33.Kapitel
"Scheiße!", entfährt es mir. "Ehmmm ja! Sieht schön aus nicht?", gibt Pearl beschämt von sich. Jamina muss sich ein Lächeln verkneifen.
Wir stehen im Klo unserer Schule und jetzt sehe ich zum ersten Mal den großen, dunkelblauen Fleck, der sich an meiner Schläfe gezeichnet hat. Er geht auch sogar noch etwas auf meine Wange über.
"Ich seh' aus wie ein...wie ein..! Ach scheiße ich mache Stitch mit diesem blauen Fleck ja fast Konkurrenz!", halb jammernd, halb lachend zeige ich auf mein Gesicht und betrachte weiter ungläubig mein Spiegelbild. "Oder Gini...oder Dori! Welche Disneyfigur ist noch blau? Scheiße, hätte echt nicht gedacht, dass der Aufschlag so fest wäre!"
Jamina kann ihr Lachen nicht mehr zurückhalten und prustet laut los. Pearl kann mich ebenfalls nicht ernst nehmen und kurz darauf lachen sie, halb liegend auf dem Boden.
Auch ich muss jetzt lachen, verziehe kurz darauf aber das Gesicht. "Aaaauuu!", der blaue Fleck an meiner Schläfe tun echt weh. Pearl und Jamina müssen noch mehr lachen. "Hey! Das ist nicht witzig!", ich greife nach den beiden Klopapierrollen, die neben dem Waschbecken liegen und werfe sie auf die beiden gackernden Hühner.
10 Minuten später verlassen wir das Klo, sie haben sich mittlerweile, wenigstens halbwegs beruhigt. Das Klingeln lässt ihnen endgültig das Lachen vergehen.
"Ach nöööö! Jetzt haben wir Französisch!", seufzend, verabschieden wir uns von Pearl die jetzt Englisch hat, ehe Jamina und ich unsere Hefter und Bücher aus den Spinden holen und uns auf den Weg zum Klassenraum machen.
"On commence avec l'exercice 3. Est-ce que quelqu'un veut lire?", unsere Lehrerin, eine etwas kleinere, schwarzhaarige Frau, lässt den Blick durch den Raum schweifen. "Jamina?"
"Die Frau hasst mich!", murrt sie leise.
Mein Kopf pocht wieder und ich habe es schwer mich zu konzentrieren. Ich blicke auf die Uhr. Noch 20 Minuten. Das werde ich schaffen.
"Hey, Mel geht's dir gut?", Jamina hat die Angabe der Aufgabe fertig vorgelesen und sieht mich besorgt an. "Geht so, hab' mega Kopfschmerzen."
Ohne noch etwas zu erwidern hebt Jamina die Hand. "Ja, Jamina?" "Könnte ich Melodie ins Sekretariat begleitet, damit sie sich abmeldet? Sie fühlt sich nicht gut.", bittet Jamina. "Natürlich. Gute Besserung, Melodie!", wünscht mir Ms. DaSilva.
Schnell räumen wir unsere Sachen zusammen und verlassen das Klassenzimmer. Im Sekretariat melden wir uns beide ab. Jamina möchte mich nämlich auf keinen Fall alleine nach Hause gehen lassen. Ihre Worte.
Sie sagt, in meinem Zustand sollte ich nicht alleine sein. Naja, mir brummt eigentlich nur der Schädel und ich werde zuhause womöglich sowieso erstmal schlafen, aber wenn sie dieser Meinung ist, werde ich sie nicht davon abhalten können.
Die Fahrt mit dem Bus zu mir nach Hause verläuft größtenteils schweigend. Angekommen, ziehe ich mir nur eine Jogginghose an, ehe ich mich in mein Bett lege. Meine Augen sind geschlossen, als Jamina wieder herein kommt. "Hier, ich habe ein Glas Wasser und eine Kopfschmerztablette gefunden. Nimm sie, danach geht es dir bestimmt schon besser." Leicht lächelnd schlucke ich die Tablette. "So gut, Mama?"
Jami kichert und nickt. "Wann kommt deine Mutter nach Hause?" "Gute Frage. Aber du musst nicht hier bleiben. Ich werde jetzt sowieso schlafen. Du brauchst nicht hier zu bleiben!", beruhige ich sie.
"Sicher? Nicht, dass du hier abkratzt und ich bin nicht da, um dir zu helfen!", Jamina zieht ihre Augenbrauen nach oben und sieht mich zweifelnd an." "So schnell wirst du mich nicht los, den Gefallen tue ich manchen Menschen bestimmt nicht. Und außerdem bin ich noch viel zu jung, damit ich den Thron in der Hölle wieder besteigen kann.", ich gluckse leicht, was meinem Kopf aber nicht zu gefallen scheint. Auch meine beste Freundin schüttelt nur grinsend den Kopf.
"Na gut, aber wenn was ist, rufst du mich sofort an und ich bin schneller als Sonic rennen kann wieder hier! Versprochen!"
"Jaahaa!", grinsend verabschiede ich mich von ihr und sperre die Haustür zu, ehe ich mich in mein Bett verkrieche.
Das Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Schlaf. Das Erste, was ich nach dem öffnen meiner Augen bemerke ist, dass ich keine Kopfschmerzen mehr habe. Ein Hoch auf die schnelle Wirkung der Medikamente.
Ich fische mein Handy von meine Nachtschrank und nehme ab. "Wer stört?", meine Stimme klingt etwas kratzig und ich fahre mir müde durch mein Gesicht. Während ich auf eine Antwort warte, stehe ich aus dem Bett auf. "Hey Liebling!" Ich verdrehe missmutig meine Augen. Meine Mutter. Was ist diesmal der Grund?
"Hey, Mam.", mit meinem Handy am Ohr, gehe ich Richtung Badezimmer. "Schatz, tut mir leid, aber ich werde heute etwas später kommen. Ich-" "Ist ja nichts Neues! Jedes Mal bist du weg und arbeitest nur noch! Manchmal frag' ich mich ob du vergessen hast, dass du zu Hause noch eine Tochter hast, die auf dich wartet! Du merkst nicht mal, wenn ich Abends nicht nach Hause komme! Ich könnte entführt werden und du würdest es nicht mal bemerken, weil du seit der Scheidung nur noch Zeit für deine scheiß Arbeit hast!", sauer lege ich auf und pfeffere mein Handy wütend zurück auf mein Bett.
Im Badezimmer stütze ich mich sauer am Waschbecken ab. Tränen der Wut fließen in Strömen über meine Wangen. Mein Spiegelbild sieht mir wütend und enttäuscht entgegen. Meine Wange ist noch immer so blau wie vorher, aber wenigstens sind die Kopfschmerzen jetzt weg.
Ich habe ja nichts dagegen, dass meine Mutter sich wegen der Scheidung mit meinem Vater ablenken muss und sich deshalb so in ihre Arbeit stürzt, aber sie sollte nicht ihr Kind vergessen. Ich kann doch nichts dafür, dass ich ihm so ähnlich sehe.
Seufzend ziehe ich mich aus und steige in die Dusche. Ich stelle die Temperatur etwas kühler und lasse das frische Nass auf mein heißes, mit Tränen benetztes Gesicht prasseln.
**
950 Wörter
Lied: Mr.Rain - Supereroe
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