42.Kapitel
Voller Tatendrang und Mut und trotzdem im Inneren erfüllt mit Angst, schreite ich durch den stillen Gang. Viel zu schnell, komme ich vor der Tür, hinter der ich noch immer die aufgeregten Stimmen meiner Freunde, und...sagen wir mal, Feinde und Entführer hören kann, zum Stehen.
Meine rechte Hand hat den Griff der Waffe fest umschlungen. Und obwohl meine Hände schweißnass sind, zittern sie leicht und sind eiskalt. Du schaffst das! Na ja...hoffentlich.
Ich habe mir wirklich gar nichts überlegt, überhaupt gar keinen Plan zurechtgelegt. An das Einzige, was ich mich festhalte, ist die Hoffnung, meine Spontanität und vielleicht auch noch an ein Wunder. Ich weiß, ich bin wirklich sehr gut vorbereitet, auf das was mich erwarten wird, wenn ich durch diese verdammte Tür hier gehe.
Aber ich darf nicht noch mehr Zeit verlieren. Ich weiß nämlich nicht, wie es um sie steht. Ist jemand verletzt? Haben sie einen Plan? Haben sie noch Verstärkung dabei? Nichts. Rein gar nichts weiß ich.
Angespannt lege ich meine freie, noch immer zitternde Hand auf den Türgriff. Die Waffe halte ich aufmerksam und schussbereit vor mich. Der Lärm tobt und das wütende Geschrei schlägt mir entgegen, als ich die Tür endlich öffne. Kurz lasse ich den Blick durch die Halle gleiten. Es erinnert mich sehr an eine große Garage. Also noch ein Eingang. Und die Szene gleicht einem einzigen Chaos. An den Körpern und Gesichter der hier anwesenden Personen zeigt der Kampf schon sichtliche Spuren auf. Von blauen Flecken, Blutergüsse, blutende Nasen bis aufgeplatzte Lippen ist alles dabei, aber das ist jetzt nichts wirklich Lebensgefährliches. Das ist gut.
Im Raum stehen sie kämpfend im Raum. Ruan, Djemil, Damon, Cinthya alias Cinderella, leider wurde Joven auch wieder auf die Welt losgelassen, ich kann sogar den dunkelhaarigen Schopf von Mason erkennen und dazu noch ein hellbraun haariges Mädchen befinden sich hier.
Mein Blick wandert weiter. Weiter zu meinen Rettern, die ich jetzt selbst zu retten versuche. Ich sehe wie Pearl ringend auf dem Boden mit Cinthya kämpft, wie Ruan Merokey eine blutende Nase verpasst, wie Damon und Djemil zusammen gegen Kai und Paolo kämpfen, wie Joven mit dem braunhaarigen Mädchen gerade ein paar kräftige Schläge einem blonden Jungen verpasst, und, und, und.
Fieberhaft suche ich nach einer Lösung, die ganzen kleinen Kämpfe und das ganze Chaos einfach zu beenden. Dabei fällt mein Blick auf meine Hand. Wohl eher auf das Ding, was ich in der Hand halte. Ich will niemanden damit verletzten und an das was ich gerade denke, werde ich das auch nicht. Höchstens wird das Dach 'verletzt' werden und mit einem, höchstens zwei, Löchern umgestaltet werden.
Ich strecke meinen gesunden Arm nach oben, mit der Pistole ich der Hand. Dann ertönen zwei Schüsse. Übertrieben laut hallen sie durch die ganze Halle und werden von den Wänden wieder zurück geworfen. Die leichte Druckwelle, die dabei durch meinen Körper geht, überrascht mich etwas, doch ich halte dieser stand.
Augenblicklich herrscht Stille. Kein Kampfgeschrei. Kein schmerzvolles Stöhnen. Kein Schrei der Überraschung. Nur gnadenlose Stille. Von allen werde ich plötzlich angestarrt.
Wie ich dieses Gefühl, der Aufmerksamkeit hasse. War vielleicht doch keine so gute Idee.
Nervös beiße ich mir auf meine Lippe und spiele etwas mit meiner Waffe in den Händen herum.
Mein Blick huscht zu Merokey der überrascht und besorgt aussieht, mir aber dennoch mit einem stolzen Lächeln zugrinst, weiter zu Ruan, der mich mit aufgerissen Augen anstarrt, als wäre ich eine Fata Morgana, weiter zu Damon und Joven, die mich beide mit grimmigen Blicken versuchen umzubringen und weiter zu Pearl die erleichtert aufatmet und mit einer einzigen fließenden Bewegung ihr Knie hebt um es schwungvoll ihrer Gegnerin unters Kinn zu rammen. Autsch. Das hat gesessen.
Cinthya fällt noch im selben Moment schmerzhaft stöhnend nach hinten und bleibt auf dem Boden liegen. Geschieht ihr Recht.
Plötzlich geht alles ganz schnell. Jemand pfeift laut. Mein Blick fliegt in die Richtung, von wo der Pfiff herkommt und bleibt an Ruan hängen. Ein siegessicheres Grinsen hat sich auf seine Lippen gelegt.
Ein Schaudern kann ich nicht unterdrücken. Merokeys Stimme hallt durch die ganze Halle. "Nein! Nicht! Melodie!", seine Augen sind schreckgeweitet, als er auf etwas hinter mich sieht. In den drei Wörtern stecken so viele Gefühle. Angst. Wut. Verzweifelung. Und...und Liebe.
Ein starker Fußtritt schleudert mir die Waffe aus der Hand. Noch im selben Moment öffnet sich mein Mund zu einem stummen Schrei, als sich ein Arm um meinen Hals legt und zudrückt. Ich spüre, wie mir der Lauf einer Waffe an meine Schläfe gehalten wird. Verzweifelt versuche ich nach Luft zu schnappen, wie eine Ertrinkende drücke ich meine Nägel in das warme Fleisch meines Feindes. Das habe ich jetzt nicht kommen sehen.
Schon irgendwie komisch, dass ich mich so schnell an diese...Gefahr gewönnt habe. Vor ein paar Wochen hätte ich mir so ein Leben nie vorstellen können. In so eine Welt bin ich immer in meiner Freizeit in die Bücher und Filme eingetaucht, aber niemals hätte ich mir ausmalen können, dass das Ganze hier mal mein Leben sein wird.
Der Griff um meinen Hals lockert sich etwas, sodass ich hektisch nach dem lebenswichtigen Sauerstoff schnappe. In diesem Moment weht mir auch der leicht süßliche Geruch in die Nase, die von der Person ausgeht, die mich festhält. Mein Blick wandert zum Arm und zu der Hand, die sich fest zu einer Faust geschlossen hat. Und doch sticht der dunkelrote Nagellack an ihren Fingern heraus.
Das und der süßliche Duft lassen mich feststellen, dass es kein Junge ist, wie anfangs gedacht. Die Person, die mich hier festhält und halb würgt, ist kein Junge, sondern ein Mädchen. Ein Mädchen mit ziemlich viel Kraft.
**
934 Wörter
Lied: Kid Ink, Tyga, Wale, YG, Rich Homie Quan-Ride Out
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