich meine, James ist hübsch und beliebt und vermutlich ist das nur etwas... Oberflächliches."
„Hannah, jetzt hör mal" begann Marlene. „Wie gesagt, nichts geht hier ohne über Lily zu gehen und vielleicht sieht James wirklich nur sie, aber was feststeht ist, dass du zwei Jahre auf Remus standest, ohne ihn wirklich kennen. Und in James hast du dich verliebt, je mehr du ihn kennengelernt hast."
Hannahs Herz fühlte sich bei diesen Worten schwerer an. Was Marlene sagte, klang plausibel, machte es aber gleichzeitig schmerzhafter. Sie glaubte nicht, dass James ihre Gefühle erwiderte — es war das Beste, es zu vergessen. Nicht zu viel darüber nachzudenken.
„Nicht verliebt." meinte sie langsam. „Das hört sich zu groß an."
Marlene schwieg.
„Und du hast ja recht: Ich kenne Remus nicht so gut wie ihn, aber gerade das heißt ja, dass ich, wenn ich ihn richtig kennenlerne, merken werde, dass das mit mir und ihm viel besser passt." versuchte sie weiter ihre Gefühle klein zu reden. Mittlerweile hatte sie es sich schon so oft gesagt, dass es sich wahr und richtig anfühlte.
„Okay, es ist wirklich eine richtig beschissene Situation." fasste Marlene seufzend zusammen. „Normalerweise würde ich dir recht geben: Vergiss James. Er ist mit Lily zusammen. Hände weg von Vergebenen." zählte sie auf. „Aber bevor sich beide in etwas verrennen, musst du erst einmal mit Lily reden, wenn du dir sicher bist, dass du das willst. Gut, und dann wird entweder Lily erkennen, dass ihre Gefühle nicht stark genug sind oder aber es ist genau das Gegenteil und dann musst du es akzeptieren und damit abschließen. Aber bevor du schon im Vorhinein aufgibst, solltest du wenigstens deine Chancen bei James abstecken und offen mit Lily sein."
Hannah fuhr sich verzweifelt über die Stirn. Der Gedanke mit Lily zu reden war beängstigend. „Und wie erkenne ich meine Chancen mit James?"
„Du siehst ja offensichtlich überhaupt nichts." Marlene verdrehte scherzhaft die Augen. „Aber wenn ich dir sage, dass da was ist, dann... dann ist da irgendetwas. Verdammt, ich habe das Gefühl, dass hier irgendjemand echt verletzt wird. Und ich will nicht, dass du es bist oder Lily oder James... oder Remus."
Sie glaubte, dass Marlene recht hatte. Und auch wenn sie nicht diejenige sein wollte, die Schuld daran war, dass jemand verletzt wurde, wollte sie auch nicht diejenige sein, deren Herz gebrochen wurde.
. . .
Lily und Dorcas kamen nur ein paar Minuten später in den Schlafsaal und auch Jo und Mary ließen nicht lange auf sich warten.
Hannah schwieg mehr als sonst, doch auch wenn es ihr selbst auffiel, tat sie nicht viel, um es zu ändern. Die anderen redeten, Dorcas schubste Mary von ihrem Bett, Marlene machte Jo vor, dass es durchaus mehr als eine Möglichkeit gab, sich zu umarmen und Lily schnipste Bertie Botts Bohnen auf Dorcas, von denen sie glaubte, dass sie gefährlich aussahen.
„Okay, wir müssen etwas verkünden" sagte Dorcas plötzlich und Mary sah zu ihr, während sie immer noch auf dem Boden lag.
„Du wurdest von einem Mutantenvogel gebissen?" fragte sie. „Hoffentlich hat es so sehr wehgetan wie mein Sturz von deinem Bett."
„Wir wollen es euch sagen, bevor Sirius es rum erzählt." sagte nun auch Marlene und Hannah runzelte mit der Stirn. Sie spürte Jos fragenden Blick, die wahrscheinlich glaubte, sie wisse es, weil sie vorher mit Marlene hier gewesen war, aber außer dass Marlene in irgendjemanden verliebt war, hatte sie keine Ahnung. Was hatte Dorcas damit zu tun? „Er erzählt es vermutlich Lily, weil er denkt, du weißt es."
Lily hob die Augenbrauen. „Okay..." begann sie. „Was ist los?"
„Sirius hat uns gerade bei einem Kuss erwischt." antwortete Marlene gelassen und Dorcas schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.
„Das war nicht die Art, auf die wir es erzählen wollten." sagte sie ruhig, ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen. Marlene grinste nur.
„Warte, wer hat wen geküsst?" fragte Mary, während sie sich aufrappelte, um sich zu Lily auf die Bettkante zu setzen. Auch Hannah lehnte sich interessiert vor, während sie ihre Beine zu sich heranzog. Sie saß auf der Kommode und knabberte an einem Schokofrosch.
„Marlene mich." antwortete Dorcas ruhig und Lily klappte kurz der Mund auf.
„Also seid ihr deswegen so auf Wolke 7!" stellte sie fest und Marlene machte eine bescheidene Geste, während sich Erkenntnis auf Hannahs Gesicht abzeichnete und sie ebenfalls begeistert lächelte. Marlene und Dorcas strahlten so glücklich, dass auch sie sich wünschte, das gleiche Gefühl empfinden zu können.
„Warum ist denn in letzter Zeit jeder so verliebt?" fragte Jo seufzend und alle Blicke wanderten zu ihr, bevor sie zu lachen begannen.
„Aber recht hast du." gab Mary zu. „Erst erfahre ich, dass Hannah auf Remus steht, obwohl ich dachte, sie steht auf James und — wie auch immer — dann ist da plötzlich das Drama zwischen Sirius und Marlene und ich dachte, Dorcas steht auf Sirius..." Dorcas verzog bei diesen Worten das Gesicht. „Dann kommt Lily plötzlich an, von der ich auch dachte, sie steht auf Sirius und fragt James nach einem Date und ich bin nur so ‚Langsam, da kommt ja kein Mensch mehr mit. Wer hat hier jetzt Gefühle für wen?'" Mary schwieg kurz und sah nicht, wie Lilys Blick sich für einen kurzen Moment verfinsterte. „Ach, und dann bin da ich. Immer noch Single und in keine Liebesdramen involviert."
„Hey, kein Grund, sich Stress zu machen." sagte Marlene sofort, während Dorcas neben ihr unruhig hin und her rutschte und ihren Worten kaum Beachtung zu schenken schien.
„Du dachtest, ich stehe auf Sirius?" fragte Lily lachend, genauso fröhlich wie vorher. „Ich meine, ich liebe den Idioten, aber... auf ihn stehen?"
Dorcas atmete tief durch, bevor sie sie unterbrach. „Mary, Lily, Hannah... ihr seid ja muggelstämmig beziehungsweise..." Sie sah zu Hannah und hielt inne. „seid ihr eher in einem Muggelumfeld aufgewachsen und die sind ja ein bisschen extremer. Für euch ist das also kein Problem?"
Als sie den verunsicherten Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah, schüttelte Hannah sofort mit dem Kopf.
„Du könntest dich in einen Dinosaurier verlieben und ich würde es unterstützen." kam Mary ihr mit einer Antwort zuvor und Marlene lachte leicht.
„Ich hoffe, das ist keine Anspielung auf mich." sagte sie und hob stolz ihre Haare an.
„Nein, ernsthaft, ihr seid so glücklich und ich weiß nicht, was man dagegen haben sollte." meinte auch Hannah und Lily nickte zustimmend.
„Wir lieben euch und unterstützen euch. Und wenn irgendjemand etwas sagt, gibst du mir Bescheid und ich verhexe denjenigen." Lilys Augen nahmen etwas Nachdenkliches an. „Das steht alles auf meiner Liste von Dingen, die ich verändern will: In der Zaubererwelt die Rechte von Werwölfen, der Rassismus gegen Muggelstämmige und generell jegliche Form von Rassismus und Sexismus. Vermutlich lebe ich nicht lang genug dafür, aber ich habe ein paar Vorstellungen."
Dorcas sah ernsthaft erleichtert aus. „Jo muss ich ja nicht fragen, die hasst sowieso jede Art von Liebe."
„Das ist nicht wahr" verteidigte Jo sich, lachte aber leicht. „Ich freue mich auch für euch, so ist das nicht. Süß und alles."
„Danke für diese poetischen Worte, Jo." entgegnete Marlene und auch Hannah lachte diesmal, endlich abgelenkt von ihrem vorherigen Gespräch mit ihr.
Jo machte eine stolze Geste. „Immer doch." Sie grinste. „Es ist nur so, dass ich das Gefühl habe, dass es keine vernünftigen Menschen auf der Welt gibt. Ich habe mal ein Buch gelesen und da war jemand, den ich glatt weg hätte heiraten können. Sehr respektvoll, sehr aufmerksam... ich brauche einfach etwas, wobei ich mich sicher fühle. Je mehr ich jemanden kennenlerne, desto attraktiver wird er für mich."
Hannah sah etwas überrascht zu Jo. Sie waren vielleicht beste Freundinnen, aber Jo war nicht wirklich diejenige, mit der sie über Romantik oder Sex reden konnte. Sie kannte sie so lange und das machte es seltsam, zumindest für Hannah.
„Aber komm schon, wenn die Wahl zwischen James, Sirius, Peter und Remus stehen würde..." begann Mary. „Wer wäre es?"
„Oh Merlin, da hast du dir ja welche ausgesucht." murmelte Jo und sah etwas verzweifelt in die Ecke. „Vermutlich Remus, denke ich. Nach allem, was ich mir anhören musste, bin ich da ein bisschen voreingenommen."
Hannah hob bei dem Blick, den sie ihr zuwarf, abwehrend die Hände.
„Natürlich nur, wenn Hannah nicht wäre. So schlecht sieht er nicht aus und naja, das würde schon gehen."
„Und er ist ein Fisch." warf Marlene ein, woraufhin alle ihr seltsame Blicke zuwarfen. „Vom Sternzeichen." Bei ihrer Erklärung zwinkerte sie Hannah zu. „Nach der Hexenwoche sind das sexuelle Hauptgewinne."
Hannah musste sich wirklich zusammenreißen, nicht loszulachen. Sie würde nie wieder mit Remus reden können.
„Echt?" fragte Mary und Dorcas grinste bei ihrem Gesichtsausdruck vielsagend.
„Bei Mary geht gerade das Kopfkino los."
Mary warf Dorcas ein Kissen ins Gesicht.
„Ich bin auch Fisch." sagte Dorcas schließlich und Marlene riss die Augen auf.
„Stimmt, ab dem 21. März ist erst Widder, richtig?"
„Jup, und ich hab' am 20."
Marlene grinste breit. „Hört auf Tante Marlene und holt euch Fische." sagte sie schließlich weise.
Lily schüttelte lachend mit dem Kopf. „Ich habe überhaupt keine Ahnung von Horoskopen." meinte sie und Hannah zuckte mit den Schultern.
„Marlene, wer wäre es denn für dich?" fragte Jo da schon und Marlene machte ein überraschtes Gesicht.
„Von den vier Jungs?" fragte sie. „Was soll ich denn mit denen machen? Heiraten? Küssen? Oder eine Nacht verbringen?"
„Was auch immer du willst." sagte Jo kopfschüttelnd, da sie scheinbar nicht damit gerechnet hatte, dass Marlene sich so viele Gedanken darüber machte.
„Oh je..." meinte sie angestrengt. „Sirius für die Nacht" begann sie und Lily lachte ungläubig.
„Ach, du gehst jetzt jede Kategorie durch?" fragte sie und Marlene nickte grinsend.
„Aber natürlich" meinte sie. „Obwohl, warte kurz. Ich küsse James, damit er nicht so extrem fremdgeht, verbringe dann die Nacht mit Remus — weil Fisch — , fliege mit Sirius nach Las Vegas, gehe jedes Kasino mit ihm durch und betrinke mich mit diesen teuren Cocktails und dann heiraten wir, wodurch ich die Ehe annullieren kann und dann Dorcas richtig heirate."
Dorcas blinzelte dreimal. „Du nimmst das viel zu ernst." sagte sie schließlich mit einem herzhaften Lachen.
„Und Hannah? Wer wäre es bei dir?" wandte Lily sich so plötzlich an sie, dass ihr fast der Schokofrosch aus der Hand fiel. Ihr Herz stoppte kurz, da es ihr unmöglich war, ihren Blick zu deuten. Es gab keinen Grund dafür, dass sie fragte — jedem von ihnen war klar, auf wen sie stand. Die einzigen, die von ihrer Verirrung mit James wussten, waren Marlene und Mary... der Kreis sollte nicht noch größer werden.
„Äh... ich weiß nicht." war ihre erste Reaktion und sie hätte sich in diesem Moment selbst schlagen können. Noch auffälliger ging es ja nicht, ihre Nervosität zu überspielen. Sie rutschte unruhig auf ihrem Platz herum. „Remus zu heiraten ist ja schon eine ernste Sache." merkte sie an und Dorcas ließ sich auf ihrem Bett zurückfallen. „Leute, das ist kein Zukunftsplan, das ist eine hypothetische Frage ohne Sinn, von der ich nicht einmal mehr weiß, wie wir drauf gekommen sind."
„Hey, wer weiß, ich würde mit Sirius gerne nach Vegas." sagte Marlene und ihre Augen leuchteten begeistert. „Das machen wir, versprochen? Mit der ganzen Truppe in die Staaten... in fünf Jahren vielleicht?"
Hannah sah etwas überfordert aus. „Wenn du mich von den teuren Cocktails fern hältst, klar. Bevor ich noch aus Versehen James heirate." Kaum, dass sie es ausgesprochen hatte, spürte sie Marlenes Blick auf sich und sah, wie Lily kurz das Gesicht verzog. Hannah lachte, um zu betonen, dass es nur ein Witz war, aber die Stimmung war von einem Moment auf den anderen gekippt.
„Also wäre er es? James?" fragte Lily etwas angesäuert und Hannah schluckte schwer, als sie Hilfe suchend zu Marlene sah, doch sie mied ihren Blick.
„Das habe ich nicht gesagt." meinte Hannah irritiert und etwas gereizt. „Außerdem ist das nur ein dummes Spiel."
Lily schwieg und sah zur Seite. Während Hannahs Herz immer noch schneller schlug, fragte sie sich, wer hier eigentlich überreagierte. Lily, richtig? Merkte sie etwas? War sie deswegen so? Und Marlene hatte ihr geraten, mit ihr zu reden... Das würde doch genauso ablaufen. Lily und James waren wohl wirklich ineinander verliebt, von wegen.
„Ich fliege trotzdem nach Las Vegas." sagte Marlene, um die unangenehme Spannung zu unterbrechen. „Und ich gehe gleich jetzt zu Sirius, um ihn zu fragen."
„Warte, ihr versteht euch wieder?" fragte Mary und Marlene hielt inne.
„Oh." meinte sie. „Naja, wird Zeit, das nochmal endgültig zu klären, nachdem wir eben vor ihm geflüchtet sind. Hannah, willst du mitkommen?"
Erleichtert erwiderte Hannah ihren Blick und nickte. Vermutlich war es nicht die beste Idee, in den Schlafsaal der Rumtreiber zu gehen, wenn allein der Gedanke an James oder Remus sie verrückt machte, aber es kam ihr im Moment besser vor, als bei Lily zu bleiben.
Kaum, dass sie Marlene folgte und die Tür hinter sich schloss, drehte sie sich zu Hannah um. „Was war das denn?" fragte sie völlig entrüstet.
„Siehst du, Lily hasst mich jetzt schon!" meinte Hannah. „Das wird nichts mit reden."
„Vielleicht ist Lily auch nur so, weil sie es selbst merkt." Marlene schüttelte angestrengt mit dem Kopf. „Wie auch immer, ich habe doch selbst keine Ahnung. Ich spreche mal mit ihr."
Hannah nickte und versuchte sich selbst zu beruhigen.
„Und jetzt komm."
„Warte, wir gehen wirklich zu Sirius?" fragte sie und Marlene sah sie an, als wäre das das Offensichtlichste der Welt.
„Klar." entgegnete sie, bevor sie schon die Treppen hinabging. Da Hannah keine andere Wahl hatte, folgte sie ihr mit einem Gesichtsausdruck, als würde die Welt untergehen — und genauso fühlte sie sich auch. Marlene riss die Tür zu dem Schlafsaal der Rumtreiber auf, ohne anzuklopfen und Hannah zögerte kurz, bevor sie ihr hinterherging.
Ihr Blick fiel auf Sirius, der ziemlich gelangweilt auf seinem Bett lag und aussah, als hätte er bis eben noch geredet.
„Marlene McKinnon..." sagte Remus, der nicht einmal zu ihnen aufsah, während er auf einem Stück Pergament etwas schrieb. „Da sind die unangekündigten Besuche, die ich in den letzten Wochen so vermisst habe. Eines Tages siehst du Dinge, die du nicht sehen wolltest."
Marlene schnaubte. „Ich hatte was mit Sirius, ich habe schon Dinge gesehen, die ich nicht sehen wollte."
Als Hannah leise „Merlin" murmelte, sah Remus zu ihr auf und schien erst jetzt zu merken, dass sie auch hier war.
„Oh, hey Hannah" meinte er und Hannah errötete leicht, als sie an die Horoskope dachte. Sie hätte nie auf die Idee kommen dürfen.
„Hey Remus" wiederholte sie, während Sirius theatralisch seufzte.
„Das hat wehgetan, McKinnon, weißt du?" sagte er. „Also bist du fertig damit, mit Dorcas zu knutschen?"
Marlene klappte der Mund auf und sie deutete auf Remus, der jedoch nicht so schien, als wäre es etwas Neues für ihn.
„Keine Sorge, Marlene" meinte Remus da schon. „Ich würde es meinen Freunden erzählen, aber..." Er deutete auf Sirius und Marlene schien etwas erleichterter zu sein, bevor sie finster zu Sirius sah. „Kommst du kurz?"
„Kommt drauf an." meinte Sirius. „Willst du mich schlagen?"
„Vielleicht." Marlene verzog keine Miene, während Sirius zu grinsen begann.
„Dann bin ich natürlich dabei." sagte er schließlich und folgte ihr durch die Tür. Das letzte, was Hannah von Marlene hörte, war ihre überraschend ernste Ankündigung, dass sie ihm etwas Wichtiges erzählen müsse.
Anschließend fiel ihr Blick auf Remus, der gerade scheinbar über den Aufsatz las, der neben ihm lag. „Willst du dich setzen?" fragte er nach einer kurzen Pause und Hannah nickte etwas hilflos, bevor sie sich auf die Bettkante von Peters Bett setzte. Remus beobachtete sie dabei, bevor er seine Feder neben sich ablegte.
„Was machst du gerade?" fragte sie und er seufzte angestrengt.
„Zauberkunst." antwortete er. „Ich schreibe Peters Aufsatz um und füge Dinge hinzu, die fehlen oder falsch sind."
Hannahs Augen weiteten sich überrascht. „Du schreibst seinen Aufsatz ab?" fragte sie entrüstet und Remus grinste leicht.
„Ich lasse mich nur gerne inspirieren und mache es dann besser." korrigierte er sie mit einem schiefen Lächeln, das auch Hannah leise zum Lachen brachte.
„Wo sind James und Peter?" fragte sie schließlich, ein wenig nervös, da sie allein mit ihm hier war.
„Peter ist in der Bibliothek, weil er ein Projekt für Muggelkunde machen muss und noch etwas nachlesen will, bevor sie geschlossen wird und James ist—"
„Hannahahahaha!" wurde er da auch schon von einem lauten Singsang unterbrochen und Hannah vergrub ihr Gesicht in ihrer Hand, als James aus dem Badezimmer gestürmt kam und dramatisch ihren Namen auf einer Luftgitarre begleitete, bevor er mit nassen Haaren und einer Zahnbürste im Mund vor ihr und Remus stehenblieb.
„Wieso sehen wir uns immer, wenn du duschst?" fragte sie, ohne auf seine Gesangseinlage einzugehen.
„Ehrlich?" fragte James. „Ich komponiere wie verrückt und das ist deine Antwort? Nur weil du nicht aufhören kannst an unseren wilden Nachmittag in der Umkleide zu denken. Ich meine, ich fühle mich geehrt, aber—"
Remus machte einen Gesichtsausdruck, der unbezahlbar war. „Okay..." sagte er langsam und runzelte amüsiert die Stirn, während Hannah am liebsten im Boden versunken wäre. Sie war überfordert, wenn beide von ihnen bei ihr waren — vor allem alleine.
„Wie auch immer, ich habe da einen Notfall." fuhr James plötzlich fort und Hannah sah skeptisch zu ihm. „Du bist ein Mädchen, richtig?"
„Kommt drauf an..." antwortete Hannah langsam, was Remus zum Lachen brachte.
„Okay, wie gesagt, ich habe da eine ganz wichtige Frage. Eine Frage, die mich seit Jahren quält."
Hannah atmete hörbar aus, als müsste sie sich mental darauf vorbereiten und nickte schließlich. Wenn James Potter von einem Notfall sprach, war es für gewöhnlich kein... nun ja, Notfall. „Lass hören."
Und dann sagte er etwas, womit sie so gar nicht gerechnet hatte — aber überraschte sie das noch?
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