35.Kapitel
Klirrend fällt der Schlüssel aus dem Schlüsselloch, wo er noch eben drinsteckte. Jetzt habe ich keine Chance mehr.
Wie gebannt fixiere ich das Schlüsselloch und bete innerlich, dass die Tür geschlossen bleibt.
Ich weiß aber auch jetzt schon, dass ich dran bin. Denn Jeder bekommt es hin, mit ein paar Handgriffen und zum Beispiel mit Hilfe einer Haarnadel ein Türschloss zu knacken.
Das Klicken das ein paar Sekunden später zu hören ist, lässt mich erschaudern. Mein Handy habe ich noch immer fest umklammert und erst jetzt dringt Pearls panische Stimme zu mir.
"Pearl? Du-", das Handy wird mir mit einem kräftigen Schlag aus der Hand geschlagen. Ich zucke erschrocken zusammen und stoße, zum wiederholten Mal, hinter mir ins Regal.
Das fiese Lächeln von Ruan blickt mir schadenfroh grinsend entgegen. "Aber, aber Melodie.", er sieht mich tadelnd an, als wäre er mein Lehrer und ich die dumme Schülerin, die schon wieder ihre Hausaufgaben vergessen hat. Kopfschüttelnd hebt er mein Handy, das ein paar Zentimeter neben uns krachend auf den Boden aufgeschlagen hat, auf.
"Meine allerliebste Pearl. Melodie kann gerade nicht mit dir sprechen!" Ich kann nicht anders als ihn, mit leicht geöffneten Mund, anzustarren. Er sieht mich mit bohrendem Blick an, während er darauf wartet, dass Pearl ihn wieder zu Wort kommen lässt.
Er verdreht ein Mal die Augen und dreht sich von mir weg, sodass er mir den Rücken zu kehrt.
Von meinen Instinkten zur Flucht aufgefordert, springe ich auf, drehe mich um und laufe hastig zur Tür. Weit komme ich aber nicht, da sich mir ein großes Etwas in den Weg stellt. Joven. Natürlich. Dort wo Ruan ist, ist sein Hündchen nicht weit entfernt. Joven packt mich, an den sowieso schon blauen Handgelenken, was mir einen kleinen Schrei über die Lippen kommen lässt.
Meine Handgelenken tun so weh, als hätte ich lauter kleine Schürfwunden oder Verbrennungen.
"Nein, ich war das nicht! Nein! Joven stand ihr im Weg! Jetzt halt mal die Fresse! Noch ein falsches Wort und ihr seht Melodie nicht so schnell wieder!", Ruan dreht sich wieder zu uns um und greift nach meinem Oberarm. Wenigstens tut es dort weniger weh als an den Handgelenken. Mühsam blinzle ich meine Tränen weg. Es hilft mich nichts, wenn ich jetzt auch noch anfange zu weinen.
Joven geht vor uns die Treppen runter. Aber anstatt zur Vordertür heraus zu gehen, wie ich eigentlich gedacht habe, betreten wir unser Wohnzimmer.
Das eine Schiebefenster im Wohnzimmer steht etwas auf. "Wie seid ihr hereingekommen?", nur leise kommen mir die Wörter über die Lippen. "Ach das war ganz leicht. Deine Mutter war im Geschäft mal eben sehr beschäftigt und wir haben uns den Schlüssel geschnappt und voilà hier stehen wir!", Joven erzählt mir ihr Vorgehen mit so einer Leichtigkeit, als würde er gerade mit mir über die kommenden Ferien sprechen.
Eine kleine einsame Träne kullert über meine Wange, die ich aber schnell unbeholfen wegwische. Was meine Mutter wohl sagen wird? Wie wird sie reagieren, wenn sie nach Hause kommt und mich nicht findet? Wird sie überhaupt was bemerken?
Ruan hat mittlerweile aufgelegt und mein Handy ist in den Tiefen seiner Hosentaschen verschwunden. Er öffnet die Tür und tritt als erster heraus. Kurz sieht er sich um, ehe er Joven nach draußen winkt. Sein einer Arm schließt sich dabei um meine Taille, während seine andere Hand sich auf meinen Mund legt.
Schnellen Schrittes stolpere ich vor Joven her durch unseren Garten. Vorbei an unserem Pool und dem kleinen Gartenhäuschen.
Im Schutz der Bäume hinter dem braunen Holzhäuschen gibt es ein kleines Tor, das unser Haus von der anderen Straße abgrenzt. Problemlos lässt sich das Tor öffnen. Sollte diese Tür nicht eigentlich verriegelt sein?
Stolpernd schiebt Joven mich weiter hinter Ruan her. Ich habe keine Ahnung was als nächstes passieren wird. Schweigend kommen wir auf der Straße zum stehen. Hier ist die Straße viel belebter. Ruan zieht mich zu sich und nimmt mich bei der Hand. Dabei zischt er mir bedrohlich ein paar Wörter zu:"Eine falsche Bewegung oder ein falschen Mucks und ich muss nur einen einzigen Anruf tätigen, damit deine kleine beste Freundin Besuch bekommt!"
Ich reiße kurz erschrocken die Augen auf und sehe ihn dann fassungslos an. "Schau nicht so, Sternchen! Ich habe meine Augen überall!"
Ich überlege, was er mir damit sagen möchte.
Joven sieht meinen grübelnden Blick und grinst. "Ach Melodie! So naiv! Ich gebe dir mal einen kleinen Tipp. Ich hoffe, das Eis hat euch beiden geschmeckt!"
Langsam dämmert es mir, was er damit meint. "Im Café...die schwarz angekleideten Jungs, das wart ihr!", stockend bringe ich die Wahrheit ans Licht. "Ganz genau!", bestätigt Ruan leise lachend.
Ich kann ihn nur fassungslos anschauen. "Aber warum?"
"Ach Sternchen! Durch einige Wege, die mehr oder weniger legal waren, haben wir zwar viel über dich herausgefunden, aber das was wir wissen möchten...", er unterbricht sich kurz und sucht nach Worten. "...findet man auf diesem Weg nicht. Sondern diese Infos bekommt man nur aus dir und aus deinem hübschen, kleinen Mund.", dabei tippt er mir mit seinem Finger auf den Mund.
Ich verziehe das Gesicht und trete einen Schritt zurück. Naja so weit man den Abstand zwischen zwei Menschen machen kann, die die Hände ineinander verschränkt haben.
Ruan und Joven kommentieren meine Reaktion nur mit einem Grinsen. Ich werfe ihnen nur einen bösen Blick zu, mehr kann ich im Moment sowieso nicht machen, und warte darauf was als nächstes passiert.
**
894 Wörter
Lied: Banks - Gimme
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