28.Kapitel

Sein Kopf liegt sanft auf meinem. Das nur all zu bekannte Klicken der Handykamera erfüllt den eben noch stillen Raum. "Awwwwwwn, wie süß!", Pearls Stimme teleportiert mich weg von Merokeys sanfter Umarmung und seines unglaublich guten Duftes.
Ich drücke mich augenblicklich weg von Merokey und ich sehe bildlich vor mir wie ich mich in kürzlicher Zeit in eine rote Paprika verwandele.

Vor der Tür stehen Pearl und Paolo. Er hat seinen Arm um ihre Schultern gelegt und sieht ihr grinsend dabei zu wie sie mit funkelnden Augen ihr Handy angrinst. "Pearl!",  rufe ich empört als mir bewusst wird wie sie unsere Umarmung fotografiert hat. Sie hebt den Kopf und erwidert:"Später wirst du mir noch dankbar sein, dass ich euch eure erste und zugleich süßeste Umarmung in einem Bild festgehalten habe!" Darauf weiß ich nichts mehr zu erwidern und schweige deshalb.

Dankbar sehe ich Merokey an, als er es schafft das Thema zu wechseln:"Esst lieber mal eure Eier, nicht, dass die noch kalt werden!" Ich setze mich wieder auf meinen Stuhl und fange an mein, bereits abgekühltes, zerstampftes Spiegelei aufzuessen.

Die beiden Jungs haben die Küche wieder verlassen und Pearl und ich quatschen über dies und das. "Was läuft da eigentlich zwischen dir und Paolo?", frage ich und versuche nicht mal das Grinsen, das sich auf mein Gesicht schleicht, zu verstecken. Pearls Haut ist ein Tick dunkler als meine, und doch sind ihre roten Wangen nicht zu übersehen.

"Es ist kompliziert. Sagen wir mal so, ich mag ihn, sehr sogar. Aber gefühlt immer wenn ich glaube, dass er Andeutungen macht, dass er mich auch mag, sehe ich ihn später dann wieder mit irgendeiner Bitch aus einem Club herum machen. Und wenn er mich wirklich so mögen würde wie ich ihn, dann würde er das nicht jedes mal praktisch vor meinen Augen anziehen. Zum Beispiel letztes Mal, waren wir wieder in einen Club und so und später als wir zurück kamen hat er mich einfach so geküsst. Ich war dabei so überrumpelt, dass ich nicht mal dazu kam den Kuss zu erwidern, ehe er verschwunden ist! Es hat drei Tage gedauert, bis er wieder ein Wort mit mir gesprochen hat!", regt sie sich auf und ein trauriger Unterton mischt sich dabei mit in ihre Stimme.

"Und wenn du ihn darauf ansprichst?", frage ich. "Auch wenn ich dich jetzt noch nicht besonders gut kenne, aber ich kann schon mal sagen, dass du echt ein taffes Mädchen bist, was es faustdick hinter den Ohren hat. Vielleicht wartet er einfach darauf, dass du den ersten Schritt machst. Manchmal trauen sich Jungs nicht und dann müssen wir Frauen diese Aufgabe übernehmen, damit etwas daraus wird." "Mhm vielleicht hast du Recht. Bei der nächsten Gelegenheit, wenn ich alleine mit ihm bin, werde ich mit ihm reden. Aber was ist, wenn er mich doch nicht so sehr mag, wie ich ihn?", Panik und den Hauch von Verzweiflung hört man aus ihrer Stimme deutlich heraus.

"Jetzt mach mal langsam, Pearl! Ich habe vorhin, als du das Foto von Merokey und mir betrachtet hast ganz genau seinen Blick gesehen, wie er dich sehnsüchtig angeschaut hat. Er liebt dich, aber er braucht nun mal den kleinen Schupser in die richtige Richtung!", ermutigend lächle ich sie an.

"Danke, Mel! Du bist wirklich eine gute Freundin. Und apropos Foto! Gib' mir deine Nummer, dann schick' ich dir das Foto von euch beiden." Ich gebe ihr meine Nummer und kurz darauf vibriert mein Handy.

"Oh wir sollten so langsam los!", bemerke ich, mit einem Blick auf die Uhr. Wir räumen unsere Teller in die Spüle und verlassen die Küche.
Auf dem Weg nach draußen begegnen wir Kai. "Wo geht ihr hin?" "Ich bringe Mel nach Hause!", erklärt Pearl ihm und klimpert mit den Autoschlüsseln. "Ich fahre sie nach Hause!", Kai schnappt sich die Schlüssel aus ihrer Hand und sieht mich grinsend an.

Leicht grinsend drehe ich mich zu Pearl. "Ich wollte meine neue Freundin aber selber nach Hause fahren!" Sie macht einen Schmollmund. Nach wenigen Sekunden lacht sie aber und zieht mich in eine Umarmung. "Schreib' mir wenn du zu Hause bist!" Ich erwidere ihre Umarmung und winke ihr noch zu. "Sag' Merokey und Paolo 'Tschüss' von mir!"
"Mach' ich.", erwidert Peal grinsend und wackelt mit den Augenbrauen. Ich verdrehe meine Augen und schüttele nur den Kopf über sie.

Zusammen mit Kai gehen wir zum Auto.
Kurze Zeit später ist die leise Musik des Radios und das Brummen des Motors das Einzige was zu hören ist. "Bei der nächsten Kreuzung nach rechts!", erkläre ich ihm. Kai nickt nur wortlos.

Das Klingeln meines Handys ertönt. "Das ist bestimmt Jami!", murmle ich auf Kais fragenden Blick hin.
"Hey Jami!" Wie-" "Melodie! Was fällt dir eigentlich ein?! Seit gestern hast du nicht mehr auf meine Nachrichten geantwortet! Ich sterbe noch vor Sorge und-", mit zusammengekniffenen Augen halte ich das Handy von meinem Ohr weg.

"Ohh! Da ist wohl jemand nicht so begeistert von deiner Abwesenheit!", sagt Kai lachend. Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu und halte mir dann das Handy wieder ans Ohr. Jamina hat noch immer nicht aufgehört mich zu beleidigen, zu beschimpfen und mich mit fragen zu bombardieren.

"Jamina! Nimm' mal wieder Luft! Atmen! Ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt am Telefon.", mit einem Blick auf die Straße, zeige ich Kai wo er als nächstes Abbiegen soll. "Ich bin bald zuhause okay? Dann kommst du zu mir und ich erkläre dir alles!" Kurz ist es still auf der anderen Seite und ich frage mich schon ob sie aufgelegt hat. "Jam?" "Du schuldest mir eine saftige Erklärung und ein Eis! Um 17 Uhr in unserer Eisdiele kapiert?"

Ich komm' mir schon vor, als wäre Jamina meine Mutter, nur, dass meine Mutter mit ihrer Arbeit bestimmt nicht gemerkt hat, dass ich nicht zu Hause geschlafen habe. "Ist gut. Hab' dich lieb bis nachher dann!"
"Jaja ich dich auch! Ciao!", zum Schluss höre ich aber noch wie sie grinst und sehe sie vor mir wie sie den Kopf schüttelt.
Ich lege auf und lasse mein Handy in meinem Schoß liegen.

"Sie scheint sich echt Sorgen gemacht zu haben. Aber du wirst ihr ja nicht die Wahrheit sagen oder?", bemerkt Kai. "Wohl oder übel muss ich sie anlügen...Da hinten! Das hellgraue Haus!"
Kai fährt das Auto in die Einfahrt und schaltet den Motor aus.
"Melodie?", fragend sehe ich ihn an. Er sieht aus, als würde er mit sich selber kämpfen.

"Ich hatte echt Angst um dich, als du plötzlich im Club aufgetaucht bist. Als Ruan dich dann noch mit nehmen wollte...wenn Joven nicht mit der Waffe rumgefuchtelt hätte und...ich weiß nicht ob ich mich sonst beherrscht hätte..."

"Heyy.", beruhigend lege ich ihm meine Hand auf den Arm. "Du hattest keine Chance! Djemil hat mich festgehalten, alle waren bewaffnet. Und jetzt bin ich ja wieder in Sicherheit. Es ist alles wieder gut!" "Aber sie werden wieder kommen! Joven und Ruan werde nicht kampflos aufgeben! Jetzt wissen sie, dass du irgendwie zu uns gehörst. Aber ich werde da sein, und dich beschützen.", Kai sagt das mit so viel Überzeugung...

Er hebt seinen Kopf und sieht mir in die Augen. Plötzlich lehnt er sich vor und eh ich reagieren kann, treffen seine Lippen auf die meinen. Seine warme Hand legt sich auf meine Wange und zieht mich noch näher zu sich. Erschrocken reiße ich meine Augen auf.

Meine Hände drücken sich auf seinen Oberkörper und drücken ihn von mir weg. Mein Atem geht stoßweise und auch Kai bemerkt nun meinen gehetztes Gesicht. "Ich...ich es tut mir leid Melodie!", bringt er stotternd von sich. "Ich muss raus. Danke für's fahren.", ich drücke die Autotür auf und falle stolpernd nach draußen zur Haustür.

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1278 Wörter
Lied: Nek - Laura non c'e

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